Wir haben es mal wieder geschafft – wir sind erneut im Gangsterviertel abgestiegen. Und das auch noch in der Stadt Al Capones. Tagsüber bestaunen wir die Stadt, die wirklich eine Reise lohnt, und abends fürchten wir uns auf dem Heimweg. Das Zimmer in der Villa war halt das einzig erschwingliche. Und außerdem wurde mit einer super sicheren Tür dafür geworben. Na gut, wir wissen jetzt auch warum…
Vielseitige Stadt
Am Tage ist Chicago Downtown schlicht und ergreifend faszinierend. Chicago, die große Zwiebel in der indianischen Sprache genannt, ist vor einiger Zeit mehr oder minder komplett abgebrannt und da dachten sich die Städtebauer, dass sie nun anstelle von Holz Stahl als neuen Werkstoff nutzen wollen und dass sie außerdem ein paar Architekten die ganze Stadt neu designen lassen können, so dass ein stylischer Gesamteindruck entsteht.
Das Flair Chicagos ist tatsächlich vielseitig. Die Metro läuft auf einer imposanten Konstruktion mehrere Meter über der Straße entlang. Unten her fahren Autos. Die Hochhäuser gleichen Kunstwerken und sogar ein Parkhaus, das bis in den Himmel reicht, hat Stil.
Fürderhin boomt die Künstlerszenerie und an fast jeder Straßenecke gibt es Statuen, Bands, Museen zu bestauenen. Wir sind sogar richtig kulturinteressiert und besuchen das National Art Museum – das soll eines der besten Museen weltweit sein. Hier gibt es von babylonischen Steinschalen über Impessionisten bis hin zur modernen Kunst alles.
Nach solcher Hochkultur widmen wir uns Willie’s Tower (ein ziemlich hoher Turm zum Runtergucken und gut für einen Panaromablick, steht als Haptattraktion im Guide). Wir freuen uns, dass wir nur 60 Minuten warten müssen – jippy, der Sonnenuntergang über Chicago ist der unsrige. Pustekuchen. Eine Stunde dauert der Spaß bis zum Security Check und eine weitere bis wir oben sind. Und dann heißt es wieder warten, um auf der Plexiglasfäche zu stehen.
Gangsterstunde
Kurz vor Mitternacht verlassen wir den Turm wieder und steigen in die Metro. Der Wagen leert sich und wir bleiben übrig mit drei kleinen Gangster-Buben um die neun Jahre, die weiße Slipper mit Goldschnalle in drei Nummern zu groß zum Reinwachsen tragen. Sie fangen an in einer unheimlichen Weise Amazing Grace zu singen und rutschen immer näher an uns ran. Vorsichtig halte ich meine Taschen zu. Was die wohl vorhaben? Und dann sprechen sie uns in krächzender Stimme an. Wo müsst ihr aussteigen? Wir nannten die Haltestelle. Die Augen unser Freunde wurden groß. Ihr wollt doch da nicht wirklich raus? Das ist gefährlich! Die überfallen alle da!
Auweia. Wir steigen trotzdem todesmutig und mit wackeligen Knien aus. Auf dem Bahnsteig erwarten uns Nebel und Dampfschwaden. Einer der Kleinen lügt aus der Metro und brüllt uns zu Traut niemandem! Dann lacht er grässlich und quietschend setzt sich die Metro wieder in Bewegung.
Wir präparieren uns: 20 Dollar in Scheinen in die Hosentasche gesteckt, um die schnell im Fall der Fälle zücken zu können. Alle Taschen zu. Route von 10 Minuten Heimweg vom Handydisplay ins Hirn gehämmert.
Möglichst einheimisch, unauffällig und lässig, aber doch zielstrebig verlassen wir die durch ein Gitter geschützte Haltestelle. Gut, dass Andreas weiß, dass wir rechts abbiegen müssen. Ich wäre schon jetzt in die andere Richtung gegangen. Wir sollten jetzt eigentlich die Straße überqueren, doch auf der anderen Seite steht eine Horde von dubios aussehenden Typen. Wir beschließen kurzerhand, doch eine Alternativroute zu wählen.
Wir laufen unter den Metroschienen entlang. Nebel, leere Geschäfte, Straßenlaternen verbreiten schummriges Licht. Keine Menschenseele ist unterwegs. Oder doch? Ich unterdrücke den Drang, mich umzudrehen und die Straße hinter uns nach möglichen Räubern zu scannen. An der Ecke, die uns in die Zielstraße führen soll, steht ein Polizeiauto. Wir sind uns nicht sicher, ob wir uns jetzt wirklich beruhigt fühlen sollen.
Nur gut, dass hinter dem Polizeiauto ein Viertel zu beginnen scheint, in dem es nur Einfamilienhäuser gibt, die Rauchschwaden sind auch weg. Uff. Schnell zur Villa gepirscht, Zahlenkombination eingetippt und Tür hinter uns verrammelt.
Als wir unseren Host später im Wohnzimmer treffen und ihm von unserem Heimweg erzählen, guckt er uns besorgt und erleichtert an. Er würde immer eine Station später im Wohngebiet aussteigen und Condor zurücklaufen und uns das selbe nahelegen.
Ein paar Tage später hören wir, dass der Süden Chicagos, also da, wo wir residiert haben, für seine Gangster bekannt sein soll. Übrigens auch für welche mit Schusswaffen…
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ach du Scheiße!!! 🙂
Hähä. Haben wir uns da auch gedacht 😉 Jetzt sind wir ja wieder auf dem sicheren Land mitten in der Pampa. Hier gibt es hoffentlich keine Gangster. Kojoten hingegen haben wir auch schon wieder gehört und mäßig Mücken getroffen.