Wünsche für das neue Jahr

Aus gegebenen Weihnachtsanlass melden wir uns nach einer kleinen Berichtspause über unser 15-monatiges-Motorradreise-Abenteuer von Nord-, Mittel- und Südamerika zurück. Wie wir aus Valparaiso in Chile zurück nach Aachen gekommen sind und wie das Einleben hier funktioniert, berichten wir dir natürlich noch, denn das ist ein eigenes Kapitel für sich und das Jahr mit dir als treuem Leser zu verbringen, war uns ein Vergnügen, das wir noch weiterzuführen gedenken.

Anhand der Schreibpause kannst du dir sicherlich denken, dass es für uns eine Umstellung ist, wieder in vertrauten Landen zu sein. Irgendwie erscheint alles bekannt und doch ganz anders. Was sich hingegen nicht verändert hat, sind die von mir heißgeliebten Weihnachtstraditionen. Und diese erstrahlen in einem noch leuchtenderen Licht. Doch höre selbst!

Weihnachtsfreuden von Tequila bis zu Bachs Weihnachtsoratorium

Letztes Jahr haben wir die Festtage mit einer mexikanischen Familie verbracht, die uns an einem entlegenen Strand traf und befand, dass wir die Feiertage mit ihnen verbringen sollten, wenn unsere eigenen Eltern und Geschwister schon so weit entfernt sind. Da saßen wir damals bei Grillparty mit Tacos und Tequila. Zurück in Deutschland weht uns dieses Jahr sehr zu meiner Freude seit September der Duft von Zimtsternen und Stollen um die Nase, der Tannenbaum steht seit zwei Wochen festlich geschmückt, überall funkelt es golden und glitzernd zwischen den ganzen Kerzen. Ach, herrlich!

Und dann kommt das Highlight: Bachs Weihnachtsoratorium!

Seit Ewigkeiten lädt der Overbacher Kammerchor ehemalige Sänger und Musiker ein, dieses Wunderwerk der Musik am vierten Advent zu zelebrieren. Und so freue ich mich auch dieses Jahr, wieder dabei zu sein. Zur Feier des Tages wird die daheim stehende Bach-Büste mit einer Lichterkette umwickelt, Maria (Andreas‘ Schwester und eine meiner liebsten Freundinnen) und ich stehen wie immer nebeneinander wie die Weihnachtsengel im Chor und jubilieren in den höchsten Tönen (ja, wirklich hoch, denn der Sopran geht bis zum A), der Chor schwelgt in den Läufen, das Orchester glänzt, die Solisten brillieren und das Publikum wird auf Weihnachten eingestimmt.

Bach thront bei uns daheim nebst Mönch und Tropenpflanze.

Und dann passiert es. Bei einer Arie mit Basso Continuo Begleitung vibriert auf einmal das Podest. Die tiefen Klänge bringen nicht nur das Holz in Schwingung, sondern den ganzen Körper – so als ob das, was hier verkündet wird jede Zelle erfüllen soll. Und das tut es.

Ganz klare Aufforderung: „Jauchzet, frohlocket!“

Die Musik und Texte finden ihren Weg vom Papier über die Musik direkt ins Herz. Und was mich so bewegt hat, davon möchte ich jetzt erzählen. Hör dir dazu das erste Chorstück aus dem Weihnachtsoratorium an, das allseits bekannte und beliebte „Jauchzet, frohlocket!“.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=xNj_QsC81_8&w=560&h=315]

Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!
Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,
lasst uns den Namen des Herrschers verehren!

Weihnachtsoratorium

Die Aufforderung ist ganz klar: Freue dich, jubiliere, sei voll von Fröhlichkeit. Höre auf zu hadern, zu meckern, zu schimpfen.

Und warum sollte ich das tun? Der eine Typ hat mir vorhin beim Einkaufen den Parkplatz weggeschnappt, puh, alles ist so anstrengend, es muss noch geputzt werden, es ist kalt, der Kollege nervt, trotz Weihnachtszeit gibt’s Uneinigkeit in der Familie, eine Erkältung ist auch im Anflug, außerdem war ich vorhin nicht so nett wie ich es hätte sein können, das muss doch besser gehen, geliebte Menschen sind nicht mehr da, Freunde sind ernstlich erkrankt.

Na, kommt dir irgendwas davon bekannt vor?

Das Gedankenkarussel rotiert und ganz schleichend liege ich mit mir, mit meinen Mitmenschen, der Welt im Allgemeinen im Klinsch. Die Gedanken sind wie vergiftet, ich fühle mich auch schon richtig mies. Und nun soll ich mich freuen? Wie absurd! Für Freude, ja gar Frohlocken ist doch überhaupt kein Platz. Und überhaupt, woran soll ich mich denn in meinem Jammertal erfreuen?

In der christlichen Tradition heißt es, dass Gott seinen Sohn in die Welt schickt, um diese zu erlösen und damit all das Zagen, die Verzweiflung, die Qual, die kein Ende zu nehmen scheinen, zu beenden. Einfach so, damit es uns Menschen gut geht.

Diesen Gedanken finde ich tröstlich. Stell dir vor, es gibt einen Lichtblick. Hoffnung. Egal, wie schlimm es gerade sein mag, wie auswegslos, wie verzweifelt. Ist das nicht ein Grund zur Freude?

Widerwillige Erkenntnis – „Das Geschenk“ von Tocotronic

Wer die frohe Botschaft lieber in weltlichen Worten vernehmen möchte, gäbe es noch etwas anderes im Angebot und zwar von meinen Jugendhelden Tocotronic. 

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=i7m8pVwJ8tc?start=200&w=560&h=315]

Man gab mir soeben das Geschenk meines Lebens.
Das Wissen von einem Ende der Nacht.
Ich war widerstrebend,
doch es blieb an mir kleben
als hätte es einer an mir festgemacht.

Tocotronic

Es erscheint mir, dass wir Menschen schlicht und ergreifend mehrmals in unterschiedlichen Sprachen, ja sogar mit Engelszungen redend daran erinnert werden müssen, dass es Trost, Freude, Hoffnung in unserem Leben gibt. Zumindest geht es mir so.

Das Licht am Ende des Tunnels

Diese musikalische Botschaft sinkt nach der Reise noch einmal ganz anders ein als all die Jahrzehnte zuvor und erfüllt mich nun wirklich mit Freude. Denn, auf der Reise habe ich außerhalb meiner Komfortzone oft genug erlebt, dass egal in was für einer furchtbaren und teilweise wirklich heiklen bis hin zu sogar fast lebensbedrohlichen Situation Andreas und ich uns befanden, mir immer klar war, dass es eine Lösung geben wird. Sozusagen leuchtete das Licht am Ende des Tunnels immer ganz kräftig und das hat Mut gemacht.

Doch hier im überschaubaren und vergleichsweise sicheren Alltag erlebe ich diese Gewissheit deutlich seltener, verzage deutlich schneller und brauche eben die Erinnerung an das, was ich noch vor Kurzem so präsent hatte.

Wünsche für das neue Jahr

Und so wünsche ich dir, mir und uns allen für das kommende neue Jahr Vertrauen und Zuversicht in herausfordernden Situationen. Worte, die uns Trost spenden. Musik, die das Herze wärmt. Jeden Tag einen Grund zu lachen. Freunde, die uns wieder auf die Spur bringen. Fröhlichkeit. Erfahrungen, die uns zeigen

Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

Oscar Wild über anonym zugesprochen bis hin zu einer indischen Weisheit

Felicitas

P.S.: Damit du so eine Idee hast, in welchen Situationen ich trotz der Umstände stets das Gefühl hatte, dass es einen guten Ausgang geben wird, auch wenn ich in dem Moment noch nicht wusste, wie das möglich sein sollte, hier eine kleine Auswahl:

  1. unsere Fahrt mit kaputter Fußraste zum Vulkan Telica in Nicaragua
  2. wie wir vom Wind in Mexiko von der Straße geweht wurden
  3. die kaputte Kupplung auf dem Salar de Uyuni
  4. unsere Passüberquerung im bolivianischen Winter.

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2 Gedanken zu „Wünsche für das neue Jahr

  1. Anonymous sagt:

    Euch lieben Weltenstromern herzlichen Dank für die wieder so großartigen Berichte – wie dabei gewesen -.

    Auch wenn ich alle Eure Beiträge und Mitteilungen gespeichert habe, wäre es wunderbar, diese evtl auch in gebundener o.ä. Form „zusammen“ in der Hand zu haben!?

    Ich freue mich sehr, daß Ihr hier beim Wieder- Einleben noch die Kraft habt und die Zeit, weiter zu berichten.

    Herzliche Grüße aus Berlin

    _____

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