Spiritual Coaches & Ayahuasca Retreat im Cusco Healing Tree Center

„Kind, nimm keine Drogen!“ In dieser pädagogischen Linie waren sich meine Eltern ziemlich einig. Bewusstseinserweiternde Mittel einwerfen? Bloß nicht! Das macht was mit deinem Gehirn und deiner Wahrnehmung! Und am Ende bleibst du in so einem Zustand der geistigen Umnachtung. Du lebst in einer völlig anderen Realität. Dein Leben geht bergab und überhaupt ist alles vorbei. Na ja, letzteres stand unausgesprochen irgendwie im Raum.

Doch irgendwie übt die Möglichkeit, das Bewusstsein zu erweitern und so das Leben auf unterschiedlichen Ebenen wahrzunehmen, einen ziemlichen Reiz aus. So habe ich festgestellt, dass es verschiedene Dinge in meinem Leben gibt, die ganz ohne chemische oder pflanzliche Mittel einiges mit meiner Wahrnehmung anstellen, Bewusstsein erweitern und eine veränderte Lebensrealität erzeugen – und nebenbei zusätzlich noch Freude bringen:

  • Meditation – bringt schöpferische Kraft
  • bewusstes Atmen – entspannt
  • Licht – hellt die Laune auf
  • Geschichten – erweitern das Bewusstsein
  • Gefühle – färben Erlebtes, bringen Höhenflüge oder lähmen
  • Musik – beeinflusst die Stimmung
  • Bilder – erwecken Emotionen vom Lachen bis zum Weinen
  • Natur – verändert die Selbstwahrnehmung
  • Schönheit – schafft Ehrfurcht und Staunen
  • Reisen – vermeintliche Risiken werden geringer bewertet
  • inspirierender Austausch – beeinflusst die Weltanschauung
  • Coaching – verändert die Persönlichkeit nachhaltig
  • Düfte – beruhigen, putschen auf, verführen
  • Delikatessen – entführen in eine andere Welt

Und weil sich diese Erlebnisse gut mit Reisen verbinden lassen, steht unser Abenteuer seit Beginn unter dem Stern, Welten zu erkunden – materielle, emotionale, spirituelle und unser Bewusstsein zu erweitern. Daher rührt übrigens u.a. unser Name Weltenstromer.

Zeremonien im Healing Tree Center

Folgerichtig suchen wir in Peru nach einem geeigneten Ort, weitere Erfahrung in Sachen Bewusstseinserweiterung und Auseinandersetzung mit uns selbst zu sammeln. Schnell werden wir fündig und sind uns einig, dass das Healing Tree Center für uns die richtige Anlaufstelle ist.

Italo, Juanita und ihr Team haben ein kleines Zentrum in den Bergen Cuscos aufgebaut. Die Nachbarschaft besteht aus Schafen, Lamas und Eseln, die in herrlicher Landschaft beim Grasen von Hirten beaufsichtigt werden. Internet gibt es nicht oder nur manchmal, wenn der Wind gut steht. Die perfekte Umgebung also zur Selbstfindung.

Cusco, Fuji XT20, Lama, Peru_DSCF1107_1180

Unser haariger Nachbar.

Das Healing Tree Center hat es sich zur Bestimmung gemacht, Suchenden mit San Pedro und Ayauhasca Zeremonien Hilfestellung bei der Heilung von Vergangenheit, Traumabewältigung bis hin zur Visionsfindung für die Zukunft zu geben.

Wir beginnen mit dem als sanften Einstieg in die spirituelle Welt und Andenschamanismus bekannten San Pedro Kaktus. Ziel ist es, einen Tag im Einklang mit der Natur zu erleben und die Verbindung von Erde und Kosmos im Körper bewusst zu spüren. Wie es uns dabei ergangen ist, kannst du hier lesen.

Nach dem Retreat ist uns irgendwie klar, dass es noch nicht alles gewesen sein kann und zu einem vollständigen Erlebnis des peruanischen Schamanisus‘ die Begegnung mit der Mutter aller Pflanzen, der Doctorcita und visionsbringenden Ayahuasca gehört.

Vorbereitung auf die Ayahuasca Zeremonie

Die Pflanze aller Pflanzen wächst im Urwald und ist mehrere tausende von Jahren alt. Man sagt ihr ein eigenes Bewusstsein und in der traditionellen Medizin verabreicht eine tiefgreifende Heilung und Reinigung sogar von karmischen Verbindungen nach. Klar, dass wir neugierig sind. Bewusst setzen wir uns mit diesen Themen seit einigen Jahren durch dem Baum des Lebens nach Arkadij Petrov auseinander. Jetzt wollen wir wissen, wie dies die Super-Pflanze unterbewusst mit uns anstellt.

Vor der Zeremonie lernen wir den Shipibo Schamanen Maestro Lucio Mahua Ahuanari kennen. Obwohl er erst 25 Jahre alt ist, besitzt er bereits 14 Jahre Erfahrung mit Ayahuasca Zeremonin. Das liegt daran, dass er in eine Familie geboren wurde, die komplett aus Schamanen besteht. Er wird den Raum energetisch vorbereiten, die Medizin segnen und die traditionellen Heilungsgesänge, die Icaros, singen und unsere Visionsreise begleiten. Das übersetzt uns Juanita, die für uns während der Zeremonie da sein wird.

Hier kannst du ein Icaro hören, gesungen von Maestro Lucios Eltern: Maestro Benjamin und Maestra Antonia Mauyi 

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=tUx_Qgp2Sag?rel=0&w=560&h=315]

Fürderhin besprechen wir im Zuge der Vorbereitung die sogenannte Vomitting-Position (ich finde, das klingt deutlich besser als Kotzstellung). Diese ist übrigens ganz entspannt im Vierfüßlerstand, weil das die Zielsicherheit erhöht und den Prozess als solchen vereinfacht da beschleunigt. Das Vorabbesprechen der besagten Körperhaltung ist essentiell, da wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit später benebelt sein werden und dann genau wissen sollten, was zu tun ist, und zum anderen eine tiefgreifende Reinigung erleben werden. Und da lautet das Motto eindeutig „Alles muss raus!“ und zwar in den bereitgestellten Eimer.

Und dann gibt es noch einen weiteren, essentiellen Aspekt: die sechs Grundpfeiler. Diese sollen wir verinnerlichen, um gut durch die Zeremonie zu gelangen. Schließlich wissen wir nicht, wie unsere Erfahrung aussehen wird. Reisen zu entlegenen Planeten, Zukunftsvisionen, gefräßige Schlangen, Schmerzen alter Inkarnationen, Emotionen. Alles ist möglich. Da brauchen wir einen verlässlichen Halt.

  1. Courage (Mut): Mut, um durch alles durchzugehen, was wir erleben werden.
  2. Faith (Glauben): Glaube in die Medizin, dass sie das richtige zeigen wird.
  3. Confidence (Vertrauen): Vertrauen in die Medizin, den Schamanen, die Helfer und uns selbst.
  4. Respect (Respekt): Respekt vor der Medizin, d.h., wir folgen ihrer Führung und sagen nicht „Nö, ich will aber nicht“.
  5. Humility (Demut): in Demut und Dankbarkeit nehmen wir das Gezeigte, Gefühlte, Erlebte als Geschenk an.
  6. Control (Steuerung): Steuerung im Sinne von eigener Zentrierung und Fokussierung.

Als meine persönliche Vorbereitung für die nächtliche Zeremonie meditiere ich und sortiere meine Anliegen, denn es soll sogar möglich sein, mit Ayahuasca zu kommunizieren. Nun schreibe ich also mehrere Seiten Themen nieder, die ich gerne bearbeiten und auflösen möchte. Es steht fest, das Tagebuch muss in die Zeremonie mit – schließlich soll ja alles, was darin steht, harmonisiert werden. Ob das vielleicht etwas ambitioniert für sechs Stunden ist?

Die Zeremonie

Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich nervös, als ich mich in so ziemlich alle Kleidungsstücke hülle, die ich mit habe. Ein Hoch auf das flauschige Merino-Schaf, aus dem meine Sachen sind.

Wir treffen in der Halle ein und setzen uns auf unsere Lager für die Nacht. Maestro Lucio singt in seiner Muttersprache, betet und schon geht es los. Glücklicherweise brauche ich nur ein gutes Viertelglas der Medizin zu trinken (im Gegensatz zu Andreas, der mit drei vollen Bechern während der gesamten Nacht beglückt wird – ich habe keine Ahnung, wie er das geschafft hat). Wer schon einmal Aronia-Saft und super starken Espresso gemischt getrunken hat, der bekommt in etwa eine Vorstellung sowohl von Farbe, Konsistenz als auch Geschmack der Medizin (bisher hab ich besagte Getränke nur in Einzelteilen genossen, ich nehme aber an, dass die Kombination Ayahuasca-Aroma hervorbringt).

Dann geht das Licht aus. Und es passiert: Nüscht. Ich verlege mich aufs Atmen und darauf, keine Erwartungen haben. Irgendwann fragt mich Juanita, ob ich denn was sähe oder mir schwindelig sei. Ich sag mal nein, doch so ganz locker geht mir das nicht mehr von der Zunge. Und dann fängt Lucio plötzlich an zu singen. Und ein Schalter wird umgelegt. Himmel, so etwas habe ich weder zuvor erlebt noch mir die Zeremonie so vorgestellt.

Was ich sehe? Bunte Mandalas! In den wildesten Farben. Hui. Und die drehen sich so schnell. Dann stoppt der Gesang für eine Weile und ich dämmere wieder vor mich hin und friere. Mittlerweile gehen vor meinem geistigen Auge wüsteste Bilder vorbei und ineinander über. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich mein Hirn so was fließend und pausenlos ausdenken kann. Dann zückt Maestro Lucio meinen Endgegner, eine Flöte, die ein Mundstück besitzt, aber zwei Röhren. Das Ende vom Lied sind zwei Töne, die in meinem Ohr nicht unbedingt harmonisch klingen und das Kopfkino in ungeahnt schaurige Bahnen lenkt.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Flöte, Healing Tree Center, Lucio, Peru, Shaman_DSCF1082_1180

Maestro Lucio spielt meinen persönlichen Endgegener: die Doppelflöte.

Und nun wird mir mulmig und ich bekomme echt Angst. Bei San Pedro habe ich ja schon gelernt, dass die Nacht zur Ewigkeit wird, wenn ich nicht tief atme und mich komplett in die Erfahrung fallenlasse. Wer gegen die Medizin so wie offenbar ich kämpft, verlängert seine Leidensgeschichte drastisch (Zum Vergleich: Üblicherweise dauert eine San Pedro Zeremonie sechs Stunden. Ich war 14 in einem ziemlich unangenehmen Zustand zu Gange.) Auf so eine Erfahrung bin ich nun wirklich nicht noch einmal scharf, zumal mir jetzt kalt und schwindelig ist und mein Kopfkino echt abgefahren weiterdreht.

Mist, und jetzt? Das ganze wächst sich gerade zu einem Horrtrip aus und ich denke noch, hätte ich mal auf meine Eltern gehört. Von wegen bewusstseinserweiternde Mittel und so.

Doch dann taucht meine Rettung auf in Form von Juanita. Sie kniet sich sanft an mein Kopfende und sagt schlicht und ergreifend „Remember your courage!“. Das klingt irgendwas zwischen banal und einfach, doch wenn du das Gefühl hast, eine Nacht lang voller Panik vor dir zu haben und du am ganzen Körper anfängst zu zittern, wird es etwas herausfordernd. Doch genau diese Worte sind es, die mich wieder zu mir und fort von der aufkeimenden Panik führen. Ich stürze mich also wagemutig in die Woge aus Visionen und schmerzhaften Gefühlen und murmele Ayahuasca zu, sie möge doch bitte „gentle“ mit mir sein.

Das hilft.

Dann fühle ich mich irgendwann umgeben von Schlangen, Leoparden, Adlern. Ich bin im Urwald. Eine Schlange verschlingt zwischendurch sogar meinen Kopf. Elchgeweihe fliegen durch die Gegend. Die Farben bleiben spektakulär bunt. Ui.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Healing Tree Center, Marakas, Peru, Schamane_DSCF1096_1180

Die Icaros werden tradtionell von Maracas begleitet.

Maestro Lucio singt gnädigerweise wieder und lässt von dieser grässlichen Flöte ab – und das ist echt schön. Doch leider währt dieses Glück nicht für lange, denn erneut wird das Blasinstrument gezückt. Das bringt mich schlagartig in die Vomitting-Position und einen ordentlichen Schwall in den gut platzierten Eimer. Bäh. Ich überlege noch, ob mir es jetzt peinlich sein sollte, vor gleich vier Personen mein Inneres nach außen zu kehren oder ob ich mit der Geräuschkulisse die beiden anderen Zereremonieteilnehmer Andreas und Irina störe, doch für ernsthafte Skrupel diesbezüglich ist mir einfach zu schlecht. Erstaunlich eigentlich, dass sogar in Situationen der Not, sich einstudierte Muster einschalten und das in diesem Moment richtige Verhalten zu unterdrücken versuchen. Irgendwann habe ich offenbar einstudiert, dass man sich besser bei Übelkeit zurückzieht und auf keinen Fall sich vor anderen erleichtert, weil das nicht schicklich ist.

Glücklicherweise ist Juanita wieder an meiner Seite, um mir auch durch diese Phase der Ayahuasca-Zeremonie zu helfen. Das Besondere dabei ist für mich, dass sie mit ihrer vollen Aufmerksamkeit neben mir kniet, Wasser reicht, aufmunternde Worte bereithält. Diese volle Konzentration und Anteilnahme ohne zu bemitleiden ist wohltuend. Ich glaube, gerade in den heilenden und helfenden Berufen ist es eine Herausforderung, empathischen den Patienten zu unterstützen ohne sich selbst persönlich darin zu verlieren.

Diese Erfahrung ist im späteren Verlauf hilfreich als plötzlich die Kübel in den zwei Nachbarlagern in Anspruch genommen werden. Es erfordert eine enorme Konzentration, in meinem eigenen anstrengenden Prozess zu bleiben und mich nicht von den Geräuschen um mich herum davon ablenken zu lassen. Gar nicht so einfach, weil mir jetzt schlecht zu werden beginnt. Nicht unbedingt weil mir so übel ist, sondern weil ich mich automatisch mit den Gefühlen der anderen verbinde. Dieser Effekt wird um so stärker, als ich Andreas höre. Gleichzeitig ist mir auch bewusst, dass ich weder meinem geliebten Mann noch Irina in meinem Zustand beistehen kann (dafür ist Juanita da), noch dass es meine Aufgabe ist. Diese besteht einzig und allein darin, durch meine Nacht zu gehen.

Erst nach der Reinigung erlebe ich die eigentliche Freude an Ayahuasca: Mit neuem Mut, Vertrauen und dem Glauben daran, dass alles gut wird, geht es ans Eingemachte. Madrecito geht tatsächlich jeden einzelnen niedergeschriebenen Glaubenssatz aus meinem Tagebuch mit mir durch und ich kann sie so auflösen und gegen schöne, freudvolle, leuchtende austauschte. Die Sätze höre ich und sehe sie geschrieben vor mir.

Wow! Das ist echt der Hammer. Doch leider kann ich mich heute an keinen Wortlaut mehr erinnern. Und trotzdem weiß ich, das es passiert ist.

Abschiedsfoto, Andreas, Cusco, Felicitas, Healing Tree Center, Peru, Shaman_DSCF1072_1180

Das sind wir, glücklich und inspiriert am Morgen nach der Ayahuasca-Zerermonie: Wir, Chico Rico, Juanita, Maestro Lucio, Irina und Maestro Julio.

Die Moral von der Geschicht‘

Die Ayahuasca Zeremonie hat mir gezeigt, dass mit Mut, Vertrauen und Fokussierung Herausforderungen, auch die dunkelsten Nächte, gemeistert werden können – egal wie lang diese zu werden gedenken. Fokus heißt in diesem Zusammenhang zentriert sein, sich mit der eigenen Atmung, dem Herzen, Geiste und der Seele zu verbinden.

Und wenn man Angst hat – kein Problem. Denn, nur wer überhaupt Angst zu empfinden vermag, kann mutig sein und über sich hinauswachsen. Manchmal besteht der Mut darin, sich in die Herausforderung hineinfallen zu lassen und ihr mit offenen Armen zu begegnen.

Das hilft auch dabei, Erlebnisse als Erfahrungen wahrzunehmen und nicht als gut oder schlecht zu bewerten.

Eine weitere Erfahrung aus dieser Zeremonie ist, dass man manchmal alleine durch seinen Prozess gehen muss – und das auch, wenn der eigene Partner im Raum ist und eine spektakuläre, herausfordernde oder intensive Zeit hat. Es hilft nämlich keinem weiter, wenn man mit dem anderen mitleidet oder aus seiner Arbeit aussteigt und eine halsbrecherische, vermeintliche Rettungsaktion startet.

Im Gegenteil, sobald man seine Hilfe jemandem anbietet, sollte das aus voller Kraft, mit der gesamten Aufmerksamkeit und ohne emotionale Verquickung geschehen.

Auch wenn wir auf Hilfestellung von außen treffen, liegt letztendlich der Schlüssel in uns selbst, denn andere können uns zwar in Zeiten der Not stützen, doch nicht durch sie hindurchtragen oder für uns übernehmen.

Spiritual Coaches

Für uns beide waren die schamanischen Zeremonien bewegende Erfahrungen, in denen wir viel über uns selbst gelernt haben. Gleichzeitig hat es wie ein spiritueller Shortcut gewirkt, denn unsere Meditationen und Visualisierungen laufen jetzt viel einfacher.

Das macht uns neugierig auf mehr und wir beginnen eine Kooperation mit dem Healing Tree Center als Spiritual Coaches. In Deutschland arbeiten und meditieren wir seit nunmehr sieben Jahren mit dem Baum des Lebens nach Arkadij Petrov und seit einiger Zeit unterrichten wir Basiskurse für den Einstieg. Unser Wissen bringen wir jetzt hier im Center ein. Wir stellen nämlich fest, dass die Patienten in ihren Zeremonien mit der Pflanzenmedizin Visionen, intensive emotionale oder körperliche Erfahrungen machen, doch dann nicht wissen, wie sie diese integrieren oder wie sie mit den gewonnenen Erkenntnissen fortfahren sollen. Und hier beginnt unser Coaching. Mit den Visualisierungs- und Meditationstechniken aus dem Baum des Lebens gehen wir individuell auf die Anliegen und Bedürfnisse der Patienten ein. Das, was in den Zeremonien unterbewusst geschehen ist, bearbeiten wir jetzt bewusst in Einzelcoachings und bieten zur Wissensvermittlung Basiskurse an.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Esel, Fuji XT20, Haus, Healing Tree Center, Inkaruinen, Landschaft, San Pedro Retreat, Wolken_DSCF1099_1180

Hier, inmitten dieser Berge, coachen und unterrichten wir. Herrlich!

Die Patienten haben durch ihre Ayahuasca-Zeremonien bereits ein geöffnetes Bewusstsein und können sich so leicht und intuitiv auf Visualisierungen und Energiearbeit einstellen. In Deutschland brauchen wir, bis es dazu kommt, meistens ein bisschen mehr Zeit, da die wohlstrukturierten deutschen Gehirne vorerst überzeugt werden wollen.

Ein weiterer Aspekt unserer Tätigkeit hier ist eine Lichtmeditation in Anlehnung an den Baum des Lebens direkt vor den Ayahuasca-Zeremonien. Das ist nebst Coaching ebenfalls ein Novum für das Healing Tree Center. Viele Patienten sind nervös, aufgeregt oder haben Angst vor der Einnahme der Medizin, was leicht zu einer äußerst unangenehmen Erfahrung und zu Kontrollverlust während der Zeremonie führen kann. Darum ist es wichtig, sich zuvor zu zentrieren und mit positiven Emotionen zu verbinden. So haben wir speziell auf die nächtliche Zeremonie abgestimmt eine Meditation entwickelt. Andreas spielt die Ukulele und ich leite die Patienten an, Licht durch ihren Körper zu senden, sich selbst zu spüren und mit sich zu verbinden. Nach der Meditation sind sie zentriert, erfüllt von goldenem Licht, Liebe und mit ihrer Atmung im Kontakt.

Nun neigt sich unser Aufenthalt in Cusco und Peru dem Ende entgegen. Über die erkenntnisreiche Zeit hier freuen wir uns ebenso wie darauf, die gewonnenen Erfahrungen mit nach Deutschland zu bringen.

Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

San Pedro Retreat im Cusco Healing Tree Center

Für uns war ein wichtiger Grund, um Südamerika zu bereisen, dass vor einigen Jahren die Erdkundalini Energie von Tibet nach Peru gewandert ist (Buchempfehlung: Schlange des Lichts von Drunvalo Melchizedek). Was also noch für unsere Eltern das spirituelle Highlight des Himalaya Gebirges war, ist heute auf dem Südamerikanischen Kontinent zu finden. Während die Energie des letzten Zyklus‘ eher männlich geprägt war, ändert sie sich mit der Wanderung in die Anden und das Amazonasgebiet in eine weibliche Qualität. Was für die Tibeter noch die Meditation auf der Krone der Welt war, ist für die südamerikanische Schamanen die Verbindung mit Mutter Erde und die Arbeit mit der Heilkraft der Pflanzen des Dschungels und der Anden, um das Herz und das Bewusstsein der Menschen für die Schöpfung und die Liebe zu öffnen.

Die in Peru praktizierten Rituale und Zeremonien sind teilweise mehrere tausend Jahre alt. Nach unserem ersten Kontakt mit dem Inkareich auf dem Machu Picchu sind wir sehr gespannt, die Bekanntschaft mit dem Schamenen Toribio aus der Q’ero Comunity zu machen, die in der Nähe des heiligen Berges Apu Ausangate liegt. Die Q’ero Community ist selbst heute noch nur über einen mühsamen Fußmarsch zu erreichen, so abgeschieden liegt sie in den Bergen. Dadurch hat sie fast unberührt die Kolonialzeit und alle weiteren Revolutionen überdauert und ihr reiches Wissen der Ureinwohner über die heilende Kraft der Natur bis heute erhalten.

Anfahrt zum Cusco Healing Tree Center

Zum Glück brauchen wir uns heute nicht mit dem Maultier auf ins Gebirge zu machen. Denn zusammen mit mehreren anderen Schamanen aus dem Andenland und dem Amazonasgebiet arbeitet Toribo im Healing Tree Center eine halbe Stunde nördlich von Cusco. Ganz so einfach stellt sich die Anreise für uns dann allerdings doch nicht dar, da uns das GPS zielsicher in die Pampa lotst. Was auf der Karte wie eine ganz normale Straße aussieht, ist zunächst eine Piste, dann ein Fußpfad für Lamas und Schafe, vorbei an bunt gekleideten und verwundert dreinschauenden einheimischen Bauern. Beherzt ackern wir uns mit den Motorrädern voran, schließlich wissen wir, dass das Healing Tree Center inmitten der grünen Hügel, wilden Felsen und verstreuten Inkaruinen liegt. Kurz darauf endet aber auch der Trampelpfad und es geht querfeldein über Stock und Stein weiter. Das Terrain wird zunehmend schwieriger und wir müssen unsere V-Stroms zu zweit und nacheinander durch die Passagen manövrieren. Dann der Gau: Nach einem Sturz springt mein Motor nicht mehr an. Aufgrund erfolgloser Fehlersuche teilen wir uns auf. Felicitas bleibt bei meinem Motorrad und ich fahre mit ihrer Maschine weiter zum Zentrum.

Andreas, Continental, Cusco, Healing Tree Center, offroad, Peru, Sena 10c, Shoei, TKC70, Touratech, V-Strom_DSCF0960_1180.jpg

Das wars: so ziemlich der ungünstigste Ort um mit Starterschaden liegenzubleiben.

Mittlerweile wird es dunkel, was die Routenfindung zwischen Gestrüpp, Felsen und Abhängen nicht einfacher macht. Zwischendurch laufe ich zu Fuß ein Stück vor, um das Gelände zu erkunden, lasse die V-Strom dann aber doch rund fünfhundert Meter vor dem Ziel an einem Hang liegen und stolpere den Rest durch die Nacht in Richtung der erleuchteten Fenster.

Herzlicher Empfang im Healing Tree Center

Mitarbeiterin Jenny empfängt mich herzlich am Healing Tree Center und ich bin erleichtert, dass wenigstens die Zielkoordinaten stimmen. Ungläubig schaut sie mich an, als ich erzähle, wo Felicitas und die Motorräder sind und schüttelt den Kopf. Eine Straße gibt es in dieser Richtung auf keinen Fall. Nur aus Richtung Cusco und die endet vor der Haustür. Da ist der digitale Fortschritt definitiv der Realität voraus.

Jenny telefoniert und wenige Minuten später ist ein Rettungsteam zusammengestellt, dass sich aus Cusco auf den Weg macht. Bis die anderen eintreffen, machen Jenny und ich uns mit Taschenlampen auf den Weg, um immerhin die gelbe V-Strom schon mal bis zum Center zu bringen. Jenny kennt sich hier aus und nur drei Stürze später ist das erste Motorrad wohlbehalten im Zentrum.

Mittlerweile sind Chef Italo und zwei weitere Männer eingetroffen und wir laufen mit GPS, Decken und Tee bewaffnet durch die Nacht zu Felicitas. Das Höhentraining auf dem Machu Picchu zahlt sich aus und so bin ich auch nur FAST völlig fertig, als wir bei Felicitas ankommen. Die hat sich wegen der eisigen Kälte unser Zelt aufgestellt.

Gemeinsam ziehen wir mein Motorrad mit Starterschaden aus der misslichen Passage und wenden es mit vereinten Kräften hangabwärts. Ich will versuchen, ob wir die Maschine wenigstens im dritten Gang anschieben können. Mit Stirnlampe am Helm rumple ich den Hang hinab, bis die nötige Geschwindigkeit erreicht ist. Kupplung kommen lassen und – tadaa, der Motor springt an, als wäre nichts gewesen! Jetzt bloß nicht abwürgen. Zum Glück zeichnet unser GPS die gefahrene Route auf, sodass wir wenigstens den selben Weg zurück ins letzte Dorf nehmen können, wo die Piste beginnt.

Als wir den Trampelpfad erreichen, läuft einer der Männer zurück, um das Auto zu holen. Er will die anderen in der Puebla abholen. Statt um fünf Uhr Nachmittags sitzen wir spät abends im Healing Tree Center bei einer heißen Hühnersuppe und feiern unser kleines Abenteuer.

Andreas, Cusco, Felicitas, Healing Tree Center, Italo, Peru_DSCF0965_1180.jpg

Glücklich am nächsten Morgen im Healing Tree Center mit Manager Italo

San Pedro Zeremonie (Wachuma)

Vor Reisebeginn hatten wir uns gar nicht genauer mit südamerikanischem Schamanismus auseinandergesetzt. Nordamerikanische Zeremonien wie z.B. Schwitzhütten hatten wir bereits in Belgien bei unseren Freunden Maja und Andreas im Institut für Schamanismus und Geomantie kennengelernt. Vor einigen Wochen begann ich also, mich mehr mit den Ritualen und Zeremonien der Inka zu befassen.

Eine der berühmtesten Erfahrungen, die man in Peru machen kann, ist wohl die San Pedro Zeremonie. Während des ein oder mehrtägigen Retreats wird unter schamanischer Anleitung und Supervision eine bittere Medizin getrunken, die aus einem einheimischen Kaktus der Anden gewonnen wird. Des Gebräu  öffnet zusammen mit den schamanischen Gesängen und Reinigungsritualen das Bewusstsein für eine erweiterte Wahrnehmung der Realität und verbindet den Teilnehmer mit der Liebe für Erde, Kosmos – und für sich selbst.

Wir haben bisher keine Erfahrung mit psychoaktiven Substanzen in unserem Leben gemacht. Getreu unserer Mütter „Kind, lass die Drogen sein!“ beschränken sich unsere Experimente auf den spärlichen Genuss alkoholischer Getränke. Davon werde ich aber hauptsächlich müde, sodass mich weitere Eskapaden bisher nicht interessiert haben.

Mich im Hinblick auf Heilung von Herz, Seele und Verstand dem Thema unter professioneller Leitung und jahrtausendealter Erfahrung und Tradition zu stellen, macht mich dann aber doch gespannt und neugierig. Schließlich werden die heutigen Inkas teilweise deutlich über hundert Jahre alt und verfügen weder über einen Arzt noch eine Apotheke in ihren Dörfern.

Volcanic Water Cleansing

Bevor das San Pedro Retreat allerdings beginnt, steht zunächst eine körperliche Grundreinigung mit Volcanic Water aus den Anden auf dem Programm. Ich muss 4,5 l der eklig salzigen Flüssigkeit in mich hineinschütten. Felicitas kommt besser weg, sie ist schon nach 3 l fertig. Danach verbringen wir ein paar Stunden auf dem Klo, bis die Sulfatlake unsere Innereien blitzeblank gespült hat. Italo erklärt uns, dass diese Entgiftung vor der Einnahme von Wachuma wichtig ist. So können unerwünschte Nebenwirkungen deutlich reduziert werden.

Ganz so schlimm, wie sich diese Prozedur anhört, ist sie dann aber zum Glück doch nicht. Kurz darauf dürfen wir schon wieder essen und erfreuen uns an dem köstlichen Mittagessen im Center.

San Pedro Retreat im Healing Tree Center

Am nächsten Morgen trifft Schamane Toribo ein und erklärt uns den Ablauf des Retreats. Mitarbeiterin Jenny übersetzt und wir beginnen den Tag mit einer Unification Zeremonie mit Coca Blättern, bei der um die Unterstützung des Kosmos, der Erde und der Ahnen gebetet wird.

Kurz darauf sind wir bereit, von der San Pedro Medizin zu kosten. Hier in Peru nimmt man den Begriff der „bitteren Medizin“ noch wörtlich. Wachuma ist eine unappetitliche, zähflüssige Substanz. Wir bemühen uns, die dargereichte Dosis in einem Zug zu trinken und schlucken und kauen den Becher mit leicht gequälten Gesichtszügen in uns hinein. Geschafft!

Jetzt dürfen wir erst einmal eine Stunde im Garten liegend die Sonne genießen bis die Wirkung sanft einsetzt. Dann packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf die Wanderung in die wunderschöne Natur. Mittlerweile ist die Wirkung des Kaktus nicht mehr zu leugnen. Wie pubertierende Teenager, die sich heimlich eine Schnapsflasche reingezogen haben, kichern und prusten wir durch die grünen Wiesen. Toribo deutet uns, dass wir uns zwischen Felsen an einem Wasserlauf niederlassen sollen.

Cusco, Healing Tree Center, Peru, San Pedro Retreat, Schamane, Wachuma_DSCF0985_1180

Schamane Toribo betet zu den Kräften der Natur

Ich liege im Gras und schaue in den Himmel. Wo die anderen sind, weiß ich nicht genau. Von unten vom Wasser höre ich Toribo auf seiner Flöte spielen. Die Musik trägt mich fort und ich verliere jegliches Raum- und Zeitgefühl. Ich fühle mich einfach nur glücklich und mit der Natur verbunden. Die Grenzen zwischen mir und dem Rasen verschwimmen merklich. Ich fühle mich eher als Teil der Erde und stelle mir vor, wie ich als erster Mensch vom Sonnenlicht erwärmt aus der Erde geschöpft werde. Ich verstehe nun vollständig, warum Sonne und Erde für die Naturvölker von so unglaublicher Wichtigkeit sind. Ich fühle einen Strom der Liebe zwischen Sonne und Erde durch mich fließen und bin ganz ergriffen von diesem Erlebnis.

Etwas torkelnd mache ich mich unbestimmte Zeit später auf den Weg zu den anderen am Wasser. Toribo flötet immer noch geheimnisvolle schamanische Melodien. Ich entledige mich meiner Kleider und klettere in den Bach. Ich hocke mich unter einen kleinen Wasserfall und verliere erneut jegliches Zeitgefühl. Als ich wieder zu mir komme, umarme ich gerade einen Felsen. Jenny steht am Ufer und bittet mich, doch endlich etwas anzuziehen. Die anderen Wanderer würden schon gucken…

Kuti Reinigungszeremonie

Zur Mittagszeit suchen wir uns ein schattiges Plätzchen. Dass ich zwischendurch immer wieder wegdrifte, macht mir etwas Sorgen und ich bitte Toribo, meine Hand zu halten. Das schenkt mir Vertrauen und erdet mich wieder. Jetzt steht die große Reinigungszeremonie an. Wie in der Einführung erklärt, bittet uns Jenny, noch einmal auf all das zu konzentrieren, was wir nicht mehr in unserem Leben haben wollen. Wir tun, wie uns geheißen und Toribo macht sich mit Tabak, Marakas, einer Condorfeder und diversen weiteren schamanischen Werkzeugen daran, unsere Energiekörper zu reinigen. Und dann ist es um mich geschehen.

Anden, Cusco, Flöte, Healing Tree Center, Peru, Schaman_DSCF1013_1180

Maestro Toribo in Tracht bei der Arbeit

Ich fühle mich plötzlich überhaupt nicht mehr gut, stattdessen kommen mir wie in einem Alptraum alle möglichen Emotionen, Ängste und Visionen hoch. Das kann Teil des Ausleitprozesses sein, wie ich am nächsten Tag erfahre. Jetzt ist das ganze jedoch erschreckend real. Felicitas scheint es auch nicht besser zu gehen, Jenny und der Schamane betreuen sie schon eine gefühlte Ewigkeit. In mir ringt mein Glaubenssatz „Ich schaffe das alleine, ich brauche keine Hilfe!“ mit den überschäumenden Ängsten. Dann geht mir wieder das Zeitgefühl verloren.

Wir machen uns auf den Rückweg. Felicitas wird immer noch von den beiden unterstützt und ich stapfe stoisch hinterdrein. Mir ist es ein Rätsel, wie hier nur so viel Müll in dieser wunderbaren Landschaft rumliegen kann. Einer kosmischen Eingebung folgend, mache ich mich daran, Plastikteile entlang des Pfades aufzusammeln. Jenny kommt mit dem Auto zurück und bittet mich, doch bitte mit Toribo und Felicitas Schritt zu halten. Wortlos nicke ich und reiche ihr den gesammelten Müll ins Auto. Kurz vor dem Center hole ich Felicitas wieder ein, die sich bei unserem Schamanen untergehakt hat.

Wie ich genau ins Bett gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Von schlimmer Angst geplagt wache ich auf. Immer noch kämpfe ich mit mir: “Nein ich brauche keine Hilfe. Es ist viel wichtiger, dass Felicitas versorgt ist.“ Die scheint allerdings unten zu sein, ich bin allein im Zimmer. Langsam dämmert mir in meinem Hirn, dass wohl Teil der Reinigung ist, die alten Glaubensmuster loszulassen. Es kostet mich große Überwindung, schließlich doch nach dem Schamanen zu rufen. Um auch wirklich etwas zu lernen, muss ich scheinbar sogar zehnmal rufen. Ob ich bei den ersten Versuchen überhaupt einen Ton über die Lippen gebracht habe, weiß ich nicht. Endlich erscheint Toribo mit seiner Condorfeder, hält meine Hand und betet. Ich döse wieder weg.

Im Halbschlaf erscheinen mir Visionen meiner Ahnen. Ich bitte sie, alle Verträge und Erwartungen von mir zu nehmen und sie verschwinden wieder.

Ich tapse die Treppe runter in die Küche. Felicitas sitzt da und sieht ziemlich fertig aus. Ich bitte auch sie, alle Verantwortung von mir zu nehmen. Müde nickt sie. Jenny hatte heute morgen in der Einführungsrunde wohl einen entscheidenden Satz gesagt: „Der wichtigste Mensch in unserem Leben sind wir selber.“ Das klang heute morgen noch sehr einfach.

Während ich hier sitze und die Reinigung über mich ergehen lasse, wird mir scheibchenweise klar, wie verstrickt wir doch alle sind. Wie wir uns um alle möglichen Menschen unter dem Deckmantel der Liebe kümmern und dabei überhaupt nicht richtig für uns selbst sorgen können. Heute am Fluss habe ich die bedingungslose Liebe der Schöpfung erlebt, wie ich Teil des Ganzen bin. Jetzt, wo meine Dämonen aus dem Keller kommen, merke ich aber deutlich, wo ich diese reine Form der Liebe gar nicht in mir habe. Ich sehe mich mit all meinen Verletzungen konfrontiert, wo ich Handelsbeziehungen der Liebe eingegangen bin. Und ich darf noch einmal durch alle Ängste gehen, die ich in meinem Leben unterdrückt habe, als ich keine bedingungslose Liebe als Menschenkind erfahren habe.

Nachts um drei hocken Felicitas und ich noch immer in der Küche und zählen unsere Finger. Das wackelige Gefühl fängt langsam an zu schwinden und unser Geist beginnt, die Grenzen unseres physischen Körpers wieder als eine doch ganz gute Form der Realität zu akzeptieren. Was für ein Tag. Wir zwingen uns noch etwas Suppe zu essen, um unseren Stoffwechsel in Gang zu bringen und schleppen uns mit einem heißen Tee ins Bett. Dass eine schamanische Reinigung mit ein bisschen Kaktus und Geflöte so reinhauen kann… Und morgen das Ganze nochmal! Ich werde auf jeden Fall eine kleinere Dosis nehmen.

Ein paar Tage später sitze ich in den grünen Hügeln über dem Healing Tree Center und sinne über das Erlebnis nach. Seit dem San Pedro Retreat bin ich sehr still und in mich gekehrt. Ich fühle mich zentrierter, weniger abgelenkt vom Außen. Das Gefühl der Anbindung an Erde und Kosmos ist immer noch da. Meine Ängste aus der Nacht sind verschwunden. Ich fühle den Strom der Liebe zwischen Himmel und Erde durch mich fließen, so wie ich ihn unten am Fluss gespürt habe. Wie das wohl wäre, wenn alle Menschen ihre Ängste überwunden haben werden und sich in der reinen Liebe befinden?

Andreas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Alles ist gut

Zu jeder guten Motorradweltreise gehört es, einmal irgendwo derartig im Schlamassel zu stecken, dass es aus eigener Kraft nicht möglich ist weiterzufahren und nur mit fremder Hilfe ein Vorwärtskommen sichergestellt ist. Das weiß jeder, der eine solche Himmelfahrt einmal angetreten ist aus eigener Erfahrung. Und natürlich machen wir zwei da auch keine Ausnahme – warum auch, wir wollen ja das ganz große Abenteuer erleben.

Seelisch und moralisch haben wir uns also schon vorab vorbereitet und darauf gesetzt, dass im Fall des Falles alles gut wird. Genau so wie in all den schönen Geschichten anderer Reisenden, oder so, wie wir es schon erlebt haben. Doch als es dann so weit ist, ist es kurzzeitig echt ganz schön mies und wir müssen uns schleunigst an unsere guten Vorsätze erinnern. Ja ja, Vertrauen ist schon so eine Sache, ne?!

Daheim haben wir einen guten Freund, Thomas, und der sagt uns immer, ja wirklich immer, dass alles gut ist. Egal, wie herausfordernd eine Situation auch gerade für uns sein mag. Er ist immer super gelassen und extrem entspannt, sich seiner Aussage gewiss. Alles ist gut. Wir zwei wollen das meistens nicht hören und Haare in der Suppe finden. Doch Thomas lässt sich von sowas natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Er bleibt dabei: Habt Vertrauen, alles ist gut.

Einfach von der Straße geweht

Unser Weg führt uns nach San Cristobal, einem wirklich wundervollen Ort, zu Liliana, unserer nächsten Gastgeberin (sie ist übrigens die Schwester von Rennprofi Nicolas, den wir unterwegs kennen gelernt haben). Also ein sehr erstrebenswertes Ziel, da sie uns fürderhin als begnadete Köchin angepriesen wurde.

Bei Reisestart am Morgen ist alles normal. Es weht ein zugiges Lüftchen, das nervt jetzt nur ein bisschen. Also tun wir das, was getan werden muss: Gegen das Gebläse lehnen, aufs Moped ducken und weiterfahren. Doch irgendwie will es nicht dabei bleiben. Der Wind pustet immer heftiger. Ich rufe sicherheitshalber die ersten Schutzheiligen an. Das hilft vorerst für die nächste Distanz. Doch dann kommt eine orkanartige Sturmböe – und weht mich einfach um. Glücklicherweise fuhr ich nur langsam. Und dennoch. Irgendwie gibt es Schöneres im Leben als von der Straße geweht zu werden. Auf der Haben-Seite: Es regnet wenigstens nicht.

Palmen, Sturm_DSCF7793_1180

Der Sturm versucht sogar die Palmen auf den Boden zu drücken.

Jetzt fluche ich erstmal fürchterlich, denn die Fußraste hat sich unangenehm in meine Wade gebohrt, und schicke gleichzeitig Stoßgebete gen Himmel. Hoffentlich gelangen die durch die Turbulenzen doch ans rechte Ziel. Hilfe naht auch schon prompt in Form von Andreas. Nur mit vereinten Kräften schaffen wir es, das Moped gegen den Wind, den Orkan, das Tosen, die unsichtbare Naturgewalt wieder aufzurichten. Jetzt legt sich das Treiben so richtig ins Zeug und ich kann das Moped noch nicht mal alleine gegen den Sturm halten. Andreas hat sein Moped vorausschauend in Windrichtung abgestellt. Also drehen wir mein Moped ebenfalls schleunigst, damit wir nicht noch alle drei die Böschung runtersegeln.

Wie gehts weiter? – Nerven liegen blank im Nirgendwo

Und dann tun wir das, was Paare in dieser Situation meistens sehr gerne tun: Wir brüllen uns ordentlich an. Zum Teil auch, weil wir uns anders einfach nicht hören würden. Aber auch, um Wut, Frust und Angst loszuwerden und irgendwie einen Konsens zu finden. Ganz im Sinne, wer lauter brüllt, hat mehr recht. Vor uns eine Straße ungewisser Länge durch einen wütenden Tornado. Hinter uns eine Tankstelle. Sonst nichts. Ach ja, und konträre Ansichten, wie wir weiterverfahren wollen, haben wir auch. Also eine optimale Ausgangslage für Produktivität und die Anwendung paarlich erprobter Problemlösestrategien.

Letztendlich entscheiden wir uns, die Option Tankstelle zu wählen und dort weiter zu überlegen. Glücklicherweise fährt Andreas mein Moped bis dahin zurück. Ist mir ein Rätsel, wie er auf der Straße bleibt, ich komme kaum zu Fuß ans Ziel. Im Windschatten der Tankstelle angekommen, heißt es erstmal die schlotternden Knie zu beruhigen und darauf zu vertrauen, dass sich hier das erhoffte Wunder einstellt.

Wo bleibt die Rettung?

Wir werden prompt begrüßt und zwar von einem Typen mit Maschinengewehr. Besteht die Rettung jetzt in einer vorzeitigen Erlösung irdischen Leids durch ihn? Teilweise. Er gibt erst mal darüber Auskunft, dass die Straße berüchtigt für die stürmischen Turbulenzen sei und das auch insbesondere für die nächsten hundert Kilometer. Käse. Und dann haben wir dieselbe Idee, dass es sehr, ja wirklich sehr großartig wäre, wenn uns einfach ein LKW, Transporter oder Camionetta – wie es hier heißt – mitnähme. Schließlich gehen die Geschichten anderer Reisenden auch immer so: Aus dem Nichts materialisiert sich einfach die Hilfe.

Bei uns ist das noch nicht ganz der Fall. Also erst mal tanken, wenn wir schon mal da sind. Der Tankwart gibt Streckentipps und Alternativrouten zum Besten. Ist das jetzt die Lösung? Einfach woanders langfahren? Dableiben geht jedenfalls nicht. So richtig behaglich erscheint mir das Ganze aber auch nicht. Immerhin müssen wir dann wieder raus aus dem Windschatten und wer da auf uns wartet, wissen wir ja schon. Und nun?

Dann, plötzlich, ein roter Kleintransporter taucht auf. Magisch zieht er unsere Blicke auf sich. Wir sind uns einig, der muss es sein! Unser Ausweg! Sicherheitshalber fragen wir unseren Maschinengewehrmann, der sich übrigens als Polizist ausgibt, ob er für uns eine Mitfahrt anfragt, da unser Spanisch in der Not nicht unbedingt besser wird. Klar, will er tun. Also, er stiefelt zum Fahrer. Nach einem kurzen Plausch mit einer 1,50 m langen Waffe in der Hand seines Gegenüber findet der Fahrer offenbar auch Gefallen an einer Rettungsaktion. Zufällig muss er nämlich in genau dieselbe Richtung wie wir und zufällig ist seine Ladefläche leer.

Mit vereinten Kräften Mopeds aufladen

Tja, und dann wird es interessant. Wir müssen jetzt nämlich irgendwie die Vehikel aufladen. Und das knapp einen Meter hoch. Anlauf nehmen und springen geht nicht. Ne Rampe gibt es auch nicht. Mittlerweile ist das gesamte Tankstellenpersonal mit unserer Weiterfahrt beschäftigt. Während der Camionetta rückwärts an eine kleine Erhöhung gefahren wird, schafft nämlich einer der Männer ein fettes Brett heran. Fertig ist die Auffahrt. Man muss nur noch hochbrettern. Klingt in der Theorie einfach, ist es in der Praxis auch. Jedenfalls sagt das Andreas immer so. Also getreu seines Mottos fällt ihm der Part zu, die 200-Kilo-Maschinen herumzumanövrieren und den schmalen Steg raufzufahren.

Die Herren der Tankstelle packen mit an und mit vereinten Kräften stehen nach einer halben Stunde zwei Mopeds und vier Koffer festgezurrt auf dem roten Transporter. Weiter geht die Reise.

Die Hilfe kommt von Herzen

Zu zweit quetschen wir uns dann auf den Beifahrersitz und sind erstaunt, wie mühelos der Transporter dem Sturm standhält. Neben uns fliegen fast die Palmen aus der Bodenverankerung. Auf den Mopeds hätten wir keine Chance gehabt. Was für ein Glück, dass wir im Auto sitzen!

Unser Fahrer Hilarion ist ein wahrer Glückstreffer. Er kennt die Strecke und den dazugehörigen Wind, da er hier täglich Mangos transportiert. Außerdem ist er Besitzer einer grandiosen Autoinneneinrichtung und eines USB-betriebenen Radios. Bei mexikanischer Volksmusik erholen wir uns also für die nächsten zwei Stunden. Passenderweise ist Hilarions Zielort der Zugang zu der von uns benötigten Autobahn.

Als wir uns überlegen, wie wir uns erkenntlich zeigen können und ob sich unser Helfer eine Prämie erhofft hat und wenn ja wie hoch, sagt Hilarion, dass seine Unterstützung von Herzen – de corazon – kam. Er freut sich einfach, dass es uns gut geht. Das angebotene Geld lehnt er ab.

Kleiner Stunt zum Mopedabladen

Nun kommt irgendwie doch das Thema auf, wie wir die Mopeds wieder abladen. Und auch hier fügt sich wieder alles famos. Wir steuern auf eine Bauruine zu, die Wunder o Wunder, genau auf der Abladehöhe des Transporters liegt. Hilarion verabschiedet sich mit Handschlag und wir sind wieder auf uns gestellt.

An dieser Stelle möchte ich sagen, dass es neben all den wirklich schönen Gründen mit Andreas zusammenzufahren ein wahres Glück ist, dass der Mann schon von Kindesbeinen an auf Zweirädern unterwegs ist und auf Geländefahrten steht. Er baut sich, ganz der Ingenieur, aus herumliegendem Schutt eine Steintreppe, die von der Empore herabführt. Weil er seine Abfahrt von oben nicht sehen kann, markiert er diese mit zwei „Torsteinchen“, sodass er auch an der richtigen Stelle über die Mauer fährt. Dann bringt sich Andreas locker in Position, visiert sein Ziel an – und fährt da mal eben eine wackelige Zielgelkonstruktion runter. Ziemlich cool. Das ist sogar so cool, dass er gleich beide Mopeds auf sicheres Gelände bringt.

Letzte Hürden

Nachdem wir wieder auf der Straße sind, stellen wir fest, dass in einer Stunde die Sonne untergeht. Und es sind noch mindestens drei zu fahren. Also rangehalten. Wir brettern, was das Zeug hält. Die Landschaft nehmen wir kaum wahr, teilweise, weil wir uns so beeilen, es immer dunkler wird und teilweise, weil unser alter bekannter Freund Supersturm wieder am Start ist. Diesmal mit dicken Regenwolken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir aber doch endlich im Stockdunkeln und durchgefroren bei Liliana an. Obwohl wir uns zum ersten Mal sehen, nimmt sie uns herzlich in Empfang wie alte Bekannte und lecker Essen gibt es auch. Wir sind fix und fertig und gleichzeitig sehr dankbar für all die Hilfe und auch dafür, noch am Leben zu sein.

Ende gut, alles gut

Heute haben wir wahrlich eine eindrucksvolle Lektion in Sachen Alles ist gut und Hab Vertrauen gelernt. Sich gewiss zu sein, dass die richtige Hilfe genau dann erscheint, wenn wir sie brauchen, dass wildfremde Menschen mitanpacken und einfach da sind. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, Hürden zu meistern, es zu schaffen.

Als Resumé unseres Abenteuer-Tages denken wir also an Thomas und seine Worte. Auch wenn wir zwischendurch ehrlich gesagt unsere Zweifel haben, die Grundgewissheit bleibt trotzdem immer irgendwo im Hinterkopf: Irgendwie wird es eine Lösung geben. So gesehen, war sogar das Vom-Moped-geweht-Werden im Nirgendwo gut. Denn sonst hätten wir nicht an eben dieser Tankstelle haltgemacht und unseren Rettungsfahrer Hilarion getroffen.

Also Thomas, wir sehen es ja ein: Alles ist gut!

Felicitas

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=soZGQW9hnMQ?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Auf der Suche nach der Wahrheit

In Mexiko haben wir Gelegenheit, viele Kirchen aus der Spanischen Kolonialzeit zu besichtigen. Glaube und Religion genießen neben Familie und Freundschaft einen hohen Stellenwert in der mexikanischen Kultur. Als katholische Rheinländer staunen wir nicht schlecht, in den größeren Städten wie Puebla und Oaxaka an jeder zweiten Straßenecke ein imposantes Gotteshaus zu sehen, dass an Opulenz, Orgelwerk und Ornamenten viele deutsche Kirchen in den Schatten stellt. Wenn das die Kölner wüssten…

Insbesondere haben es uns die Statuen angetan, die hier eine bemerkenswerte Ausstrahlung haben, die wir so andernorts noch nicht erlebt haben. Während man in deutschen katholischen Kirchen vornehmlich einen gekreuzigten Christus über dem Altar und diverse Heiligenfiguren vorfindet, gibt es hier in Mexiko auch Statuen des Leichnams im Sarg und des auferstandenen Christus‘.

Bei der Darstellung des Toten gingen die Künstler für unsere Verhältnisse wenig zimperlich zu Werk. Blutüberströmt liegt Er lebensgroß mit aufgeschlagenen Knien, zerfetztem Fleisch und entstellten Gesichtszügen in einem Sarg. Niemand da, der um ihn trauert. Niemand da, der den Leichnam wäscht und salbt. Niemand da, der ihm die verdrehten Augen schließt.


Was ist das für ein Mensch, dieser Jesus von Nazareth, der die Welt seit 2000 Jahren auf den Kopf stellt?

Während ich allein mit dem Toten in einer kleinen Seitenkapelle der Kathedrale von Puebla sitze und über Sein Lebenswerk sinne, erscheint mir eine neue Vorstellung von Ihm, die mein Christusbild verändert.

Als Jugendlicher war ich leidenschaftlicher Messdiener. Bereits als Kind wusste ich, wie unsagbar wichtig den Erwachsenen die heilige Zeremonie war. Und wie hoch geschätzt es wurde, wenn die Messdiener militärisch geordnet voller Andacht ohne Gähnen und Schwanken die Messe zelebrierten. Dabei war Jesus für mich immer jemand, der heilig auf einem Sockel steht. Was hat man als kleiner Sünder schon zu melden? Jesus als Vorbild? Das schafft man doch eh nicht. Man kann nur beten und hoffen, dass man irgendwann gerettet wird.

Aber jetzt bin ich hier in Mexiko, fernab der guten rheinischen Kirchenordnung. Hier vibriert das Leben. Draußen scheppert ein LKW ohne Auspuff mit Fehlzündungen vorbei, dass fast die Scheiben aus den Fenstern fliegen und eine Blaskapelle rockt Salsa auf dem Kirchenvorplatz, dass der Lüster im Takt klirrt. Keine verklärten Heiligenbildchen, kein Weihrauch, keine rechtwinklig schreitenden Messdiener. Fernab von Andacht und ordentlichem Benehmen habe ich Gelegenheit, Christus von einer ganz anderen Seite – nämlich als Menschen kennenzulernen. Es fühlt sich förmlich so an, als würde er mit mir zusammen in der Kapelle sitzen. Nur wir beide.

Und da geschieht etwas mit mir, mit meinem Herzen. Ich fühle die Wahrheit. Den Kosmos und das Sandkorn, die Ewigkeit, die Leere und die Stille. Plötzlich ist Er nicht mehr in unerreichbarer Ferne, sondern ganz nah und reicht mir die Hand. Er ist mein Bruder.

Ich fühle auf einmal Seine Kraft und Stärke, mit der Er durchs Leben ging, die Wahrheit, die von Ihm ausstrahlt. Kein lieber netter Heiliger, der ganz fromm gebeugt und demütig sein Haupt neigt, so wie wir im Rheinland Messe feiern. Ich begegne einem Mann mit der Ausstrahlung eines Kriegers. Einem Mann, der eine Vision in die Welt bringt für die er bereit ist, alle irdischen Prüfungen auf sich zu nehmen. „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Mt 10,34-35; EU)“. Ich treffe einen Mann, der gekommen ist, um kompromisslos die Illusionen abzutrennen von dem Licht. Denn was kann bestehen, beim Anblick der Wahrheit?

Diese Stunde mit Christus ist nun schon ein paar Tage her und beschäftigt mich immer noch. Was passiert, wenn man endlich den ganzen Firlefanz der Religionen ablegt, endlich aussteigt aus dem Karussell „mein Gott ist aber besser als deiner“? Und sich auf den Weg zu seinem Herzen macht? Sich aufmacht zu sich selbst, zu seinem Ursprung? Sich aufmacht, dass Göttliche in sich zu finden? Auszusteigen aus den Hamsterrädern der Gesellschaft, um ein wahrhaftiges und authentisches Leben zu führen, das einem jeden entspricht, jeden Tag, jeden Moment? Seine Talente zu entfalten und Licht in die Welt zu bringen? Und bereit zu sein, damit anzuecken, das Salz zu sein, das dem faden Dasein wieder Pepp verleiht?

In diesem Sinne inspirierende Grüße von einer Reise durch die Welten

Andreas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Mach dich frei!

Als wir uns unsere Weltreise ausgemalt haben, hatten wir uns einiges vorgestellt: Fremde Kulturen, epische Landschaften, kulinarische Köstlichkeiten. Wir wollten unser altes Leben hinter uns lassen und Neues ausprobieren. Unsere Grenzen überwinden und über uns hinauswachsen.

Was immer das auch sein könnte.

Dabei war dieses unser nächste Abenteuer allerdings definitiv nicht auf unserer To-Do Liste. Wenn uns jemand vor der Reise gefragt hätte, ob wir nicht mal ein paar Wochen mit Nackedeis über Kakteen springen wollen, hätten wir ihm ganz klar einen Vogel gezeigt.

Wie es dann doch dazu kam

Vor einigen Monaten trafen wir im Grand Canyon auf Motorrad-Rocker Ray und seine Freunde. Sie tourten auf ihren Schlitten durch die USA und genossen ihre Ferien mit einem gepflegten Road-Trip. Nach einem längeren Plausch über Hubraum und Harleys lud uns Ray kurzerhand zu sich nach Corona in die Nähe von Los Angeles ein.

Nun, er lebt allerdings in einem Nudisten-Resort. Ein Wohnwagen Park für nackte Menschen. Äh – sollen wir da wirklich hinfahren?

Bei der Vorstellung, nackt über einen Camping-Platz zu laufen ist uns gar nicht so richtig wohl. Sind Nudisten nicht alle komisch?

Klarer Fall von Vorurteilen und klarer Fall einer weiteren Chance, aus unserer Komfortzone zu treten und über unser Beschränkungen hinauszuwachsen. Auch wenn der erste Schritt zu dieser Erfahrung mit Sicherheit die größte Überwindung bisher gekostet hat.

Andere Zeiten, andere Sitten

Wie kommt es eigentlich, dass wir in unserer Kultur so skeptisch über unsere Körper denken? Dass wir alles bedecken wollen? Dass wir uns schämen, vor anderen nackt zu sein?

Die Geschichte zeigt, dass das nicht immer so war. Schaut man sich z.B. griechische Statuen an, gab es offensichtlich Zeiten, wo Körper und Nacktheit einen anderen Stellenwert hatten. Zeiten, in denen der nackte Körper verehrt wurde. Er wurde im Ringkampf gestählt, mit edlen Ölen und Salben gepflegt.

Grundsätzlich kann also nichts daran falsch sein, nackt zu sein. Auch nicht in der Öffentlichkeit. Trotzdem muss wahrscheinlich jeder bei der Vorstellung schlucken, jetzt nackt vor die Haustür auf die Straße zu treten.

Wir wollen dieser Frage auf den Grund gehen und uns dem Selbstversuch stellen. Was verändert sich, wenn alle nackt sind?

Make yourself comfortable – get naked!

Als wir nun tatsächlich einige Wochen später im Nudist-Resort Glen Eden aufschlagen, bekommen wir, wie jeder neue Gast, erstmal eine Führung über das weitläufige Gelände. Wo die Klos sind, der Pool und der Tennisplatz. Eigentlich völlig unspektakulär. Der einzige Haken an der Sache: Die Tour findet nackt statt. Ist halt ein Nudisten-Resort.

Manager Art gibt sich persönlich die Ehre, die weitgereisten deutschen Gäste in seinem Golf-Cart herumzuführen. Erster Halt: die Umkleidekabine. „Make yourself comfortable – get naked!“ sind seine Worte. In dem Moment kann ich mir kaum einen widersinnigeren Satz vorstellen.

Aber wir sind ja hier unterwegs, um uns unseren Ängsten zu stellen und über uns hinauszuwachsen. Manchmal muss man sich sein Motto einfach nochmal bewusst machen. Also raus aus den Hüllen, rein in die Freiheit!

Etwas frierend sitzen wir wenige Minuten später unbekleidet auf unseren Handtüchern in Arts Golf-Cart und fahren die örtlichen Sehenswürdigkeiten ab.

Glen Eden ist ein ziemlich großes Wohnwagen-Resort. Viele Bewohner haben hier einen vollausgestatteten Dauerplatz mit Veranda und Vorgarten. Ein paar Kanadier kommen sogar zum Überwintern.

Außer einem Bäcker gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Neben diversen Sportplätzen gibt es eine Töpferei, eine Disco, eine Kantine, eine Bücherei, ein Second-Hand Geschäft. Alle paar Minuten treffen wir paradiesisch gekleidete Menschen, die uns zuwinken.

Art lässt es sich nicht nehmen uns auch gleich mit ein paar „Einheimischen“ bekannt zu machen, die zum Teil selbst deutsche Wurzeln haben. Wir scheinen eine kleine Attraktion zu sein, jeder interessiert sich für unsere Geschichte. Motorradweltreisende kommen hier wohl eher selten vorbei.

Die Gesamtsituation könnte skurriler nicht sein. Wir stehen nackt in einer Traube ebenfalls nackter Menschen und erzählen von unseren Abenteuern. Keinen der Umstehende scheint es auch nur im geringsten zu interessieren, dass keiner was an hat.

Ganz vorsichtig schleicht sich die Erkenntnis in unser Bewusstsein, dass es vielleicht wirklich egal sein könnte, keine Klamotten zu tragen. Es dauert dann aber doch noch einige Tage, bis wir nicht mehr darüber nachdenken.

Als Kind war es mir egal nackt zu sein

Bis dahin sinne ich darüber, was für mich eigentlich die Herausforderung darstellt, nackt zu sein.

Als Kind habe ich es Sommer geliebt, nackt im Garten unter dem Rasensprenger herumzutollen. Auch die Öffentlichkeit konnte meine Freude an Wasserfontänen nicht schmälern. Im Park rannten eigentlich alle kleinen Kinder nackt zwischen den Springbrunnen umher. Erwachsene haben das nie gemacht. Waren halt Erwachsene.

Schon wenige Jahre später hatte ich dann schon zumindest eine Unterhose an und noch ein wenig später fühlte ich mich ohne eine offizielle Badehose nicht mehr wohl vor anderen. Unterhose wäre schon peinlich. Nackt spielen? Unvorstellbar.

Wenn im Urlaub am Meer ein FKK-Strand in der Nähe war, machten wir als Familie immer einen Bogen darum herum. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht durfte man nicht einfach am Strand weiter zum Hotel laufen, wenn man selber Klamotten anhatte. Aber darüber habe ich mir als Kind natürliche keine Gedanken gemacht. Als Kind habe ich mir nur gemerkt: Da sind nackte Menschen, da gehen wir nicht hin.

Erziehung kann uns von uns selbst entfremden

Der erste Gedanke, der mir zu Nackt-Sein einfällt ist: Das macht man nicht. Das gehört sich nicht.

Immer wenn einem der Gedanke „Das macht man nicht, das gehört sich nicht“ durch den Kopf schießt, kann man davon ausgehen, dass es sich nicht um unsere eigene Meinung handelt. Wir handeln in diesem Moment entsprechend unserer Erziehung und unserer kulturellen Prägung die uns eingetrichtert hat, was man macht und was sich gehört.

Wir haben diese Glaubenssätze wahrscheinlich nie für uns hinterfragt. Wenn wir als Kind entgegen der Ansicht unserer sozialen Gruppe gehandelt hätten, wäre die Ablehnung zu schmerzvoll gewesen. Wir haben unsere Freiheit und unsere Freude unter einem Berg von Scham und Schmerz vergraben um sicherzustellen, dass wir nie wieder auch nur versuchen, diese kulturelle Regel zu brechen. Ganz egal, wie gerne wir mit 14 Jahren nackt in den Springbrunnen gesprungen währen. Oder mit 30.

Nackte Menschen sind authentischer

Die Bewohner von Glen Eden sehen das entspannt. Sie sagen: Es werden sowieso alle nackt geboren. Und irgendwie sehen ja doch auch alle gleich aus. Warum soll man dann so ein Aufheben darum machen? Sie genießen es und finden es normal, unbekleidet mit dem Hund Gassi zu gehen, zusammen zu essen und abends mit Bier und Grillgut am Lagerfeuer zu sitzen. Alle sind sich einig: Sie fühlen sich freier.

Wir lernen also einen Strauß Menschen kennen, die einfach sind, wie sie sind. Sie scheren sich nicht um Äußerlichkeiten. Es ist egal, welchen Job man hat, es ist egal, welches Auto man fährt. Es ist egal, wie viel Geld man hat. All das sieht nämlich keiner, wenn man nackt ist. Ich glaube, dass man authentischer ist. Authentischer sein muss.

Und das fühlt sich am Anfang eben auch so unbequem an, weil man sich selbst nicht hinter Äußerlichkeiten verstecken kann.

Überwinde deine Scham, um deine Freiheit zurückzugewinnen

Dass wir uns ob unserer Nacktheit schämen, ist offensichtlich kulturell und aus unser heutigen Zeit heraus geprägt. Doch zu erleben, dass es immer wieder anders Denkende gibt, bringt die gefasste Meinung ins Wanken. Auf einmal ist es doch okay, ohne Bekleidung herumzulaufen. Und nun?

Stellen wir uns nun als Gedankenexperiment vor, dass wir in einer beliebigen schambehafteten Situationen keine solche empfinden, sondern nur Neugierde. Neugierde darüber, was passiert, wenn wir uns anders verhalten als sonst und auch mal entgegen bestehender Konventionen.

Es ändert sich plötzlich die komplette Wahrnehmung. Wir entfliehen einstudierten Mustern und gewinnen neue Perspektiven und Freiheit. Das, was wir erleben, wird Teil einer Erfahrung. Zum Beispiel wird nackt mit anderen kochen auf einmal praktisch bei 30 Grad im Schatten.

Probiere es doch einfach mal aus. Wenn du über deine alten Klamotten hinauswachsen willst, dann lass sie mal für ein paar Tage im Schrank und begegne dir und anderen ohne Verkleidung.

Andreas & Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

 

 

 

 

 

Ein Jahr Weltreise – und immer noch keine Zeit

Ist es nicht absurd? Da nimmt man sich ein Jahr Urlaub. Ein Jahr Zeit, um zu machen, was man will.

Haben wir gedacht.

So stellt man sich Weltreisen vor

Für zwei Wochen sind wir im Glen Eden Sun Club in der Nähe von Los Angeles untergekommen. Herzliche Dauercamper, mildes Wetter, Jacuzzi, Sauna und Ukulele-Workshops. Fast täglich werden wir irgendwo zum Essen eingeladen.

Klingt nach Wellness-Urlaub bei dem keine Wünsche offen bleiben!

Weltreisen Backstage

Tatsächlich verbringen wir die Zeit im Wesentlichen am Rechner, arbeiten neue Features in den Blog ein und entwerfen bunte Sticker und Visitenkarten, weil sich kein Amerikaner weltenstromer.com merken kann. Hätten wohl besser einen englischen Blogtitel wählen sollen. Zwischendurch gibt mein iPad den Geist auf. Schnell noch einen Artikel für unsere Sponsoren schreiben, Montag Reifen wechseln und die V-Stroms für Mexiko fertig machen. Danksagungen an unsere Hosts schreiben, neue Kontakte in Mexiko knüpfen und für unser Projekt begeistern.

Als die Sticker geliefert werden, sind sie auf weiße statt auf transparente Folie gedruckt. Also noch mal von vorne.

Wenn es ernst wird, will der Mensch doch nicht frei sein.

Uns war schon früher aufgefallen, dass unsere Reise viel Euphorie auslöst, wenn wir auf Menschen treffen. Nach 30 Sekunden Begeisterung und Träumen folgt jedoch stets die Liste an Gründen, warum gerade dieser Mensch keine Reise machen kann. Die beliebtesten Ausreden sind Job und keine Zeit. Später vielleicht.

Hier in Glen Eden könnten wir uns erholen. Wir könnten unsere Weltreise besonders an diesem Ort in vollen Zügen genießen. Mit tollen Menschen vom Brunch in die Sauna gehen und dann in den Jacuzzi springen.

Wir könnten frei sein.

Aber wir müssen ja noch so viel arbeiten. Und in einem halben Jahr müssen wir schließlich schon wieder zu Hause sein.

Weltreisen ist kein Spaß.

Andreas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Indianische Weisheiten – Die vier Jahreszeiten

Du bist unzufrieden und gestresst? Du malochst Tag ein Tag aus und weißt nicht wofür? Du hast deinen inneren Rhythmus verloren? Du willst etwas in deinem Leben ändern, weißt aber nicht, was?

Dann lies diese kleine Indianische Weisheit über die vier Jahreszeiten und kehre zurück zu deiner menschlichen Natur.

Baum, Herbst, Yosemite National Park_DSCF5862_1024

Der Mensch ist wie ein Baum

Im Winter zieht er den Saft in die Wurzeln, die Zeit der Ruhe und Innenschau, der Meditation und Reflexion. Wie war das Jahr? Wo will ich hin? Welche neuen Fähigkeiten will ich erlernen? Eine Sprache, ein Instrument? Der Baum überlegt: Welche neuen Wurzeln braucht er dafür, welche neuen Zweige? Was muss verstärkt werden?

Im Frühjahr wird der Plan angegangen, die Säfte fließen, das erste Grün zeigt sich. Die neuen Wurzeln und Zweige beginnen zart zu wachsen. Ich lerne die ersten Vokabeln, einfache Sätze und die ersten Noten.

Im Sommer setzt der Baum all seine Energie darein zu wachsen und arbeitet mit aller Kraft an seinem Vorhaben.

Und dann kommt der farbenfrohe Herbst, der bunteste Monat. Die Früchte sind reif zur Ernte. Die Früchte sind reif, damit sie andere nähren. Damit ich mit meinen neuen Fähigkeiten anderen diene.

Aho!

Diese Geschichte habe ich in einem indianischen Museum in Chamberlain, South Dakota, gehört. Sie hat mich sehr nachdenklich gestimmt, weil sie in ihrer Einfachheit so viel Weisheit offenbart.

Und was machen wir?

Mein Eindruck ist, dass unser Winter herzlich wenig mit Einkehr und Innenschau zu tun hat. Statt dessen rennen alle im Vorweihnachtsstress von einer Feier zum Jahresabschluss, von der Arbeit zum Einkaufen. Dann der Weihnachtswahn, dann der Silvesterwahn, dann noch schnell im Januar eine Woche zum Skilaufwahn und dann ist ja auch schon Karneval.

Das Ergebnis? Halbherzige Vorsätze für das neue Jahr, noch mehr Stress, noch mehr arbeiten. Die sogenannte Früjahrsmüdigkeit ist wohl eine Volkskrankheit geworden, die mit der Natur offensichtlich nichts gemeinsam hat.

Den Sommer über malochen.

Und dann im Herbst die Früchte meiner Arbeit? Wer war schon im Herbst zufrieden, was er dieses Jahr vollbracht hat? Kommt nicht im Winter der Endspurt, um die Zahlen noch ein bisschen besser zu machen? Und vor allem: Wer hat im Herbst die Früchte seiner Arbeit verschenkt, wie der Baum? Streben wir nicht eher danach, noch mehr zu haben und uns noch weniger daran zu freuen?

Wenn mir eins auf dieser Weltreise schnell klar geworden ist, dann dass wir in einem sehr, sehr merkwürdigen System leben, das mit der Natur des Menschen und der Harmonie dieser Welt wenig zu tun hat.

Die Erkenntnis ist das eine, was wir daraus für unseren Alltag nach der Reise ableiten das andere. Wir werde weiter darüber nachdenken, wie wir unser Leben nach der Weltreise gestalten wollen.

Wenn dich die indianische Geschichte inspiriert hat, schreib uns, wie du deinen Tages-, Wochen-, und Jahresrhythmus von der Natur ableitest!

Andreas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Aktivierung des Nervus Vagus und Nervus Glossopharyngeus

Warum Liebe durch den Magen geht

Dieses Sprichwort ist ja allseits bekannt. Fragt sich nur, was es damit auf sich hat. Wir haben unlängst etwas Spannendes auf einem Seminar in Sedona herausgefunden, das Aufschluss zu diesem Rätsel geben könnte.

Unser Körper besteht aus zahlreichen Nerven. Ein besonders großer Hirnnerv ist der Vagusnerv. Er verfügt über Geschmacksfasern im hinteren Drittel der Zunge und auch über parasympathische Anteile, die zum Herzen führen. Salopp gesagt, sind Herz und Zunge über ihn aneinander geknüpft.

Ein anderer spannender Nerv ist der Glossopharyngeus, welcher Rachen und Gaumen sensibel versorgt und den Kontakt zwischen Gaumen und Hypothalamus herstellt.

Aktivierung des Nervus Vagus und Nervus Glossopharyngeus

Und nun wird es interessant: Wenn die Zunge genau an der Übergangsstelle zwischen hartem und weichem Gaumen entlangfährt, verbindet sie über die beiden beschriebenen Hirnnerven Herz, Zunge und Hypothalamus.

Wenn der Hypothalamusaktiviert wird, werden hier wiederum Glückshormone produziert. Dann gelangt das Gehirn in den entspannten Zustand der Alpha-Wellen und man erlebt das Gefühl von Freude.

Dass das Streichen der Zunge genau auf dem Punkt zwischen harten und weichem Gaumen zur Produktion von Alpha-Wellen und damit zu Glücksgefühlen führt, wurde übrigens mit einem MRT nachgewiesen.

Und jetzt kommen wir zur Verknüpfung von Biologie und Sprichwort: Wenn ich mir also etwas Schmackhaftes auf der Zunge zergehen lasse und dabei noch meinen Liebsten ansehe, entsteht ein wahrer Glückspunsch.

Das klopfende Herz ist durch den Vagusnerv mit der Zunge verbunden, durch die leckere Speise geraten die Geschmackssinne auf der Zunge zusätzlich in Wallung und die Zunge stellt durch die Kaubewegung den Kontakt zum Gaumen her und damit die Aktivierung des Hypothalamus in Hirn über den Glossopharyngeus.

Tadaa, und fertig ist die Alpha-Wellen-Produktion und die Brücke zur Liebe, die durch den Magen geht.

Viel Vergnügen beim Schnabulieren.

Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Wüstenfahrt

So wie sich Moses mit seinem Volk auf den Weg durch die Wüste zum gelobten Land macht, tun wir es auch. Allerdings nicht gleich 40 Jahre. Ein paar Tage reichen schon und ins gelobte Land wollen wir auch nicht, sondern nach Boulder, Utha. Und fliehen oder auswandern, tun wir auch nicht. Wir kommen aus Salt Lake City und wollen in die Nationalparks im Süden Richtung Grand Canyon.

Die Strecke ist wirklich malerisch und führt an spektakulären Felsformationen vorbei. Teilweise fahren wir in Gesellschaft von Campingwagen über den kurvigen Asphalt.

 

Als wir dann die vom Navi angezeigte Straße abbiegen, stehen wir plötzlich ziemlich alleine da. Und das auf einer Schotterstraße. Zunächst lässt uns das erst mal kalt. Wir sind nämlich schon gewohnt, über Gravel Roads zu fahren. Doch bereits nach ein paar hundert Metern sehen wir nirgendwo mehr Kies, sondern nur noch fettes Geröll und Gesteinsbrocken, die jetzt unsere Straße darstellen sollen. Zur einen Seite Berg, zur anderen Abhang, dazwischen wir.

Irgendwie beschleichen uns jetzt leichte Zweifel, ob wir auf diesem Pfade 80 Meilen innerhalb von zwei Stunden zurücklegen können. Aber das Navi muss es ja wissen. Also weiter. Doch es wird irgendwie immer fieser, Hubbel immer größer, Kurven enger und steiler, Geröll gerölliger. Es nähert sich außerdem, um der ganzen Sache noch etwas mehr Würze zu verleihen, die Dämmerung unaufhaltsam.

Laut Navi soll es nach acht Meilen einen Campingplatz geben. Sicher sind wir uns irgendwie nicht, dass es den tatsächlich gibt, doch Alternativen sind nicht massig gesät. Zwei Stunden plagen wir uns durchs Niemandsland und der wirklich existierende Mini Wald-Campground ist eine Erlösung. Wir fragen uns nur, wie die Autos unserer paar Nachbarn diese Piste überlebt haben.

Es stellte sich heraus, dass unser Navi uns zwecks Streckenoptimierung den Hardcoreweg langgeschickt hat. Ein paar Kurven weiter hätte es die light Variante gegeben…

 

Beruhigt machen wir uns am nächsten Tag auf die Weiterfahrt. Der Schotterweg ganz passabel, doch dann stehen wir auf einmal mitten in der Wüste. Und da fühlt sich offenbar wieder keiner mehr für die Streckenbeschaffenheit verantwortlich. Matsch, Sand, steile Auffahrten. Der Schotter dazwischen schon eine Erholung.

Bei Strecken dieser Art ist Schwung dein Freund. Dein Hirn allerdings nicht, also ausschalten und auf Fahrphysik, dein Motorrad und die Reifen vertrauen. Und so heißt es dann ab durch ausgetrocknete, felsige Flussbetten. Bloß nicht nachdenken. Wäre auch nicht hilfreich, wenn nämlich was passieren würde, finden täte uns da keiner, laufen bringt auch nix, zu weit weg von allem. Kein Handyempfang, keine Menschenseele. Einfach nüscht. Nur wir zwei Reiseendurodeppen mit für die Autobahn aufgepumpten Reifen.

Läuft jedoch echt gut. Der strapaziöse acht-Meilen-Weg zum Campground war die perfekte Vorbereitung. Warum auch Endurokurse belegen, wenn man einfach im Ernstfall proben kann?

Nach einem komplett durchgeballerten Fahrtag durch die Wüste und später in schwindelerregende Höhen erreichen wir unser Ziel und asphaltierte Straßen. Wie das Navi auf zwei Stunden insgesamt Fahrzeit gekommen ist, bleibt schleierhaft. Die Fahrt war jedenfalls ein krasses Erlebnis, bei dem sogar Vorderreifen abhoben und ein echter Fluss durchquert wurde.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=OgGSvzSH95g]

Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Licht in die Schattenseiten bringen

Wir besuchen die Lavalandschaft Craters of the Moon. Um uns herum ist alles schwarz, kein saftiges Grün, kein Nix. Trampelpfade führen zu Höhlen, vorbei an eingesunkener, versteinerter Lavakruste. Keine Vogelstimmen in der Luft, alles wirkt irgendwie gedämpft.

Auf einem Lavaberg, auf dem sich ein einzelner Baum wacker gegen den tosenden Wind hält, können wir in die Weite sehen und gewinnen den Eindruck, in einem einzigen Schatten zu stehen. Farben sind erst wieder außerhalb eines Kilometer breiten Radius‘ erkennbar. Hinter uns türmen sich Berge, in denen sich ein Gewitter zusammenbraut.

In dieser Atmosphäre klettern wir in eine Höhle. Entgegen der Anweisung haben wir keine Taschenlampe oder andere Lichtquelle am Start. Ganz alleine stehen wir in der Dunkelheit, sehen kaum die Hand vor Augen und dabei sind wir erst kurz hinterm Eingang. Weiter hinten soll es Eiszapfen zu bestaunen geben. Doch wir kommen wir dahin? Der Boden ist voller Geröll und alles ist tiefschwarze Nacht. Wir bleiben stehen und lassen unsere Augen sich an unsere Umgebung anpassen. Langsam, ganz langsam erkennen wir Umrisse, die sich zuvor unserem Blickfeld entzogen haben. Nun sind wir für die nächsten Schritte bereit. Intuition und Schemen leiten uns immer weiter in das Dunkle hinein. Irgendwann stehen wir in der Höhle und sehen sogar die uns jetzt erst erscheinenden weißen Eiszapfen. Wir genießen die neue Perspektive.

Als wir dann zurück zum Licht gehen, ist es erstaunlich einfach. Der Weg, der zuvor mehr tastend bewältigt wurde, liegt auf einmal klar und hell vor uns.

Die Begegnung, die wir mit der Dunkelheit physisch erlebt haben, wirkt emotional und mental weiter. Geht es uns allen nicht manchmal so, dass wir Seiten in uns tragen, die wir uns nicht gerne ansehen wollen oder die sich unserem Sichtfeld entziehen, um im Verborgenen zu bleiben? Wenn wir ihnen jedoch Zeit und Aufmerksamkeit schenken, offenbaren sie sich uns nach und nach. Auch wenn dieser Prozess häufig schmerzhaft ist, lohnt er sich. So erkennen wir oft, dass sich hinter dem ursprünglich gedachten Problem, einer unangenehmen Emotion oder Situation etwas ganz anderes verbirgt, als wir im ersten Moment annehmen. Wenn wir diesen Kern gefunden haben und liebevoll annehmen, mit Licht erfüllen, stellen wir fest, dass der Pudels Kern gar nicht schlimm ist, sondern eine Erfahrung, die wir gemacht haben und wir sind von dem Schmerz befreit. Was uns zuvor wie eine nimmer endend Nachtwanderung oder Marter erschien, kommt uns jetzt wie ein Abenteuer vor, aus dem wir sogar einen Schatz mitbringen. Es macht Lust auf mehr und ist spannend. Also unabhängig davon, wie turbulent der Alltag, Konflikte, Krisen sich darstellen, die Reise ins Innere lohnt sich. Denn eigentlich zeigen uns solche Situationen nur auf, dass es etwas Neues für uns zu entdecken gibt und die Zeit dafür reif ist bzw. wir es jetzt sind, uns damit auseinanderzusetzen.

Felicitas 


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.