Endlich sind wir in einem Nationalpark angelangt und zwar in den Badlands. Tagsüber ist es hier brütend heiß. Die Sonne brennt, wir sehen vornehmlich Grassteppe und schroffe Sandhügel. Die Berge sind mit rot-weißen Streifen durchzogen. Jetzt weiß ich auch, was Michael Ende beim Schreiben von Lukas, der Lokomotivführer vor Augen gehabt haben muss, als er Lukas‘ und Jim Knopfs Weg durch eine eben rot-weiß geringelte Berglandschaft beschreibt…
Wir haben uns einen erlesenen Campingplatz inmitten der Prärie zwischen Bighorn Schafen, Präriehunden, Kojoten und Klapperschlangen ausgesucht. Auf dem Weg zum selbigen erleben wir eine wahre Pracht: Die Landschaft im Sonnenuntergang ist atemberaubend schön und wirkt auch ein bisschen gespenstisch.
Die Fahrt geht über Kuhgitter und vorbei an Beware-of-Bisons-Schildern. Ob die hier wirklich frei rumrennen? Schwuppsdiwupps stehen wir dann tatsächlich einem Exemplar dieser Gattung gegenüber. Dieses schleicht allerdings gemütlich über die Straße, also einfach weiter. Dieses Mal brauchen wir uns keine Gedanken über dessen Kurzsichtigkeit oder Kampfeswillen zu machen.
Doch dann treffen wir etwas später auf eine ganze Herde, die quer auf der Schotterpiste verteilt steht und Präriegras mampft. Irgendwie guckt die uns sehr unbeeindruckt an, obwohl wir immerhin zu zweit sind, Licht anhaben und die Motoren brummen. Vom Weg weichen wollen die Tiere jedenfalls nicht. Und jetzt? Off road zu fahren ist irgendwie auch keine Option, weil sich die Bisons so weit verteilt haben, dass wir nicht mal eben um sie herumkommen.
Glücklicherweise naht ein Auto. Wir fragen, ob wir hinterherfahren können, damit es uns eine Schneise bahnt. Guter Gedanke. Die Fahrer stimmen zu, doch brettern so dahin, dass wir keine Chance haben, auf der Sandpiste hinterherzukommen. Plötzlich stehen wir inmitten des durch das Auto aufgescheuchten Bisonauflaufs. Jetzt fangen die an, uns doch wahrzunehmen und zu fixieren. Huhu, Auto, komm zurück! Macht es schließlich auch. Die Bisons flüchten und wir knattern weiter.
Am Campingplatz angekommen, lernen wir schnell unsere Nachbarn kennen: Bethany, Ryan, Tommy (der hat die Bisons auf seinem Motorrad auch nur mit einer Autofahrt passieren können) und Präriehunde. Mit Betthany und Ryan verbringen wir den nächsten Tag und wandern in der Hitze durch die Badlands. Wir sagen, dass wir unbedingt wieder im Sonnenuntergang zum Zeltplatz zurückfahren müssen, weil dann alles so anders und bezaubernd aussieht. Alles klar. Wir fahren über Stock und Stein und dann: Ein Stachelschwein! Ach, wie süß. Finden wir alle.
Weniger süß ist allerdings die Bisonherde, die kurz danach auftaucht und doppelt so groß ist, wie die von gestern (bestimmt 40 Tiere). Die steuert auch noch auf unseren Campingplatz zu und die Viecher stehen natürlich wieder auf dem Weg. Also heißt es: Augen auf und ab durch die Mitte. Als Dreiergespann fräsen wir uns durch die Horde aus rund 620 kg schweren Tiere.
Beim Abendessen geben Bethany und Ryan zu, dass sie uns erst die Story von gestern mit 20 Bisons nicht ganz abgekauft haben und sich wunderten, warum wir auf einen Autobodygard scharf waren. Jetzt wissen sie es….
Am nächsten Morgen tappse ich verschlafen um das Zelt und renne fast in den größten Bisonbullen, den ich bisher zu Gesicht bekommen habe. Der guckt mich lässig an, ich wünsche ihm noch kurz einen guten Morgen und er schlendert weiter durch die Zeltlandschaft.
So nah, Auge in Auge mit einem echten Bison habe ich eine Idee bekommen, warum die Indianer sie als Krone der Tier-Schöpfung betrachten. Es geht eine ungeheure Kraft und ein ewig altes Wissen von ihnen aus. Ich freue mich, über das Glück, einem so nahe gegenüberzustehen zu dürfen – wenngleich ich nicht jeden Tag durch Bisonherden fahren müsste.
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Wunderbar!
Ja, und dass wir es so nah überlebt haben, finden wir auch toll 🙂