Chile – im Reich der Sterne

Endlich in San Pedro de Atacama! Nach den frostigen Monaten in den Anden ist die Atacamawüste ein wahrer Strandurlaub. Sand gibt es in rauen Mengen soweit das Auge reicht und zumindest tagsüber kann man im T-Shirt Sonne tanken. Aber das Beste ist, dass wir endlich wieder auf „normalen“ Höhenmetern unterwegs sind. Die Stromsis tuckern gefühlt mit doppelter Motorleistung wieder munter am Gas und auch wir sind abends nicht völlig fertig, als wir unsere Einkäufe vom Supermercado zu unserem Zeltplatz schleppen.

Nach der Einsamkeit und Abgeschiedenheit der letzten Wochen kommt uns das doch sehr touristische San Pedro ein bisschen unwirklich vor. Überall stapfen gut gestylte Backpacker mit Sonnenbrille und Flip Flops durch die staubigen Gassen, wo vor jedem zweiten Schaufenster mal mehr mal weniger aufdringlich für die Attraktionen des Umlands geworben wird. Von Geysiren mit Flamingos bis zu astronomischen Exkursionen ins Reich unseres Sonnensystems und der Milchstraße wird alles geboten.

Froh, endlich wieder in der Zivilisation angekommen zu sein, genehmigen wir uns zwei maßlos überteuerte Cappuccinos mit französischen Croissants und verdauen unser vorheriges Abenteuer in den winterlich mit Schnee überzogenen Pässen Boliviens.. Obwohl mir ein Tourguide in den Bergen mit Flickzeug ausgeholfen hatte, zumindest das größte Loch in meinem Vorderreifen zu flicken, können wir so nicht weiterfahren. Unsere beiden Vorderreifen verlieren Luft und müssen alle halbe Stunde wieder aufgepumpt werden. Auf den sandigen bolivianischen Pisten war das die letzten Kilometer nicht weiter tragisch, mit höherem Tempo auf Asphalt hier in Chile sind die Lenkeigenschaften aber doch etwas gefährlich.

Während sich Felicitas ums Wäschewaschen kümmert (jetzt haben die nassen Klamotten auch endlich wieder eine Chance zu trocknen), mache ich mich auf zum örtlichen Reifenflicker. Sein Hof ist ringsrum meterhoch mit alten Reifen gesäumt, auch in der Mitte türmt sich ein Labyrinth aus Gummisohlen für Mopeds, Autos, Jeeps und LKW. Ich parke in der Einfahrt auf dem Hauptständer, klemme zur Stabilisierung ein paar herumliegende Steine unter den Unterfahrschutz meiner V-Strom und baue in neuer Rekordzeit mein ramponiertes Vorderrad aus. Mehrere wartende Männer schauen mir interessiert zu, während drei Mechaniker ihre Jeeps wieder flott machen. Platte Reifen sind hier an der Tagesordnung, erfahre ich von einem redseligen Franzosen, der auf sein Wohnmobil wartet. Das Vulkangestein schneidet einfach alles durch. Kurz darauf winkt mich ein Mechaniker heran. Erleichtert verabschiede ich mich von der Quasselstrippe und entkomme nur knapp dem nächsten Redeschwall voller Tipps, die mein Leben sicherlich auf ein neues Level gehoben hätten.

Der Mechaniker pumpt mein Vorderrad auf, aus dem man sogleich nichts Gutes verheißendes Zischen hört. Eine Badewanne steht zur Lecksuche mit Wasser bereit, in die er kurz darauf meinen Reifen hält. Leider ähnelt mein untergetauchtes Vorderrad eher einer Multivitamin-Brausetablette im Wasserglas. Zwanzig oder dreißig Löcher sind da bestimmt drin, also nix mit Flicken. Einen Schlauch hat er auch nicht, da müssten wir schon noch hundert Kilometer nach Calama fahren, da gäbe es Motorradgeschäfte. Immerhin hat er eine neue Ventlikappe für mich, da ich meine wohl beim letzten Aufpumpen irgendwo im Schlamm verloren habe. Unzufrieden baue ich meine V-Strom wieder zusammen und fahre zurück zum Zeltplatz. Wenigstens sind es NUR hundert Kilometer bis zu einer größeren Stadt und es gibt eine vernünftige Straße. Dann besichtigen wir die Atacamawüste eben mit einem der abertausend Touranbieter im Bus. Ist ja vielleicht auch nicht schlecht, sich mal herumkutschieren zu lassen und sich um nichts kümmern zu müssen.

Wir buchen eine Sunset-Tour zum Valley of the Moon und für die Nacht einen Sternen-guck-Ausflug. Schließlich ist die trockene Atacamawüste berühmt für Himmelsbetrachtung. Kein Dunst, keine störende Städte mit Light-Pollution. Wir sind gespannt auf unsere Ausflüge. Wie sich kurz darauf herausstellt, hätten wir heute eh nicht weiterfahren können. Es hat wieder geschneit und der Pass nach Calama ist zu. Es passt mal wieder alles zusammen.

Chile, San Pedro de Atacama, Schnee, Valle de la Luna, Vulkane, Wüste_DSCF1860_1180

La Valle de la Luna: Das Tal des Mondes sieht so aus, wie es heißt.

Nach unseren jüngsten Eskapaden in Bolivien kommt uns dann das Tal des Mondes leider doch ein bisschen langweilig vor. Wir schlurfen in einer Traube von Touristen durch die Dünen, knipsen die obligatorischen Fotos, harren auf den Sonnenuntergang und rasen im durchgetakteten Zeitplan der geschäftstüchtigen Reisunternehmer im Minibüschen durch die Nacht zur nächsten Veranstaltung. Die ist dann deutlich mehr unser Geschmack: mit Laserpointer lassen wir uns die Sternbilder der südlichen Hemisphäre erklären und durch gewaltige Teleskope bestaunen wir die Ringe von Saturn und die Monde von Jupiter. So nah haben wir uns den Sternen – und unseren Nachbarplaneten noch nie gefühlt. Besonders die Planeten unseres Sonnensystems mit eigenen Augen zu betrachten, ist ein magischer Moment. Der Kosmos ist auf einmal zum Greifen nah. Schade, dass man zu hause in Deutschland davon einfach gar nichts mitbekommt. Glücklich fallen wir spät in der Nacht in unsere Schlafsäcke. An dieses Erlebnis werden wir uns noch lange erinnern.

Am nächsten Morgen haben wir Glück: der Pass soll geräumt sein. Also packen, Reifen aufpumpen, tanken, Reifen aufpumpen, losfahren, Reifen aufpumpen. Die Intervalle, nach denen wir wegen Unfahrbarkeit unsere Motorräder auf dem Seitenstreifen zum Stehen bringen müssen, werden immer kürzer. Ziemlich schnell finden wir heraus, dass es sich mit plattem Vorderreifen bei 70 km/h viel besser fährt als mit 30. Wenn man schon eh nicht lenken kann, dann wenigstens so schnell fahren, dass man auch nicht lenken muss.

Die Aufpumpintervalle liegen bei weniger als fünf Minuten, als wir genervt und eine gefühlte Ewigkeit später Calama erreichen und bei der Werkstatt von Pro Motos Castillo anhalten. Wir werden freundlich mit Café empfangen und es gibt tatsächlich zwei passende Schläuche für uns! Sogar von einem deutschen Hersteller, wie uns begeistert berichtet wird – nämlich von Heidenau. Die Mechaniker ziehen uns kostenlos die Schläuche ein, waschen uns Staub und Schlamm von den Töffs.  Wenig später können wir endlich wieder das Motorradfahren genießen.

Und dann wird es auch schon wieder Zeit, ein schönes Plätzchen zum Zelten zu finden. Aber das, liebe Leser, ist in der Atacama Wüste nicht schwer.

Atacama Wüste, Chile, Milchstraße, Nacht, Zelten_DSCF1945_1180

Die Atacama Wüste – ein Traum aus tausend und einer Nacht. Über uns die Sterne, unter uns der Sand, um uns nichts als Weite und Unendlichkeit.

Andreas


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Mit dem Motorrad im Winter über die Lagunas Route von Uyuni nach San Pedro de Atacama

Bolivien, du bist so wunderbar! Im Sommer tust du gut, im Winter tut’s weh. Ratzifatzi entwickelt sich Bolivien zu dem Land mit der höchten Abenteuerdichte unserer Reise.

  1. Wir überleben die Death Road trotz ihres Namens.
  2. Die Kupplung von Sir Bumblebee geht in der Pampa inmitten von Sanddünen in die Fritten.
  3. Wir schleppen uns 100 km durch Salzmatsch über den Salar de Uyuni ab.
  4. In Bolivien gibt es keine V-Strom. Ersatzteile müssen aufwenig gefunden & importiert werden frei nach dem bolivianischen Motto „Alles ist möglich. Nichts ist sicher.“
  5. Wir fahren die Lagunenroute entlang und bleiben im Schnee stecken.
  6. An der bolivianischen Grenze nach Chile gibt es keinen Zoll zur Mopedausfuhr. Wir haben die Wahl: Wegegeld zahlen oder 80 km durch den Matsch zurück.
  7. Der Grenzposten nach Chile will uns nicht passieren lassen und uns durch den Matsch in die Wildnis zurückschicken.
  8. Es ist Winter & entsprechend kalt. Trotzdem gibt es nirgendwo eine Heizung.
  9. Es gibt, sofern überhaupt fließendes Wasser die Leitung verlässt, nur eiskaltes. Duschen wird zur Mutprobe.
  10. Wir schlafen mit Mütze.

So, und nun, werter Freund, komm mit zu unserem finalen Bolivien-Abenteuer: Die Lagunenroute im Schnee mit Passüberquerung nach Chile. Wir beginnen in Uyuni (Bolivien) und kommen nach drei Tagen des Nervenkitzels in San Pedro (Chile) an.

Von Uyuni nach Villa Mar

Wer Bolivien kennen lernen möchte, für den führt kein Weg an der berühmten Lagunenroute vorbei. Sie schlängelt sich im Westen Boliviens durch die menschenleere Wildnis des Altiplanos entlang farbprächtiger Lagunen mit Flamingos (!!!). Dieses Spektakel wollen wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Neben ihrer einmaligen Schönheit ist die Lagunenroute aber auch für ihre anspruchsvollen offroad-Passagen berüchtigt. Die Meinungen über deren Passierbarkeit auf Motorrädern reichen von der „gar-kein-Problem-Lagerfeuerbier-Einschätzung“ bis zum „unfahrbar-seid-ihr-irre-Killerweg-Statement“. Wir dürfen also gespannt sein.

Da wir der neuen Kupplung mit den alten Federn bei Sir Bumblebee nicht ganz vertrauen und keinesfalls wieder im Nirgendwo stecken bleiben wollen, suchen wir nach einer passierbaren Strecke für uns. Das Wetter ist zum Glück seit einigen Tagen trocken, mit Schlamm brauchen wir also nicht zu rechnen. Der Pass nach Chile soll auch frei sein. So sagen unsere Freunde in Uyuni. Also los.

Um das Altiplano rund um die Lagunen zu besichtigen, gibt es unzählige Routenmöglichkeiten, die an unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen – und auch unterschiedlich schwer zu fahren sind. Um das Risiko für uns und die Motorräder so gering wie möglich zu halten, entscheiden wir uns schlussendlich für die östliche Route. Von Uyuni wollen wir über die gut ausgebaute Piste 701 zunächst bis zur letzten Tankstelle vor Chile in San Cristobal und dann weiter bis Alota fahren. Hinter Alota geht es links auf den Camino a Villa Mar y Laguna Colorada, eine knapp 200 km lange, sandige Wellblechpiste. Auch wenn wir so einige Lagunen und den berühmten Arbol de Piedra nicht sehen werden, führt uns die Strecke trotzdem zu einigen großen Heighlights, darunter die berühmte Laguna Colorada, heiße Quellen und ein weiterer Salzsee.

[googlemaps https://www.google.com/maps/d/embed?mid=1_Zx6dbE7RppKOQd0qUO7fBM4eZiTmvNx&w=640&h=480]

Von Uyuni bis Alota würden wir die Hauptstraße 701 als angenehm zu bereisen beschreiben. Doch danach fängt der große Fahrspaß an. Auf Google Maps kann man sich ab hier gar nicht verlassen, der Weg, der zu den Lagunen führen soll, ist hier nämlich unbekannt. Maps Me ist da schon besser informiert und gibt auf der Offlinekarte darüber Auskunft, dass es noch 49 km von Alota bis Villa Mar und dem Hostal Piedrita sind, wo wir die erste Nacht verbringen wollen.

Bolivien, DL650 V-Strom, Laguna Route, Motorradweltreise, offroad, San Pedro de Atacama, Sand, TKC70, Touratech, Uyuni_S10C0031_1180

Noch reist es sich mi über 70 km/h hervorragend: die Piste 701 ist frisch gewalzt.

Fahrt durch den Tiefsand mit dem TKC70

Doch anstelle der von Maps Me veranschlagten 45 Minuten plagen wir uns gute drei Stunden durch den tiefen Sand. Der hindert allerdings weder Jeeps noch LKW daran, in Highspeed an uns vorbeizufahren und mit Staubwolken unsere Sicht schwinden zu lassen. Wenn die wenigstens alle in Reihe fahren würden, würden sie eine Fahrspur für uns plätten, aber so…

Wir lassen den Reifendruck ab. Anstelle der 2,6 bar vorne und 3,0 hinten sind die TKC70 nun mit 1,5 bar vorne und 1,8 bar hinten befüllt. Die größere Auflagefläche hilft wirklich im Tiefsand. Und wir sind wieder einmal von unseren Reifen beeindruckt, weil sie sogar in diesem Gelände super Traktion haben.

Hostels in Bolivien

Wir zählen die Kilometer runter und kämpfen nun direkt mit zwei Endgegnern: der miesen Strecke und der Zeit, denn gleich geht die Sonne unter und sobald die weg ist, wird es empfindlich kalt, um nicht zu sagen eisig. Brr.

Als wir irgendwann im Dunkeln schlotternd das Hostel erreichen, sind wir durchgefroren – und bleiben es auch. Es gibt nämlich prinzipiell keine Heizung, dafür aber ein paar dünne Decken. Her also mit der plüschigen Alpaka-Mütze und dem Handwärmer mit Kohlestäben.

Mit der V-Strom und dem TKC70 über die Wellblechpiste

Am nächsten Morgen ziehen wir Bilanz. Unser Resume des Vortages: 49 km durch den Sand in 3 Stunden. Prognose für den heutigen Tag: 201 km inklusive Pass- und Grenzüberquerung = ein nahezu unmögliches Unterfangen. Doch was wäre die Reise ohne diesen gewissen Nervenkitzel?

Also ab die Post. Es wird echt mühselig, denn weitere tiefe, sandige Passagen wechseln sich mit fetten Steinen und Geröll auf dem Pfad ab. Doch auch auf diesem anspruchsvollen Untergrund können wir uns auf den Grip des TKC70 von Conti voll verlassen! Nur gut, dass die Landschaft so unglaublich schön ist. Das hebt die Laune.

Die Laguna Colorada

Die Lagunenroute führt durch den Nationalpark Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa. Um die ganze Pracht bestaunen zu können, müssen wir saftige 150 BOL (ca. 18€) pro Person Eintritt an einem Pförtnerhäuschen bezahlen. Der Wächter händigt die Tickets aus und lässt uns die Schranke passieren. Er betont dabei, wie wichtig es sei, das Ticket griffbereit zu haben. Was er hingegen verschweigt, sind die kommenden Streckenverhältnisse…

Wir holpern also weiter durchs Gelände und visualisieren zur Motivationssteigerung die rosa Flamingos an der Laguna Colorada. Die soll besonders schön sein und in einem strahlenden Rot leuchten. Mit diesem Ziel vor Augen fährt es sich deutlich leichter.

Die Strecke besticht unverändert durch ein Wechselspiel aus Wellblech, Tiefsand und Geröll. Parallel zieht sich immer mehr der Himmel zu. Als wir endlich die sagenumwobene Laguna Colorada erreichen, ist es lausig kalt und grau. Von Flamingos keine Spur. Von anderen Lebewesen auch nicht. Die Lagune ist momentan so farbprächtig wie ein heimischer Sumpf im November. Ganz zauberhaft!

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Nix mit tollen Farben der Laguna Colorada und Flamingos: Alles steckt in usseligen Wolken.

Wetterumschwung im bolivianischen Hochpleateau

Aufgrund des Wetters- und der Wegverhältnisse beschließen wir, dass wir doch keine Pause an der Lagune brauchen und halten uns weiter ran. Unseren Plan, heute bis nach Chile zu fahren, haben wir über Bord geworfen. Wir wollen einzig und allein den bevorstehenden Pass überqueren und es bis zum Hostel in Termas de Boleques an den heißen Quellen der Laguna Chalviri schaffen. Trotzdem sind es nach einem halben Tag Gequäle immer noch 60 km to go und wir haben nur noch 4 Stunden bis die Sonne untergeht. Au Backe. Hatten wir gestern das Gefühl von Zeitdruck, wird es jetzt noch schlimmer, denn bei nächtlichen Temperaturen von -25 °C fällt notzelten auf dem Pass als Plan B flach.

Weiter geht es also. Wir sehen schon das Hochplateau und dahinter soll der Pass auf 5.000 Meter N.N. sein. Über unser Sena 10c Headset sprechen wir uns gegenseitig Mut zu. Denn jetzt zieht es sich abeneuergeschichtsmäßig richtig zu, vereinzelte Schneeflocken wehen uns drohend um die Nase und verkünden das nahende Ende unseres noch so jungen Lebens.

Allein bei zugeschneitem Weg auf dem bolivianischen Hochpleateau

Ich spüre meine Finger schon jetzt kaum noch. Es kann also nur noch besser werden, denke ich. – Und dann verschwindet plötzlich die Piste unter Schneebergen. Da kommen wir mit den Mopeds auf gar keinen Fall durch! Mist. Und jetzt?

Jetzt kostet es wirklich Anstrenung, die Gedanken auf das Erreichen des Hostals zu fokussieren und sich trotz der etwas unangenehmen Lage nicht mit Endzeitstories zu verlieren.

Wir lassen das Theme von Indiana Jones in unserem Kopf erklingen, senden Stoßgebete gen Himmel, verlassen die Straße – und brettern bergauf drauf los. Wenn ich vorher dachte, ich fahre über Steine, kann ich jetzt nur sagen: weit gefehlt. Hier liegen fette Brocken rum umgeben von Matsch und Schnee.

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Spurenlesen

Mittlerweile haben wir die Streinbrocken überlebt, pflügen uns durch einen Acker und halten uns an Reifenspuren, die Einheimische mit ihren Karren einmal hinterlassen haben als sie hier langfuhren. Nur leider enden die Spuren oft einfach irgendwo im Schnee. Langsam wird es echt nervenaufreibend. Hier oben würde es eigentlich einen normalen Weg geben – sogar einen laut Navi besser ausgebauten – und genau dieser ist einfach zugeschneit.

Doch irgendwie geht es immer weiter. Muss es. Jeder Meter zählt!

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Aus dem Regen in die Traufe: Durch den Schnee über den Hubbel geht es in die nächste Spurrille – und das Moped kippt um. Wann kommen wir endlich an??

Irgendwann stehen wir inmitten überfrorenen Gesteinfeldes und haben keine Ahnung, wo es langgehen könnte, weil um uns herum nur noch Schnee zu sehen ist. Als die Moral der Truppe den Tiefpunkt erreicht, taucht plötzlich – wie in jedem guten Abenteuerfilm im kritischen Moment – eine Reihe von fünf Jeeps aus dem Nichts auf. Die Fahrer halten und wollen wissen, ob alles okay ist. Gleichzeitig schauen Touristen neugierig aus den vollgepackt es Geländewagen auf uns und versuchen herauszufinden, was wir denn hier so treiben.

Über den Pass zwischen Bolivien und Chile im Schnee

Die Fahrer wollen vorfahren, wir sollen als Korso folgen. Doch leider sind die fünf mal so schnell wie wir. Sie brettern also weiter, doch glücklicherweise hinterlassen sie eine Spur, der wir in der Hoffnung folgen, die Schneewehen zu umfahren und irgendwann auf die Straße zu gelangen.

Zwischenstand: Noch 30 km. Immer noch Schnee. Eine Stunde bis es ganz dunkel wird.

Während wir uns das Mantra „Ich kann es! Ich will es! Ich tue es!“ aufsagen, mobilisieren wir die letzten Kräfte.

Jetzt gilt es, die Piste zu erreichen, bevor wir nichts mehr sehen können und uns heillos verfahren. Schnell noch ein paar Stoßgebete gen Himmel geschickt. Und dann: Unser Wunsch wird erhört. Bei dem unglaublichsten Sonnenuntergang, den wir jemals gesehen haben, stoßen wir auf eine Staubpiste. Erleichterung macht sich breit. Nur noch 25 km und wir sind am Ziel.

 

Jetzt gilt es, die Piste zu erreichen, bevor wir nichts mehr sehen können und uns heillos verfahren. Schnell noch ein paar Stoßgebete gen Himmel geschickt. Und dann: Unser Wunsch wird erhört. Bei dem unglaublichsten Sonnenuntergang, den wir jemals gesehen haben, stoßen wir auf eine Staubpiste. Erleichterung macht sich breit. Nur noch 25 km und wir sind am Ziel.

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Unsere Passüberquerung erreicht ihren Höhepunkt.

Rettung durch die Guides von Red Planet Expedition

Die Piste ist schneefrei und auch in der Nacht ohne Probleme befahrbar. Doch jetzt stellen wir fest, dass wir beide einen Platten haben. Fix packen wir den Airman aus, pumpen die Reifen auf und weiter gehts.

Plötzlich taucht ein Licht vor uns auf. Das Licht am Ende des Tunnels? Fast. Ein fetter Jeep hält vor uns. Die Guides und Fahrer von Red Planet Expedition, die wir vor drei Stunden in den Bergen getroffen haben, steigen aus. Sie sind zurückgekommen um zu sehen, wo wir  bleiben und uns retten kommen. Sie haben sogar heißen Tee mit.

Herzliches Willkommen im Hostal

Für uns ist es schon eine wahre Erleichterung, dem Auto mit den Helfern einfach zum Hostal hinterherzufahren. Sie lotsen uns in einen erwärmten Raum, in dem ihre Touristen gerade zu Abend essen. Sobald wir eintreten, klatschen diese wild los! Stell dir das mal vor. Alle erkundigen sich nach unserem Wohlbefinden, reichen warme Handschuhe und wollen wissen, ob sie noch was für uns tun können.

 

Für uns ist es schon eine wahre Erleichterung, dem Auto mit den Helfern einfach zum Hostal hinterherzufahren. Sie lotsen uns in einen erwärmten Raum, in dem ihre Touristen gerade zu Abend essen. Sobald wir eintreten, klatschen diese wild los! Stell dir das mal vor. Alle erkundigen sich nach unserem Wohlbefinden, reichen warme Handschuhe und wollen wissen, ob sie noch was für uns tun können.

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Wir alle strahlen – unsere einheimischen Retter Francisco und Carlitos strahlen für ihre Kollegen  Marcial, Jasmari, Ivan und Israel von der Red Planet Expedition mit.

Die Guides organisieren uns einen Tisch während unsere Hände am Heizpilz langsam auftauen. Wir werden umsorgt mit heißem Tee, der besten Suppe, die wir jemals probiert haben, und Pasta mit Hühnerbein.

Fix und fertig und gleichzeitig dankbar dafür, das Abenteuer Passüberquerung im Schnee überlebt zu haben, gehen wir direkt schlafen. Natürlich wieder ohne Heizung. Nur gut, dass wir gen Atacamawüste fahren, da wird es hoffentlich wärmer.

Schlauchlose Reifen wechseln on the Road

Am nächsten Morgen starten wir frohen Mutes. Nur noch 100 km bis San Pedro de Atacama. Doch wir haben die Rechnung ohne die Vorderreifen gemacht – die sind nämlich beide komplett platt. Beide sind mit vielen kleinen Löchern durchsiebt. Na super. Im Ort (also den zwei Häusern) gibt es keine Werkstatt, also müssen wir wohl oder übel es mit den Reifen bis nach San Pedro schaffen.

Andreas‘ Reifen beherbergt dazu noch ein fettes Loch, das er mit Pilzen flickt. Die haben bisher immer gute Dienste getan. Doch nach nur 200 Metern fahren stellen wir fest, dass diese Erste Hilfe Maßname nicht ausreicht. Und nun? So kommen wir nicht weit.

Glücklicherweise sind wir an den heißen Quellen, einem beliebten Tourziel. Und glücklicherweise treffen wir hier eine lange Reihe von Tourjeeps an. Alle bis an die Zähne mit Werkzeug ausgerüstet. Schließlich will keiner mit einer Horde Touristen im Anhänger hilflos in der Pampa stecken bleiben.

Auch diese Tourguides entpuppen sich als äußerst hilfbereit – sie leihen Werkzeug, reichen einen riesigen Flicken für den Reifen und helfen mit, den Schlauchlosreifen von der Felge zu bekommen. Drei starke Männer braucht es hierfür. Das geht bei Reifen mit Schlauch deutlich einfacher. Egal. In Rekordzeit ist der Reifen geflickt und wird wieder anmontiert – da alles sehr schnell gehen muss, leider entgegen der Laufrichtung. Na ja, Hauptsache, wir können fahren.

Bolivianische Grenzbeamte ganz entspannt

Obwohl das schlimmste Loch jetzt geflickt ist, müssen wir trotzdem alle 20 km anhalten, um Andreas‘ Reifen wieder aufzupumpen. Ehrensache, dass die Straße wieder nur aus Sand, Geröll und Wellblech besteht. Jetzt kommt noch neu hinzu: Matsch. Wenigstens ist jetzt ein platter Reifen von Vorteil. Noch nie sind wir so entspannt durch den Modder gelangt. Wir können sogar die Fahrt entlang der wunderschönen Laguna Blanca genießen.

Als wir uns bis zur Bolivianischen Grenze (bestehend aus einer Bruchbude) gekämpft haben teilen uns die Grenzbeamten mit, dass es hier keinen Zoll gäbe und wir 80 km zurück müssten, um unsere V-Stroms ausführen zu können. Ähm. Nee. Keine Option für uns. Haben sich die Bolivianer auch gedacht und bieten an, für uns die Papiere für 20 USD rüberzufahren. Faires Angebot.

Fünf Minuten später heißt es ein letztes Mal ab durch den Matsch. Und dann, sobald wir Chilenischen Boden erreichen, befinden wir uns seit Wochen auf der ersten, asphaltierten Straße. Sie ist sogar geräumt! Wahnsinn.

Chilenisches Grenzspektakel

Die Asphaltstraße führt zu einem modernen Riesengebäude mit großer Toreinfahrt. Drinnen erwarten uns mehrere Busse voller Touristen, die auch nach Chile einreisen wollen, und fließend warmes Wasser. Alles wirkt organisiert und sturkturiert. Das ist seltsam. Seit Mittelamerika haben wir an jeder Grenze Geldwechsler angetroffen, Frauen mit Ständen, die leckere Düfte vertströmten, und ein buntes Treiben aus Menschen mit traditioneller Kleidung. So nicht hier.

Der Interpol-Beamte erklärt rundheraus: Er habe jetzt Mittagspause. Wir können nicht rüber. Nach seiner Mittagspause überlegte er sich, dass er doch jetzt die Grenze für heute komplett schließen wolle und wir nach Bolivien zurück müssten. Als wir uns davon nicht abschrecken lassen, versucht er es mit der Ausrede, dass die Straße nach Chile voller Eis und Schnee wäre. Schlimmer als unsere Passeskapade kann es auf asphaltierter Straße nicht werden. Andreas nervt ihn weiter. Langsam dämmert es dem Grenzbeamten wohl, dass wir hier nicht weggehen. Es hilft, dass die 30 anderen sich auch nicht zurückschicken lassen wollen.

Er lässt sich also erweichen und lässt uns „auf eigenen Gefahr“ einreisen.

San Pedro

Als wir das Grenzgebäude verlassen, suchen wir vergeblich die katastrophalen Straßenbedingungen. Der Asphalt ist frei, die breite Fahrbahn führt in angenehmer Streckenführung den Berg herunter.

Es ist ein seltsames Gefühl, ohne genauer auf die Straßenbeschaffenheit achten zu müssen, bei 80 km/h ganz entspannt fahren zu können. Wir wissen nicht, wann wir das zum letzten Mal erlebt haben. Vermutlich in den USA.

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Nix mit gesperrtem Pass: Warum uns der Grenzbeamte nicht nach Chile einreisen lassen wollte, wird für immer ein Rätsel bleiben.

San Pedro begrüßt uns mit Wärme, Wüste und Ruhe. Wir erholen uns jetzt erst mal und werden einen Schlauch in den Vorderreifen einziehen lassen, damit wir bis nach Valparaiso zum Verschiffen kommen.

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Nach drei Tagen Dauerstrapaze dürfen wir endlich unser Zelt in San Pedro de Atacama aufstellen – und wie die anderen Zelte vermuten lassen: Es ist warm!!

Fazit: Abenteuer in Filmen oder Büchern mitzuerleben und mit den Helden mitzufiebern, ist etwas ganz anderes, als selbst in einem zu stecken. Doch sowohl in Fiktion und Realität gibt es eine Gemeinsamkeit: Es gibt ein gutes Ende!

Felicitas


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Mit zwei V-Stroms und einer kaputten Kupplung über den Salar de Uyuni

Eines der großen Highlights Boliviens ist der Salar de Uyuni. Klar, dass wir ihn sehen und mit unseren V-Stroms befahren wollen. Kaum vorstellbar, doch dieser Salzsee umfasst gut 10.000 km². Er ist so flach, dass man in der Mitte des Naturspektakels nichts außer den Salt Flats sieht. Für eine Zeit kann man gut und gerne meinen, dass die Erde wirklich nur eine Scheibe sei. Doch nähert man sich dem Rand, sieht man, wie sich Hügel schrittweise in die Höhe schrauben. Ach, hätte Galileo diesen Ort damals nur gekannt…

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Der sagenumwobene Salar de Uyuni. So sieht er bei schönem Wetter aus.

Bei erstaunlichem Grip ballern wir frohen Mutes in einem Affenzahn über die Salzplatten mit Zielrichtung Salzhotel. Die Abenddämmerung strahlt, das Abendbrot lockt. Alles gut, so sollte man meinen. Doch dann kommt alles ganz anders als wir denken.

Kupplungscrash in der Sanddüne

Anstelle einer offiziellen Ausfahrt aus dem See ans Land stoßen wir kurz vor dem Ziel auf eine Art Sanddüne. Wir versuchen mit Schwung bis zur nur wenige hundert Meter entfernten Straße zu kommen – bleiben aber schon nach wenigen Metern im losen Untergrund stecken. Wir entladen die Mopeds, lassen Reifendruck ab und buddeln zuerst Andreas‘ Töff aus dem Sand. Mit Karacho und ordentlich Anschieben brettert er schließlich in einer dicken Staubwolke zur Straße. Jetzt heißt es, mein Vehikel ins sichere Fahrwasser zu bringen. Es wäre auch alles irgendwie zu einfach, wenn auch das jetzt auf Anhieb klappen würde, oder?

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Andreas‘ V-Strom ist im Sand eingegraben. Das Ausbuddeln wird gleich ein ganzes Stück Arbeit.

Meine Kupplung brennt jedenfalls auf einmal durch und meine V-Strom bewegt sich keinen Millimeter mehr von der Stelle. Die komplette Traktion am Hinterrad ist weg. Jetzt gucken wir ziemlich doof aus der Wäsche. Ohne Motor bekommen wir die 260 kg-Maschine nicht bergauf durch dieses Terrain geschoben…

(Für alle Nichttechniker ganz profan gesagt: Die Kupplung verbindet den Motor über die Kette mit dem Hinterreifen. Funktioniert die Kupplung, dreht das Rad und gibt so Schubkraft. Ist sie kaputt, jault lediglich der Motor beim Gasgeben und es passiert nüscht in Sachen Vorwärtskommen.)

Andreas braust also mit seiner funktionierenden Maschine los gen ein nahes Salzhotel, um Hilfe zu holen, ich halte die Stellung. (Irgendwie erinnert mich die Situation in Peru als wir in den Bergen im Nirgendwo stecken geblieben sind und der Motor von Andreas‘ Maschine nicht mehr ansprang.) Kurze Zeit später naht Rettung in Form von Reiseführer Basislio mit seinem Megajeep, den Andreas in der Unterkunft aufgegabelt hat. Zu dritt wuchten wir das Moped mit vereinten Kräften auf die Straße, vertäuen es mit einem Seil, das wir vor ein paar Tagen zufällig beim Zelten am Strand des Titicaca-Sees gefunden haben, an Basilios Auto und zockeln durch die Nacht.

Abschleppen über den Salar de Uyuni

Wenig später erreichen wir ausgelaugt aber glücklich das Salzhotel. Nach eingehender Kupplungsanalyse wird klar: Da ist was Größeres hinüber. Nix, was man hier in der Pampa reparieren könnte. Wir müssen die Mopeds irgendwie 100 km über den Salzsee in die nächste Werkstatt nach Uyuni überführen.

Glücklicherweise bekommen wir in Uyuni einen Schrauberkontakt. Unser Freund Jaime von Xtress, mit dem wir in La Paz Bekanntschaft gemacht haben, kennt hier wen und stellt den Kontakt her. Huascar von Nomada Experience will uns morgen in seiner Garage in Empfang nehmen.

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass es in dieser Nacht schneit und die Pisten zum Salar am nächsten Morgen ein wahrer Traum aus rutschigem Matsch sind. Was in Deutschland unmöglich wäre, ist hier kein Problem – hoffen wir jedenfalls. Zwischen den Sturzbügeln der Mopeds spannen wir unser Seil und Sir Bumblebee wird so in einem Abstand von einem Meter von Andreas‘ Motorrad abgeschleppt. Wir erkundigen uns noch, wie wir wieder auf den Salar kommen – diesmal allerdings ohne Dünenüberquerung. Wir erfahren, dass es im nächsten Ort einen Checkpoint geben soll, ab dort führt eine offizielle Piste auf die Salzkruste.

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Und reins ins Vergnügen: Ab geht es mit unseren V-Stroms durch den Matsch auf den Salar de Uyuni. Das Abschleppen des Motorrads macht richtig Freude mit den rutschenden Hinterreifen…

Treff mit der Armee

Mit atemberaubenden 20 km/h nähern wir uns dem Einstieg. Hier steht tatsächlich ein offiziell aussehendes Häuschen inmitten von Kakteen – also schnell weitergefahren und rauf auf den See. Hoffentlich sieht uns keiner mit unserer waghalsigen Abschleppkonstruktion.

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So sieht sie aus, unsere Abschleppkonstruktion: Zwei V-Stoms dazwischen ein Seil.

Irgendwann umgibt uns nur noch weiße Weite. Noch 70 km bis zum Ziel. Die Sonne scheint, doch dann tauchen Wolken in Fahrtrichtung auf, die eindeutig mit Schnee gefüllt sind. Huff, hoffentlich landen wir nicht noch in einem Schneesturm! Wir konzentrieren uns und eiern so schnell wie möglich über den rumpligen Untergrund.

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Die Gewitterwolken ziehen dick über dem Salar de Uyuni auf. Und wir sind genau mittendrauf.

Urplötzlich taucht neben uns aus dem Nichts ein Fahrzeug mit Sirene und Blaulicht  auf. Ein Soldat mit Maschinengewehr und ein anderer Uniformierter steigen aus. Sie machen zahlreiche Fotos von uns, den Motorrädern, unserer Abschleppkonstruktion – und unseren Ausweisen. Hoffentlich fragen die jetzt nicht auch noch nach den nicht vorhandenen Eintrittstickets. Machen sie nicht. Puh! Stattdessen wollen sie uns überraschend und ganz uneigennützig helfen und uns bis nach Uyuni lotsen.

Sie rasen los, wir zockeln hinterher. Da sie aber ungefähr sechs mal schneller als wir fahren und ständig auf uns warten müssen, wird ihnen die Sache bald zu langweilig. Sie zeigen uns schließlich eine offiziell aussehende Salzstraße, die uns ans Ziel bringen soll, machen weitere Fotos (wir dürfen aber keine von ihnen aufnehmen – komisch, oder?) und brausen davon.

Rettung in Uyuni

Weiter quälen wir uns über den Salar und bleiben erneut an seiner Küste kurz vorm Ziel stecken. Die Unwetterwolke vor uns hat hier abgeregnet und das Salz ist zu einer Art knöcheltiefem Schlamm mutiert. Ohne funktionierende Kupplung kriegen wir meine Maschine nicht raus. Nur gut, dass die Einheimischen alle hilfsbereit sind und fette Jeeps fahren. So schaffen wir es schließlich mit vereinten Kräften durch knietiefe, riesige Salzwasserpfützen ans nahende Ufer.

Nach dieser Aktion sehen sowohl die Stromsis als auch wir wie mit einer Zucker- bzw. Salzkruste überzogen aus. Das Zeug muss dringend runter, um Korrosion direkt im Keim zu ersticken. Das ist nämlich Hauptfeind Nummer 1 nach einer Salarüberquerung. Mopeds also fix gewaschen und endlich über Asphalt ab zur Werkstatt im Zentrum Uyunis.

Inhaber Huascar und Mitarbeiterin Fatima empfangen uns freundlich. In seinem Laden dürfen die Motorräder bleiben während wir uns daran machen, eine neue Kupplung zu suchen. Wie das wohl werden wird? Wir haben nämlich schon das Motto Boliviens gehört, das Spektakuläres zu erwarten lässt: „Alles ist möglich. Nichts ist sicher.“

Doch die Kupplungssuche geht erst morgen los. Heute ist es schon zu spät, um irgendetwas anderes zu tun als etwas zu essen und schlafen zu gehen. Nur gut, dass Fatima uns zu sich nach Hause eingeladen hat. Hier finden wir nämlich ein warmes Bett und in Fatima eine herzliche Gastgeberin, die sogar deutsch spricht, weil sie viele Jahre im Sauerland gewohnt hat.

 

 

Andreas, Auto, Bolivien, Felicitas, Nomada Experience, Salar de Uyuni, Stadler, Uyuni_image1_1180

Fatima lädt und kurzerhand zu sich nach Hause ein. Es geht doch nichts über Sauerländische Gatfreundschaft 🙂

Für heute also gute Nacht und auf die Fortsetzung des Kupplungs-Krimis.

Felicitas


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half around the world: big motorcycle inspection after 26,000 km

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In June 2017 we have started for our motorcycle world trip to visit and explore North, Central and South America on our Suzuki DL650 V-Stroms. Since then, we have driven the endless American highways, the sandy roads of Central America and also some major off road detours to amazing spots like Volcano Telica in Guatemala.

Beside some minor things like a broken indicator casing and bent panniers from dropping the bikes in difficult passages, some flat tyres and a leaking gas tank gasket we haven’t had a single major problem with our Vees. They appear to be trusty and tenacious travel companions.

Suzuki Colombia receives us for the „big“ service in Bogotá

After ten months on the road and roughly 26,000 km since New York we arrive in Bogotá, Colombia. It is time to do the „big“ service on our bikes to get them ready for the second half of our adventure – all the way down to the vast Patagonia.

We were all the more pleased to connect with José Hermes Torres, manager of Suzuki Colombia in Bogotá. When I wrote him on Facebook if we could do our service in his workshop he got immediately excited about our project and offered his full support.

When we arrived at Suzuki Bogotá we were surprised by the size of the site. As Suzuki provides motorcycles and service for the police (they all drive either DR650 or DL650) José has a full order book. Up to 1,300 patrol bikes are serviced here every month. A look into the workshop reveals a busy ocean of green police two-wheelers. Immediately we were warmly received by the staff and waiting police officers while our V-Stroms were moved to the hydraulic ramps for service.

DL650 V-Strom – a sturdy travel bike

Now it’s getting serious: the mechanics start to unscrew the bikes. Until now we only did „small“ services with oil change and the required minor repairs. How did the Vees handle the strain of the travel? With full luggage over the bad roads of Central America, poor gasoline quality of remote gas stations and last but not least the omnipresent sand and dust?

Air Filters

After removing the gas tank and the fairing we get a first glimps on the „collection of the year“: the complete interior of the V-Stroms is covered with dirt. Although the stock air filters are clogged completely the air box is as clean as it was new.

In the mountains of Chiapas, Mexico, we already lost some power because of the reduced air flow. As we are heading for the Andes in Peru it is about time to replace the filters. We are more than happy that K&N sponsors us with high flow air filters. Other than the stock filters they are washable and reusable. So if nothing goes wrong we don’t need new air filters in future!

Drive Chain and Sprockets

The next parts that definitely needs replacement are our drive chains and sprockets. Although we use a chain oiler and keep our chains lubricated – the dust and sand of Central America was a tough abrasive. Specially the drive pinions are completely worn out. Back at home I usually have to replace chains because of the chain’s elongation being out of tolerance. But I never had worn out sprockets…

Fuel Filters

There are various opinions on the internet whether one should use a „pre fuel filter“ or not on a world trip. Travelling Africa might be a different story, however, when preparing for The Americas I decided not to bring a separate pre fuel filter. They are quite expensive and the V-Strom fuel filters are known to be effective, cheap and easy to replace if required.

I don’t worry too much about water contamination of the gasoline as the DL650 is fuel injected. If there is some water in the gasoline the fuel pump will stir it to an emulsion with the fuel. Others worry about cavitation in the fuel injectors. I don’t believe this is a big issue either as the vapour pressure of gasoline is obviously lower than water. In Madison, Wisconsin, my Vee had a leaking gas tank gasket. After parking the bike in heavy rain on the side stand over a week the engine quit running completely. It turned out that I had one third water in my gas tank! A pre filter wouldn’t have helped at all.

So let’s have a look on the ten years old fuel filters of our bikes. Although the fuel pressure measurement doesn’t reveal any choking due to a clogged fuel filter at high revs, it is obviously time to replace them.

Spark Plugs

I have to admit I am really lazy with our spark plugs. On all our bikes we had during the last ten years I inspected them when required but always found them in good shape. So we continued using them because we found it a waste to replace them only because it was written in the service book.

Travelling the world somehow changes my perception of this topic. Fuel quality seems to be worse, Octane numbers are often lower than required by Suzuki. So its no big surprise that the spark plugs are – finally – worn out and need replacement.

Valve Clearance Adjustment & Throttle Synchronisation

The Suzuki team also measured the valve clearance on both bikes. While all measured values were in tolerance on my bike and unchanged compared to my last measurement prior to the trip, Felicitas‘ front cylinder finally needs adjustment on all valves as the measured values were already on-the-edge when we left home.

The mechanics also removed the throttle bodies for cleaning. I cannot remember any of our bikes being that shiny ever!

After the valve clearance adjustment the bikes are ready for throttle synchronisation. I am already looking forward to the smooth driving in low rpm!

Other Repairs

The team of Suzuki Colombia is very enthusiastic to get our bikes into perfect shape to reach „the end of the world“. They also take care of our broken accessories. Our Touratech panniers need some hammering to shape, a power socket and a handguard is broken and my throttle grip is stiff. Felicitas lost her chain guard on a bad track in Costa Rica and needs a new one. The mechanics work two complete days on our bikes to check, adjust, replace and repair everything that is important for the reliability of our work horses.

Last but not Least: Oil Change

Final step – the oil change. After adventurous oil compositions in Central America I am very happy to have high quality oil in our engines again. Somehow it was not possible to find enough Liters of the same oil in Chiapas, Mexico, that fulfilled the requirements of our bikes. So we had to mix several brands which I didn’t really like. Beside all the service, Suzuki Colombia sponsored us with two oil fillings, too!

The Suzuki Service Manual is generous about the lifetime of oil filters. Suzuki requires filter replacement after 18,000 km. During our travel, however, I preferred to replace the filters whenever I found them – which wasn’t too often either. So we are really excited that K&N also sponsors us with oil filters for South America. Another topic we do not need to worry about in future!

Thank you Suzuki Colombia!

Two busy days later, our V-Stroms are well maintained and ready to hit the road again! By the way, after riding the first meters we are certain: Our bikes have never driven that smoothly before.

The Service of Suzuki Colombia was outstanding and the staff very dedicated to get our bikes into best shape. With an eye for details and quality we got a fantastic full service. And the fun part, we could have a close look over the shoulder of our mechanics while they worked on our bikes – and this in a garage of such an enormous size!

Furthermore, we have to say that communication and support of Suzuki Columbia exceeded everything we have experienced so far regarding professionalism and communication. While being in Central America, we contacted manager José Torres and when we arrived weeks later to our appointment at Suzuki Bogotá everything just went perfectly. Everyone was informed, our bikes were maintained immediately and we were greeted like old friends.

So, a big thank you goes out to our mechanics Cristhiam and Alex (and to all the other helping hands) for the excellent work and to José, Christhian and the management of Suzuki Colombia for sponsoring us with all working hours, the engine oil and 10% discount on all replacement parts. It was a great welcome to Colombia guys!

Andreas & Felicitas

Interview with José Torres, manager of SUZUKI Colombia (Spanish)

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=djiqOlRta_E?rel=0&showinfo=0&w=640&h=360]


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Wie wir von einem kompletten Dorf adoptiert wurden

Wir sitzen in einem kleinen Restaurant mitten im Nirgendwo Guatemalas und warten auf unser Mittagessen (übrigens wird dies der beste Burger und das leckerste Hühnchen-Sandwich ever werden). Auf einmal spricht uns ein sehr sympathischer Mann und dessen Begleiter Nelson an. Wir unterhalten uns, es werden Fotos gemacht und die Stimmung ist super. Das Ende vom Lied: Wir sind bei Elder eingeladen und das, obwohl unser spanischer Wortschatz auf dem Niveau A1 rumwabert. Wir müssen lediglich drei Stunden warten, weil unsere neuen Freunde Hühnchenfleisch und Gemüse in der Nachbarstadt ausliefern. Während wir also warten, zelebriert der Gastwirt den Geburtstag seiner Köchin. Ehrensache, dass auch wir fett Kuchen und Kaffee aufs Haus bekommen.

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Das ist Elder. Mit ihm fing alles an.

Als Elder endlich da ist, knattern wir los, halten irgendwo, mehr Gemüse wechselt den Besitzer. Mittlerweile ist es dunkel und wir warten an einer Kreuzung auf irgendwelche Amigos. Die kommen und springen auf den Laster auf. Und dann sollen wir noch jemanden kennen lernen. Hm, ob wir später wirklich einen Schlafplatz haben? Irgendwann biegen wir in einen ziemlich kleinen Weg in ein ziemliches kleines Dorf. Das GPS zeigt „unbekanntes Land“. Ob das gut geht? Als vorsichtiger Weltreisender soll man ja keinesfalls in der Nacht fahren. Egal, jetzt ist es auch zu spät…

Tierisches Vergnügen

Der Ort heißt übrigens Santiago, versucht man uns im lokalen Dialekt zu erklären, besteht aus nur einer Straße, 270 Häusern und sehr warmherzigen Menschen. Ach ja, und dem Hauptarbeitgeber des Dorfes, einem Laden, der nebst üblichem Sortiment alles und jeden mit Gemüse und Hühnchen beliefert. Auch Elder arbeitet hier. Wir werden mit Lebensmitteln versorgt, dürfen das firmeneigene Moped täglich für unsere Dorfrundfahrten nutzen und fühlen uns direkt heimisch. Klar, dass wir uns die Hühnerställe auch ansehen dürfen. Noch gackern knapp 200 der 600 Hähnchen froh, ahnen sie doch nicht, dass sie eine Woche später kopfüber und kopflos in einer Vorrichtung zum Ausbluten hängen, dann in einem Riesenbottich abgekocht und in einer Art Waschmaschine mit ziemlich großen Gummistangen entfedert werden. Ich habe so etwas zuvor noch nie gesehen.

Da hat der Lieblingspapagei im Dorfladen schon mehr Glück: Er darf auf unseren Schultern sitzen und lernt nebenbei neue Wörter (unter anderem das universelle Superwort „Möff Möff“).

Apropos entfedert: Wir haben die Ehre und werden zum Sonntagsfischen in den eigenen Fischzuchtseen eingeladen. Vorher füttern wir unser Essen noch und sehen dann, wie ein paar Prachtexemplare in einer Pfanne auf Holzfeuer gebraten werden.

Es ist wie in den Ferien hier und wir genießen die Zeit. Aus einer Übernachtung wird fast eine ganze Woche Auszeit in Santiago.

Kulinarische Highlights

Elder scheint alle zu kennen und so knattern wir stets jeden anhupend durch Santiago zu unserer nächsten Einladung und Verabredung (jeden anzuhupen gehört hier einfach zum guten Ton). Wir kochen tatsächlich kein einziges Mal selbst, obwohl in unserem super luxuriösen Haus, das wir im Moment ganz alleine bewohnen, ausreichend Platz wäre.

Ein besonderes Erlebnis für mich ist, dass ich in dem heimischen Familienrestaurant einen Tag mitkochen kann. Es gibt eine Vielzahl an leckeren Gerichten und ich bin damit betraut Tortillas con Pasta de Pollo (Tortillas mit Hühnchenfüllung) für den Abend vorzubereiten. Nach einem sehr schnippelintensiven Nachmittag und ordentlich Teiggewalke geht es an die Königsdisziplin: Tortillas aus kleinen Teigbällen in der Hand formen, hin und her klatschen, so einen perfekten Kreis formen und anschließend auf dem super heißen Ofen garen. Bei Berta Julia sieht das so einfach aus….

Motocrossausritt

Damit das Adrenalin auch hier nicht fehlt, so ganz ohne geht es offenbar nicht, werden wir am Sonntagnachmittag zum Familienausflug (also knapp 20 Personen) eingeladen. Jeder, der einer kleinen Motocross-Maschine habhaft werden kann, rast mit selbiger einen ziemlich holprigen Weg in die Berge hoch. Die anderen sitzen auf der Ladefläche eines Lasters und werden durchgeschüttelt. Oben angekommen wird über Sand und Sprungschanzen gewetteifert, wer höher, weiter, besser mit dem Moped springen kann – und natürlich weitergeschmaust.

In Santiago sind scheinbar alle mit einem Zweirad motorisiert und einige unserer neuen Freunde fahren sogar Rennen mit ihnen. Krass! Zu Übungszwecken trägt man normale Straßenbekleidung. Warum auch mit Helm oder Protektoren unnötig Ballast aufbauen? Ist ja auch viel zu warm!

Bis wir uns mal wiedersehen

Als es dann Zeit für uns wird aufzubrechen, bekommen wir nach einem langen Verabschiedungsmarathon einen Abschieds- und Reisesegen von Herzen. Und es fließen auf allen Seiten reichlich Tränen. Elder bringt uns mit seinem Töff zum Schluss noch an die Straße. Jetzt sind wir wieder allein on the road. Aber versprechen mussten wir in zehn Jahren wiederzukommen.

Es berührt mich sehr, dass Elder uns einfach vom Mittagstisch weg eingeladen hat und uns direkt in sein Leben integriert hat. Wir dürfen seine Familie und Freunde kennen lernen und werden sogar ein Teil der Dorfgemeinschaft. Ich fühle mich direkt heimisch. Elder nimmt sich sogar einen Tag frei, damit er Zeit mit uns verbringen kann. Wer würde das denn bitteschön daheim tun? Fremde einsammeln und für sie blaumachen? Elders schulterzuckender Kommentar dazu: „Freunde sind wichtiger als Geld.“

Herzlichen Dank an euch alle, die uns mit ihrer Gastfreundschaft so reichlich beschenkt haben! Wir sind froh, dass wir eine so wundervolle Zeit in eurem Kreise verleben durften. Es ist für uns etwas ganz Besonderes, direkt Teil einer so großen und herzlichen Gemeinschaft zu sein. El Dios los benediga.

Felicitas


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Abgebrochene Fußraste reparieren – Teil 1

Bei der anspruchsvollen off-road Fahrt zum Vulkan Telica bin ich mitten im Nirgendwo mit meiner V-Strom gestürzt. Unglücklicher Weise in einem unwegsamen Hang, sodass die umgekippte Maschine ein Stück rückwärts wieder runter gerutscht ist. Dabei ist meine rechte SW-Motech ION Fußraste gebrochen.

In diesem Tutorial beschreibe ich kurz, wie ich die Fußraste in der Pampa mit Bordmitteln repariert habe.

Schadensbild

Die SW-Motech Fußrasten sind hochwertig verarbeitet. Das modellspezifische Adapterstück ist aus hochfestem Aluminium CNC gefräst, also kein billiger Druckguss. Trotzdem kann es vorkommen, dass es bricht, z.B. wenn die Maschine rückwärts rutscht und hängen bleibt. In meinem Fall ist der Formschluss zur Fußraste bündig abgebrochen.

abgebrochene Fußraste, DL650, Nicaragua, offroad, SW-Motech, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9069_1180.jpg

Das Gewinde für die Befestigungsschraube ist ausgerissen, aber es sind noch zwei unbenutzte Gewindegänge im Sackloch intakt, siehe Bild. Wenn ich die Befestigungsschraube also ohne Unterlegscheibe verwende, kann ich diese beiden Gewindegänge nutzen.

Den abgebrochenen Vierkant kann ich leider nicht gewinnbringend verwerten, weil ich dann die Fußraste nicht fest an das Adapterstück schrauben kann. Ich werde ihn also weglassen.

Benötigtes Bordwerkzeug

Auf einer großen Reise ist es unbedingt notwendig, fernab von Internet, Amazon und dem Freundlichen die kritischen Funktionen des Motorrads wiederherstellen zu können. Dazu habe ich immer mein persönliches Bordwerkzeug und meine Bastelausrüstung dabei. Um die Fußraste zu reparieren brauchen wir:

  • 13er Maulschlüssel
  • Leatherman
  • Knetmetall

 

Reparatur der abgebrochenen Fußraste mit Knetmetall

Zum Glück sind die SW-Motech Fußrasten großflächig gestaltet, sodass ich eine Verklebung in Betracht ziehen kann. Die Kontaktflächen zwischen Adapterstück und Fußraste sind allerdings durch Streusalz und Schmutz korrodiert. Mit der Feile des Leathermans schmirgele ich die Oxydschicht ab, bis auf beiden Flächen glänzendes Aluminium zu sehen ist. Merke: Nach Möglichkeit nie korrodierte Flächen verkleben, die Hafteigenschaften leiden deutlich!

DL650, Knetmetall, Leatherman Wave, Nicaragua, reparieren, SW-Motech Fußraste, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9155_1180

Mit der Feile des Leathermans wird die Klebefläche von Korrosion, Schmutz und Graten befreit, bis sich Adapterstück und Fußraste ohne Verkanten zusammenfügen lassen.

Abschließend prüfe ich noch einmal die geplante Montage: Fußraste und Adapterstück passen jetzt flächig und ohne zu verkanten aufeinander. Die Befestigungsschraube lässt sich ohne den abgebrochenen Formschluss und ohne Unterlegscheibe zwei Gewindegänge festziehen und gewährleistet eine Grundfixierung für die Verklebung. Dann alles wieder auseinanderschrauben, jetzt wird es ernst, alles muss jetzt schnell gehen. Die Verarbeitungszeit von Knetmetall beträgt lediglich ca. vier Minuten inklusive Knetzeit!

Mit der Klinge des Leathermans schneide ich ca. 2 cm Knetmetall ab und knete es mit den Fingern, bis sich die beiden Komponenten zu einer gleichmäßigen grauen Masse vermischt haben. Dann drücke ich es auf die Klebfläche des Adapterstücks zu einem ca. 2 mm dicken „Kaugummi“.

Achtung: Keinen Kleber in das Gewindeloch drücken um die Schraube zu fixieren! Habe ich wohlmeinend probiert, die Schraube packt dann aber nicht, weil Knetmetall zu viskos ist. Dadurch habe ich wichtige Montagezeit verloren.

Dann die Fußraste andrücken und die Schraube gefühlvoll anziehen. Sie greift jetzt nur auf etwa einem Gewindegang!

Den überquellenden Kleber zu einer großzügigen Kehlnat drücken. Leider habe ich zu viel Zeit mit dem Kleber im Gewinde verloren, sodass meine Kehlnaht schon hart wurde, als ich sie festdrücken wollte. Schön ist anders, aber sie macht trotzdem einen robusten Eindruck.

Jetzt alles noch mindestens eine Stunde im Sonnenlicht aushärten lassen. Ich habe außerdem noch das erste Stück meinen rechten Fuß auf den Sturzbügel gestellt, um die Klebung nicht zu früh zu belasten.

Am nächsten Tag ist alles komplett ausgehärtet und kann wieder normal belastet werden. Ob sich diese Reparatur als Dauerlösung bewährt, werde ich später dazuschreiben.

Eventuelle Alternative: die Beifahrerfußraste

Meine erste Idee war es, die Beifahrerfußraste nach vorne zu montieren. Leider hat sie bei der V-Strom aber andere Maße. Sie ist schmaler und hat auch einen anderen Gelenkdurchmesser. Eventuell ist das aber bei deinem Motorrad eine Lösungsmöglichkeit, die es auf jeden Fall zu prüfen lohnt!

Tipp: Zelt Footprint als Arbeitsfläche

Und abschließend noch ein Schraubertipp nicht nur für die Wildnis: Bereits bei den Arbeiten zu Hause im Hof und der Garage ist mir schon so manches Kleinteil auf dem unübersichtlichen Steinuntergrund abhanden gekommen. Zuletzt ist mir bei der Reparatur von Felicitas‘ Starterschalter in Sedona, Arizona, die Schalterfeder unwiederbringlich weggeflogen.

Auf der Weltreise lege ich seitdem daher immer unser weißes Footprint vom Zelt unter die Maschine. Was auch immer runterfällt verschwindet so nicht im Sand sondern lässt sich leicht wiederfinden.

Herzliche Schraubergrüße,

Andreas


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Mit dem Motorrad auf den Vulkan Telica

Die Vulkane in Zentral-Amerika haben es uns angetan. Nach dem wir schon den Atitlán in Guatemala bestaunt und den San Cristóbal in Nicaragua erklommen haben, steht Telica als nächstes auf unserer Liste. Hier soll man sogar mit etwas Glück Lava sehen können.

Telica ist ein recht aktiver Vulkan und wegen seiner mühseligen Anreise gleichzeitig touristisch nicht überlaufen. Ganz im Sinne des deutschen Sicherheitsempfindens kann man auch diesen Krater besteigen, sich oben auf allen Vieren über die vertrauenseinflößende Kante beugen und seine Lungen mit den nach einer antiken Heilquelle duftenden und mindestens ebenso gesunden Gasen und Dämpfen füllen. Mit  etwas Glück soll man sogar zwischen den Schwaden glühende Lava erspähen können. Außerdem soll es eine tolle Aussicht auf die umliegende Vulkanlandschaft inklusive San Cristóbal im Sonnenuntergang geben. Damit aber noch nicht genug: Für den letzten Adrenalin-Kick schnürt eine Übernachtung im Zelt am Krater noch einen Sonnenaufgang auf das Paket. Wer kann da noch widerstehen? Klingt nach einem Highlight unserer Reise!

Anreise zum Vulcan Telica

Diverse organisierte Touren karren den gut situierten Backpacker von Welt im Allradfahrzeug oder per zwei Tage Hike in den Park. Als eingefleischte Motorrad-Weltreisende wollen wir aber natürlich das ganz große Abenteuer (und uns die Kohle sparen) und planen unsere Anreise mit den Mopeten. Schließlich wollen wir (ich) den wahren offroad-Fähigkeiten unserer V-Stroms auf den Zahn fühlen!

Es braucht dann allerdings doch zwei Anläufe, um das Projekt erfolgreich in die Tat umzusetzen. Unsere erste Anreise auf unseren beiden Motorrädern müssen wir leider schon nach zwei Kilometern abbrechen, weil die Sandpiste ab Las Mercedes für unsere vollbepackten Schiffe auch mit abgelassenem Reifenluftdruck nicht fahrbar ist. Enttäuscht müssen umdisponieren.

Wir fahren in das benachbarte Léon und kehren die Nacht im Blue Hat Hostel ein. Diese Expedition braucht offensichtlich eine ernstere Vorbereitung, da sie mit Abstand die schwierigste Etappe unserer bisherigen Weltumrundung darstellt. Wir beschließen, mit nur einem Motorrad zu fahren und Gepäck im Hostel zwischenzulagern. Werkzeug, Ersatzteile, Campingausrüstung und acht Liter Wasser müssen aber trotzdem mit. Wir können hoffentlich Kraft sparen, weil wir zu zweit nur eine Maschine durch die schwierigen Passagen baggern müssen. Auch die Route arbeiten wir detailliert aus, um alles zeitlich zu schaffen. Die Touri-Jeeps fahren um zwei Uhr los, also starten wir um elf. Das sollte uns hoffentlich genug Reserve geben.

Zweiter Anlauf zum Krater

Am nächsten Tag steht meine V-Strom abfahrbereit vor dem Hostel, während Felicitas ihr Töff auf einem Parqueo zur Bewachung abgibt. Vorsorglich erhöhe ich die Federvorspannung an meinem Touratech-Fahrwerk. Mit der geringen Bodenfreiheit der V-Strom werden wir jeden Millimeter zwischen Geröll und Unterfahrschutz brauchen.

DL650, Gepäck, Nicaragua, TKC70, Touratech, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9055_1180

Fertig gepackt steht meine V-Strom vor dem Hostel, bereit, Vulkan Telica zu bezwingen!

Dann geht es los. Wieder in Las Mercedes lassen wir den Reifenluftdruck aus unseren TKC70 ab. Vorne 1,4 bar, hinten 1,6 bar. Ich bin immer wieder fasziniert, dass diese kleine Maßnahme darüber entscheidet, ob man über Sand fahren kann oder sich hoffnungslos eingräbt. Die ersten zwei Kilometer kennen wir ja bereits, ein gewisser Lerneffekt hat sich auch schon eingestellt. Gutmütig und stoisch arbeitet sich die DL650 mit zwei Personen und Gepäck durch wechselnde Böden zwischen Sand und Geröll. Doch dann kommt eine Passage mit sehr tiefem Sand. Ich fahre sie zu schnell an, das Vorderrad schwimmt zur Seite weg und wir stürzen in Zeitlupe. Nix passiert, ist ja alles puderweich hier. Als sich die Staubwolke legt, halten zwei Locals auf ihrem Moped und helfen uns auf. Kein Wunder, dass hier alle höchstens auf 150 kg und 200 ccm³ unterwegs sind. Mit einer großen Reisenduro sind diese Straßen bei über dreißig Grad das reinste Fatburn-Workout. Anschieben müssen sie dann aber auch noch. Stehenbleiben auf Sand ist einfach nicht gut. Ist wie Skifahren im Tiefschnee, wenn es nicht runter geht…

Reserva Natural Complejo Volcánico Telica Rota

Nach einer Stunde erreichen wir schwitzend Cristo Rey. Seit einer ganzen Weile begegnen uns nur noch Menschen entweder zu Fuß oder zu Pferd. Es leuchtet uns absolut ein, dass kein Fahrzeug der Welt an die Agilität der zahmen Vierbeiner herankommt, die trittsicher Wasserkanister, Maissäcke und alles mögliche andere durch die Wildnis tragen.

Hier in Cristo Rey geht es rechts ab in den Vulkan Park. Es gibt sogar ein offizielles Schild vom Tourismusverein. Wahrscheinlich, damit die verrückten Reisenden wenigstens nur auf dieser Strecke stecken bleiben und nicht die anderen Pfade mit liegengebliebenen Fahrzeugen verstopfen. Ab hier geht es richtig ans Eingemachte. War die Fahrt bis hierher einfach nur anstrengend, geht es ab jetzt auch richtig technisch zur Sache. Die neuen Etappengegner heißen Steigung (wir wollen ja auf den Vulkan RAUF) und Lavabrocken. Ich muss jetzt im Stehen fahren, anders komme ich nicht durch den Parkour gezirkelt. Definitiv eine Strecke für ausgewachsene Geländefahrzeuge – oder Pferde. Ein Glück durften wir vor ein paar Monaten mit dem Motocross-Champion Nicolás España in Mexiko auf seiner Hausstrecke trainieren. Die gelernten Skills sind hier Gold wert.

Der Anstieg zieht sich schier endlos. Auch wenn die ganze Offroad-Etappe nur knapp zwanzig Kilometer bis zum Basiscamp ist, sind wir schon zwei Stunden unterwegs. Immer wieder setzen wir knirschend mit dem Unterfahrschutz auf. Wenn Suzuki doch endlich mal den Auspuff verlegen würde. Aber auch in der vierten V-Strom-Generation verläuft das Geröhre unter dem Motor lang und kostet mindestens fünf Zentimeter Geländetauglichkeit.

Langsam aber sicher verlassen mich Konzentration und Kraft. In einem schwierigen Hang stürzen wir erneut, weil mir die Traktion am Hinterrad auf losem Geröll verloren geht. Unser Schwung reicht nicht, um über den rutschigen Bereich hinwegzukommen und gehalten kriege ich die V-Strom auf dem unebenen Untergrund auch nicht mehr. Wieder nichts passiert, aber es ist so steil hier, dass wir das Motorrad zu zweit ohne Weiteres nicht mehr gegen den Hang aufrichten können. Fluchend müssen wir das Gepäck abladen, dann geht es. Felicitas gibt Anschiebehilfe und ich fahre den restlichen Hang mit keilendem Heck alleine nach oben. Jetzt ist definitiv Zeit für eine Pause – es gibt Wasser und Kuchen von einem französischen Bäcker aus Léon.

Andreas, DL650, Gelände, Gepäck, offroad, Sturz, V-Strom_DSCF9059_1180.jpg

In einer steilen Passage stürzen wir erneut als das Hinterrad auf losem Untergrund wegrutscht.

Etappe zum Parkplatz

Wieder bei Kräften satteln wir auf und gehen das letzte Stück bis zum „Parkplatz“ an. Man kann sich kaum vorstellen, dass am Ende dieser „Straße“ ein „Parkplatz“ sein soll, doch so ist es. Der örtliche Tourismusverein steht offenbar im engen internationalen Austausch und hat aus sicherer Quelle in Erfahrung gebracht, dass ein Tourist der nördlichen Hemisphäre einen Parkplatz vor einer Sehenswürdigkeit erwartet. Zehn mal zehn Meter sind von Lavabrocken freigeräumt, es gibt ein Plumpsklo und einen einheimischen Ranger, der im Schatten eines Wellblechunterstands sitzt. Sein Pferd knabbert in der Mittagsglut an der spärlichen Vegetation. Wir stellen das Motorrad ab und reißen uns die durchgeschwitzte Schutzkleidung vom Laib.

Und dann stehen wir vor ihm: Vulkan Telica! Seine gedrungene Erscheinung sieht von hier aus wie ein intergalaktischer Maulwurfshügel. An seiner Aktivität besteht offensichtlich kein Zweifel. Aus dem Sand quellen schweflige Dämpfe wie aus einem Druckkessel. Der Geruch lässt allerdings an den Absichten des Kochs zweifeln. Wenn dieses Gericht mal serviert wird, wird heiß gegessen. Wir setzen uns in den Schatten eines Baumes und begutachten aus sicherer Entfernung das Naturschauspiel. Viel Zeit zum Staunen haben wir allerdings nicht, denn gleich rollen schon die Touri-Jeeps an. Wir müssen noch ein Stückchen weiter zum Grundstück eines Vulkanforschers, wo wir unser Nachtlager aufschlagen werden.

Letzte Auffahrt

Ab jetzt fahre ich alleine, Felicitas läuft das letzte Stück. Technisch sauber fahre ich nicht mehr, dafür ist meine Konzentration zu erschöpft. Mit Körperkraft wuchte ich die V-Strom durch die Kurven und die Hänge hinauf. Wieder stürze ich in einem steilen und gerölligen Abschnitt. In mir existiert nur noch ein einziger Gedanke – irgendwie ankommen, ich schaffe das. Ich bin der erste V-Strom-Fahrer, der den Telica bezwingt (unrecherchierte Behauptung, freue mich auf Zuschriften). In mir werden ungeahnte Kräfte frei. Alleine stemme ich mein vollbepacktes Motorrad wieder in die Senkrechte – und fluche. Beim Sturz ist meine Maschine ein Stück den Hang hinabgerutscht. Dabei ist meine rechte Fußraste abgebrochen. Scheiße! Egal, muss ich halt sitzend und einbeinig bis zum Basislager kommen. Fußbremse geht noch. So fräse ich mich mit heulendem Motor, glühender Kupplung, rutschendem Vorderreifen und durchdrehendem Hinterrad den letzten Kilometer zum Ziel – geschafft!

Felicitas kommt fast zeitgleich mit mir an. Der Vulkanforscher empfängt uns zwischen seinen Hühnern und Hunden und zeigt uns, wo wir übernachten können. Alles sicher heute, die gemessenen Temperaturen liegen absolut im Normbereich. Jetzt heißt es erstmal: Raus aus der Mopedmontur, rein in die Wanderschuhe und auf zum Gipfel! In einer Stunde geht die Sonne unter.

Sonnenuntergang auf dem Vulcan Telica

Zum Glück ist der Trail im Vergleich zur zwölfstündigen Besteigung von San Cristóbal ein Spaziergang. Und dann stehen wir auf dem Kraterrand und spähen in die Tiefe. Ein steifer Wind pfeift uns um die Ohren, die Gase brennen in den Lungen. Lava gibt es heute wohl nicht zu sehen, dafür sind die Schwaden zu dicht. Aber schon ein irres Gefühl, so unmittelbar auf einem aktiven Vulkan zu stehen. Der Sand ist ganz warm und in der Tiefe gibt es absonderliche Geräusche. Hustend treten wir zurück und wandern noch ein Stück um den Schlund herum, um den Sonnenuntergang und San Cristóbal zu bestaunen. Die Backpacker-Flotte ist auch eingelaufen und hat sich mit Selfi-Sticks bewaffnet am Westhang aufgereiht. Der Wind ist so stark, dass man kaum stehen kann und peitscht Vulkansand in unsere Augen. Eine Bö erfasst meine Kamera und sie stürzt samt Tripod auf die Felsen. Glück im Unglück hatte ich einen Filter auf dem Objektiv – der ist allerdings komplett hinüber. Aber wenigstens ist der Kamera nix passiert.

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Von Telica aus hat man eine epische Aussicht im Sonnenuntergang auf San Cristóbal.

Erschöpft treten wir den Rückweg zum Basecamp an. Uns steht eine kurze Nacht bevor, morgen früh wollen wir um vier noch einmal zum Kraterrand klettern, in der Hoffnung, in der mondlosen Finsternis der Nacht einen Blick auf die rote Glut erhaschen zu können. Um die abgebrochene Fußraste zu reparieren bin ich heute zu müde. Aber ich bin zuversichtlich, dass mir nach einer Mütze Schlaf schon etwas einfallen wird. Ich arbeite schließlich in der Vorentwicklung, da gibt es immer eine Lösung. Felicitas kocht ein deliziöses Abendessen auf unserem Campingkocher. Dann fallen wir in unsere Schlafsäcke.

Telica im Sternenlicht

Um 3:45 Uhr klingelt der Wecker. Was für eine Uhrzeit. Kommt uns nach dem Start um 2:45 Uhr zum San Cristóbal vor ein paar Tagen aber richtig erholsam vor. Eine sternenklare Nacht erwartet uns. Der Wind hat sich etwas gelegt und wir stapfen zum zweiten Mal den Pfad zum Kraterrand empor. Gestern haben wir uns alles genau eingeprägt, damit wir uns in der Finsternis nicht verlaufen. Telica schmaucht unverändert vor sich hin – und wieder können wir in der Tiefe nichts erkennen. Ich stelle die Kamera auf den Tripod und mache eine Langzeitbelichtung. Wenn dort unten irgendetwas glüht, wird die Kamera es aufnehmen. Und siehe da: Nur weil man etwas mit bloßem Auge nicht sieht heißt es nicht, dass es nicht existiert! Dieses Foto war die Strapazen wert und wird uns immer an ein hartes Abenteuer erinnern.

Krater, Lava, Nacht, Nicaragua, Starlight, Vulkan Telica_DSCF9134_1180.jpg

Telicas Lava im Sternenlicht

Der Sonnenaufgang ist dagegen schon eher Kür. Ungeduldig scharre ich mit den Füßen. Ich habe ausgeknobelt, wie ich meine Fußraste reparieren kann. Zum Glück haben wir bei der Gepäckauswahl nicht auf Werkzeug und Bastelkram verzichtet. Eine Stunde später ist mit Gefeile, Geschraube und dank der Kraft von Knetmetall – extra stark (lieber unbekannter Erfinder, ich preise dich) die Fußauflage wieder hergestellt.

Die Abfahrt hat sie tatsächlich auch gehalten. Mal sehen, wie viele Länder sie noch übersteht…

Andreas

GPS Track – How to drive Volcano Telica on a Motorcycle

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Alles ist gut

Zu jeder guten Motorradweltreise gehört es, einmal irgendwo derartig im Schlamassel zu stecken, dass es aus eigener Kraft nicht möglich ist weiterzufahren und nur mit fremder Hilfe ein Vorwärtskommen sichergestellt ist. Das weiß jeder, der eine solche Himmelfahrt einmal angetreten ist aus eigener Erfahrung. Und natürlich machen wir zwei da auch keine Ausnahme – warum auch, wir wollen ja das ganz große Abenteuer erleben.

Seelisch und moralisch haben wir uns also schon vorab vorbereitet und darauf gesetzt, dass im Fall des Falles alles gut wird. Genau so wie in all den schönen Geschichten anderer Reisenden, oder so, wie wir es schon erlebt haben. Doch als es dann so weit ist, ist es kurzzeitig echt ganz schön mies und wir müssen uns schleunigst an unsere guten Vorsätze erinnern. Ja ja, Vertrauen ist schon so eine Sache, ne?!

Daheim haben wir einen guten Freund, Thomas, und der sagt uns immer, ja wirklich immer, dass alles gut ist. Egal, wie herausfordernd eine Situation auch gerade für uns sein mag. Er ist immer super gelassen und extrem entspannt, sich seiner Aussage gewiss. Alles ist gut. Wir zwei wollen das meistens nicht hören und Haare in der Suppe finden. Doch Thomas lässt sich von sowas natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Er bleibt dabei: Habt Vertrauen, alles ist gut.

Einfach von der Straße geweht

Unser Weg führt uns nach San Cristobal, einem wirklich wundervollen Ort, zu Liliana, unserer nächsten Gastgeberin (sie ist übrigens die Schwester von Rennprofi Nicolas, den wir unterwegs kennen gelernt haben). Also ein sehr erstrebenswertes Ziel, da sie uns fürderhin als begnadete Köchin angepriesen wurde.

Bei Reisestart am Morgen ist alles normal. Es weht ein zugiges Lüftchen, das nervt jetzt nur ein bisschen. Also tun wir das, was getan werden muss: Gegen das Gebläse lehnen, aufs Moped ducken und weiterfahren. Doch irgendwie will es nicht dabei bleiben. Der Wind pustet immer heftiger. Ich rufe sicherheitshalber die ersten Schutzheiligen an. Das hilft vorerst für die nächste Distanz. Doch dann kommt eine orkanartige Sturmböe – und weht mich einfach um. Glücklicherweise fuhr ich nur langsam. Und dennoch. Irgendwie gibt es Schöneres im Leben als von der Straße geweht zu werden. Auf der Haben-Seite: Es regnet wenigstens nicht.

Palmen, Sturm_DSCF7793_1180

Der Sturm versucht sogar die Palmen auf den Boden zu drücken.

Jetzt fluche ich erstmal fürchterlich, denn die Fußraste hat sich unangenehm in meine Wade gebohrt, und schicke gleichzeitig Stoßgebete gen Himmel. Hoffentlich gelangen die durch die Turbulenzen doch ans rechte Ziel. Hilfe naht auch schon prompt in Form von Andreas. Nur mit vereinten Kräften schaffen wir es, das Moped gegen den Wind, den Orkan, das Tosen, die unsichtbare Naturgewalt wieder aufzurichten. Jetzt legt sich das Treiben so richtig ins Zeug und ich kann das Moped noch nicht mal alleine gegen den Sturm halten. Andreas hat sein Moped vorausschauend in Windrichtung abgestellt. Also drehen wir mein Moped ebenfalls schleunigst, damit wir nicht noch alle drei die Böschung runtersegeln.

Wie gehts weiter? – Nerven liegen blank im Nirgendwo

Und dann tun wir das, was Paare in dieser Situation meistens sehr gerne tun: Wir brüllen uns ordentlich an. Zum Teil auch, weil wir uns anders einfach nicht hören würden. Aber auch, um Wut, Frust und Angst loszuwerden und irgendwie einen Konsens zu finden. Ganz im Sinne, wer lauter brüllt, hat mehr recht. Vor uns eine Straße ungewisser Länge durch einen wütenden Tornado. Hinter uns eine Tankstelle. Sonst nichts. Ach ja, und konträre Ansichten, wie wir weiterverfahren wollen, haben wir auch. Also eine optimale Ausgangslage für Produktivität und die Anwendung paarlich erprobter Problemlösestrategien.

Letztendlich entscheiden wir uns, die Option Tankstelle zu wählen und dort weiter zu überlegen. Glücklicherweise fährt Andreas mein Moped bis dahin zurück. Ist mir ein Rätsel, wie er auf der Straße bleibt, ich komme kaum zu Fuß ans Ziel. Im Windschatten der Tankstelle angekommen, heißt es erstmal die schlotternden Knie zu beruhigen und darauf zu vertrauen, dass sich hier das erhoffte Wunder einstellt.

Wo bleibt die Rettung?

Wir werden prompt begrüßt und zwar von einem Typen mit Maschinengewehr. Besteht die Rettung jetzt in einer vorzeitigen Erlösung irdischen Leids durch ihn? Teilweise. Er gibt erst mal darüber Auskunft, dass die Straße berüchtigt für die stürmischen Turbulenzen sei und das auch insbesondere für die nächsten hundert Kilometer. Käse. Und dann haben wir dieselbe Idee, dass es sehr, ja wirklich sehr großartig wäre, wenn uns einfach ein LKW, Transporter oder Camionetta – wie es hier heißt – mitnähme. Schließlich gehen die Geschichten anderer Reisenden auch immer so: Aus dem Nichts materialisiert sich einfach die Hilfe.

Bei uns ist das noch nicht ganz der Fall. Also erst mal tanken, wenn wir schon mal da sind. Der Tankwart gibt Streckentipps und Alternativrouten zum Besten. Ist das jetzt die Lösung? Einfach woanders langfahren? Dableiben geht jedenfalls nicht. So richtig behaglich erscheint mir das Ganze aber auch nicht. Immerhin müssen wir dann wieder raus aus dem Windschatten und wer da auf uns wartet, wissen wir ja schon. Und nun?

Dann, plötzlich, ein roter Kleintransporter taucht auf. Magisch zieht er unsere Blicke auf sich. Wir sind uns einig, der muss es sein! Unser Ausweg! Sicherheitshalber fragen wir unseren Maschinengewehrmann, der sich übrigens als Polizist ausgibt, ob er für uns eine Mitfahrt anfragt, da unser Spanisch in der Not nicht unbedingt besser wird. Klar, will er tun. Also, er stiefelt zum Fahrer. Nach einem kurzen Plausch mit einer 1,50 m langen Waffe in der Hand seines Gegenüber findet der Fahrer offenbar auch Gefallen an einer Rettungsaktion. Zufällig muss er nämlich in genau dieselbe Richtung wie wir und zufällig ist seine Ladefläche leer.

Mit vereinten Kräften Mopeds aufladen

Tja, und dann wird es interessant. Wir müssen jetzt nämlich irgendwie die Vehikel aufladen. Und das knapp einen Meter hoch. Anlauf nehmen und springen geht nicht. Ne Rampe gibt es auch nicht. Mittlerweile ist das gesamte Tankstellenpersonal mit unserer Weiterfahrt beschäftigt. Während der Camionetta rückwärts an eine kleine Erhöhung gefahren wird, schafft nämlich einer der Männer ein fettes Brett heran. Fertig ist die Auffahrt. Man muss nur noch hochbrettern. Klingt in der Theorie einfach, ist es in der Praxis auch. Jedenfalls sagt das Andreas immer so. Also getreu seines Mottos fällt ihm der Part zu, die 200-Kilo-Maschinen herumzumanövrieren und den schmalen Steg raufzufahren.

Die Herren der Tankstelle packen mit an und mit vereinten Kräften stehen nach einer halben Stunde zwei Mopeds und vier Koffer festgezurrt auf dem roten Transporter. Weiter geht die Reise.

Die Hilfe kommt von Herzen

Zu zweit quetschen wir uns dann auf den Beifahrersitz und sind erstaunt, wie mühelos der Transporter dem Sturm standhält. Neben uns fliegen fast die Palmen aus der Bodenverankerung. Auf den Mopeds hätten wir keine Chance gehabt. Was für ein Glück, dass wir im Auto sitzen!

Unser Fahrer Hilarion ist ein wahrer Glückstreffer. Er kennt die Strecke und den dazugehörigen Wind, da er hier täglich Mangos transportiert. Außerdem ist er Besitzer einer grandiosen Autoinneneinrichtung und eines USB-betriebenen Radios. Bei mexikanischer Volksmusik erholen wir uns also für die nächsten zwei Stunden. Passenderweise ist Hilarions Zielort der Zugang zu der von uns benötigten Autobahn.

Als wir uns überlegen, wie wir uns erkenntlich zeigen können und ob sich unser Helfer eine Prämie erhofft hat und wenn ja wie hoch, sagt Hilarion, dass seine Unterstützung von Herzen – de corazon – kam. Er freut sich einfach, dass es uns gut geht. Das angebotene Geld lehnt er ab.

Kleiner Stunt zum Mopedabladen

Nun kommt irgendwie doch das Thema auf, wie wir die Mopeds wieder abladen. Und auch hier fügt sich wieder alles famos. Wir steuern auf eine Bauruine zu, die Wunder o Wunder, genau auf der Abladehöhe des Transporters liegt. Hilarion verabschiedet sich mit Handschlag und wir sind wieder auf uns gestellt.

An dieser Stelle möchte ich sagen, dass es neben all den wirklich schönen Gründen mit Andreas zusammenzufahren ein wahres Glück ist, dass der Mann schon von Kindesbeinen an auf Zweirädern unterwegs ist und auf Geländefahrten steht. Er baut sich, ganz der Ingenieur, aus herumliegendem Schutt eine Steintreppe, die von der Empore herabführt. Weil er seine Abfahrt von oben nicht sehen kann, markiert er diese mit zwei „Torsteinchen“, sodass er auch an der richtigen Stelle über die Mauer fährt. Dann bringt sich Andreas locker in Position, visiert sein Ziel an – und fährt da mal eben eine wackelige Zielgelkonstruktion runter. Ziemlich cool. Das ist sogar so cool, dass er gleich beide Mopeds auf sicheres Gelände bringt.

Letzte Hürden

Nachdem wir wieder auf der Straße sind, stellen wir fest, dass in einer Stunde die Sonne untergeht. Und es sind noch mindestens drei zu fahren. Also rangehalten. Wir brettern, was das Zeug hält. Die Landschaft nehmen wir kaum wahr, teilweise, weil wir uns so beeilen, es immer dunkler wird und teilweise, weil unser alter bekannter Freund Supersturm wieder am Start ist. Diesmal mit dicken Regenwolken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir aber doch endlich im Stockdunkeln und durchgefroren bei Liliana an. Obwohl wir uns zum ersten Mal sehen, nimmt sie uns herzlich in Empfang wie alte Bekannte und lecker Essen gibt es auch. Wir sind fix und fertig und gleichzeitig sehr dankbar für all die Hilfe und auch dafür, noch am Leben zu sein.

Ende gut, alles gut

Heute haben wir wahrlich eine eindrucksvolle Lektion in Sachen Alles ist gut und Hab Vertrauen gelernt. Sich gewiss zu sein, dass die richtige Hilfe genau dann erscheint, wenn wir sie brauchen, dass wildfremde Menschen mitanpacken und einfach da sind. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, Hürden zu meistern, es zu schaffen.

Als Resumé unseres Abenteuer-Tages denken wir also an Thomas und seine Worte. Auch wenn wir zwischendurch ehrlich gesagt unsere Zweifel haben, die Grundgewissheit bleibt trotzdem immer irgendwo im Hinterkopf: Irgendwie wird es eine Lösung geben. So gesehen, war sogar das Vom-Moped-geweht-Werden im Nirgendwo gut. Denn sonst hätten wir nicht an eben dieser Tankstelle haltgemacht und unseren Rettungsfahrer Hilarion getroffen.

Also Thomas, wir sehen es ja ein: Alles ist gut!

Felicitas

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Off-road-Training beim Motocross Champion Nicolás España

Wer mit seinem Motorrad unterwegs ist, ist gut beraten mit seiner Maschine ein Fahrtraining zu absolvieren, verschiedene Fahruntergründe kennen zu lernen und sich überhaupt auf alles einzustellen, was einem so  unterwegs begegnen kann. Verlängert ganz pragmatisch betrachtet die Lebensdauer.

Fahrsicherheit hatten wir darum schon mit unseren Vorgängermopeds daheim erprobt, Andreas war auch schon außerhalb asphaltierter Wege eine Menge unterwegs, doch der krönende Höhepunkt unser Fahrerentwicklung war dann das Off-road-Training beim Motocross Champion Nicolás España in Rosarito, Mexiko.

Eine Woche daheim beim Meister

In Rosarito sind wir eine Woche zu Gast bei Nicolás España, dem mexikansichen Motocross-Rennfahrer. Seit 20 Jahren ist er schon im Business und bietet außerdem noch Fahrtrainings in allen Gewichtsklassen an. Zu Beginn war uns ehrlich gesagt noch nicht klar, dass unser neuer Host ein Rennstar ist.

Ein paar Wochen zuvor sagt Jorgé, Mechaniker bei Corona Motorsports beim Reifenwechseln in Corona, nämlich nur ganz banal, dass er bei seinem Freund Nicolás in Rosarito mal anfragt, ob wir ihn für ein paar Tage besuchen können. Wir freuen uns über die Anlaufstelle in Mexiko und dass uns ein Einheimischer mit dem Land vertraut macht, das wir jetzt bereisen wollen. Diese Erfahrung haben wir bereits in den USA gemacht.

Dann staunen wir nicht schlecht, wo wir eingelandet sind. Es winkt uns eine abwechslungsreiche Zeit, denn Nicolás und dessen Sohn Nicolás Junior üben mit uns die ersten spanischen Wörter und stimmen uns kulinarisch auf Mexiko ein. Ein wahres Highlight, denn Nicolás Junior möchte Koch werden. Nicolás Senior zeigt uns nebenbei noch schöne Ecken in der Umgebung, gibt uns Reiseempfehlungen für Baja.

Tja, und dann kommen wir ans Eingemachte:

Off-road Training mit den V-Stroms beim Motocross Champion höchst selbst

Nicolás steht direkt in der Nachbarschaft ein Motocross-Parcours zur Verfügung. Also ab auf den Acker und losgefahren. Was bei Nicolas verblüffend einfach aussieht, will einstudiert werden, damit es im Gefühl ist, wie er sagt, und man nicht beim Fahren nachzudenken braucht.

Zu Beginn erklärt uns Nicolás die Grundlagen des off-road-Fahrens. Erste Lektion also im Stehen auf festem Dreck fahren:

  • Fußballen auf die Rasten
  • Knie an das Motorrad, um mit der Maschine verwurzelt zu sein (Catch your bike!)
  • Gewicht auf den Vorderreifen
  • Arme sind enstpannt und nicht durchgedrückt (gilt immer)
  • Hände greifen von oben locker an die Griffe
  • vor dem Beschleunigen leicht nach vorne beugen, um Geruckel am Gasgriff zu vermeiden
  • Gelenkt wird über Gewichtsverlagerung
  • Blick auf das Ziel gerichtet – keinesfalls vor den Vorderreifen!

Wenn man diese Hinweise beherzigt, funktioniert off-road Fahren schon ganz gut. Also geht es ab zur nächsten Lektion, die da heißt im Stehen Achten fahren und den Radius immer weiter verkleinern bis der Lenker irgendwann voll eingeschlagen ist. Nun werden Blickführung und voller Körpereinsatz noch essentieller, da sich der Körper in die Richtung zu drehen hat, in die man zu fahren gedenkt.

Als auch das hinreichend funktioniert, steht Lektion Nummer drei bevor: Weiche Erdpiste mit Kurven und Hügeln meistern. Nicolás macht es vor – sieht bei ihm natürlich mega einfach aus – Andreas ist mehr damit beschäftigt, das Bild von sich aufrechtzuerhalten, wie er das Hindernis gut bewältigt. Dieses Bild vor Augen zu haben, ist übrigens extrem wichtig, sagt der Profi. Man muss von sich und dem Gelingen überzeugt sein, sonst klappt es nicht. Also auf gar keinen Fall Szenen vom Umfallen, Stürzen und dergleichen visualisieren!

Allein auf der Piste im Nirgendwo

Dass es sich bei unseren Übungen um das Training für einen Ernstfall 1:1 handelt, ahnen wir nicht, doch wir werden ein paar Wochen später bei unserer Reise durch Baja direkt eines Besseren belehrt. Wir sind Nicolás direkt noch dankbarer als zuvor. Wenn ich vom Ernstfall rede, spreche ich jetzt nicht von Gravelroad, sondern von einem Sandberg im Nirgendwo, den es mit voller Montur und Gepäck zu überfahren gilt.

Auf der Suche nach einem schicken Platz zum Zelten, fahren wir also von der ausnahmsweise guten Straße über einen zwanzig Zentimeter hohen Bordstein eine fette Sandrampe ab und steuern auf eine vielverpsrechende Hügellandschaft zu. Da es sich um ausnahmslos super sandigen Untergrund handelt, wird die Fahrt zur Prüfung. Nichteinsehbare Plätze für eine erholsame Nachtruhe gibt es auch nicht. Also bleibt uns nur noch der geordnete Rückzug übrig.

Pech nur, dass die Mopeds zu schwer sind, um geschmeidig die Sandrampe wieder hochzuballern und beschwingt über den Bordstein zurück auf die Straße zu schweben. Der Hinterreifen gräbt sich ein, das Gefährt bleibt erst mal gepflegt stecken und liegt mit dem Unterfahrschutz auf. Um die Dramatik der Situation noch zu erhöhen: Es wird in einer Stunde schon dunkel!

Und nu? Wir finden Betonklötze, die zufälligerweise am Straßenrand herumliegen, und bauen einen schmalen Steg, den es bei der Anfahrt über den Berg auf dem letzten Meter vor dem Bordstein zu treffen gilt. Sobald das Vorderrad es mittels Betonbaustein über das Hindernis geschafft hat, wird der Klotz umdisponiert und vor der Hinterrad gerückt und das Moped mit Anschieben und Gasgeben auf die Straße zurückverfrachtet. Echt schweißtreibend! Mit der zweiten Maschine dann das gleiche Spiel.

Glücklicherweise treffen wir kurz darauf auf einen geschützten, ziemlich geheimen Zeltplatz direkt am Meer. Uff.

Training und Reisefreude mit Nicolás España

Danke, werter Nicolás, für deine Fahrstunden und Gastfreundschaft. Es war der perfekte Start in unsere nächste Reiseetappe! Wir sind froh, dass wir bei dir so viel dazulernen konnten.

Wer jetzt oder schon immer auf den Geschmack eines off-road Trainings  gekommen ist und gerne Nicolás persönlich kennen lernen will, braucht sich nur vertrauensvoll an ihn zu wenden. Er bietet Kurse und Coachings in Mexiko und Californien an, ob off-road oder auf Asphalt, es geht um Fahrskills und -sicherheit.

Sein Angebot gilt übrigens auch als Reiseführer mit dem Motorrad durch Mexiko. Und das Gute ist, Nicolas spricht nebst natürlich Spanisch auch Englisch. Doch seht selbst.

Viele Grüße von Felicitas


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Continental sponsert uns weiter mit TKC70 Enduroreifen

Nach nun fast 18.000 km sehen unsere TKC70 Dualsport Reifen doch recht mitgenommen aus. Der Hinterreifen hat im Mittenbereich kaum noch Profil und der Vorderreifen hat einen starken Sägezahn. Zeit für neue Sohlen!

Der TKC70 glänzt auf unserer Weltreise mit hoher Laufleistung

Im Vergleich zu anderen Reifentests (Laufleistung teilweise nur 10.000 km Quelle) haben die Gummis bei uns mit Abstand am längsten gehalten. Woran das genau liegt, ist spekulativ.

Sicherlich fahren wir auf einer Weltreise keine sportliche Linie, aber das tun andere Weltreisende wahrscheinlich auch nicht.

Die im Vergleich zu anderen Reiseenduros á la Honda Transalp oder Yamaha XT660 relativ breiten Reifen der V-Strom könnten sich positiv auswirken, weil einfach mehr Material vorhanden ist.

Außerdem reisen wir relativ leicht, weil wir nur das nötigste Werkzeug und an Ersatzteilen lediglich Zündkerzen und Bastelkram dabei haben. Auf ein Topcase haben wir von vornherein verzichtet.

Reifenluftdruck anheben

Als die Reifen bei Reisebeginn in sommerlicher Hitze auf Asphalt nur so dahinschmolzen, haben wir uns sehr schnell von dem vorgeschrieben Reifenluftdruck von 2,25 bar vorne und 2,8 bar hinten verabschiedet.

Für uns hat sich 2,8 bar vorne und 3,2 bar hinten für Temperaturen über 25 °C bewährt. Damit ist der Luftdruck allerdings höher als die maximale Hersteller-Vorgabe von 2,9 bar und daher ohne Gewähr.

Vollbeladen fährt die V-Strom mit diesem hohen Druck auf dem Highway noch ohne Pendelneigung. Die Reifen walken weniger, werden nicht mehr so heiß und verschleißen nicht mehr so schnell.

Continental sponsort uns  für Südamerika

Wir haben im Weltreisealltag durchweg gute Erfahrungen mit dem TKC70 gemacht. Egal ob Autobahn, Geröllpiste, Sonnenschein, Regen und Schnee, dieser Korbacher ist in allen Lebenslagen ein treuer Begleiter.


Um so mehr freuen wir uns, dass sich Continental bereit erklärt hat, weiterhin unser Sponsor ist. Wir fühlen uns sehr geehrt, weil es nicht selbstverständlich ist, eine komplette Reise mit Reifen ausgestattet zu werden.

Unser besonderer Dank gilt Christina Kurlbaum aus Korbach und ihrem internationalen Team, die uns die Reifen um die halbe Welt organisiert haben. Vielen herzlichen Dank!

Reifenwechsel bei Corona Motorsports


Corona Motorsports, California, hat uns die Reifen kostenlos aufgezogen, uns neue Hinterrad-Bremsbeläge spendiert und die Töffs auf Hochglanz poliert. Neben dem super netten Empfang und der Rundumversorgung durch das Team hat uns der mexikanische Mechaniker Jorge auch noch unseren ersten Kontakt in Mexiko klargemacht. Nächste Woche können wir seinen Freund Nicolas in Rosarito besuchen.

Central America, wir kommen!

Andreas


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