V-Strom Kupplung reparieren – in Bolivien

Es hätte kaum einen schlechteren Zeitpunkt für das Versagen der Kupplung von Felicitas‘ DL650 V-Strom auf unserer Motorrad-Weltreise als in Bolivien geben können. Aber bekanntermaßen kommen ja immer mehrere ungünstige Faktoren zusammen, damit größere Probleme entstehen. In unserem Fall heißen diese: Kupplung geht im Nirgendwo in die Fritten, ungewöhnlicher Regen auf dem Salar de Uyuni, der den Untergrund auf dem Salzsee über viele Kilometer zu einer zähen Matsche und den Weg zur Werkstatt zur Marter werden ließ und – wie sich gleich herausstellen wird – ausgeleierte Kupplungsfedern und eine falsche Anzahl (!) an Kupplungsscheiben. Und als kleines Sur-Plus am Rande: Bolivien ist das einzige Land auf unserer Amerika-Reise, in dem es keine DL 650 gibt…

Aber eins nach dem anderen.

Kupplungsautopsie bei Nomada Experience in Uyuni

Nach unserer Ankunft in Uyuni sind wir heilfroh, in der Garage von Huascar, Robin und Fatima von Nomada Experience die kaputte Kupplung von Felicitas‘ V-Strom reparieren zu dürfen. Das Öffnen des Motorgehäuses geht schnell von der Hand. Unterfahrschutz runter, Motoröl und Kühlwasser ablassen und dann den rechten Motordeckel abgeschraubt. Bei zehn Jahre alten Mopeds geht dabei traditionell die Dichtung des Motordeckels kaputt – so auch in unserem Fall.

Nach dem Lösen der sechs Kupplungsfedern entferne ich die Kupplungs-Druckplatte und es offenbart sich das volle Desaster: Mehrere Kupplungsscheiben sind gebrochen, haben sich komplett zerlegt und im Kupplungskorb verhakt (siehe Titelbild). Entsprechend ramponiert sieht auch die Druckplatte aus, die muss wohl zum Planen auf die Drehbank von Fatimas Bruder, der ist nämlich professioneller Feinmechaniker.

Eine Stunde brauche ich, um mit Zange und Schraubenzieher bewaffnet die Bruchstücke aus dem Kupplungskorb zu operieren und mit Lappen und Benzin die Späne aus dem Motorgehäuse zu wischen. Zum Glück ist der Kupplungskorb unbeschädigt.

Bolivien, DL650 V-Strom, Kupplung kaputt, Kupplung reparieren, Kupplungsscheiben gebrochen, Motorradweltreise, Uyuni_DSCF1582_1180.jpg

Penibel muss das ganze Kupplungs-Müsli mit Benzin aus dem Motor gespült werden. Ich habe dazu auch den Auspuff demontiert, um zur besseren Reinigung neben der Öl-Ablassschraube (24) auch den Verschlussstopfen (22) unter dem Ölsieb aufschrauben zu können (siehe www.cmsnl.com).

Auf der Suche nach der Fehlerursache studiere ich das Werkstatthandbuch, dass ich als pdf auf meinem iPad habe. Einem inneren Impuls folgend, zähle ich die Kupplungsscheiben nach – und dann nochmal. Laut Werkstatthandbuch sollten es sieben Belagscheiben (4) & (5) und sechs Kupplungsstahlscheiben (6) sein (siehe www.vstrom.info). In Felicitas‘ V-Strom sind aber nur sechs Belagscheiben und dafür sieben Stahlscheiben verbaut. Das Kupplungspaket hat also zu wenig Reibfläche und ist außerdem zu dünn! Zusätzlich sind die Kupplungsfedern verschlissen und fünf Milimeter unter Toleranz. Nicht gut..

Wir brauchen ein neues Kupplungskit

Wir brauchen also neue Kupplungsscheiben, -federn und eine neue Dichtung für den Motordeckel. Noch sind wir frohen Mutes, schließlich haben wir bisher in jedem unserer Reiseländer die gute DL 650 angetroffen. Doch unser Optimismus schmälert sich schnell als klar wird, dass es ausgerechnet in Bolivien keine Ersatzteile gibt. Ein Such-Schauspiel sondergleichen beginnt und erstreckt sich über die nächsten Tage. Ich poste in allen möglichen Facebook-Gruppen, während Huascar seine Motorrad-Kumpels abtelefoniert. Bei unseren Freunden von Suzuki in Kolumbien, wo wir noch vor ein paar Monaten die Maschinen haben überholen lassen, ist ausgerechnet jetzt Feiertag. Da müssen wir uns noch mit der Antwort gedulden.

Ersatzteilsuche mit Social Media

Ein erster Hoffnungsschimmer tut sich auf: In der Facebook-Gruppe Horizons Unlimited Motorcycle Adventure Travellers bekomme ich den Kontakt zum Suzuki- und Kawasaki-Händler Moto Hell in Quito, Ecuador. Wenige Stunden später liegt auch schon das Angebot für Kupplung und Versand vor: 300 US$ zuzüglich bolivianischem Zoll will Moto Hell haben. Oha, das ist ein saftiger Preis. Da suchen wir doch lieber noch ein bisschen weiter.

Am nächsten Tag meldet sich, ebenfalls über Facebook, jemand aus Cochabamba, Bolivien. Er hat Kontakte zu einem Ersatzteile-Importeur und will uns für 100 US$ die Kupplungsscheiben mit dem nächsten Flugzeug schicken. Das klingt doch schon viel besser! Huascar überweist ihm für uns das Geld und wir sehen siegreich dem glorreichen Ausgang unseres nächsten Abenteuers entgegen. Wie wohl das Weltreisen noch vor zwanzig Jahren war, als es kein Internet, soziale Medien und Motorradfahrer-Facebook-Gruppen gab?

Am nächsten Morgen dürfen wir dann statt geliefertem Paket doch eine authentische, bolivianische Weltreiseerfahrung machen. Es stellt sich nämlich heraus, dass es in Cochabamba zum einen nur zwei Kupplungsscheiben gibt und diese zum anderen statt für unsere DL 650 für die gute alte DR 650 sind – und natürlich nicht passen. Wenigstens kommt das Geld postwendend zurück. Also heißt es: weitersuchen.

Rettung durch Suzuki Bogotá

Mittlerweile sind die Feiertage in Kolumbien vorbei und wir können mit Sebastian von Suzuki Bogotá sprechen. Fatima übernimmt die Telefonate für uns, dass macht die Kommunikation doch deutlich einfacher. Sebastian hat eine Kupplung auf Lager, allerdings vom 2012er Modell. Er versichert uns aber, dass sie auch für ältere V-Stroms passt. Sie soll 95 US$ kosten, dazu kommen noch 65 US$ Express-Versand mit FedEx – und der unberechenbare bolivianische Zoll. Versenden könne er gleich Montag Morgen, die Lieferung würde dann noch ca. eine Woche dauern. Wiedermal ist auf Suzuki Kolumbien Verlass! Fatima düst mit uns zur Bank und hilft uns, mit MoneyGram das Geld zu überweisen.

Warten auf die Post

Wir vertrödeln die nächsten Tage in Uyuni ohne besondere Aktivitäten. Wir erholen uns vom Stress und den jüngsten Reisestrapazen mit Nichtstun, am-Blog-Arbeiten und leckerem Essen. Fatima hat einige Jahre in Deutschland gewohnt und verwöhnt uns mit allerlei Köstlichkeiten, die uns sehr ein Gefühl von Zuhause geben. Sie besorgt sogar frische Fleischwurst zum Frühstück!

Andreas, Bolivien, Fatima, Felicitas, Frühstück, La Paz_DSCF1710_1180.jpg

Fatima verwöhnt uns mit deutschem Frühstück: Es gibt frische Fleischwurst und echten Käse!

Lange währt die Ruhe allerdings nicht, zwei Tage später meldet sich der bolivianische Zoll. Da wäre so ein Paket, wir müssten noch jede Menge Geld überweisen und man wüsste auch nicht, wann das weitergeschickt werden könnte und wohin überhaupt.

Aaah!

Fatima greift wieder für uns zum Hörer und telefoniert stundenlang irgendwelchen Zollheinis hinterher, deklariert die Kupplung als Nähmaschinenteile (damit die Steuer günstiger wird), sendet Beschwerdenachrichten über den schlechten Service und dass sie nicht bereit sei, dafür auch noch die verlangte Servicegebühr zu bezahlen, wo sie doch schon alles selber machen müsse. Schlussendlich müssen wir NUR noch 70 US$ für Zoll ohne Servicegebühr überweisen.

Einen Tag später erhalten wir die Nachricht, dass das Paket freigegeben und auf dem Weg nach Uyuni sei. Oh man, ohne Fatima hätten wir das nie geschafft!

Kupplungslieferung und Einbau

Mit Spannung sitze ich am Morgen des Auslieferungstages an der Tür von Nomada Experience und warte auf die Post. Nichts passiert. Mittags hängt sich Fatima wieder ans Telefon und kriegt wenige Stunden später raus, dass das Paket tatsächlich in Uyuni ist – und sich seit heute morgen an der Bushaltestelle befindet. Frustriert über die unnötige Verzögerung stapfen wir also zur Bushaltestelle und holen das Paket aus einem der unzähligen trüben und staubigen Mini-Geschäfte ab. Endlich! Hoffentlich passt alles… ich glaube das erst, wenn Sir Bumblebee wieder fährt!

Bolivien, DL650 V-Strom, Kupplung reparieren, Kupplungskit, Motorradweltreise_DSCF1677_1180.jpg

Nach wochenlangem Gerenne und Telefoniere halten wir endlich das Kupplungskit aus Kolumbien in Händen.

Etwas nervös wickle ich das Paket aus und lege alle neuen Teile auf die alten, um zu sehen, ob sie identisch sind. Wir sitzen nun schon seit zwei Wochen in Uyuni fest. Wenn jetzt noch was schiefläuft, geht uns die Zeit aus. Wir müssen in zwei Wochen zur Verschiffung unserer Motorräder in Valparaiso sein.

Kupplungsscheiben und Dichtung sind tatsächlich identisch – nur die Kupplungsfedern sind deutlich länger, als sie sein sollten. Ich will trotzdem probieren, ob ich sie verwenden kann.

Mit Feile bewaffnet mache ich mich nun an die Anprobe der Kupplungsscheiben in den Kupplungskorb. Vorsichtig entferne ich ein paar Rattermarken, bis sich alle Scheiben ohne Klemmen und Haken einführen lassen. Passt! Ich atme auf. Sollten wir uns schließlich auf der Zielgraden befinden?

Passen die Kupplungsfedern der 2012er V-Strom?

Fehlen nur noch die Kupplungsfedern und Sir Bumblebee ist fast wieder flugfein! Leider stellt sich heraus, dass Suzuki bei der Modellpflege der 2012er V-Strom doch etwas an der Kupplung geändert hat. Die neuen Federn lassen sich zwar in die 2008er V-Strom einbauen, die Kupplung lässt sich aber nur sehr schwer ziehen.

Mit Mechaniker Robin rätsele ich, was zu tun ist. Mit neuen Federn kann man die Kupplung kaum ziehen, die alten sind ausgeleiert und bergen das Risiko, dass die neuen Kumpungsscheiben bei der nächsten offroad-Volllastaktion wieder abbrennen. Als Kompromiss baue ich schließlich alles mit drei neuen und drei alten Federn zusammen.

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V-Strom Kupplung mit drei alten 2008er und drei neuen 2012er Kupplungsfedern kurz vor dem Festschrauben. Die Kupplung fühlt sich trotzdem sehr steif an.

Die Motordeckeldichtung des 2012er Modells passt hingegenwieder tadellos und so dauert es nicht mehr lange, bis auch Motoröl und Kühlflüssigkeit aufgefüllt sind. Dann der große Moment: Wird alles funktionieren?

Test der neuen Kupplung

Ich drücke auf den Startknopf, der Motor springt an. Vorsichtig lege ich den ersten Gang ein – und muss ernüchtert feststellen, dass auch mit nur drei neuen Federn die Rückstellkraft so groß ist, dass die Kupplung nicht sauber trennt und das Getriebe nicht vernünftig schaltbar ist. Mist! Also Öl und Kühlwasser wieder raus und alles nochmal auseinander. Bis Deutschland wird Felicitas wohl oder übel mit den alten Federn weiterfahren müssen.

Wenige Stunden später sind die Federn auf die sechs alten zurückgetauscht, der Motor wieder zusammengebaut und erneut mit Betriebsmitteln geflutet. Druck auf den Startknopf, Motor springt an, Gang eingelegt – und alles funktioniert! Sanft und präzise greift die neue Kupplung. Bleibt zu testen, ob die niedrige Andrückkraft der alten Federn ausreicht, dass die Kupplung bei starker Belastung nicht rutscht. Ich fahre den Motor in den staubigen Gassen von Uyuni kurz warm und gebe dann auf der Hauptstraße Vollgas. Die V-Strom beschleunigt, ohne dass ich ein Rutschen der Kupplung feststellen kann. Auch als ich gleichzeitig die Hinterradbremse trete, um bei Vollgas eine konstante Geschwindigkeit zu halten, rutscht nichts und die Motordrehzahl bleibt konstant!

Endlich wieder frei

Es ist geschafft, wir können endlich wieder auf die Straße! Was für eine nervenzehrende Zeit. Ohne die tatkräftige Unterstützung von Fatima, Robin und Huascar hätte alles sicherlich noch viel länger gedauert. Wir können es kaum erwarten, die Koffer zu packen, die Stromsis zu satteln und uns auf den Weg gen Süden über die legenfäre Laguna Route zu machen. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft und die großartige Hilfe!

Nomada Experience, Salar de Uyuni, Suzuki, Weltreise_DSCF1669_1180

Die Crew: Tourorganisatorin und Überzeugungskünstlerin Fatima, Inhaber Huascar, Mechaniker Robin, wir und zwei Leihmotorräder von Nomada Experience.

Andreas


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Abgebrochene Fußraste reparieren – Teil 2

Vor einigen Monaten ist mir bei der Bezwingung des Vulkans Telica in Nicaragua bei einem Sturz meine rechte Fußraste abgebrochen. Da wir uns zu diesem Zeitpunkt in der absoluten Pampa befanden, hatte ich die Fußraste kurzerhand mit Knetmetall wieder angeklebt. Was eigentlich nur als Notbehelf gedacht war, hielt dann doch erstaunlich lange: nämlich fast 4.000 km über Stock und Stein von Nicargua bis Peru.

Aber die Klebung hielt leider doch nicht ewig, möglicher Weise hat ihr die Regenzeit auf dem südamerikanischen Kontinent den Rest gegeben. Jedenfalls brach die Fußraste in den peruanischen Anden kurz vor Trujillo in einem Schlagloch Modell Bombenkrater ein zweites Mal. Zeit also, diesmal eine der unzähligen Schrauber-Werkstätten aufzusuchen, die man hier in mittelgroßen Städten zu dutzenden findet.

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Weltenstromer zu Gast bei einer der unzähligen peruanischen Schrauber-Werkstätten.

Der Südamerikaner an sich fährt ja hauptsächlich chinesische Mopeds. Und da diese neben ihrem unschlagbaren Preis auch für ihre herausstechende Qualität bekannt sind, versteht man sich auf Reparieren und Improvisieren im ganz großen Stil.

Geht nicht, gibt’s nicht.

So muss ich auch nur zehn Minuten in Trujillo suchen, bis ich in einer vertrauenseinflößenden Hinterecke eine eben solche Werkstatt aufgetrieben habe – bzw. wurde ich dort von einem fachkundigen Einheimischen hingeführt. Gefunden hätte ich die nie.

Im Gegensatz zu amerikanischen und europäischen Werkstätten wird hier in Peru Service groß und Preis kleingeschrieben. Die anstehenden Reparaturen sollen umgerechnet knapp drei Euro kosten, neben der Fußraste muss auch mein Handprotektor geflickt werden. Der „Taller“ lässt sogleich alles stehen und liegen, seine anderen Kunden umringen meine Maschine. Die gebrochene Fußraste hat er schnell freihändig durchgebohrt und mit einer Schraube aus einer verrosteten Blechdose wieder zusammengeschraubt. Da sie aber mit überstehendem Schraubenkopf natürlich nicht an mein Moped passt, wird dort noch eben großzügig mit der Flex eine entsprechende Aussparung an meine arme V-Strom gefeilt, dass es mir Angst und Bange wird. Listo!

Auch die Reparatur des Handprotektors ist in fünf Minuten erledigt. Irgendwo auf dem Boden liegt ein Stück Blech, irgendwo hinter Krempel steht eine riesige Schlagschere. In das zurecht geschnittene Blechstück werden noch zwei Löcher gebohrt, das ganze wird dann an meinen Handprotektor genietet und mit einer weiteren Schraube aus der rostigen Blechdose alles bombenfest an den Lenker geschraubt. Listo! Noch was? Nee, gracias, das wärs.

Nebenan noch schnell mit dem Hochdruckreiniger Sand und Staub der letzten Woche vom Moped gewaschen und an der Tienda an der Ecke für zwanzig Cent neue chinesische Blinkerbirnen erstanden. Irgendwie stimmt aber ihr Widerstand nicht ganz, sodass meine Blinker jetzt superschnell blinken. Aber sie blinken. Was will man mehr? Sagt auch die Verkäuferin.

Na dann, ab zum Zeltplatz!

Andreas


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half around the world: big motorcycle inspection after 26,000 km

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In June 2017 we have started for our motorcycle world trip to visit and explore North, Central and South America on our Suzuki DL650 V-Stroms. Since then, we have driven the endless American highways, the sandy roads of Central America and also some major off road detours to amazing spots like Volcano Telica in Guatemala.

Beside some minor things like a broken indicator casing and bent panniers from dropping the bikes in difficult passages, some flat tyres and a leaking gas tank gasket we haven’t had a single major problem with our Vees. They appear to be trusty and tenacious travel companions.

Suzuki Colombia receives us for the „big“ service in Bogotá

After ten months on the road and roughly 26,000 km since New York we arrive in Bogotá, Colombia. It is time to do the „big“ service on our bikes to get them ready for the second half of our adventure – all the way down to the vast Patagonia.

We were all the more pleased to connect with José Hermes Torres, manager of Suzuki Colombia in Bogotá. When I wrote him on Facebook if we could do our service in his workshop he got immediately excited about our project and offered his full support.

When we arrived at Suzuki Bogotá we were surprised by the size of the site. As Suzuki provides motorcycles and service for the police (they all drive either DR650 or DL650) José has a full order book. Up to 1,300 patrol bikes are serviced here every month. A look into the workshop reveals a busy ocean of green police two-wheelers. Immediately we were warmly received by the staff and waiting police officers while our V-Stroms were moved to the hydraulic ramps for service.

DL650 V-Strom – a sturdy travel bike

Now it’s getting serious: the mechanics start to unscrew the bikes. Until now we only did „small“ services with oil change and the required minor repairs. How did the Vees handle the strain of the travel? With full luggage over the bad roads of Central America, poor gasoline quality of remote gas stations and last but not least the omnipresent sand and dust?

Air Filters

After removing the gas tank and the fairing we get a first glimps on the „collection of the year“: the complete interior of the V-Stroms is covered with dirt. Although the stock air filters are clogged completely the air box is as clean as it was new.

In the mountains of Chiapas, Mexico, we already lost some power because of the reduced air flow. As we are heading for the Andes in Peru it is about time to replace the filters. We are more than happy that K&N sponsors us with high flow air filters. Other than the stock filters they are washable and reusable. So if nothing goes wrong we don’t need new air filters in future!

Drive Chain and Sprockets

The next parts that definitely needs replacement are our drive chains and sprockets. Although we use a chain oiler and keep our chains lubricated – the dust and sand of Central America was a tough abrasive. Specially the drive pinions are completely worn out. Back at home I usually have to replace chains because of the chain’s elongation being out of tolerance. But I never had worn out sprockets…

Fuel Filters

There are various opinions on the internet whether one should use a „pre fuel filter“ or not on a world trip. Travelling Africa might be a different story, however, when preparing for The Americas I decided not to bring a separate pre fuel filter. They are quite expensive and the V-Strom fuel filters are known to be effective, cheap and easy to replace if required.

I don’t worry too much about water contamination of the gasoline as the DL650 is fuel injected. If there is some water in the gasoline the fuel pump will stir it to an emulsion with the fuel. Others worry about cavitation in the fuel injectors. I don’t believe this is a big issue either as the vapour pressure of gasoline is obviously lower than water. In Madison, Wisconsin, my Vee had a leaking gas tank gasket. After parking the bike in heavy rain on the side stand over a week the engine quit running completely. It turned out that I had one third water in my gas tank! A pre filter wouldn’t have helped at all.

So let’s have a look on the ten years old fuel filters of our bikes. Although the fuel pressure measurement doesn’t reveal any choking due to a clogged fuel filter at high revs, it is obviously time to replace them.

Spark Plugs

I have to admit I am really lazy with our spark plugs. On all our bikes we had during the last ten years I inspected them when required but always found them in good shape. So we continued using them because we found it a waste to replace them only because it was written in the service book.

Travelling the world somehow changes my perception of this topic. Fuel quality seems to be worse, Octane numbers are often lower than required by Suzuki. So its no big surprise that the spark plugs are – finally – worn out and need replacement.

Valve Clearance Adjustment & Throttle Synchronisation

The Suzuki team also measured the valve clearance on both bikes. While all measured values were in tolerance on my bike and unchanged compared to my last measurement prior to the trip, Felicitas‘ front cylinder finally needs adjustment on all valves as the measured values were already on-the-edge when we left home.

The mechanics also removed the throttle bodies for cleaning. I cannot remember any of our bikes being that shiny ever!

After the valve clearance adjustment the bikes are ready for throttle synchronisation. I am already looking forward to the smooth driving in low rpm!

Other Repairs

The team of Suzuki Colombia is very enthusiastic to get our bikes into perfect shape to reach „the end of the world“. They also take care of our broken accessories. Our Touratech panniers need some hammering to shape, a power socket and a handguard is broken and my throttle grip is stiff. Felicitas lost her chain guard on a bad track in Costa Rica and needs a new one. The mechanics work two complete days on our bikes to check, adjust, replace and repair everything that is important for the reliability of our work horses.

Last but not Least: Oil Change

Final step – the oil change. After adventurous oil compositions in Central America I am very happy to have high quality oil in our engines again. Somehow it was not possible to find enough Liters of the same oil in Chiapas, Mexico, that fulfilled the requirements of our bikes. So we had to mix several brands which I didn’t really like. Beside all the service, Suzuki Colombia sponsored us with two oil fillings, too!

The Suzuki Service Manual is generous about the lifetime of oil filters. Suzuki requires filter replacement after 18,000 km. During our travel, however, I preferred to replace the filters whenever I found them – which wasn’t too often either. So we are really excited that K&N also sponsors us with oil filters for South America. Another topic we do not need to worry about in future!

Thank you Suzuki Colombia!

Two busy days later, our V-Stroms are well maintained and ready to hit the road again! By the way, after riding the first meters we are certain: Our bikes have never driven that smoothly before.

The Service of Suzuki Colombia was outstanding and the staff very dedicated to get our bikes into best shape. With an eye for details and quality we got a fantastic full service. And the fun part, we could have a close look over the shoulder of our mechanics while they worked on our bikes – and this in a garage of such an enormous size!

Furthermore, we have to say that communication and support of Suzuki Columbia exceeded everything we have experienced so far regarding professionalism and communication. While being in Central America, we contacted manager José Torres and when we arrived weeks later to our appointment at Suzuki Bogotá everything just went perfectly. Everyone was informed, our bikes were maintained immediately and we were greeted like old friends.

So, a big thank you goes out to our mechanics Cristhiam and Alex (and to all the other helping hands) for the excellent work and to José, Christhian and the management of Suzuki Colombia for sponsoring us with all working hours, the engine oil and 10% discount on all replacement parts. It was a great welcome to Colombia guys!

Andreas & Felicitas

Interview with José Torres, manager of SUZUKI Colombia (Spanish)

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=djiqOlRta_E?rel=0&showinfo=0&w=640&h=360]


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Abgebrochene Fußraste reparieren – Teil 1

Bei der anspruchsvollen off-road Fahrt zum Vulkan Telica bin ich mitten im Nirgendwo mit meiner V-Strom gestürzt. Unglücklicher Weise in einem unwegsamen Hang, sodass die umgekippte Maschine ein Stück rückwärts wieder runter gerutscht ist. Dabei ist meine rechte SW-Motech ION Fußraste gebrochen.

In diesem Tutorial beschreibe ich kurz, wie ich die Fußraste in der Pampa mit Bordmitteln repariert habe.

Schadensbild

Die SW-Motech Fußrasten sind hochwertig verarbeitet. Das modellspezifische Adapterstück ist aus hochfestem Aluminium CNC gefräst, also kein billiger Druckguss. Trotzdem kann es vorkommen, dass es bricht, z.B. wenn die Maschine rückwärts rutscht und hängen bleibt. In meinem Fall ist der Formschluss zur Fußraste bündig abgebrochen.

abgebrochene Fußraste, DL650, Nicaragua, offroad, SW-Motech, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9069_1180.jpg

Das Gewinde für die Befestigungsschraube ist ausgerissen, aber es sind noch zwei unbenutzte Gewindegänge im Sackloch intakt, siehe Bild. Wenn ich die Befestigungsschraube also ohne Unterlegscheibe verwende, kann ich diese beiden Gewindegänge nutzen.

Den abgebrochenen Vierkant kann ich leider nicht gewinnbringend verwerten, weil ich dann die Fußraste nicht fest an das Adapterstück schrauben kann. Ich werde ihn also weglassen.

Benötigtes Bordwerkzeug

Auf einer großen Reise ist es unbedingt notwendig, fernab von Internet, Amazon und dem Freundlichen die kritischen Funktionen des Motorrads wiederherstellen zu können. Dazu habe ich immer mein persönliches Bordwerkzeug und meine Bastelausrüstung dabei. Um die Fußraste zu reparieren brauchen wir:

  • 13er Maulschlüssel
  • Leatherman
  • Knetmetall

 

Reparatur der abgebrochenen Fußraste mit Knetmetall

Zum Glück sind die SW-Motech Fußrasten großflächig gestaltet, sodass ich eine Verklebung in Betracht ziehen kann. Die Kontaktflächen zwischen Adapterstück und Fußraste sind allerdings durch Streusalz und Schmutz korrodiert. Mit der Feile des Leathermans schmirgele ich die Oxydschicht ab, bis auf beiden Flächen glänzendes Aluminium zu sehen ist. Merke: Nach Möglichkeit nie korrodierte Flächen verkleben, die Hafteigenschaften leiden deutlich!

DL650, Knetmetall, Leatherman Wave, Nicaragua, reparieren, SW-Motech Fußraste, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9155_1180

Mit der Feile des Leathermans wird die Klebefläche von Korrosion, Schmutz und Graten befreit, bis sich Adapterstück und Fußraste ohne Verkanten zusammenfügen lassen.

Abschließend prüfe ich noch einmal die geplante Montage: Fußraste und Adapterstück passen jetzt flächig und ohne zu verkanten aufeinander. Die Befestigungsschraube lässt sich ohne den abgebrochenen Formschluss und ohne Unterlegscheibe zwei Gewindegänge festziehen und gewährleistet eine Grundfixierung für die Verklebung. Dann alles wieder auseinanderschrauben, jetzt wird es ernst, alles muss jetzt schnell gehen. Die Verarbeitungszeit von Knetmetall beträgt lediglich ca. vier Minuten inklusive Knetzeit!

Mit der Klinge des Leathermans schneide ich ca. 2 cm Knetmetall ab und knete es mit den Fingern, bis sich die beiden Komponenten zu einer gleichmäßigen grauen Masse vermischt haben. Dann drücke ich es auf die Klebfläche des Adapterstücks zu einem ca. 2 mm dicken „Kaugummi“.

Achtung: Keinen Kleber in das Gewindeloch drücken um die Schraube zu fixieren! Habe ich wohlmeinend probiert, die Schraube packt dann aber nicht, weil Knetmetall zu viskos ist. Dadurch habe ich wichtige Montagezeit verloren.

Dann die Fußraste andrücken und die Schraube gefühlvoll anziehen. Sie greift jetzt nur auf etwa einem Gewindegang!

Den überquellenden Kleber zu einer großzügigen Kehlnat drücken. Leider habe ich zu viel Zeit mit dem Kleber im Gewinde verloren, sodass meine Kehlnaht schon hart wurde, als ich sie festdrücken wollte. Schön ist anders, aber sie macht trotzdem einen robusten Eindruck.

Jetzt alles noch mindestens eine Stunde im Sonnenlicht aushärten lassen. Ich habe außerdem noch das erste Stück meinen rechten Fuß auf den Sturzbügel gestellt, um die Klebung nicht zu früh zu belasten.

Am nächsten Tag ist alles komplett ausgehärtet und kann wieder normal belastet werden. Ob sich diese Reparatur als Dauerlösung bewährt, werde ich später dazuschreiben.

Eventuelle Alternative: die Beifahrerfußraste

Meine erste Idee war es, die Beifahrerfußraste nach vorne zu montieren. Leider hat sie bei der V-Strom aber andere Maße. Sie ist schmaler und hat auch einen anderen Gelenkdurchmesser. Eventuell ist das aber bei deinem Motorrad eine Lösungsmöglichkeit, die es auf jeden Fall zu prüfen lohnt!

Tipp: Zelt Footprint als Arbeitsfläche

Und abschließend noch ein Schraubertipp nicht nur für die Wildnis: Bereits bei den Arbeiten zu Hause im Hof und der Garage ist mir schon so manches Kleinteil auf dem unübersichtlichen Steinuntergrund abhanden gekommen. Zuletzt ist mir bei der Reparatur von Felicitas‘ Starterschalter in Sedona, Arizona, die Schalterfeder unwiederbringlich weggeflogen.

Auf der Weltreise lege ich seitdem daher immer unser weißes Footprint vom Zelt unter die Maschine. Was auch immer runterfällt verschwindet so nicht im Sand sondern lässt sich leicht wiederfinden.

Herzliche Schraubergrüße,

Andreas


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Mit dem Motorrad auf den Vulkan Telica

Die Vulkane in Zentral-Amerika haben es uns angetan. Nach dem wir schon den Atitlán in Guatemala bestaunt und den San Cristóbal in Nicaragua erklommen haben, steht Telica als nächstes auf unserer Liste. Hier soll man sogar mit etwas Glück Lava sehen können.

Telica ist ein recht aktiver Vulkan und wegen seiner mühseligen Anreise gleichzeitig touristisch nicht überlaufen. Ganz im Sinne des deutschen Sicherheitsempfindens kann man auch diesen Krater besteigen, sich oben auf allen Vieren über die vertrauenseinflößende Kante beugen und seine Lungen mit den nach einer antiken Heilquelle duftenden und mindestens ebenso gesunden Gasen und Dämpfen füllen. Mit  etwas Glück soll man sogar zwischen den Schwaden glühende Lava erspähen können. Außerdem soll es eine tolle Aussicht auf die umliegende Vulkanlandschaft inklusive San Cristóbal im Sonnenuntergang geben. Damit aber noch nicht genug: Für den letzten Adrenalin-Kick schnürt eine Übernachtung im Zelt am Krater noch einen Sonnenaufgang auf das Paket. Wer kann da noch widerstehen? Klingt nach einem Highlight unserer Reise!

Anreise zum Vulcan Telica

Diverse organisierte Touren karren den gut situierten Backpacker von Welt im Allradfahrzeug oder per zwei Tage Hike in den Park. Als eingefleischte Motorrad-Weltreisende wollen wir aber natürlich das ganz große Abenteuer (und uns die Kohle sparen) und planen unsere Anreise mit den Mopeten. Schließlich wollen wir (ich) den wahren offroad-Fähigkeiten unserer V-Stroms auf den Zahn fühlen!

Es braucht dann allerdings doch zwei Anläufe, um das Projekt erfolgreich in die Tat umzusetzen. Unsere erste Anreise auf unseren beiden Motorrädern müssen wir leider schon nach zwei Kilometern abbrechen, weil die Sandpiste ab Las Mercedes für unsere vollbepackten Schiffe auch mit abgelassenem Reifenluftdruck nicht fahrbar ist. Enttäuscht müssen umdisponieren.

Wir fahren in das benachbarte Léon und kehren die Nacht im Blue Hat Hostel ein. Diese Expedition braucht offensichtlich eine ernstere Vorbereitung, da sie mit Abstand die schwierigste Etappe unserer bisherigen Weltumrundung darstellt. Wir beschließen, mit nur einem Motorrad zu fahren und Gepäck im Hostel zwischenzulagern. Werkzeug, Ersatzteile, Campingausrüstung und acht Liter Wasser müssen aber trotzdem mit. Wir können hoffentlich Kraft sparen, weil wir zu zweit nur eine Maschine durch die schwierigen Passagen baggern müssen. Auch die Route arbeiten wir detailliert aus, um alles zeitlich zu schaffen. Die Touri-Jeeps fahren um zwei Uhr los, also starten wir um elf. Das sollte uns hoffentlich genug Reserve geben.

Zweiter Anlauf zum Krater

Am nächsten Tag steht meine V-Strom abfahrbereit vor dem Hostel, während Felicitas ihr Töff auf einem Parqueo zur Bewachung abgibt. Vorsorglich erhöhe ich die Federvorspannung an meinem Touratech-Fahrwerk. Mit der geringen Bodenfreiheit der V-Strom werden wir jeden Millimeter zwischen Geröll und Unterfahrschutz brauchen.

DL650, Gepäck, Nicaragua, TKC70, Touratech, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9055_1180

Fertig gepackt steht meine V-Strom vor dem Hostel, bereit, Vulkan Telica zu bezwingen!

Dann geht es los. Wieder in Las Mercedes lassen wir den Reifenluftdruck aus unseren TKC70 ab. Vorne 1,4 bar, hinten 1,6 bar. Ich bin immer wieder fasziniert, dass diese kleine Maßnahme darüber entscheidet, ob man über Sand fahren kann oder sich hoffnungslos eingräbt. Die ersten zwei Kilometer kennen wir ja bereits, ein gewisser Lerneffekt hat sich auch schon eingestellt. Gutmütig und stoisch arbeitet sich die DL650 mit zwei Personen und Gepäck durch wechselnde Böden zwischen Sand und Geröll. Doch dann kommt eine Passage mit sehr tiefem Sand. Ich fahre sie zu schnell an, das Vorderrad schwimmt zur Seite weg und wir stürzen in Zeitlupe. Nix passiert, ist ja alles puderweich hier. Als sich die Staubwolke legt, halten zwei Locals auf ihrem Moped und helfen uns auf. Kein Wunder, dass hier alle höchstens auf 150 kg und 200 ccm³ unterwegs sind. Mit einer großen Reisenduro sind diese Straßen bei über dreißig Grad das reinste Fatburn-Workout. Anschieben müssen sie dann aber auch noch. Stehenbleiben auf Sand ist einfach nicht gut. Ist wie Skifahren im Tiefschnee, wenn es nicht runter geht…

Reserva Natural Complejo Volcánico Telica Rota

Nach einer Stunde erreichen wir schwitzend Cristo Rey. Seit einer ganzen Weile begegnen uns nur noch Menschen entweder zu Fuß oder zu Pferd. Es leuchtet uns absolut ein, dass kein Fahrzeug der Welt an die Agilität der zahmen Vierbeiner herankommt, die trittsicher Wasserkanister, Maissäcke und alles mögliche andere durch die Wildnis tragen.

Hier in Cristo Rey geht es rechts ab in den Vulkan Park. Es gibt sogar ein offizielles Schild vom Tourismusverein. Wahrscheinlich, damit die verrückten Reisenden wenigstens nur auf dieser Strecke stecken bleiben und nicht die anderen Pfade mit liegengebliebenen Fahrzeugen verstopfen. Ab hier geht es richtig ans Eingemachte. War die Fahrt bis hierher einfach nur anstrengend, geht es ab jetzt auch richtig technisch zur Sache. Die neuen Etappengegner heißen Steigung (wir wollen ja auf den Vulkan RAUF) und Lavabrocken. Ich muss jetzt im Stehen fahren, anders komme ich nicht durch den Parkour gezirkelt. Definitiv eine Strecke für ausgewachsene Geländefahrzeuge – oder Pferde. Ein Glück durften wir vor ein paar Monaten mit dem Motocross-Champion Nicolás España in Mexiko auf seiner Hausstrecke trainieren. Die gelernten Skills sind hier Gold wert.

Der Anstieg zieht sich schier endlos. Auch wenn die ganze Offroad-Etappe nur knapp zwanzig Kilometer bis zum Basiscamp ist, sind wir schon zwei Stunden unterwegs. Immer wieder setzen wir knirschend mit dem Unterfahrschutz auf. Wenn Suzuki doch endlich mal den Auspuff verlegen würde. Aber auch in der vierten V-Strom-Generation verläuft das Geröhre unter dem Motor lang und kostet mindestens fünf Zentimeter Geländetauglichkeit.

Langsam aber sicher verlassen mich Konzentration und Kraft. In einem schwierigen Hang stürzen wir erneut, weil mir die Traktion am Hinterrad auf losem Geröll verloren geht. Unser Schwung reicht nicht, um über den rutschigen Bereich hinwegzukommen und gehalten kriege ich die V-Strom auf dem unebenen Untergrund auch nicht mehr. Wieder nichts passiert, aber es ist so steil hier, dass wir das Motorrad zu zweit ohne Weiteres nicht mehr gegen den Hang aufrichten können. Fluchend müssen wir das Gepäck abladen, dann geht es. Felicitas gibt Anschiebehilfe und ich fahre den restlichen Hang mit keilendem Heck alleine nach oben. Jetzt ist definitiv Zeit für eine Pause – es gibt Wasser und Kuchen von einem französischen Bäcker aus Léon.

Andreas, DL650, Gelände, Gepäck, offroad, Sturz, V-Strom_DSCF9059_1180.jpg

In einer steilen Passage stürzen wir erneut als das Hinterrad auf losem Untergrund wegrutscht.

Etappe zum Parkplatz

Wieder bei Kräften satteln wir auf und gehen das letzte Stück bis zum „Parkplatz“ an. Man kann sich kaum vorstellen, dass am Ende dieser „Straße“ ein „Parkplatz“ sein soll, doch so ist es. Der örtliche Tourismusverein steht offenbar im engen internationalen Austausch und hat aus sicherer Quelle in Erfahrung gebracht, dass ein Tourist der nördlichen Hemisphäre einen Parkplatz vor einer Sehenswürdigkeit erwartet. Zehn mal zehn Meter sind von Lavabrocken freigeräumt, es gibt ein Plumpsklo und einen einheimischen Ranger, der im Schatten eines Wellblechunterstands sitzt. Sein Pferd knabbert in der Mittagsglut an der spärlichen Vegetation. Wir stellen das Motorrad ab und reißen uns die durchgeschwitzte Schutzkleidung vom Laib.

Und dann stehen wir vor ihm: Vulkan Telica! Seine gedrungene Erscheinung sieht von hier aus wie ein intergalaktischer Maulwurfshügel. An seiner Aktivität besteht offensichtlich kein Zweifel. Aus dem Sand quellen schweflige Dämpfe wie aus einem Druckkessel. Der Geruch lässt allerdings an den Absichten des Kochs zweifeln. Wenn dieses Gericht mal serviert wird, wird heiß gegessen. Wir setzen uns in den Schatten eines Baumes und begutachten aus sicherer Entfernung das Naturschauspiel. Viel Zeit zum Staunen haben wir allerdings nicht, denn gleich rollen schon die Touri-Jeeps an. Wir müssen noch ein Stückchen weiter zum Grundstück eines Vulkanforschers, wo wir unser Nachtlager aufschlagen werden.

Letzte Auffahrt

Ab jetzt fahre ich alleine, Felicitas läuft das letzte Stück. Technisch sauber fahre ich nicht mehr, dafür ist meine Konzentration zu erschöpft. Mit Körperkraft wuchte ich die V-Strom durch die Kurven und die Hänge hinauf. Wieder stürze ich in einem steilen und gerölligen Abschnitt. In mir existiert nur noch ein einziger Gedanke – irgendwie ankommen, ich schaffe das. Ich bin der erste V-Strom-Fahrer, der den Telica bezwingt (unrecherchierte Behauptung, freue mich auf Zuschriften). In mir werden ungeahnte Kräfte frei. Alleine stemme ich mein vollbepacktes Motorrad wieder in die Senkrechte – und fluche. Beim Sturz ist meine Maschine ein Stück den Hang hinabgerutscht. Dabei ist meine rechte Fußraste abgebrochen. Scheiße! Egal, muss ich halt sitzend und einbeinig bis zum Basislager kommen. Fußbremse geht noch. So fräse ich mich mit heulendem Motor, glühender Kupplung, rutschendem Vorderreifen und durchdrehendem Hinterrad den letzten Kilometer zum Ziel – geschafft!

Felicitas kommt fast zeitgleich mit mir an. Der Vulkanforscher empfängt uns zwischen seinen Hühnern und Hunden und zeigt uns, wo wir übernachten können. Alles sicher heute, die gemessenen Temperaturen liegen absolut im Normbereich. Jetzt heißt es erstmal: Raus aus der Mopedmontur, rein in die Wanderschuhe und auf zum Gipfel! In einer Stunde geht die Sonne unter.

Sonnenuntergang auf dem Vulcan Telica

Zum Glück ist der Trail im Vergleich zur zwölfstündigen Besteigung von San Cristóbal ein Spaziergang. Und dann stehen wir auf dem Kraterrand und spähen in die Tiefe. Ein steifer Wind pfeift uns um die Ohren, die Gase brennen in den Lungen. Lava gibt es heute wohl nicht zu sehen, dafür sind die Schwaden zu dicht. Aber schon ein irres Gefühl, so unmittelbar auf einem aktiven Vulkan zu stehen. Der Sand ist ganz warm und in der Tiefe gibt es absonderliche Geräusche. Hustend treten wir zurück und wandern noch ein Stück um den Schlund herum, um den Sonnenuntergang und San Cristóbal zu bestaunen. Die Backpacker-Flotte ist auch eingelaufen und hat sich mit Selfi-Sticks bewaffnet am Westhang aufgereiht. Der Wind ist so stark, dass man kaum stehen kann und peitscht Vulkansand in unsere Augen. Eine Bö erfasst meine Kamera und sie stürzt samt Tripod auf die Felsen. Glück im Unglück hatte ich einen Filter auf dem Objektiv – der ist allerdings komplett hinüber. Aber wenigstens ist der Kamera nix passiert.

Nicaragua, Sunset, Vulkan San Cristóbal, Vulkan Telica_DSCF9105_1180.jpg

Von Telica aus hat man eine epische Aussicht im Sonnenuntergang auf San Cristóbal.

Erschöpft treten wir den Rückweg zum Basecamp an. Uns steht eine kurze Nacht bevor, morgen früh wollen wir um vier noch einmal zum Kraterrand klettern, in der Hoffnung, in der mondlosen Finsternis der Nacht einen Blick auf die rote Glut erhaschen zu können. Um die abgebrochene Fußraste zu reparieren bin ich heute zu müde. Aber ich bin zuversichtlich, dass mir nach einer Mütze Schlaf schon etwas einfallen wird. Ich arbeite schließlich in der Vorentwicklung, da gibt es immer eine Lösung. Felicitas kocht ein deliziöses Abendessen auf unserem Campingkocher. Dann fallen wir in unsere Schlafsäcke.

Telica im Sternenlicht

Um 3:45 Uhr klingelt der Wecker. Was für eine Uhrzeit. Kommt uns nach dem Start um 2:45 Uhr zum San Cristóbal vor ein paar Tagen aber richtig erholsam vor. Eine sternenklare Nacht erwartet uns. Der Wind hat sich etwas gelegt und wir stapfen zum zweiten Mal den Pfad zum Kraterrand empor. Gestern haben wir uns alles genau eingeprägt, damit wir uns in der Finsternis nicht verlaufen. Telica schmaucht unverändert vor sich hin – und wieder können wir in der Tiefe nichts erkennen. Ich stelle die Kamera auf den Tripod und mache eine Langzeitbelichtung. Wenn dort unten irgendetwas glüht, wird die Kamera es aufnehmen. Und siehe da: Nur weil man etwas mit bloßem Auge nicht sieht heißt es nicht, dass es nicht existiert! Dieses Foto war die Strapazen wert und wird uns immer an ein hartes Abenteuer erinnern.

Krater, Lava, Nacht, Nicaragua, Starlight, Vulkan Telica_DSCF9134_1180.jpg

Telicas Lava im Sternenlicht

Der Sonnenaufgang ist dagegen schon eher Kür. Ungeduldig scharre ich mit den Füßen. Ich habe ausgeknobelt, wie ich meine Fußraste reparieren kann. Zum Glück haben wir bei der Gepäckauswahl nicht auf Werkzeug und Bastelkram verzichtet. Eine Stunde später ist mit Gefeile, Geschraube und dank der Kraft von Knetmetall – extra stark (lieber unbekannter Erfinder, ich preise dich) die Fußauflage wieder hergestellt.

Die Abfahrt hat sie tatsächlich auch gehalten. Mal sehen, wie viele Länder sie noch übersteht…

Andreas

GPS Track – How to drive Volcano Telica on a Motorcycle

[googlemaps https://www.google.com/maps/d/u/0/embed?mid=11OaOI8w-WEybSvS0Qea2CpuKYfRTnlsD&w=640&h=480]


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MacGyver!

Das waren noch Zeiten! Als knallharte Typen mit Fokuhila unsere Idole waren, war die Welt irgendwie einfacher. Es gab die Guten, es gab die Bösen, eine gepflegte Schlägerei, das ein oder andere flog in die Luft und tadaa: Das Gute gewinnt am Ende.

Heute möchte ich neben der klaren Wertevermittlung auch noch den pädagogischen Tiefgang einer gewissen Serie aus den neunzigern preisen, denn was MacGyver & Co damals schon vermittelten, ist ein Grundwert unserer Reise geworden: Es geht immer gut aus – man braucht nur einen Kugelschreiber, Kaugummi und WD40.

(Für alle, die nicht wissen, was WD40 ist – es handelt sich dabei um ein Universal-Sprühöl, sozusagen das Antibiotikum des Ingenieurs. Wenn irgendwas nicht geht, erstmal WD40 drauf und wirken lassen. Wenn das Problem nach 10 Tagen nicht weg ist, auseinanderschrauben.)

In unserer Folge heute: Felicitas‘ Mopete springt nicht mehr an und jetzt kommt das Allerschlimmste daran: das Licht geht auch nicht! Klarer Fall für den Ingenieur, die Schöne muss gerettet werden.

Kritischer Kennerblick, dann die messerscharfe Diagnose. Der Starterknopf hat in den letzten Wochen zu viel Staub abbekommen. Und jetzt, wie aus dem nichts, zieht er eine Flasche WD40 aus seinem Koffer! In der Traveledition, 25 ml, gibt’s im Baumarkt! Awesome. Ein gezielter Sprühstoß nebelt neben dem Schalter auch das Cockpit ein, man kann ja nie so genau wissen, wo sich der Feind gerade versteckt.

Und dann die lässige Pause, man muss den Moment einfach wirken lassen und genießen. Ein Kaugummi ist die perfekte Requisite an dieser Stelle.

Jetzt der entscheidende Moment: Hat das Wundermittel, natürlich fachmännisch angewandt, ein weiteres Mal zum Sieg des Lichts über das Dunkel verholfen?

Der Daumen nähert sich dem Startschalter.

Klick.

Nichts passiert.

Scheiße.

Das im Mittelteil aber auch immer alles schiefgehen muss! Werkzeug ausgepackt, Lenkerarmatur auseinandergeschraubt, Schalter heraussiziert und auseinandergenommen. Scheinbar sind die Kontakte verschlissen. Eine Siegesmine umspielt MacGuyvers Mundwinkel, als er mit einem Schraubenzieher behutsam die Kontakte nachbiegt. Doch er hat seine Rechnung ohne seinen ärgsten Widersacher gemacht.

Als der Kontakt schon fast wieder in die perfekte Position gebogen ist, fliegt – auf einmal! (Zeitlupeneinstellung) – die kleine Sprungfeder aus dem Schalter!!! Neeeeiiiiinnn!! Wie soll er denn jetzt noch den Schalter reparieren?? Sie werden hier nie wieder wegkommen und sie werden alle sterben!!

Ach ne, doch nicht. Felicitas hat einen Kugelschreiber in ihrer Handtasche, ein Werbegeschenk von einer Fortbildung. Kann man ja mal mit auf Weltreise nehmen, kann man ja bestimmt für irgendwas brauchen, kann man ja vorher nicht wissen. Ne?

MacGuyver weiß, wofür man EINEN KUGELSCHREIBER AUF EINER WELTREISE BRAUCHT! Richtig, da ist ja eine Feder drin! Also aufschrauben, Feder auf die richtige Länge abschneiden, in den mittlerweile fertig gebogenen Schalter reintüddeln, alles schön zusammenschrauben (damit es auch bloß nicht wieder auseinanderfliegt!) und dann Showdown:

Abermals nähert sich der ölgetränkte, schwitzende Daumen dem Starterknopf, legt sich testend darauf und spürt die Federung des Schalters. Nicht schlecht, für einen Kugelschreiber. Das könnte klappen! Und dann – durchdrücken.

Die V-Strom springt an, Licht geht auch wieder. Na also. Das wäre geschafft. Könnte jetzt mal ein kühles Bier konsumiert werden. Ach ne, bin ja Nicht-Alkoholiker. Kaugummis mag ich auch nicht. Aber einen Kugelschreiber habe ich jetzt immer in meinem Reparaturset. Versprochen.

Andreas


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Wasser im Tank?

Diese Maßnahmen helfen dir, deinen Sprit auch bei Sauwetter „trocken“ zu halten.

#1: Wasserablaufbohrung sauberhalten

Mit der Zeit kann sich Schmutz  in der Wasserablaufbohrung der Tankdeckelarmatur sammeln und diese verstopfen. Ist das der Fall, kann das Regenwasser nicht mehr wie vorgesehen abfließen.

Bei Regen steigt der Wasserstand am Benzineinfüllstutzen und kann in den Tank eindringen, wenn die Tankdeckeldichtung nicht in gutem Zustand ist.

#2: auf dem Seitenständer parken

Die meisten Motorräder haben in der Tankarmatur eine Ablaufbohrung. Steht das Motorrad auf dem Seitenständer, ist die Ablaufbohrung am tiefsten Punkt der Tankarmatur und das Wasser läuft ab.

Parkt das Motorrad hingegen auf dem Hauptständer, kann der Wasserstand in der Tankarmatur bei starkem Regen schnell auf die Höhe der Tankdeckeldichtung ansteigen. Ist diese dann nicht in tadellosem Zustand, dringt Wasser in den Tank ein.

#3: regelmäßig fahren

Bis sich eine kritische Menge Wasser im Tank angesammelt hat, vergeht meistens eine gewisse Zeit. Wenn du dein Moped regelmäßig bewegst, ist das Risiko liegenzubleiben deutlich geringer.

Übrigens: Bauartbedingt haben direkteinspritzende Motorräder ein geringeres Risiko, wegen Wasser im Benzin liegen zu bleiben, da die Benzinpumpe den Tankinhalt ständig umwälzt. Das Wasser kann also nicht so gut eine separate Phase bilden.

Bei Saugvergasern läuft der Kraftstoff hingegen einfach am tiefsten Punkt aus dem Tank heraus. Hier können schon kleine Mengen an Regenwasser kritisch sein.

#4: Frischhaltefolie über den Tankdeckel kleben

DSCF3190 (1024x683)Diesen Tipp bekamen wir von der Motorcycle Performance Werkstatt in Madison WI, nach dem meine V-Strom mit Wasser im Tank stehen geblieben war.

Die Jungs mussten in dieser Saison schon sieben Motorräder mit Wasser im Tank abschleppen, weil die Tankdeckeldichtungen nicht den Regenmassen standgehalten hatte.

#5: Tankdeckeldichtung reparieren für 15 €

DSCF2709 (1024x683)Unsere Tankdeckeldichtungen waren beide im Alter von zehn Jahren spröde, porös und offensichtlich nicht mehr dicht.

Bei Suzuki ist leider nur eine komplette Tankdeckelarmatur für 200 € zu bekommen, was unsere Reisekasse zur Behebung dieser Lappalie um 400 € erleichtert hätte.

Daher haben wir beschlossen, unsere Dichtungen selber zu reparieren. Wie das geht, erfährst du im Beitrag Tankdeckeldichtung reparieren für 15€.


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Tankdeckeldichtung reparieren für 15€

Sieht die Tankdeckeldichtung spröde und porös aus bzw. hat sich bereits Rost am Einfüllstutzen gebildet, ist es höchste Zeit, die Dichtung zu reparieren.

Da eine originale Dichtung meistens jedoch nur als komplette Tankdeckelarmatur für ca. 200 € zu bekommen ist, habe ich eine günstige Reparaturmethode für unsere Suzukis gesucht.

Mit einem Klick auf die Bilder zeigen wir Schritt für Schritt, wie wir unsere zehn Jahre alten Tankdeckeldichtungen für 15 € wieder fit gemacht haben.

Wenn der Tank von selber voller wird, ist irgendwas verdammt fischig!

Was ein Wetter. Wir haben das auserwählte Glück, den verrengetsten Sommer in den USA und Kanada seit Jahren zu erleben. Während unsere Weltenstromer draußen im Regen stehen, genießen wir die Gastfreundschaft in behaglichen Heimen.

Eines schönen Morgens fahren wir wieder einmal los, nachdem wir längere Zeit nach Madison WI ausgewanderte Freunde besucht haben.

Eigentlich hätte ich stutzig werden sollen, als meine Tankanzeige bei Abfahrt „voll“ anzeigt, obwohl wir schon länger nicht mehr getankt haben. Naja, die spinnt schließlich auch mal, wenn die Möppis schief geparkt haben. Als zartbesaiteter Ingenieur übe ich mich seit einigen Wochen darin, nicht gleich den Motor auseinanderzuschrauben, wenn der Reifenluftdruck um 0,1 bar gefallen ist.

Zum Glück ist es zu unserer nächsten Unterkunft nicht weit, genau genommen fahren wir nur zwei Straßen weiter zu einem wunderbaren älteren Ehepaar. Da ich nächstes Wochenende noch einen Fotokurs in der Stadt machen möchte, haben sie sich bereit erklärt, uns eine Woche bei sich aufzunehmen.

Also Abfahrt. Meine V-Strom startet nach der regendurchweichten Pause unwillig. Ist wohl die Zündung nass geworden. Wir rangieren aus der Einfahrt und machen uns auf den Weg. Normalerweise gibt es nicht viel, was einer V-Strom die Laune am Lostraben vermiesen kann. Selbst bei übelstem Wetter und Eiseskälte läuft sie zu hause rund. Aber heute ist irgendwie der Wurm drin. Gasannehmen will sie jedenfalls auch nicht und die Beschleunigung gleicht eher einem Mittelklasse-Rollator mit Oma hintendran.

Die zwei Blocks ziehen sich wie Kaugummi. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich schon neue Zündkerzen und -leitungen verbauen.

Auf den letzten Meter stirbt der Vortrieb dann endgültig und mein Töff haucht die Seele aus. Ich rolle in die Einfahrt unserer neuen Herberge und komme genau vor der Tür von Bruce und Elspeth zum Stehen. Das nenne ich mal timing. Oder serendipity, wie man hier sagt.

Nach der Begrüßung ist erstmal Fehlersuche angesagt. Also die Sitzbank runter, alle Kontakte wackeln und mit dem Laptop per USB den Fehlerspeicher auslesen. Kein Fehler, ok. Nach etlichen vergeblichen Startversuchen schwächelt auch noch die Batterie.

Bruce organisiert ein Starterpack von einem Nachbarn für weitere Tests.

Im Internet lese ich mich durch diverse Foren und finde alle möglichen Ursachen, die zu den Symptomen meiner V-Strom passen könnten. Liest sich alles nicht gut, in den meisten Fällen ist was Ärgeres an der Elektrik hinüber. Weitere Tests bleiben allerdings ergebnislos, was auch positiv ausgelegt werden kann.

Schließlich finde ich einige Beiträge zum Thema schlechter Sprit, E10 und Wasser im Tank. Die Leidensgenossen klagen über schlechtes Startverhalten, dass der Motor beim Fahren ausgeht und sich das Moped wie ein trockengefahrener Saugvergaser verhält. Mh.

Weitere Einträge zu wässrigem Fusel nennen als Ursache eine Leckage im Tankdeckel. Mist, ich hab Rost am Tankdeckel, mir aber nichts weiter dabei gedacht. Es leckt bei mir offenbar schon länger!

Also Benzinleitung abgeklemmt und ein Einmachglas voll Benzin abgepumpt, oder wie auch immer man das Zeug nennen soll, was da rauskommt. Also SO sollte Benzin auch nicht in den USA aussehen!

Bruce schleppt aus dem Keller eine seiner Bierbrau-Flaschen herbei und mit vereinten Kräften pumpen wir meinen Tank aus. Als er leer ist, spüle ich mit einem halben Reservekanister nach, bevor ich mit dem verbliebenen Nottropfen Benzinpumpe und -leitung befülle.

Und dann der große Augenblick: Mit Starterpack unterstützt orgle ich den Anlasser eine gefühle Ewigkeit, bis dann, auf einmal, der Motor anspringt, als sei nichts gewesen. Gott sei Dank! Und Gas nimmt er auch wieder an!

Jetzt muss ich mich nur noch um meinen undichten Tankdeckel kümmern!

Andreas


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Cruisy EVO ist da!

Ach, wäre das doch toll, wenn es auf den ewigen Weiten der amerikanischen Highways einen Tempomaten für Motorräder geben würde…

Moment, gibt es!

Vor Reiseantritt haben wir ausgiebig die Blogs von anderen Motorradreisenden studiert. So auch Time to Ride von Bea und Helle. Neben viel Fernweh haben wir auf ihrer Seite viele nützliche Tipps rund um das Weltumrunden auf zwei Rädern gefunden.

Nun sind die beiden von ihrem Ausritt zurück und haben mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung das Unternehmen Endurofication gegründet.

Und nun das Beste vorweg: Neben vielen anderen praktischen Sachen haben sie mit dem Cruisy EVO einen preiswerten und vor allem gut funktionierenden Motorradtempomaten entwickelt. Er wird einfach wie eine Wäscheklammer auf den Gasgriff geklemmt und bei der gewünschten Gasposition mit dem Zeigefinger gegen den Bremshebel gedreht. Fertig.

Gleichzeitig lässt sich der Gasgriff aber auch mit aktiviertem Cruisy drehen, was wir sehr angenehm finden.

Wegen Lieferengpässen haben wir unsere Cruisies leider nicht mehr vor Abfahrt in Empfang nehmen können. Auf etlichen Highway-Stunden haben wir sie uns schon sehnlichst herbeigewünscht.

Dank Familie und Freunden haben die Tempomaten schließlich doch den Weg zu uns in die Wildnis gefunden! Vielen Dank an alle!

Besonders freuen wir uns auch, dass uns Bea und Helle die Cruisies kostenlos zu Verfügung stellen. Mehr über unsere Sponsoren könnt ihr übrigens hier erfahren.

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Der Motorrad-Tempomat Cruisy EVO klemmt den Gasgriff wie eine Wäscheklammer fest und stützt sich am Bremshebel ab.

Andreas


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