Was ein Wetter. Wir haben das auserwählte Glück, den verrengetsten Sommer in den USA und Kanada seit Jahren zu erleben. Während unsere Weltenstromer draußen im Regen stehen, genießen wir die Gastfreundschaft in behaglichen Heimen.
Eines schönen Morgens fahren wir wieder einmal los, nachdem wir längere Zeit nach Madison WI ausgewanderte Freunde besucht haben.
Eigentlich hätte ich stutzig werden sollen, als meine Tankanzeige bei Abfahrt „voll“ anzeigt, obwohl wir schon länger nicht mehr getankt haben. Naja, die spinnt schließlich auch mal, wenn die Möppis schief geparkt haben. Als zartbesaiteter Ingenieur übe ich mich seit einigen Wochen darin, nicht gleich den Motor auseinanderzuschrauben, wenn der Reifenluftdruck um 0,1 bar gefallen ist.
Zum Glück ist es zu unserer nächsten Unterkunft nicht weit, genau genommen fahren wir nur zwei Straßen weiter zu einem wunderbaren älteren Ehepaar. Da ich nächstes Wochenende noch einen Fotokurs in der Stadt machen möchte, haben sie sich bereit erklärt, uns eine Woche bei sich aufzunehmen.
Also Abfahrt. Meine V-Strom startet nach der regendurchweichten Pause unwillig. Ist wohl die Zündung nass geworden. Wir rangieren aus der Einfahrt und machen uns auf den Weg. Normalerweise gibt es nicht viel, was einer V-Strom die Laune am Lostraben vermiesen kann. Selbst bei übelstem Wetter und Eiseskälte läuft sie zu hause rund. Aber heute ist irgendwie der Wurm drin. Gasannehmen will sie jedenfalls auch nicht und die Beschleunigung gleicht eher einem Mittelklasse-Rollator mit Oma hintendran.
Die zwei Blocks ziehen sich wie Kaugummi. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich schon neue Zündkerzen und -leitungen verbauen.
Auf den letzten Meter stirbt der Vortrieb dann endgültig und mein Töff haucht die Seele aus. Ich rolle in die Einfahrt unserer neuen Herberge und komme genau vor der Tür von Bruce und Elspeth zum Stehen. Das nenne ich mal timing. Oder serendipity, wie man hier sagt.
Nach der Begrüßung ist erstmal Fehlersuche angesagt. Also die Sitzbank runter, alle Kontakte wackeln und mit dem Laptop per USB den Fehlerspeicher auslesen. Kein Fehler, ok. Nach etlichen vergeblichen Startversuchen schwächelt auch noch die Batterie.
Bruce organisiert ein Starterpack von einem Nachbarn für weitere Tests.
Im Internet lese ich mich durch diverse Foren und finde alle möglichen Ursachen, die zu den Symptomen meiner V-Strom passen könnten. Liest sich alles nicht gut, in den meisten Fällen ist was Ärgeres an der Elektrik hinüber. Weitere Tests bleiben allerdings ergebnislos, was auch positiv ausgelegt werden kann.
Schließlich finde ich einige Beiträge zum Thema schlechter Sprit, E10 und Wasser im Tank. Die Leidensgenossen klagen über schlechtes Startverhalten, dass der Motor beim Fahren ausgeht und sich das Moped wie ein trockengefahrener Saugvergaser verhält. Mh.
Weitere Einträge zu wässrigem Fusel nennen als Ursache eine Leckage im Tankdeckel. Mist, ich hab Rost am Tankdeckel, mir aber nichts weiter dabei gedacht. Es leckt bei mir offenbar schon länger!
Also Benzinleitung abgeklemmt und ein Einmachglas voll Benzin abgepumpt, oder wie auch immer man das Zeug nennen soll, was da rauskommt. Also SO sollte Benzin auch nicht in den USA aussehen!
Bruce schleppt aus dem Keller eine seiner Bierbrau-Flaschen herbei und mit vereinten Kräften pumpen wir meinen Tank aus. Als er leer ist, spüle ich mit einem halben Reservekanister nach, bevor ich mit dem verbliebenen Nottropfen Benzinpumpe und -leitung befülle.
Und dann der große Augenblick: Mit Starterpack unterstützt orgle ich den Anlasser eine gefühle Ewigkeit, bis dann, auf einmal, der Motor anspringt, als sei nichts gewesen. Gott sei Dank! Und Gas nimmt er auch wieder an!
Jetzt muss ich mich nur noch um meinen undichten Tankdeckel kümmern!
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0 Gedanken zu „Wenn der Tank von selber voller wird, ist irgendwas verdammt fischig!“