Wir besuchen die Lavalandschaft Craters of the Moon. Um uns herum ist alles schwarz, kein saftiges Grün, kein Nix. Trampelpfade führen zu Höhlen, vorbei an eingesunkener, versteinerter Lavakruste. Keine Vogelstimmen in der Luft, alles wirkt irgendwie gedämpft.
Auf einem Lavaberg, auf dem sich ein einzelner Baum wacker gegen den tosenden Wind hält, können wir in die Weite sehen und gewinnen den Eindruck, in einem einzigen Schatten zu stehen. Farben sind erst wieder außerhalb eines Kilometer breiten Radius‘ erkennbar. Hinter uns türmen sich Berge, in denen sich ein Gewitter zusammenbraut.
In dieser Atmosphäre klettern wir in eine Höhle. Entgegen der Anweisung haben wir keine Taschenlampe oder andere Lichtquelle am Start. Ganz alleine stehen wir in der Dunkelheit, sehen kaum die Hand vor Augen und dabei sind wir erst kurz hinterm Eingang. Weiter hinten soll es Eiszapfen zu bestaunen geben. Doch wir kommen wir dahin? Der Boden ist voller Geröll und alles ist tiefschwarze Nacht. Wir bleiben stehen und lassen unsere Augen sich an unsere Umgebung anpassen. Langsam, ganz langsam erkennen wir Umrisse, die sich zuvor unserem Blickfeld entzogen haben. Nun sind wir für die nächsten Schritte bereit. Intuition und Schemen leiten uns immer weiter in das Dunkle hinein. Irgendwann stehen wir in der Höhle und sehen sogar die uns jetzt erst erscheinenden weißen Eiszapfen. Wir genießen die neue Perspektive.
Als wir dann zurück zum Licht gehen, ist es erstaunlich einfach. Der Weg, der zuvor mehr tastend bewältigt wurde, liegt auf einmal klar und hell vor uns.
Die Begegnung, die wir mit der Dunkelheit physisch erlebt haben, wirkt emotional und mental weiter. Geht es uns allen nicht manchmal so, dass wir Seiten in uns tragen, die wir uns nicht gerne ansehen wollen oder die sich unserem Sichtfeld entziehen, um im Verborgenen zu bleiben? Wenn wir ihnen jedoch Zeit und Aufmerksamkeit schenken, offenbaren sie sich uns nach und nach. Auch wenn dieser Prozess häufig schmerzhaft ist, lohnt er sich. So erkennen wir oft, dass sich hinter dem ursprünglich gedachten Problem, einer unangenehmen Emotion oder Situation etwas ganz anderes verbirgt, als wir im ersten Moment annehmen. Wenn wir diesen Kern gefunden haben und liebevoll annehmen, mit Licht erfüllen, stellen wir fest, dass der Pudels Kern gar nicht schlimm ist, sondern eine Erfahrung, die wir gemacht haben und wir sind von dem Schmerz befreit. Was uns zuvor wie eine nimmer endend Nachtwanderung oder Marter erschien, kommt uns jetzt wie ein Abenteuer vor, aus dem wir sogar einen Schatz mitbringen. Es macht Lust auf mehr und ist spannend. Also unabhängig davon, wie turbulent der Alltag, Konflikte, Krisen sich darstellen, die Reise ins Innere lohnt sich. Denn eigentlich zeigen uns solche Situationen nur auf, dass es etwas Neues für uns zu entdecken gibt und die Zeit dafür reif ist bzw. wir es jetzt sind, uns damit auseinanderzusetzen.
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Sehr schön geschrieben, Felicitas. 🙂
Mille Grazie!