Kulinarische Kostbarkeiten in der Ceviche Seafood Kitchen

Komm – ich nehme dich mit auf eine kulinarische Reise inmitten des Herzens Cuscos!

Stell dir vor, du bist den ganzen Tag durch die Altstadt geschlendert, hast Alpakas gekrault und dich an der Schönheit erfreut. Um diesen Tag abzurunden, bist du auf der Suche nach einer kulinarischen Raffinesse. Was würde sich nun besser eigenen, als die peruanischen Spezialitäten Ceviche und Arroz con Mariscos in stilvoller Atmosphäre zu genießen?

So führt uns der Weg zur Ceviche Seafood Kitchen, einem wirklich fantastischen Restaurant ganz im Stile der Küste dekoriert. Bereits am Eingang wirst du begrüßt von den freundlichen Herren hinter der Bar und tauchst ein in eine Welt aus Muscheln, rauschendem Wasser und Meerestieren. Alles ist Creme- und Türkistönen gehalten.

Du steigst eine illuminierte Treppe hinauf und wirst strahlend von sympathischen Kellnerinnen in Empfang genommen und zu deinem Platz geleitet. Nach einer kurzen Beratschlagung wählst du schlicht und ergreifen die Empfehlung El Trio, die gleich drei Köstlichkeiten des Hauses in einem Menü vereint.

Die Vorfreude steigt und als ein Tablett mit drei wundervoll dekorierten Schüsseln erscheint, ist die Begeisterung kaum noch zu bremsen. Fantastische Düfte steigen aus den Schalen. Wo sollst du nur beginnen?

El Trio: Ceviche, Arroz con Mariscos & Jalea

Das Ceviche lässt dir schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der frische Fisch, gegart in Limone, angerichtet mit Koriander, Zwiebeln, etwas Aji in einer leichten Sahnesauce lässt die Geschmackssinne explodieren. Gereicht werden dazu ganz klassisch Süßkartoffeln und Mais. Unterschiedliche Konsistenzen – weich, zart, saftig – treffen aufeinander und machen das Ceviche zu einem Erlebnis.

Die Freude geht weiter in der Komposition Reis mit Meeresfrüchten. Während beim Ceviche eine frische Note dominiert, herrscht hier eine herbere vor. Eine Vielzahl von Meerestieren tummelt sich in einer Sauce aus Rotwein, Parmesan und Aji. Frisches Gemüse rundet die flambierte Komposition ab. Kurzzeitig fragst du dich, ob du vielleicht an der Küste der Adria sitzt.

Schon wechselst du zum nächsten Gericht: in einer Spezialmischung frittierte Meeresfrüchte. Gereicht wird dazu eine selbstgemachte, leichte und spritzige Tartar-Sauce und frische Limone. Während deine Zunge noch die knusperige Hülle umspielt, kommt dein Gaumen in den Genuss der Fisch-Saucen-Kombination.

Es ist eine wahre Freude, es sich hier mit Blick auf den Plaza de Armas, den Hauptplatz Cuscos, gutgehen zu lassen. Und ich will mehr davon! Da mich die Atmosphäre, das bezaubernde Essen und das professionelle Personal so begeistern, frage ich nach, ob ich nicht wiederkommen und die Zubereitung der Speisen erlernen dürfe.

Küche live miterleben

Was in Deutschland unvorstellbar wäre, wird hier gelebt. Eine Woche später sitze ich an der Bar zur offenen Küche. Während ich einen Cappuccino trinke, weiht mich die Restaurantmanagerin Mary Cruz in die Geheimnisse der Saucen- und Ceviche-Herstellung ein. Parallel zeigen mir die Stars der Kalten Küche direkt vor meiner Nase die Praxis und verraten ihre Tricks. Zwischendurch darf ich sogar probieren, um die einzelnen Nuancen des Abschmeckens kennen zu lernen und es stapelt sich schnell ein Turm von Löffeln vor mir auf.

Dann heißt es ab hinter den Herd mit einer kleidsamen Kopfbedeckung. Küchenchefin Windy, die 23 Jahre ist und seit 16 Jahren kocht, zeigt mir voller Begeisterung, wie sie Arroz con Mariscos und frittierte Meeresfrüchte zubereitet. Turmhohe Flammen steigen auf als sie losflambiert. Nebenbei erklärt sie mir die Kniffe der formvollendeten Zubereitung. Was für ein Erlebnis!

Andreas kommt pünktlich zur Essenszeit und wir werden nicht nur mit dem Trio verwöhnt, sondern auf unbeschreiblich schön angerichtete, selbstgemachte Frucht-Limonaden und ein Caramel Dessert, das die Sinne taumeln lässt, eingeladen.

Es ist eine wundervolle Erfahrung für mich, den Küchenalltag in der Ceviche Seafood Kitchen live mitzuerleben. Von meinem Sitzplatz aus sehe ich die Stationen der kalten und warmen Küche. Alle Köche sind mit Begeisterung bei der Arbeit und perfekt aufeinander abgestimmt. Sogar zur Stoßzeit herrscht ein harmonisches Klima. Das macht mich neugierig und ich frage Mary Cruz, wie das möglich sei. Sie sagt, dass sich hier alle wie eine Familie fühlen und sie als Managerin alles tut, damit ihr Team ein angenehmes Arbeitsumfeld hat. Es wird sogar ein Mitarbeiter des Monats gewählt, der als Anerkennung Kinogutscheine oder andere Auszeichnungen erhält.

Das Restaurant öffnet seit gut zwei Jahren täglich seine Pforten für Hungrige aus aller Welt und es werden sicherlich noch viele weitere, köstliche Jahre folgen.

Vielen Dank für den wundervollen Tag und die köstliche Erfahrung! Ich freue mich schon darauf, etwas Peru in die heimische Küche mitzubringen.

Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Spiritual Coaches & Ayahuasca Retreat im Cusco Healing Tree Center

„Kind, nimm keine Drogen!“ In dieser pädagogischen Linie waren sich meine Eltern ziemlich einig. Bewusstseinserweiternde Mittel einwerfen? Bloß nicht! Das macht was mit deinem Gehirn und deiner Wahrnehmung! Und am Ende bleibst du in so einem Zustand der geistigen Umnachtung. Du lebst in einer völlig anderen Realität. Dein Leben geht bergab und überhaupt ist alles vorbei. Na ja, letzteres stand unausgesprochen irgendwie im Raum.

Doch irgendwie übt die Möglichkeit, das Bewusstsein zu erweitern und so das Leben auf unterschiedlichen Ebenen wahrzunehmen, einen ziemlichen Reiz aus. So habe ich festgestellt, dass es verschiedene Dinge in meinem Leben gibt, die ganz ohne chemische oder pflanzliche Mittel einiges mit meiner Wahrnehmung anstellen, Bewusstsein erweitern und eine veränderte Lebensrealität erzeugen – und nebenbei zusätzlich noch Freude bringen:

  • Meditation – bringt schöpferische Kraft
  • bewusstes Atmen – entspannt
  • Licht – hellt die Laune auf
  • Geschichten – erweitern das Bewusstsein
  • Gefühle – färben Erlebtes, bringen Höhenflüge oder lähmen
  • Musik – beeinflusst die Stimmung
  • Bilder – erwecken Emotionen vom Lachen bis zum Weinen
  • Natur – verändert die Selbstwahrnehmung
  • Schönheit – schafft Ehrfurcht und Staunen
  • Reisen – vermeintliche Risiken werden geringer bewertet
  • inspirierender Austausch – beeinflusst die Weltanschauung
  • Coaching – verändert die Persönlichkeit nachhaltig
  • Düfte – beruhigen, putschen auf, verführen
  • Delikatessen – entführen in eine andere Welt

Und weil sich diese Erlebnisse gut mit Reisen verbinden lassen, steht unser Abenteuer seit Beginn unter dem Stern, Welten zu erkunden – materielle, emotionale, spirituelle und unser Bewusstsein zu erweitern. Daher rührt übrigens u.a. unser Name Weltenstromer.

Zeremonien im Healing Tree Center

Folgerichtig suchen wir in Peru nach einem geeigneten Ort, weitere Erfahrung in Sachen Bewusstseinserweiterung und Auseinandersetzung mit uns selbst zu sammeln. Schnell werden wir fündig und sind uns einig, dass das Healing Tree Center für uns die richtige Anlaufstelle ist.

Italo, Juanita und ihr Team haben ein kleines Zentrum in den Bergen Cuscos aufgebaut. Die Nachbarschaft besteht aus Schafen, Lamas und Eseln, die in herrlicher Landschaft beim Grasen von Hirten beaufsichtigt werden. Internet gibt es nicht oder nur manchmal, wenn der Wind gut steht. Die perfekte Umgebung also zur Selbstfindung.

Cusco, Fuji XT20, Lama, Peru_DSCF1107_1180

Unser haariger Nachbar.

Das Healing Tree Center hat es sich zur Bestimmung gemacht, Suchenden mit San Pedro und Ayauhasca Zeremonien Hilfestellung bei der Heilung von Vergangenheit, Traumabewältigung bis hin zur Visionsfindung für die Zukunft zu geben.

Wir beginnen mit dem als sanften Einstieg in die spirituelle Welt und Andenschamanismus bekannten San Pedro Kaktus. Ziel ist es, einen Tag im Einklang mit der Natur zu erleben und die Verbindung von Erde und Kosmos im Körper bewusst zu spüren. Wie es uns dabei ergangen ist, kannst du hier lesen.

Nach dem Retreat ist uns irgendwie klar, dass es noch nicht alles gewesen sein kann und zu einem vollständigen Erlebnis des peruanischen Schamanisus‘ die Begegnung mit der Mutter aller Pflanzen, der Doctorcita und visionsbringenden Ayahuasca gehört.

Vorbereitung auf die Ayahuasca Zeremonie

Die Pflanze aller Pflanzen wächst im Urwald und ist mehrere tausende von Jahren alt. Man sagt ihr ein eigenes Bewusstsein und in der traditionellen Medizin verabreicht eine tiefgreifende Heilung und Reinigung sogar von karmischen Verbindungen nach. Klar, dass wir neugierig sind. Bewusst setzen wir uns mit diesen Themen seit einigen Jahren durch dem Baum des Lebens nach Arkadij Petrov auseinander. Jetzt wollen wir wissen, wie dies die Super-Pflanze unterbewusst mit uns anstellt.

Vor der Zeremonie lernen wir den Shipibo Schamanen Maestro Lucio Mahua Ahuanari kennen. Obwohl er erst 25 Jahre alt ist, besitzt er bereits 14 Jahre Erfahrung mit Ayahuasca Zeremonin. Das liegt daran, dass er in eine Familie geboren wurde, die komplett aus Schamanen besteht. Er wird den Raum energetisch vorbereiten, die Medizin segnen und die traditionellen Heilungsgesänge, die Icaros, singen und unsere Visionsreise begleiten. Das übersetzt uns Juanita, die für uns während der Zeremonie da sein wird.

Hier kannst du ein Icaro hören, gesungen von Maestro Lucios Eltern: Maestro Benjamin und Maestra Antonia Mauyi 

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=tUx_Qgp2Sag?rel=0&w=560&h=315]

Fürderhin besprechen wir im Zuge der Vorbereitung die sogenannte Vomitting-Position (ich finde, das klingt deutlich besser als Kotzstellung). Diese ist übrigens ganz entspannt im Vierfüßlerstand, weil das die Zielsicherheit erhöht und den Prozess als solchen vereinfacht da beschleunigt. Das Vorabbesprechen der besagten Körperhaltung ist essentiell, da wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit später benebelt sein werden und dann genau wissen sollten, was zu tun ist, und zum anderen eine tiefgreifende Reinigung erleben werden. Und da lautet das Motto eindeutig „Alles muss raus!“ und zwar in den bereitgestellten Eimer.

Und dann gibt es noch einen weiteren, essentiellen Aspekt: die sechs Grundpfeiler. Diese sollen wir verinnerlichen, um gut durch die Zeremonie zu gelangen. Schließlich wissen wir nicht, wie unsere Erfahrung aussehen wird. Reisen zu entlegenen Planeten, Zukunftsvisionen, gefräßige Schlangen, Schmerzen alter Inkarnationen, Emotionen. Alles ist möglich. Da brauchen wir einen verlässlichen Halt.

  1. Courage (Mut): Mut, um durch alles durchzugehen, was wir erleben werden.
  2. Faith (Glauben): Glaube in die Medizin, dass sie das richtige zeigen wird.
  3. Confidence (Vertrauen): Vertrauen in die Medizin, den Schamanen, die Helfer und uns selbst.
  4. Respect (Respekt): Respekt vor der Medizin, d.h., wir folgen ihrer Führung und sagen nicht „Nö, ich will aber nicht“.
  5. Humility (Demut): in Demut und Dankbarkeit nehmen wir das Gezeigte, Gefühlte, Erlebte als Geschenk an.
  6. Control (Steuerung): Steuerung im Sinne von eigener Zentrierung und Fokussierung.

Als meine persönliche Vorbereitung für die nächtliche Zeremonie meditiere ich und sortiere meine Anliegen, denn es soll sogar möglich sein, mit Ayahuasca zu kommunizieren. Nun schreibe ich also mehrere Seiten Themen nieder, die ich gerne bearbeiten und auflösen möchte. Es steht fest, das Tagebuch muss in die Zeremonie mit – schließlich soll ja alles, was darin steht, harmonisiert werden. Ob das vielleicht etwas ambitioniert für sechs Stunden ist?

Die Zeremonie

Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich nervös, als ich mich in so ziemlich alle Kleidungsstücke hülle, die ich mit habe. Ein Hoch auf das flauschige Merino-Schaf, aus dem meine Sachen sind.

Wir treffen in der Halle ein und setzen uns auf unsere Lager für die Nacht. Maestro Lucio singt in seiner Muttersprache, betet und schon geht es los. Glücklicherweise brauche ich nur ein gutes Viertelglas der Medizin zu trinken (im Gegensatz zu Andreas, der mit drei vollen Bechern während der gesamten Nacht beglückt wird – ich habe keine Ahnung, wie er das geschafft hat). Wer schon einmal Aronia-Saft und super starken Espresso gemischt getrunken hat, der bekommt in etwa eine Vorstellung sowohl von Farbe, Konsistenz als auch Geschmack der Medizin (bisher hab ich besagte Getränke nur in Einzelteilen genossen, ich nehme aber an, dass die Kombination Ayahuasca-Aroma hervorbringt).

Dann geht das Licht aus. Und es passiert: Nüscht. Ich verlege mich aufs Atmen und darauf, keine Erwartungen haben. Irgendwann fragt mich Juanita, ob ich denn was sähe oder mir schwindelig sei. Ich sag mal nein, doch so ganz locker geht mir das nicht mehr von der Zunge. Und dann fängt Lucio plötzlich an zu singen. Und ein Schalter wird umgelegt. Himmel, so etwas habe ich weder zuvor erlebt noch mir die Zeremonie so vorgestellt.

Was ich sehe? Bunte Mandalas! In den wildesten Farben. Hui. Und die drehen sich so schnell. Dann stoppt der Gesang für eine Weile und ich dämmere wieder vor mich hin und friere. Mittlerweile gehen vor meinem geistigen Auge wüsteste Bilder vorbei und ineinander über. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich mein Hirn so was fließend und pausenlos ausdenken kann. Dann zückt Maestro Lucio meinen Endgegner, eine Flöte, die ein Mundstück besitzt, aber zwei Röhren. Das Ende vom Lied sind zwei Töne, die in meinem Ohr nicht unbedingt harmonisch klingen und das Kopfkino in ungeahnt schaurige Bahnen lenkt.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Flöte, Healing Tree Center, Lucio, Peru, Shaman_DSCF1082_1180

Maestro Lucio spielt meinen persönlichen Endgegener: die Doppelflöte.

Und nun wird mir mulmig und ich bekomme echt Angst. Bei San Pedro habe ich ja schon gelernt, dass die Nacht zur Ewigkeit wird, wenn ich nicht tief atme und mich komplett in die Erfahrung fallenlasse. Wer gegen die Medizin so wie offenbar ich kämpft, verlängert seine Leidensgeschichte drastisch (Zum Vergleich: Üblicherweise dauert eine San Pedro Zeremonie sechs Stunden. Ich war 14 in einem ziemlich unangenehmen Zustand zu Gange.) Auf so eine Erfahrung bin ich nun wirklich nicht noch einmal scharf, zumal mir jetzt kalt und schwindelig ist und mein Kopfkino echt abgefahren weiterdreht.

Mist, und jetzt? Das ganze wächst sich gerade zu einem Horrtrip aus und ich denke noch, hätte ich mal auf meine Eltern gehört. Von wegen bewusstseinserweiternde Mittel und so.

Doch dann taucht meine Rettung auf in Form von Juanita. Sie kniet sich sanft an mein Kopfende und sagt schlicht und ergreifend „Remember your courage!“. Das klingt irgendwas zwischen banal und einfach, doch wenn du das Gefühl hast, eine Nacht lang voller Panik vor dir zu haben und du am ganzen Körper anfängst zu zittern, wird es etwas herausfordernd. Doch genau diese Worte sind es, die mich wieder zu mir und fort von der aufkeimenden Panik führen. Ich stürze mich also wagemutig in die Woge aus Visionen und schmerzhaften Gefühlen und murmele Ayahuasca zu, sie möge doch bitte „gentle“ mit mir sein.

Das hilft.

Dann fühle ich mich irgendwann umgeben von Schlangen, Leoparden, Adlern. Ich bin im Urwald. Eine Schlange verschlingt zwischendurch sogar meinen Kopf. Elchgeweihe fliegen durch die Gegend. Die Farben bleiben spektakulär bunt. Ui.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Healing Tree Center, Marakas, Peru, Schamane_DSCF1096_1180

Die Icaros werden tradtionell von Maracas begleitet.

Maestro Lucio singt gnädigerweise wieder und lässt von dieser grässlichen Flöte ab – und das ist echt schön. Doch leider währt dieses Glück nicht für lange, denn erneut wird das Blasinstrument gezückt. Das bringt mich schlagartig in die Vomitting-Position und einen ordentlichen Schwall in den gut platzierten Eimer. Bäh. Ich überlege noch, ob mir es jetzt peinlich sein sollte, vor gleich vier Personen mein Inneres nach außen zu kehren oder ob ich mit der Geräuschkulisse die beiden anderen Zereremonieteilnehmer Andreas und Irina störe, doch für ernsthafte Skrupel diesbezüglich ist mir einfach zu schlecht. Erstaunlich eigentlich, dass sogar in Situationen der Not, sich einstudierte Muster einschalten und das in diesem Moment richtige Verhalten zu unterdrücken versuchen. Irgendwann habe ich offenbar einstudiert, dass man sich besser bei Übelkeit zurückzieht und auf keinen Fall sich vor anderen erleichtert, weil das nicht schicklich ist.

Glücklicherweise ist Juanita wieder an meiner Seite, um mir auch durch diese Phase der Ayahuasca-Zeremonie zu helfen. Das Besondere dabei ist für mich, dass sie mit ihrer vollen Aufmerksamkeit neben mir kniet, Wasser reicht, aufmunternde Worte bereithält. Diese volle Konzentration und Anteilnahme ohne zu bemitleiden ist wohltuend. Ich glaube, gerade in den heilenden und helfenden Berufen ist es eine Herausforderung, empathischen den Patienten zu unterstützen ohne sich selbst persönlich darin zu verlieren.

Diese Erfahrung ist im späteren Verlauf hilfreich als plötzlich die Kübel in den zwei Nachbarlagern in Anspruch genommen werden. Es erfordert eine enorme Konzentration, in meinem eigenen anstrengenden Prozess zu bleiben und mich nicht von den Geräuschen um mich herum davon ablenken zu lassen. Gar nicht so einfach, weil mir jetzt schlecht zu werden beginnt. Nicht unbedingt weil mir so übel ist, sondern weil ich mich automatisch mit den Gefühlen der anderen verbinde. Dieser Effekt wird um so stärker, als ich Andreas höre. Gleichzeitig ist mir auch bewusst, dass ich weder meinem geliebten Mann noch Irina in meinem Zustand beistehen kann (dafür ist Juanita da), noch dass es meine Aufgabe ist. Diese besteht einzig und allein darin, durch meine Nacht zu gehen.

Erst nach der Reinigung erlebe ich die eigentliche Freude an Ayahuasca: Mit neuem Mut, Vertrauen und dem Glauben daran, dass alles gut wird, geht es ans Eingemachte. Madrecito geht tatsächlich jeden einzelnen niedergeschriebenen Glaubenssatz aus meinem Tagebuch mit mir durch und ich kann sie so auflösen und gegen schöne, freudvolle, leuchtende austauschte. Die Sätze höre ich und sehe sie geschrieben vor mir.

Wow! Das ist echt der Hammer. Doch leider kann ich mich heute an keinen Wortlaut mehr erinnern. Und trotzdem weiß ich, das es passiert ist.

Abschiedsfoto, Andreas, Cusco, Felicitas, Healing Tree Center, Peru, Shaman_DSCF1072_1180

Das sind wir, glücklich und inspiriert am Morgen nach der Ayahuasca-Zerermonie: Wir, Chico Rico, Juanita, Maestro Lucio, Irina und Maestro Julio.

Die Moral von der Geschicht‘

Die Ayahuasca Zeremonie hat mir gezeigt, dass mit Mut, Vertrauen und Fokussierung Herausforderungen, auch die dunkelsten Nächte, gemeistert werden können – egal wie lang diese zu werden gedenken. Fokus heißt in diesem Zusammenhang zentriert sein, sich mit der eigenen Atmung, dem Herzen, Geiste und der Seele zu verbinden.

Und wenn man Angst hat – kein Problem. Denn, nur wer überhaupt Angst zu empfinden vermag, kann mutig sein und über sich hinauswachsen. Manchmal besteht der Mut darin, sich in die Herausforderung hineinfallen zu lassen und ihr mit offenen Armen zu begegnen.

Das hilft auch dabei, Erlebnisse als Erfahrungen wahrzunehmen und nicht als gut oder schlecht zu bewerten.

Eine weitere Erfahrung aus dieser Zeremonie ist, dass man manchmal alleine durch seinen Prozess gehen muss – und das auch, wenn der eigene Partner im Raum ist und eine spektakuläre, herausfordernde oder intensive Zeit hat. Es hilft nämlich keinem weiter, wenn man mit dem anderen mitleidet oder aus seiner Arbeit aussteigt und eine halsbrecherische, vermeintliche Rettungsaktion startet.

Im Gegenteil, sobald man seine Hilfe jemandem anbietet, sollte das aus voller Kraft, mit der gesamten Aufmerksamkeit und ohne emotionale Verquickung geschehen.

Auch wenn wir auf Hilfestellung von außen treffen, liegt letztendlich der Schlüssel in uns selbst, denn andere können uns zwar in Zeiten der Not stützen, doch nicht durch sie hindurchtragen oder für uns übernehmen.

Spiritual Coaches

Für uns beide waren die schamanischen Zeremonien bewegende Erfahrungen, in denen wir viel über uns selbst gelernt haben. Gleichzeitig hat es wie ein spiritueller Shortcut gewirkt, denn unsere Meditationen und Visualisierungen laufen jetzt viel einfacher.

Das macht uns neugierig auf mehr und wir beginnen eine Kooperation mit dem Healing Tree Center als Spiritual Coaches. In Deutschland arbeiten und meditieren wir seit nunmehr sieben Jahren mit dem Baum des Lebens nach Arkadij Petrov und seit einiger Zeit unterrichten wir Basiskurse für den Einstieg. Unser Wissen bringen wir jetzt hier im Center ein. Wir stellen nämlich fest, dass die Patienten in ihren Zeremonien mit der Pflanzenmedizin Visionen, intensive emotionale oder körperliche Erfahrungen machen, doch dann nicht wissen, wie sie diese integrieren oder wie sie mit den gewonnenen Erkenntnissen fortfahren sollen. Und hier beginnt unser Coaching. Mit den Visualisierungs- und Meditationstechniken aus dem Baum des Lebens gehen wir individuell auf die Anliegen und Bedürfnisse der Patienten ein. Das, was in den Zeremonien unterbewusst geschehen ist, bearbeiten wir jetzt bewusst in Einzelcoachings und bieten zur Wissensvermittlung Basiskurse an.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Esel, Fuji XT20, Haus, Healing Tree Center, Inkaruinen, Landschaft, San Pedro Retreat, Wolken_DSCF1099_1180

Hier, inmitten dieser Berge, coachen und unterrichten wir. Herrlich!

Die Patienten haben durch ihre Ayahuasca-Zeremonien bereits ein geöffnetes Bewusstsein und können sich so leicht und intuitiv auf Visualisierungen und Energiearbeit einstellen. In Deutschland brauchen wir, bis es dazu kommt, meistens ein bisschen mehr Zeit, da die wohlstrukturierten deutschen Gehirne vorerst überzeugt werden wollen.

Ein weiterer Aspekt unserer Tätigkeit hier ist eine Lichtmeditation in Anlehnung an den Baum des Lebens direkt vor den Ayahuasca-Zeremonien. Das ist nebst Coaching ebenfalls ein Novum für das Healing Tree Center. Viele Patienten sind nervös, aufgeregt oder haben Angst vor der Einnahme der Medizin, was leicht zu einer äußerst unangenehmen Erfahrung und zu Kontrollverlust während der Zeremonie führen kann. Darum ist es wichtig, sich zuvor zu zentrieren und mit positiven Emotionen zu verbinden. So haben wir speziell auf die nächtliche Zeremonie abgestimmt eine Meditation entwickelt. Andreas spielt die Ukulele und ich leite die Patienten an, Licht durch ihren Körper zu senden, sich selbst zu spüren und mit sich zu verbinden. Nach der Meditation sind sie zentriert, erfüllt von goldenem Licht, Liebe und mit ihrer Atmung im Kontakt.

Nun neigt sich unser Aufenthalt in Cusco und Peru dem Ende entgegen. Über die erkenntnisreiche Zeit hier freuen wir uns ebenso wie darauf, die gewonnenen Erfahrungen mit nach Deutschland zu bringen.

Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

San Pedro Retreat im Cusco Healing Tree Center

Für uns war ein wichtiger Grund, um Südamerika zu bereisen, dass vor einigen Jahren die Erdkundalini Energie von Tibet nach Peru gewandert ist (Buchempfehlung: Schlange des Lichts von Drunvalo Melchizedek). Was also noch für unsere Eltern das spirituelle Highlight des Himalaya Gebirges war, ist heute auf dem Südamerikanischen Kontinent zu finden. Während die Energie des letzten Zyklus‘ eher männlich geprägt war, ändert sie sich mit der Wanderung in die Anden und das Amazonasgebiet in eine weibliche Qualität. Was für die Tibeter noch die Meditation auf der Krone der Welt war, ist für die südamerikanische Schamanen die Verbindung mit Mutter Erde und die Arbeit mit der Heilkraft der Pflanzen des Dschungels und der Anden, um das Herz und das Bewusstsein der Menschen für die Schöpfung und die Liebe zu öffnen.

Die in Peru praktizierten Rituale und Zeremonien sind teilweise mehrere tausend Jahre alt. Nach unserem ersten Kontakt mit dem Inkareich auf dem Machu Picchu sind wir sehr gespannt, die Bekanntschaft mit dem Schamenen Toribio aus der Q’ero Comunity zu machen, die in der Nähe des heiligen Berges Apu Ausangate liegt. Die Q’ero Community ist selbst heute noch nur über einen mühsamen Fußmarsch zu erreichen, so abgeschieden liegt sie in den Bergen. Dadurch hat sie fast unberührt die Kolonialzeit und alle weiteren Revolutionen überdauert und ihr reiches Wissen der Ureinwohner über die heilende Kraft der Natur bis heute erhalten.

Anfahrt zum Cusco Healing Tree Center

Zum Glück brauchen wir uns heute nicht mit dem Maultier auf ins Gebirge zu machen. Denn zusammen mit mehreren anderen Schamanen aus dem Andenland und dem Amazonasgebiet arbeitet Toribo im Healing Tree Center eine halbe Stunde nördlich von Cusco. Ganz so einfach stellt sich die Anreise für uns dann allerdings doch nicht dar, da uns das GPS zielsicher in die Pampa lotst. Was auf der Karte wie eine ganz normale Straße aussieht, ist zunächst eine Piste, dann ein Fußpfad für Lamas und Schafe, vorbei an bunt gekleideten und verwundert dreinschauenden einheimischen Bauern. Beherzt ackern wir uns mit den Motorrädern voran, schließlich wissen wir, dass das Healing Tree Center inmitten der grünen Hügel, wilden Felsen und verstreuten Inkaruinen liegt. Kurz darauf endet aber auch der Trampelpfad und es geht querfeldein über Stock und Stein weiter. Das Terrain wird zunehmend schwieriger und wir müssen unsere V-Stroms zu zweit und nacheinander durch die Passagen manövrieren. Dann der Gau: Nach einem Sturz springt mein Motor nicht mehr an. Aufgrund erfolgloser Fehlersuche teilen wir uns auf. Felicitas bleibt bei meinem Motorrad und ich fahre mit ihrer Maschine weiter zum Zentrum.

Andreas, Continental, Cusco, Healing Tree Center, offroad, Peru, Sena 10c, Shoei, TKC70, Touratech, V-Strom_DSCF0960_1180.jpg

Das wars: so ziemlich der ungünstigste Ort um mit Starterschaden liegenzubleiben.

Mittlerweile wird es dunkel, was die Routenfindung zwischen Gestrüpp, Felsen und Abhängen nicht einfacher macht. Zwischendurch laufe ich zu Fuß ein Stück vor, um das Gelände zu erkunden, lasse die V-Strom dann aber doch rund fünfhundert Meter vor dem Ziel an einem Hang liegen und stolpere den Rest durch die Nacht in Richtung der erleuchteten Fenster.

Herzlicher Empfang im Healing Tree Center

Mitarbeiterin Jenny empfängt mich herzlich am Healing Tree Center und ich bin erleichtert, dass wenigstens die Zielkoordinaten stimmen. Ungläubig schaut sie mich an, als ich erzähle, wo Felicitas und die Motorräder sind und schüttelt den Kopf. Eine Straße gibt es in dieser Richtung auf keinen Fall. Nur aus Richtung Cusco und die endet vor der Haustür. Da ist der digitale Fortschritt definitiv der Realität voraus.

Jenny telefoniert und wenige Minuten später ist ein Rettungsteam zusammengestellt, dass sich aus Cusco auf den Weg macht. Bis die anderen eintreffen, machen Jenny und ich uns mit Taschenlampen auf den Weg, um immerhin die gelbe V-Strom schon mal bis zum Center zu bringen. Jenny kennt sich hier aus und nur drei Stürze später ist das erste Motorrad wohlbehalten im Zentrum.

Mittlerweile sind Chef Italo und zwei weitere Männer eingetroffen und wir laufen mit GPS, Decken und Tee bewaffnet durch die Nacht zu Felicitas. Das Höhentraining auf dem Machu Picchu zahlt sich aus und so bin ich auch nur FAST völlig fertig, als wir bei Felicitas ankommen. Die hat sich wegen der eisigen Kälte unser Zelt aufgestellt.

Gemeinsam ziehen wir mein Motorrad mit Starterschaden aus der misslichen Passage und wenden es mit vereinten Kräften hangabwärts. Ich will versuchen, ob wir die Maschine wenigstens im dritten Gang anschieben können. Mit Stirnlampe am Helm rumple ich den Hang hinab, bis die nötige Geschwindigkeit erreicht ist. Kupplung kommen lassen und – tadaa, der Motor springt an, als wäre nichts gewesen! Jetzt bloß nicht abwürgen. Zum Glück zeichnet unser GPS die gefahrene Route auf, sodass wir wenigstens den selben Weg zurück ins letzte Dorf nehmen können, wo die Piste beginnt.

Als wir den Trampelpfad erreichen, läuft einer der Männer zurück, um das Auto zu holen. Er will die anderen in der Puebla abholen. Statt um fünf Uhr Nachmittags sitzen wir spät abends im Healing Tree Center bei einer heißen Hühnersuppe und feiern unser kleines Abenteuer.

Andreas, Cusco, Felicitas, Healing Tree Center, Italo, Peru_DSCF0965_1180.jpg

Glücklich am nächsten Morgen im Healing Tree Center mit Manager Italo

San Pedro Zeremonie (Wachuma)

Vor Reisebeginn hatten wir uns gar nicht genauer mit südamerikanischem Schamanismus auseinandergesetzt. Nordamerikanische Zeremonien wie z.B. Schwitzhütten hatten wir bereits in Belgien bei unseren Freunden Maja und Andreas im Institut für Schamanismus und Geomantie kennengelernt. Vor einigen Wochen begann ich also, mich mehr mit den Ritualen und Zeremonien der Inka zu befassen.

Eine der berühmtesten Erfahrungen, die man in Peru machen kann, ist wohl die San Pedro Zeremonie. Während des ein oder mehrtägigen Retreats wird unter schamanischer Anleitung und Supervision eine bittere Medizin getrunken, die aus einem einheimischen Kaktus der Anden gewonnen wird. Des Gebräu  öffnet zusammen mit den schamanischen Gesängen und Reinigungsritualen das Bewusstsein für eine erweiterte Wahrnehmung der Realität und verbindet den Teilnehmer mit der Liebe für Erde, Kosmos – und für sich selbst.

Wir haben bisher keine Erfahrung mit psychoaktiven Substanzen in unserem Leben gemacht. Getreu unserer Mütter „Kind, lass die Drogen sein!“ beschränken sich unsere Experimente auf den spärlichen Genuss alkoholischer Getränke. Davon werde ich aber hauptsächlich müde, sodass mich weitere Eskapaden bisher nicht interessiert haben.

Mich im Hinblick auf Heilung von Herz, Seele und Verstand dem Thema unter professioneller Leitung und jahrtausendealter Erfahrung und Tradition zu stellen, macht mich dann aber doch gespannt und neugierig. Schließlich werden die heutigen Inkas teilweise deutlich über hundert Jahre alt und verfügen weder über einen Arzt noch eine Apotheke in ihren Dörfern.

Volcanic Water Cleansing

Bevor das San Pedro Retreat allerdings beginnt, steht zunächst eine körperliche Grundreinigung mit Volcanic Water aus den Anden auf dem Programm. Ich muss 4,5 l der eklig salzigen Flüssigkeit in mich hineinschütten. Felicitas kommt besser weg, sie ist schon nach 3 l fertig. Danach verbringen wir ein paar Stunden auf dem Klo, bis die Sulfatlake unsere Innereien blitzeblank gespült hat. Italo erklärt uns, dass diese Entgiftung vor der Einnahme von Wachuma wichtig ist. So können unerwünschte Nebenwirkungen deutlich reduziert werden.

Ganz so schlimm, wie sich diese Prozedur anhört, ist sie dann aber zum Glück doch nicht. Kurz darauf dürfen wir schon wieder essen und erfreuen uns an dem köstlichen Mittagessen im Center.

San Pedro Retreat im Healing Tree Center

Am nächsten Morgen trifft Schamane Toribo ein und erklärt uns den Ablauf des Retreats. Mitarbeiterin Jenny übersetzt und wir beginnen den Tag mit einer Unification Zeremonie mit Coca Blättern, bei der um die Unterstützung des Kosmos, der Erde und der Ahnen gebetet wird.

Kurz darauf sind wir bereit, von der San Pedro Medizin zu kosten. Hier in Peru nimmt man den Begriff der „bitteren Medizin“ noch wörtlich. Wachuma ist eine unappetitliche, zähflüssige Substanz. Wir bemühen uns, die dargereichte Dosis in einem Zug zu trinken und schlucken und kauen den Becher mit leicht gequälten Gesichtszügen in uns hinein. Geschafft!

Jetzt dürfen wir erst einmal eine Stunde im Garten liegend die Sonne genießen bis die Wirkung sanft einsetzt. Dann packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf die Wanderung in die wunderschöne Natur. Mittlerweile ist die Wirkung des Kaktus nicht mehr zu leugnen. Wie pubertierende Teenager, die sich heimlich eine Schnapsflasche reingezogen haben, kichern und prusten wir durch die grünen Wiesen. Toribo deutet uns, dass wir uns zwischen Felsen an einem Wasserlauf niederlassen sollen.

Cusco, Healing Tree Center, Peru, San Pedro Retreat, Schamane, Wachuma_DSCF0985_1180

Schamane Toribo betet zu den Kräften der Natur

Ich liege im Gras und schaue in den Himmel. Wo die anderen sind, weiß ich nicht genau. Von unten vom Wasser höre ich Toribo auf seiner Flöte spielen. Die Musik trägt mich fort und ich verliere jegliches Raum- und Zeitgefühl. Ich fühle mich einfach nur glücklich und mit der Natur verbunden. Die Grenzen zwischen mir und dem Rasen verschwimmen merklich. Ich fühle mich eher als Teil der Erde und stelle mir vor, wie ich als erster Mensch vom Sonnenlicht erwärmt aus der Erde geschöpft werde. Ich verstehe nun vollständig, warum Sonne und Erde für die Naturvölker von so unglaublicher Wichtigkeit sind. Ich fühle einen Strom der Liebe zwischen Sonne und Erde durch mich fließen und bin ganz ergriffen von diesem Erlebnis.

Etwas torkelnd mache ich mich unbestimmte Zeit später auf den Weg zu den anderen am Wasser. Toribo flötet immer noch geheimnisvolle schamanische Melodien. Ich entledige mich meiner Kleider und klettere in den Bach. Ich hocke mich unter einen kleinen Wasserfall und verliere erneut jegliches Zeitgefühl. Als ich wieder zu mir komme, umarme ich gerade einen Felsen. Jenny steht am Ufer und bittet mich, doch endlich etwas anzuziehen. Die anderen Wanderer würden schon gucken…

Kuti Reinigungszeremonie

Zur Mittagszeit suchen wir uns ein schattiges Plätzchen. Dass ich zwischendurch immer wieder wegdrifte, macht mir etwas Sorgen und ich bitte Toribo, meine Hand zu halten. Das schenkt mir Vertrauen und erdet mich wieder. Jetzt steht die große Reinigungszeremonie an. Wie in der Einführung erklärt, bittet uns Jenny, noch einmal auf all das zu konzentrieren, was wir nicht mehr in unserem Leben haben wollen. Wir tun, wie uns geheißen und Toribo macht sich mit Tabak, Marakas, einer Condorfeder und diversen weiteren schamanischen Werkzeugen daran, unsere Energiekörper zu reinigen. Und dann ist es um mich geschehen.

Anden, Cusco, Flöte, Healing Tree Center, Peru, Schaman_DSCF1013_1180

Maestro Toribo in Tracht bei der Arbeit

Ich fühle mich plötzlich überhaupt nicht mehr gut, stattdessen kommen mir wie in einem Alptraum alle möglichen Emotionen, Ängste und Visionen hoch. Das kann Teil des Ausleitprozesses sein, wie ich am nächsten Tag erfahre. Jetzt ist das ganze jedoch erschreckend real. Felicitas scheint es auch nicht besser zu gehen, Jenny und der Schamane betreuen sie schon eine gefühlte Ewigkeit. In mir ringt mein Glaubenssatz „Ich schaffe das alleine, ich brauche keine Hilfe!“ mit den überschäumenden Ängsten. Dann geht mir wieder das Zeitgefühl verloren.

Wir machen uns auf den Rückweg. Felicitas wird immer noch von den beiden unterstützt und ich stapfe stoisch hinterdrein. Mir ist es ein Rätsel, wie hier nur so viel Müll in dieser wunderbaren Landschaft rumliegen kann. Einer kosmischen Eingebung folgend, mache ich mich daran, Plastikteile entlang des Pfades aufzusammeln. Jenny kommt mit dem Auto zurück und bittet mich, doch bitte mit Toribo und Felicitas Schritt zu halten. Wortlos nicke ich und reiche ihr den gesammelten Müll ins Auto. Kurz vor dem Center hole ich Felicitas wieder ein, die sich bei unserem Schamanen untergehakt hat.

Wie ich genau ins Bett gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Von schlimmer Angst geplagt wache ich auf. Immer noch kämpfe ich mit mir: “Nein ich brauche keine Hilfe. Es ist viel wichtiger, dass Felicitas versorgt ist.“ Die scheint allerdings unten zu sein, ich bin allein im Zimmer. Langsam dämmert mir in meinem Hirn, dass wohl Teil der Reinigung ist, die alten Glaubensmuster loszulassen. Es kostet mich große Überwindung, schließlich doch nach dem Schamanen zu rufen. Um auch wirklich etwas zu lernen, muss ich scheinbar sogar zehnmal rufen. Ob ich bei den ersten Versuchen überhaupt einen Ton über die Lippen gebracht habe, weiß ich nicht. Endlich erscheint Toribo mit seiner Condorfeder, hält meine Hand und betet. Ich döse wieder weg.

Im Halbschlaf erscheinen mir Visionen meiner Ahnen. Ich bitte sie, alle Verträge und Erwartungen von mir zu nehmen und sie verschwinden wieder.

Ich tapse die Treppe runter in die Küche. Felicitas sitzt da und sieht ziemlich fertig aus. Ich bitte auch sie, alle Verantwortung von mir zu nehmen. Müde nickt sie. Jenny hatte heute morgen in der Einführungsrunde wohl einen entscheidenden Satz gesagt: „Der wichtigste Mensch in unserem Leben sind wir selber.“ Das klang heute morgen noch sehr einfach.

Während ich hier sitze und die Reinigung über mich ergehen lasse, wird mir scheibchenweise klar, wie verstrickt wir doch alle sind. Wie wir uns um alle möglichen Menschen unter dem Deckmantel der Liebe kümmern und dabei überhaupt nicht richtig für uns selbst sorgen können. Heute am Fluss habe ich die bedingungslose Liebe der Schöpfung erlebt, wie ich Teil des Ganzen bin. Jetzt, wo meine Dämonen aus dem Keller kommen, merke ich aber deutlich, wo ich diese reine Form der Liebe gar nicht in mir habe. Ich sehe mich mit all meinen Verletzungen konfrontiert, wo ich Handelsbeziehungen der Liebe eingegangen bin. Und ich darf noch einmal durch alle Ängste gehen, die ich in meinem Leben unterdrückt habe, als ich keine bedingungslose Liebe als Menschenkind erfahren habe.

Nachts um drei hocken Felicitas und ich noch immer in der Küche und zählen unsere Finger. Das wackelige Gefühl fängt langsam an zu schwinden und unser Geist beginnt, die Grenzen unseres physischen Körpers wieder als eine doch ganz gute Form der Realität zu akzeptieren. Was für ein Tag. Wir zwingen uns noch etwas Suppe zu essen, um unseren Stoffwechsel in Gang zu bringen und schleppen uns mit einem heißen Tee ins Bett. Dass eine schamanische Reinigung mit ein bisschen Kaktus und Geflöte so reinhauen kann… Und morgen das Ganze nochmal! Ich werde auf jeden Fall eine kleinere Dosis nehmen.

Ein paar Tage später sitze ich in den grünen Hügeln über dem Healing Tree Center und sinne über das Erlebnis nach. Seit dem San Pedro Retreat bin ich sehr still und in mich gekehrt. Ich fühle mich zentrierter, weniger abgelenkt vom Außen. Das Gefühl der Anbindung an Erde und Kosmos ist immer noch da. Meine Ängste aus der Nacht sind verschwunden. Ich fühle den Strom der Liebe zwischen Himmel und Erde durch mich fließen, so wie ich ihn unten am Fluss gespürt habe. Wie das wohl wäre, wenn alle Menschen ihre Ängste überwunden haben werden und sich in der reinen Liebe befinden?

Andreas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Machu Picchu

Der Machu Picchu gilt wohl als die berühmteste Sehenswürdigkeit Südamerikas und steht damit natürlich ganz oben auf unserer Weltreiseliste. Nach einigen Wochen grauer Regenzeit in Kolumbien, Ecuador und im Norden Perus sind wir froh, endlich die tropische Dauerfeuchtigkeit hinter uns gelassen zu haben. Im Basislager Cusco herrscht Ende Mai wieder Trockenzeit!

Wir erfreuen uns allerdings erstmal nur bedingt an dem schönen Wetter. Bei der Anreise von der Küste ab Perus Hauptstadt Lima geht uns ziemlich schnell die Puste aus: Pässe mit bis zu 4.600 m Höhe und eine Übernachtung auf knapp 4.000 m Höhe in einer unbeheizten Alpaka-Station lassen uns beide ganz gut mit Kopf- und Gliederschmerzen kämpfen. Immerhin ist uns nicht schlecht. Die Höhenkrankheit ist definitiv kein Spaß! Zum Glück liegt Cusco mit 3.400 Höhenmetern wieder ein bisschen tiefer. Wir verbringen dort ein paar Tage, um uns an die dünne Luft zu gewöhnen. Genug Zeit also, die Besichtigung des Machu Picchu zu planen.

Alpaka Farm, Anden, Continental, DL650, Motorradweltreise, Peru, Sena 10c, Suzuki, TKC70, Touratech, V-Strom_DSCF0674_1180

Auf viertausend Metern Höhe übernachten wir in einer nicht beheizten Alpakafarm. Arschkalt.

Was mir bei der Reisevorbereitung definitiv untergegangen ist, sind die Entfernungen in Peru. In jedem Reiseführer und Reiseblog steht zwar zu lesen, dass in Cusco der Ausflug zum Machu Picchu beginnt. Dass man von Cusco aber noch fast sechs Stunden nach Santa Teresa fahren muss, geht mir erst jetzt bei der Detailplanung auf. Was auf der Karte «gleich um die Ecke» aussieht, entpuppt sich als 230 km lange Serpentinenfahrt durch spektakuläre Andenlandschaft. Auch kann man gar nicht bis Aguas Calientes, die Stadt am Fuße des Machu Picchu, fahren. Lediglich eine sagenhaft überteuerte Eisenbahnverbindung existiert – oder man läuft eben zehn Kilometer ab Santa Teresa entlang der Gleise zum Tor ins Inkareich. Wir entscheiden uns für letzteres.

Nach ein paar Organisationstagen in Cusco satteln wir wieder unsere Rösser und schwingen uns auf nach Norden. Vorbei an weiteren Inkaruinen und grasenden Lamas schraubt sich die gut ausgebaute Straße über die Pässe. Schließlich zweigt sie für die letzten zehn Kilometer auf eine Piste ab, für die schon eine fortschrittliche Schwindelfreiheit beim Mopedfahren gefordert ist. Fast senkrecht geht die Felswand neben unserem Weg in die Tiefe, wo unten ein von der Regenzeit noch gut gefüllter Fluss dröhnt.

Erschöpft kommen wir abends in Santa Teresa an und müssen feststellen, dass das über booking.com reservierte Hostel ausgebucht ist. Die Besitzerin verweist uns kurzerhand an eine Freundin, die gleich um die Ecke wohnt. In ihrem Hostel ist noch ein Zimmer frei und Platz für die Töffs hat sie auch. Da wir aber nicht durch die Haustür passen, müssen wir noch die Koffer abschrauben. Das Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant entpuppt sich als Tiefpunkt unserer kulinarischen Weltreise. Wir bestellen das verheißungsvolle vegetarische Menü des Tages bestehend aus Spargelcremesuppe und Champions mit Reis. Ein großer Fehler. Die Suppe kommt aus der Tüte, die Champions aus der Dose… Später kaufen wir uns in einer Tienda noch einen Strauß Bananen.

Am nächsten Morgen stehen wir um halb sieben stramm in der Rezeption unserer Herberge: Mit dem Colectivo wollen wir zur zehn Kilometer entfernten Hydroelectrica fahren, der Eisenbahnhaltestelle für den Zug nach Aguas Calientes. Überraschend hält das Büschen chinesischen Ursprungs tatsächlich pünktlichst vor der Tür und voller Vorfreude auf die Wanderung steigen wir ein. Unsere Geduld wird allerdings auf eine harte Probe gestellt. Der Fahrer kreist nämlich noch fast eine Stunde durch das vierhundert Seelendorf auf der Suche nach weiteren Fahrgästen. Zu diesem Zweck wird gehupt und mit allen möglichen und unmöglichen Leuten gesprochen, ob sie nicht vielleicht mitfahren wollen. Sie wollen aber bestenfalls nur irgendwo im Dorf hin – nun, dann werden sie eben dort hingefahren. So zirkeln wir also immer wieder über die vier Straßen, bis sich genug Fahrgäste gefunden haben. Ein Bus fährt ab, wenn er voll ist! Das sollte man mal in deutschen Dörfern probieren!

Endlich erreichen wir Hydroelectrica und wir machen uns auf den Weg entlang der Gleise. Einen Weg oder eine Straße nach Aguas Calientes gibt es nicht, alles wird über den Zug angeliefert. So dauert es auch nicht lange, bis wir vor einer imposanten Diesellok von den Schwellen ins Gebüsch hechten. Entlang der Schienen kommen wir immer wieder an kleinen Restaurants vorbei. Offensichtlich hat man sich hier auf einen regen Fußgängerbetrieb eingestellt. Neben Erfrischungsgetränken, Bananen und Snacks gibt es auch komplette Menüs im Angebot. Außer uns sind noch ein paar Backpacker unterwegs. Da wir nicht nur Motorräder sondern auch fast unser komplettes Gepäck außer Zahnbürste, Wasser und Fressalien im Hostel gelassen haben, kommen wir vergleichsweise schnell voran und erreichen bereits nach knapp über zwei Stunden Fußmarsch Aguas Calientes.

Ein herausgeputztes kleines Städtchen, dass offenbar alles auf Tourismus gesetzt hat. Wir laufen in den Bahnhof ein, der nicht nur sehr schön und geschmackvoll und ein klein bisschen kitschig hergerichtet ist, sondern auch mit allerlei Annehmlichkeiten lockt: Restaurants und Massagesalons wechseln sich ab, edle Hotels laden zum Übernachten ein. Inka werden hier großgeschrieben: alles ist mit den typischen Mustern verziert, es gibt riesige Statuen und natürlich allgegenwärtig Kram aus Alpakawolle. Wir setzen uns auf eine Bank am Bahnhof und schnabulieren mitgebrachte Croissants zum Frühstück, während wir das bunte Treiben beobachten. Ein Güterzug wird gerade ausgeladen. Mit Sackkarren wird dann alles im Laufschritt im Ort verteilt: Wasser, Kartoffeln, Reis, Gasflaschen.

Frisch gestärkt geht es an die zweite Etappe unserer Wanderung: Wir haben Nachmittagstickets für den Machu Picchu erstanden und dürfen damit ab zwölf Uhr die Ruinen besichtigen. Es sind aber noch gut fünfhundert Höhenmeter über Treppen zu bezwingen! Wir schultern den Rucksack und machen uns auf den Weg. Mit anderen Wanderern stapfen wir stoisch die abertausend Stufen empor, während auf den Serpentinen nebenan die Touribusse rauf und runter rumpeln. 12 USD pro Strecke ist uns aber definitiv zu teuer. Außerdem wollen wir uns den Berg erarbeiten! Nach insgesamt vier Stunden Wanderung ab Hydroelectrica kommen wir schließlich oben an. Zeigen unsere Ausweise und Tickets vor und stehen in einer langen Schlange Touristen am Eingang zur berühmtesten Inka Ruine.

Anden, Andreas, Felicitas, Fuji XT20, Machu Picchu, Motorradweltreise, Peru_DSCF0884_1180.jpg

Endlich oben! Rund vier Stunden dauert der Aufstieg zum Machu Picchu ab Hydroelectrica.

Unter dem beharrlichen Rufen der Parkranger verteilt sich die Menschenmasse schließlich und wir können uns auch auf einen der Rundwege durch die wohl bedeutendste Stadt des Inkareichs machen. An dieser Stelle kann man eigentlich nicht mehr viel schreiben. Machu Picchu muss man erlebt haben. Umringt von einer einzigartigen Andenlandschaft schmiegen sich die Terrassen an den Berg. Wohnhäuser, Lagerstädten und Tempelanlagen sind in einer einmaligen Atmosphäre zu bestaunen, wie wir es so noch nirgendwo erlebt haben.

Anden, Fuji XT20, Machu Picchu, Motorradweltreise, Peru_DSCF0930_1180

Machu Picchu in der Nachmittagssonne.

Um die Touristenmassen einigermaßen zu bändigen sind alle Wege nur in einer Richtung begehbar. Die Ordnungshüter achten mit Argusaugen auf die genaue Einhaltung. Am Eingang kann man sich für einen der Rundwege entscheiden und kommt dann am Ausgang aus. Wer sich auch die anderen Routen ansehen möchte, stempelt kurzerhand mit seinem Ticket am Eingang wieder ein. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Inka Brücke, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Ein schmaler Pfad führt kilometerlang an einem Felsabhang entlang. Mittendrin fehlt ein Stück – hier wurden im Sinne einer Zugbrücke ein paar Bretter über den Abgrund gelegt, die Inka Brücke! Nichts für schwache Nerven.

Am Nachmittag verklingen die Touristenströme und wir haben Gelegenheit, Machu Picchu in Stille zu genießen. Wir sitzen auf ein paar Steinen und lassen den Blick über die Stadt schweifen. Nur ein paar Lamas grasen um uns herum. Sie sind wohl für die Pflege der Grünflächen zuständig. Wie das hier wohl vor rund sechshundert Jahren zugegangen sein mag?

Anden, Fuji XT20, Llama, Machu Picchu, Motorradweltreise, Peru_DSCF0945_1180

Am Nachmittag kehrt Ruhe ein. Nur noch wenige Touristen und Lamas wandeln durch die Inka Stadt.

Später machen wir uns an den Abstieg und erreichen mit Einbruch der Dunkelheit Aguas Calientes. Wir checken in einem Hostel ein, duschen und gehen noch ein viertel Hühnchen mit Reis, Pommes und Salat essen. Es schmeckt erheblich besser als das vegetarische Menü vom Vortag. Ein besonderer Tag liegt hinter uns, der definitiv ein Highlight unserer Weltreise ist. Am nächsten Morgen werden wir noch durch Aguas Calientes schlendern und uns dann auf den Rückweg nach Santa Teresa machen.

Andreas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Die neugierig-am-Arsch-vorbei-Methode

Unlängst habe ich wieder geschmökert und bin auf ein Buch mit einem interessanten Titel (und Inhalt gestoßen). Geschrieben hat es Alexandra Reinwarth und heißt „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“. Wie inspirierend ist denn bitteschön dieser Titel?! (Obwohl das eine Wortwahl ist, die für gewöhnlich in meinem Sprachgebrauch so nicht vorkommt und ich beim Lesen manchmal doch darüber gestolpert bin. Meine Erziehung beinhaltete eben den sorgsamen und gepflegten Umgang mit Worten. So folge ich in den Stolpermomenten der Aufforderung der Autorin und lasse mein Zusammenzucken einfach mal am Arsch vorbeiziehen. Klappt ganz gut.)

Am Arsch vorbei geht auch ein Weg: Wie sich mein Leben von Grund auf verändert hat, als ich mich endlich locker gemacht habe von [Reinwarth, Alexandra]

Diese Nacht wird wieder lang bzw. ziemlich kurz. Ich bekomme kaum Schlaf und lese voller Begeisterung durch Kapitel zu Themen vom erfolgreichen Vermeiden von Sammelaktionen im Büro für irgendwelche Geschenke, über Strapazen mit der Schwiegermutter (brauche ich nicht, meine ist nämlich toll, ist aber trotzdem witzig) und der Gestaltung der weihnachtlichen Festfolge, die erfahrungsgemäß in allen Haushalten zu Stressmomenten führt.

Es ist einfach zu göttlich zu lesen und jedes Mal zu denken „Ja. Kenn ich. Doofe Kiste. Scheiß Situation.“ Und dann: „Stimmt. Genau. Da hat sie recht. Was? So einfach geht das?“ Gefolgt von einem Kichern und Prusten in den Schlafsack, um den Mann neben mir nicht zu wecken

Zielgruppe für am-Arsch-vorbei

Jetzt könnte man natürlich denken, wenn man alles und jeden einfach an sich vorbeischickt, mutiert man zu einem ziemlichen Egozentriker, der nur um sich selber zirkelt und keinen Blick mehr auf seine Mitmenschen links oder rechts verliert. Das Risiko scheint mir ehrlich gesagt gering. Der Kerngedanke ist ja schließlich nicht, alles wegzuignorieren und mit einer Schneise der Verwüstung hinter sich lassend durch das Leben zu spazieren. Die Idee ist vielmehr sich so zu verhalten und zu entscheiden, wie es einem wichtig ist, was einem gut tut und einem entspricht und sich von diesem Kurs eben NICHT abhalten zu lassen. Das macht auf Dauer nämlich glücklich und frei.

Für diejenigen handelt es sich um einen interessanten Weg:

  • die neugierig etwas Neues ausprobieren wollen
  • deren Stimme im Hinterkopf gerne hinderliche bzw. einschränkende Botschaften flüstert
  • die ein Thema damit haben, Nein zu sagen
  • die sich zu oft an dem ausrichten, was andere sagen oder meinen könnten
  • die für den letzten Schritt der Umsetzung noch etwas Mut brauchen
  • denen viele Dinge oder Handlungen peinlich sind
  • die nicht immer so können, wie sie wollen.

Klar bleibt der Leitsatz nach wie vor bestehen, dass der Ton die Musik macht. Man braucht ja nun nicht jeden direkt umzunieten, wenn er etwas anderes sagt als man persönlich gerade denkt.

Ruhe da oben – Stimme im Kopf leisestellen

Eine Strategie, um entspannt seinen Weg zu gehen, besteht im Vorbeiziehenlassen, Gehenlassen, Loslassen. Das jedenfalls empfehlen Persönlichkeitsentwicklung, Coaching, Meditation. Diese Methode klappt bei mir leider bei bestimmten Sachverhalten nur bedingt, darum braucht es etwas mehr Krawumms. Meine Glaubenssätze, Emotionen oder Befürchtungen kann ich in den meisten Momenten zwar gut wahrnehmen und auseinanderdröseln – das geht durch ein bisschen Achtsamkeitstraining einfach – doch die Stimme im Kopf brüllt trotzdem konstant in einer ziemlichen Lautstärke munter weiter, was denn jetzt zu tun wäre. Das hält dann von dem eigentlichen Handlungsziel etwas ab.

Darum finde ich den Ansatz, sich kurzzeitig mit dem Gefühl am-Arsch-vorbei zu verbinden, so erfrischend. Der Stimme im Kopf im Moment des Geschehens zu sagen:

„So, Schluss jetzt. Ich brauche jetzt einen klaren Kopf und keine Beratung deinerseits. Alles, was du jetzt sagst, schicke ich an meinem Arsch direkt vorbei. Klappe jetzt!“.

Ein Beispiel: Ist es eine gute Idee, Paragliding auszuprobieren? Klar! Der professionelle Partner hat ja auch ein gesteigertes Interesse, heil auf dem Boden anzukommen. Nein, ausgerechnet mein Sprungprofi ist jetzt kein selbstmordgefährdeter Soziopath oder Terrorist oder noch schlimmer Anfänger. Nein, auch der Landevorgang wird ganz super, alle Füße bleiben heil – wenn das anders wäre, würde der Fluglehrer ja nicht mehrmals täglich durch die Gegend fliegen. Ja, wir werden abheben, wenn wir auf den Abhang runterrennen und rechtzeitig vor dem Wald in der Luft sein. Also, Ruhe jetzt – ich mache das! Danke für dein Wohlmeinen, werte Stimme, doch halt einfach deine Klappe. Es wird super werden, glaub mir. Was soll ich sagen – es war fantastisch, viel zu kurz und eine Hammer Erfahrung.

Paragliding in Ecuador – man beachte gelungenen Start und heile Landung

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=lymLhTLUXUk?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]

Am-Arsch-vorbei ist nicht alles

Bei all der Befreiung, Zielgerichtetheit und Aktivität der am-Arsch-vorbei-Methode sind aus meiner Sicht wichtig:

  1. Sich zu verinnerlichen, dass es sich lediglich um eine Methode handelt, Ruhe im zarten Hirn zu schaffen, und nicht um eine Lebenseinstellung.
  2. Sich später in Ruhe die Zeit zu nehmen und herauszufinden, warum einem bestimmte Situationen so an die Nieren gehen und die Ursache zu bearbeiten. Denn sonst verdrängt man einfach nur und erlebt das, was man vermeiden möchte, und findet sich in unterschiedlichsten Szenarien immer wieder bis die Lektion gelernt ist.
  3. Sich klarzumachen, dass die Stimme unser innerer Ratgeber ist und nur das Beste für uns möchte, es gut meint. Sie hat all die Jahre mit uns verbracht, schon einiges Schlimmes miterlebt und möchte uns nur vor dem nächsten Leid oder dem Super-GAU beschützen. Es heißt also, sich dem Ratgeber trotz deutlicher Ansage liebevoll und wertschätzend zuzuwenden.

Beim Thema Ratgeber denke ich  übrigens immer automatisch an Kettcar und die Aussage „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“ und freue mich daran

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=sG7cTUdGZTQ?rel=0&controls=0&showinfo=0&start=10&w=560&h=315]

Synthese aus achtsamer Neugierde und am-Arsch-vorbei

Weil das Ziel ist, sich Freiraum in bestimmten Situationen zu schaffen und nicht, sich alles am Allerwertesten vorbeirauschen zu lassen, finde ich es toll, die unschuldige Begeisterung aus achtsamer Neugierde mit der lässigen Ansage am-Arsch-vorbei zu kombinieren.

Von meinem Experiment mit der achtsamen Neugierde habe ich dir ja schon berichtet. Davon,

  • wie spannend es ist, sich in einer Situation selber auf allen Ebenen wahrzunehmen
  • sich dann vorzustellen, der Hauptdarsteller im eigenen Leben zu sein
  • wie man neugierig wird, wie es weitergeht, wenn man sich anders/neu/authentisch/… verhält.

Wie die Ansage zum am-Arsch-vorbeiziehenlassen geht, weißt du jetzt auch schon. Und jetzt sehen wir uns am Beispiel von bissigen Hunden an, wie man beides kombiniert:

Achtsamkeit

Eines Tag schlendere ich an einem peruanischen Strand entlang. Plötzlich rasen zwei wildgewordene Hunde mit gezogenen Lefzen auf mich zu. Ich gehe einfach weiter, versuche möglichst unauffällig zu sein, hoffe nebenbei, dass ich hier lebend rauskomme. Glücklicherweise ziehen die Mistviecher bellend nachdem sie ein paar Kreise um mich gedreht haben, ihrer Wege.

Mein Herz rast, ich bin etwas verkrampft, ich habe echt ziemliche Angst, fühle mich wehrlos. Wie weh tut eigentlich ein Hundebiss? Töten die einen? Bleibe ich verwundet mutterseelenallein am Strand zurück? Wie soll das denn enden, wenn ich hier auf dem Rückweg wieder lang muss?

Voll Achtsamkeit habe ich also wahrgenommen, wie es mir physisch, emotional und mental geht.

Neugierde

Zweihundert Meter weiter kommen schon wieder zwei Prachtexemplare der Rasse wildgewordener Straßenköter (echte Hunde, keine Trethupe in Meerschweingröße) auf mich zu. Mir wird es langsam echt unheimlich. Sonst war am Strand niemand und nun ziehe ich die Viecher offenbar magisch an. Da gibt es also noch ein unfinished Business. Huch, die zwei verfolgen mich jetzt auch noch. Zwar nicht belled, aber offenbar auf meine Haxen fixiert.

Mein Innenleben kenne ich ja schon von der Begegnung mit den Hunden vor wenigen Augenblicken, also her mit der Neugierde! Was passiert, wenn ich mein Auftreten von verängstigter Spaziergängerin auf furchteinflößende Löwenbändigerin abwandle? Das ist mal eine interessante Frage. Jetzt bin ich doch gespannt, wie der Strandspaziergang weitergeht

Am-Arsch-vorbei

Jetzt mischt sich die Stimme allerdings wieder bezüglich Schmerz und Hundebiss ein (siehe oben, die Stimme ist ja nicht sonderlich kreativ, nur sehr ausdauernd). Dann wird es mir zu bunt. Der Hund verfolgt mich, mein Kopf erzählt wenig Hilfreiches. Ich denke ganz laut: „Am Arsch vorbei. Am Arsch vorbei mit den Hunden. Am Arsch vorbei mit dem Biss. Am Arsch vorbei mit der Angst!“ Und dann übernehme ich das Gefühl, dass es mir wirklich in dem Moment egal ist.

Ha! Ruhe im Hirn. Das Bild der Löwenbändigerin ist wieder da. Ich drehe mich um. Mache mich groß und brülle diese hinterhältigen Kreaturen erst mal so richtig an: „Sagt mal, habt ihr nen Knall?! Verpisst euch!“ Und dann gehe ich noch meine Latschen schwingend auf sie zu. Von wegen, mit Höflichkeit und guten Manieren kommt man aus jeder Situation heraus. Manchmal muss es eben Klartext sein. Die Tölen treten jedenfalls mit eingekniffenem Schwanz den Rückweg an.

Ich stelle fest, meine Kopfstimme konnte ich super in die Wüste schicken und für Handlungsalternativen frei sein.

Beim inneren Ratgeber bedanken und Ursachenforschung

Jetzt bin ich wieder für mich und kann in Ruhe über die vorhergehende Situation nachsinnieren. Ich bedanke mich bei meinem Ratgeber für die Gedanken, um mich vor Gefahr zu bewahren. Und dann falle mir verschiedene Situationen mit Hunden ein, die ich erlebt habe und als unangenehm erlebt habe. Die kürzeste liegt einen Tag zurück. Da ist ein Hund nämlich auf mich losgegangen als ich einen Laden betreten habe, um Wasser zu kaufen. Der hat nicht nach Arm oder Wade geschnappt, nein, der Köter ging direkt aufs Ganze und schnappte in meinen Bauch. Glücklicherweise bin ich unversehrt.

Jedenfalls hatte ich trotz Bearbeitung des Erlebnisses eine Restangst vor Hunden abgespeichert. Also heißt es, sich das Ganze noch mal von vorne anzugucken und die Sorge vor den Tieren loszulassen. Das funktioniert – hier gibt es außerdem genügend Situationen, um sich dessen gewahr zu werden. Wenn ich jetzt mit dem Motorrad irgendwo langfahre und eine Horde wütend kläffender Hunde auf mich zugesprescht kommt, habe ich keine Angst mehr. Stattdessen halte ich den Kurs – notfalls auch auf sie zu-, gebe Gas und teile Fußtritte aus. Dann bin ich wieder ohne nerviger Meute on the road.

Und passend zum Thema: die Ärzte

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=ZQDI-8YfzWQ?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]

Viel Vergnügen beim Ausprobieren

Felicitas

Faustformel
Achtsamkeit + Neugierde + am-Arsch-vorbei = Freiheit


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Mit achtsamer Neugierde zur Freiheit

Zufällig habe ich mir einen Videoausschnitt zum Thema Raucherentwöhnung von Judson Brewers angesehen. Eigentlich seltsam, möchte man meinen, da ich mit Zigaretten oder dem Inhalieren irgendwelcher Kräutersubstanzen – außer zur Erkältungszeit – überhaupt nichts am Hut habe. Und dennoch. Ein Gedanke hat mich daraufhin nicht mehr losgelassen: Die beste Erfolgsaussicht, Rauchen oder irgendeine andere Angewohnheit, für immer aus seinem Leben zu verbannen, ist schlicht und ergreifend – und jetzt halt dich fest – ganz simpel und gleichwohl so mächtig:

achtsame Neugierde!

Und dann passiert das, was immer passiert, wenn die Zeit für eine bestimmte Idee bei mir reif ist: Sie lässt mich nicht mehr los.

Achtsamkeit kenne ich, klar. Achtsamkeit nimmt in allen Meditationsformen einen hohen Stellenwert einnimmt – ich verbinde mich z.B. bewusst mit meinem Atem. Achtsamkeit wird in sämtlichen Therapieformen praktiziert – wie fühle ich mich, wenn ich in dieser order jener Situation bin. Achtsamkeit in der Bewegung – Yoga. Achtsamkeit in der Ernährung – ich esse möglichst nur manchmal die mit furchtbar vielen E-Stoffen angereicherten Gummitiere.

Im Alltag habe ich jedoch festgestellt, dass ich alleine mit Achtsamkeit mein Verhalten zwar schön beobachten, spüren und verstehen kann, doch ändern konnte ich es bisher dadurch nur bedingt. Also weiter mit der Neugierde.

Neugierde ist mir auch bekannt, aber hallo! Sobald ich des abends ein spannendes Buch in den Händen halte, unterbricht eigentlich nur der selige Schlaf kurzzeitig den Fortgang der Geschichte. Wenn ich erst einmal richtig angefixt bin und unbedingt wissen will, wie es denn weitergeht, nehme ich auch gerne Schlafmangel in Kauf und dass es am nächsten Morgen länger dauert, aus dem Bett zu kommen.

Judson Brewer erklärt, was es mit der achtsamen Neugierde auf sich hat.

Protagonist im eigenen Leben sein = Neugierde pur

Okay, wie kombiniere ich jetzt die Abenteuer aus den Büchern, die es für den Helden zu bestehen gilt, mit mir und den großen und kleinen Abenteuern, die ich bestehen will?

Ganz einfach: Ich stelle mir in einer Situation, die ich als eine verbesserungswerte identifiziert habe, vor, ich schreibe, spiele, lese jetzt meine eigene Geschichte. Ich werde also kurzzeitig Protagonist in meinem eigenen Leben. Und wie ich im Buch erfahren will, was als nächstes passiert und alles gut ausgeht, will ich es auf einmal mit derselben Neugierde in der Realität auch herausfinden.

Und es kommt, wie es kommen muss, ich finde mich bereits kurzzeitig nach meinen Überlegungen bezüglich achtsamer Neugierde in einem super Übungsszenario wieder.

Die Sache mit dem Kaffee – das eine tun und das andere wollen

Völlig unerwartet treffe ich in Peru in einem Hostel eine sympathische Holländerin wieder, die ich bereits vor einem Monat in Bogota kennen gelernt habe. Zufälle gibt’s… Oder eben doch nicht. Mit besagter Holländerin und ihrem Reisegefährten wollen wir Cappuccino trinken gehen. Richtig leckeren Espresso mit ordentlich Milchschaum obendrauf, versteht sich. In dem Café unserer Wahl gibt es aber nur Milchkaffee. Na gut, wird ja auch lecker sein – haben wir gedacht.

Dann registriere ich, dass es nicht nur keinen einzelnen Milchaufschäumer hinter der Bar gibt, sondern auch keine Espressomaschine. Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen zu sagen: „Hey H., ich würde sehr gerne Cappuccino trinken. Den haben die hier ja leider nicht. Ein paar Meter weiter gibt es einen Laden, da geht das. Lass uns da rübergehen. Bist du dabei?“

Doch das traue ich mich nicht, H. könnte ja schließlich denken, ich sei eingebildet oder nein sagen oder das doof finden. Also stelle ich nur achtsam fest (Erkenntnis ist immerhin der erste Schritt): Ich handele gerade entgegen meines Bauchgefühls und Wunsches. Und das rächt sich prompt. Der Kaffee kommt schwarz mit Milch in einer Milchkanne dazu – und schmeckt überhaupt nicht. Nicht mal ansatzweise.

Wie Glaubenssätze Verhalten prägen

Jetzt wäre Moment Nummer zwei da gewesen, die Situation nach den eigenen Wünschen zu gestalten und entsprechend dem Barmann zu sagen: „Vielen Dank, dass du Kaffee gekocht hast. Der schmeckt leider muffig. Ich möchte den darum nicht trinken und bezahlen werde ich den auch nicht.“ Vorteile dieses Verhaltens wären gewesen:

  1. der Barmann weiß, dass er seine Kaffeekochfähigkeiten verbessern, Pulver und Filter wechseln und/oder die Kaffeemaschine mal gründlich sauber machen sollte
  2. er hätte mir etwas anderes zu trinken anbieten können und ich hätte was Leckeres vor meiner Nase gehabt
  3. ich gebe kein Geld für Dinge aus, die ich nicht mag
  4. ich wäre meinem Impuls gefolgt und hätte authentisch gehandelt.

Hab ich aber nicht. Ich bin in einer Zeit und Region aufgewachsen, in der mein anvisiertes Ideal-Verhalten verpönt gewesen wäre. Die Devise lautete dort nämlich: froh zu sein, dass es überhaupt Kaffee gibt und dieser ist darum auch zu trinken – bis auf den letzten Schluck. Außerdem, was sollen denn die Leute denken. Zu sagen, dass es nicht schmeckt, ist arrogant und anmaßend und es gehört sich nicht. Die anderen mögen keine Meckerziegen. Und dann stehst du am Ende ganz alleine da.

Puh, solche Glaubenssätze sitzen tief. Entsprechend fühle ich mich in meiner Handlungsfreiheit von der Stimme in meinem Kopf gehemmt, nehme also Geschmacksverirrung in Kauf, um nicht als Nörglerin und Kaffeesnob dazustehen – nicht einmal vor Menschen, die ich gar nicht kenne und vermutlich auch nie wieder sehen werde. H. nicht, weil wir uns schon zum zweiten Mal über den Weg gelaufen sind (man trifft sich ja bekanntermaßen immer nur zwei mal und nicht dreimal) und den Barmann nicht, weil ich da aus o.g. bekannten Gründen nicht mehr hingehen werde.

Und all der Krampf nur wegen eines Heißgetränks. Bei der Wahrnehmung dieser Glaubenssätze und meiner Innenwelt hocke ich nun etwas verkrampft auf meinem Hocker mit verzagtem Gesicht, innerer Zerrissenheit und flacher Atmung, zweifle, was zu tun sei, und nippe währenddessen an dem Teufelsgebräu. Andererseits ist es auch wieder praktisch, dass es sich um eine so banale Situation handelt. Da fällt mir das Beobachten meines Innenlebens deutlich einfacher als beispielsweise im Angesicht des Endgegners.

Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?

H. und ich versuchen mittlerweile, den Ekelkaffee mit Milch zu retten – Milch soll ja bekanntermaßen sogar Vergiftungen neutralisieren. Wir hoffen also auf Rettung. Leider Fehlanzeige. Wir kommen dann gemeinsam zu dem Ergebnis, dass wir den bitteren Kelch des Leidens nicht austrinken und an uns vorbeiziehen lassen wollen.

Jetzt ärgere ich mich über mich dass ich nichts gesagt habe. Ich meine, ganz ehrlich, was wäre denn hier die Konsequenz gewesen? Im besten Fall: ein leckeres Getränk. Im schlimmsten Fall: nichts, genau! Es heißt jetzt also, den Vorsatz achtsame Neugierde auszuprobieren. Dabei liegt die Betonung auf Neugierde, denn mit der Achtsamkeit klappt es ja schon ganz gut.

Ich frage mich also gespannt, was passiert, wenn ich zumindest beim Bezahlen meine Meinung kund tue – ich hab jetzt einfach schon zu lange an dem Gesöff gesessen, als dass ich sagen könnte „Nee, mag ich nicht, bezahl ich nicht“.  Und interessanterweise, werde ich neugierig. Werde ich was sagen? Wie reagiert der Barmann? Was macht H.? Wie es weitergeht, erfahren Sie in der nächsten Folge.

Da ich aber nicht bis zur nächsten Folge oder schlechten Kaffee warten möchte, sage ich zum Barmann (und aus voller Neugierde, was denn dann passiert, bin ich sehr deutlich und verwende keine Höflichkeitsfloskeln, ist ja ein Experiment): „Hast du schon einmal deinen Kaffee probiert?“. Er schaut zur Seite (ich habe auch so eine Vermutung, woran das liegt). Ich: „Ganz ehrlich, der schmeckt furchtbar. Den kannst du deinen Gästen so nicht anbieten. Ich habe den Kaffee bestellt, zu lange gesessen, ohne etwas zu sagen, also bezahle ich den auch. Aber wirklich, der geht echt leider gar nicht.“ Der Barmann reagierte ziemlich mürrisch, pikiert und schimpft los. Ich hab mich umgedreht und bin gegangen.

H. übrigens war ganz begeistert, dass ich dem Barmann über die Mittelmäßigkeit, na ja, Unterirdischkeit seines Hexengebräus hingewiesen habe. Also ehrlich, Stimme im Kopf, du hast da echt Blödsinn erzählt.

Yeah! Ich hab es getan und lasse Revue passieren:

  • Schritt eins: Ich hab es getan entgegen der Stimme in meinem Kopf.
  • Schritt zwei: Mir auf die Schulter klopfen, weil ich mich getraut habe.
  • Schritt drei: Feststellen, dass überhaupt nichts Schlimmes passiert ist als ich es getan hab.
  • Schritt vier: Herausfinden, warum es so lange mit Schritt eins gedauert hat.

Auch Fettes Brot kann darüber ein Lied singen, ob man etwas tun sollte oder nicht.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=1FwA85uqvms?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]

Oft sind wir nicht authentisch

Jetzt fragst du dich vielleicht, warum ich ein kleines, ja gar zahmes Beispiel wie Rückmeldung zum Ekel-Kaffee zu geben gewählt habe und es so ausführlich beschreibe. Ganz einfach, weil das eine banale Situation ist, die sich zum einen gut beobachten lässt und zum anderen sie jeder in verschiedenen Ausprägungen schon einmal erlebt hat und entsprechend aus eigener Erfahrung kennt. Es läuft letztendlich darauf hinaus, dass wir uns oft schwertun, das zu sagen, was wir meinen und das zu meinen, was wir sagen.

Ich habe genug Menschen beider Geschlechts auf allen Kontinenten in allen Altersgruppen – jawohl, allen – getroffen, die sich nicht erlauben, authentisch zu sein und dafür etwas tun, was ihnen im Grunde ihres Herzens  und Wollens nicht entspricht. In der Schule muss man diesen oder jenen Stil tragen, um cool zu sein. Man muss sich gut mit den Nachbarn stellen, weil man die ja so oft sieht. Man muss mehr Aufgaben übernehmen als man Zeit hat, um gut vorm Chef dazustehen und seinen Job zu behalten. Bla, bla, bla.

So, jetzt haben wir uns meinen Selbstversuch genauer angesehen, eine Situation achtsam wahrzunehmen und neugierig als Protagonist im eigenen Leben neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Jetzt heißt es nur noch, diese lästige Stimme im Hinterkopf ruhig zu stellen. Wie das geht, erzähle ich dir beim nächsten Mal.

Zum Thema authentisch sein, haben Wir sind Helden eine tolle Botschaft

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=Vt8qY5KY9dQ?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]

Viel Vergnügen beim Neugierigsein auf das eigene Leben!

Deine Felicitas

Die Faustformel:
Achtsamkeit + Neugierde = Freiheit


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Weltenstromer unter den Finalisten!

Wir haben am diesjährigen internationalen Motorrad-Reise-Fotografie-Wettbewerb von Horizons Unlimited teilgenommen. Unser Foto von Baja California, Mexiko, hat es unter  die Top 30 geschafft. Jetzt brauchen wir deine Stimme auf Facebook und Instagramm!

Bahja, Berge, Kaktus, Motorradweltreise, Roadtrip, V-Strom_DSCF6772_1024

Die finale Abstimmungsrunde ist eröffnet: die 13 beliebtesten Fotos werden im Horizons Unlimited Fotokalender 2019 abgedruckt!

Hier geht es zur Abstimmung:
Facebook: Weltenstromers Foto auf Facebook liken und teilen
Instagramm: Weltenstromers Foto auf Instagramm liken und teilen

Vielen Dank für deine Unterstützung!

Andreas & Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Unsere Weltreise geht weiter!

Die Amerikas sind schön – und groß. Obwohl wir uns seit fast einem Jahr redlich mühen, Strecke zu machen, so sind wir doch trotz 30.000 gefahrenen Kilometern noch nicht so weit gekommen, wie ursprünglich mit einem Jahr Reisezeit geplant. In einem Monat hätten wir schon fast den Rückweg nach Deutschland antreten müssen…

Doch heute kam dann endlich die ersehnte Antwort meines Chefs: Wir können unseren kleinen Mopedausflug bis September verlängern!

Zwar nicht die allerbesten klimatischen Bedingungen für Südamerika, schließlich herrscht hier gerade Regenzeit (siehe Titelbild aus Peru) und im Juli ist auf der Südhalbkugel bekanntlich Winter, aber so haben wir trotzdem die Chance, einen Blick in den Norden Chiles zu werfen. Auf unserer Reiseroute stehen außerdem noch: die 6.000er Berge der Cordillera Blanca, die Ruinen des Machu Pichu, der Titikaka See, die Salzwüste Boliviens und die Atakamawüste. Es bleibt also spannend und wir freuen uns auf neue Abenteuer mit euch!

Viele Grüße aus Peru,
Eure Weltenstromer
Andreas & Felicitas

Bagua Grande, Felicitas, Menschenauflauf, Peru, V-Strom_DSCF0167_1180.jpg

Menschenauflauf beim Marktbesuch in Bagua Grande, Peru. Reiseenduros und zwei „riesengroße“ Deutsche sind hier das Highlight des Tages.


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Live in Kolumbien

Nachdem die erste Woche in Bogotá mit jeder Menge Arbeit rund um unsere Motorräder, Suzuki und unseren Blog vorbei ist, habe ich ein bisschen einen Durchhänger. Die Reise durch Zentralamerika und die aufwändige Logistik, um unsere Motorräder über den Darian Gap nach Kolumbien zu verfliegen, war ziemlich anstrengend und jetzt, wo sich die Anspannung langsam löst, merke ich, wie ausgepustet ich bin.

Lustlos und unmotiviert sitze ich ein paar Tage im Chocolate Hostel und daddel auf meinem iPad herum. Auf das Dach trommelt monoton die kolumbianische Regenzeit und der wolkenverhangene Himmel hüllt die Stadt in ein graues Licht. Ich bin wenig motiviert einen Blick in die umliegenden Gässchen zu werfen. Als wir dann doch an einer Stadtführung teilnehmen, endet diese bereits nach einer Stunde in einem Café. Der nächste Wolkenbruch schüttet vor dem Fenster das Kopfsteinpflaster hinunter.

Die kolumbianische Regenzeit ist nicht zimperlich: Wasser marsch!

Ob es letztendlich das Wetter ist, weiß ich nicht. Jedenfalls füllt sich der Wohnbereich unseres Hostels von Abend zu Abend mit mehr Straßenmusikern. Fast alle stammen aus Venezuela und sind aus politischen Gründen in die große weite Welt gezogen, um ihr Glück anderswo zu suchen. Für die meisten ist Kolumbiens Hauptstadt Bogotá die erste Anlaufstelle für den internationalen Durchbruch.

Eines Abends höre ich sie unten wieder jammen. Klingt richtig gut, wie sie mit Lateinamerikanischem Feeling das Wohnzimmer rocken. Ich bekomme Lust, endlich mal wieder meine Ukulele aus den zehn Müllsäcken zu wickeln, in die ich sie zwecks Staub-, Regen-, Hitze- und Rappelpisten-Schutz gewickelt auf einem Motorradkoffer transportiere. Ich packe mein Instrument aus, stimme die Saiten und klettere die schmale Wendeltreppe nach unten. Eine weitreichende Entscheidung, wie sich knapp eine Woche später herausstellen wird.

Unten treffe ich auf Hostelvater Raymond, der mit den Brüdern Victor und Kevin gerade einen Reggae-Song aus eigener Feder einstudiert. Raymond hat irgendwoher einen Elektrobass aufgetrieben, Victor und Kevin haben ihre Klampfen dabei. Mit authentisch rauchiger Stimme grooven die drei Venezueler, dass es Bob Marley persönlich den Joint entzündet hätte.

Etwas unsicher stelle ich mich als doch sehr weißer Deutscher mit Trekkinghose und Fleece-Pulli den Rastazöpfen vor. Ob ich vielleicht ein bisschen mitspielen dürfte. Ich darf. Die venezuelanische Herzlichkeit und Offenheit macht auch vor anerkanntem Kulturgut nicht halt. Nachdem ich meine Ukulele dann noch fast einen ganzen Ton tiefer gestimmt habe, schwinge ich mich auf die Truppe ein. Wir finden schnell zueinander. Obwohl ich noch nie in meinem Leben Reggae gespielt habe, mit den dreien hier passt es einfach.

Victor, Kevin und Raymond bereiten sich auf ein Konzert am kommenden Samstag vor. Wir spielen mehrere Stücke ohne Noten, Notizen, Akkorde oder Text. Das sollte man mal in einer deutschen Probe erleben! Als wir uns nach fast zwei Stunden feiner Musik zum Abschied die Hände schütteln, fragen sie mich, ob ich nicht mit ihnen zusammen am Samstag auftreten will. Äh, was? Vanilla auf einem Reggae-Konzert in Bogotá? Mh. Warum eigentlich nicht!

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Die nächsten beiden Tage regnet es nicht nur tagsüber sondern auch abends, sodass zu vereinbarten Probenterminen niemand erscheint. Auch zum alternativ am darauffolgenden Morgen vereinbarten Treffen, zu dem ich vorsorglich extra eine Stunde zu spät aufschlage, bin ich allein. Ich habe erfahren, dass noch weitere Musiker mit konzertieren werden. Als strukturliebender Deutscher, der ja doch morgen Abend einen großen Auftritt haben soll mit Leuten, die er noch nie gesehen, geschweige denn mit ihnen geprobt hat und der noch nicht mal die Hälfte der Stücke je angespielt hat – nun ja. Was soll ich sagen. Ich muss einfach noch viel relaxter werden. Zehn Monate Weltreise reichen jedenfalls noch nicht, um mich voll und ganz auf die Entspanntheit der Reggae-Szene einzulassen.

Andreas, Bogotá, Konzert, L`Aldea Cultural Nicho, live, Raices Naturales, Reggae, Ukulele_DSCF9525_1180

Im Kreise unserer neuen venezolanischen Freunde

Als ich später auf der Suche nach Kevin in seinem Hostel stehe, wird er von einer Mitbewohnerin durch Geklopfe an der Tür unsanft aus seinem Künstlerschlaf gerissen. Kevin hat Migräne, die er mit einer Reggae-gemäßen Kräuterzigarette auszutreiben versucht. Wir sitzen im „Raucherzimmer“ seines Hostels, wo sich auch andere Bewohner zum Paffen einfinden. Mir wird schon vom bloßen Dasitzen ganz schummrig. Ich stimme meine Ukulele wieder fast einen ganzen Ton tiefer und Kevin und ich spielen ein paar Stücke an. Nach einer Stunde erscheint noch Solo-Gitarrist Brayan, die restlichen Bandmitglieder lassen sich entschuldigen. Man würde auf die Fünfuhr-Probe morgen vor dem Konzert setzen.

Wen wundert’s, die Fünfuhr-Probe findet natürlich auch nicht statt. Auch zum Soundcheck im L`Aldea Cultural Nicho sind nie alle Musiker zeitgleich da. Nebenbei erfahre ich, dass wir der Topact des Abends sein werden. Klar. Mittlerweile bin auch ich entspannt. Ich habe mir an der Bar vor einer halben Stunde meinen ersten Tee bestellt. Coca-Tee.

Zusammengepfercht sitze ich kurz darauf, meine Ukulele auf dem Schoß und meinen Tee in der Hand, mit den anderen Künstlern im Warteraum. So muss sich die Nationalelf vor einem großen Spiel vorkommen. Nur hat die wohl nicht so rote Augen… Dann werden auch wir angekündigt: „Raices Naturales!“. Applaus brandet auf. Tür auf, raus auf die Bühne. Der Saal ist gut gefüllt. Mal sehen, wer heute mitspielt: Neben den Bandleadern Victor und Kevin sind Raymond mit Bass und Maracas, Brayan an der Sologitarre, Jaser an der Cajon und ich an der Ukulele am Start. Kevin ergreift das Mikrofon. Wir fangen an.

Andreas, Bogotá, Konzert, L`Aldea Cultural Nicho, live, Raices Naturales, Reggae, Ukulele_DSCF9537_1180

Und dann geht es los, als hätten wir schon immer zusammengespielt.

Auf mystische Art ergreift uns der Geist von Bob Marley. Wir legen los, als hätten wir nie etwas anderes in unserem Leben getan. Meine Musikerkollegen und ich improvisieren uns durch die Playlist. Eigentlich ne coole Sache. Sollten wir in Deutschland auch mehr machen.

„Ey was geht ab, Alter?“
„Jou, Alter, haste nich Bock am Samstag ma die Johannespassion von Bach aufzuführen?“
„Jou, Alter, lass mal treffen! Ich besorg die anderen dreißig Bratschen!“
„Jou, Alter, vergiss den Weihrauch nich!“

Schade eigentlich, dass es dann doch so schnell vorbei war. Um halb eins in der Nacht liege ich erschöpft aber zufrieden in meiner Koje. Schlafen kann ich dann aber doch nicht so schnell. Ich habe noch einen Ohrwurm…

Andreas

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=071MlQAiAGI?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.

Drei Kakao-Variationen

Super Sache, ob daheim im derzeit kalten Norden (kann ich mir irgendwie bei meistens 30 Grad und Sonne nicht vorstellen, dass es irgendwo kalt sein könnte, hähä) oder im warmen Süden: Kakao ist jederzeit ein absoluter Kracher und eine Gaumenfreude.

Kakao mit Marshmallows

Felicitas, Kakao, heiße Schokolade, Marshmallows, 20180215_173723_WS_1024

Mhhh, lecker! Kakao mit vielen bunten Minimarshmallows.

Mein Favorit: Kakao mit Minimarshmallows! Das fabelhaft Vorteilhafte, er schmeck Dank des reichhaltigen Toppings auch auf Wasserbasis. Ist also zum Unterwegssein gut geeignet, wenn Milch hohe Temperaturen nicht übersteht und einfach zuviel zusätzliches Gewicht in das auf Leichtigkeit optimierte Gepäck hinzufügen würde.

Die bunten Zuckerschaumbällchen fügen durch ihre Farben zusätzliche Freude hinzu und natürlich noch mehr und sehr klebrige Süße. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, ausreichend Nachschub von ihnen zu haben, weil sie leider so schnell im heißen Gebräu zerschmelzen.

Also kurzgesagt, Kakao mit Minimarshmallows ist nach einem langen Reise-, Büro- und Was-auch-immer-Tag ein feiner Ausklang.

Kakao mit Chili

In Mexico habe ich übrigens erfahren, dass man seine Trinkschokolade bevorzugt mit Chiliflocken würzt. Wer es also etwas feuriger mag… Fand ich jedenfalls eine sehr gelungene Kombination, weil die Süße der Schokolade durch das leicht Pikante herrlich unterstütz wird.

Kakao mit Käse (chocolate von queso)

Und jetzt kommt noch eine Variation für die Hartgesottenen unter euch mit besten Grüßen aus Kolumbien: Kakao mit – und halte dich fest – Käse! Auf einer kulinarischen Tour habe ich mich an diese für deutsche Gaumen doch eher sehr ungewöhnliche Kombination herangewagt. Nun ja. Ich glaube, man muss es einfach mögen. Ein fetter, geschmacklich fast neutraler Brocken Käse wird in die Tasse mit heißer Schokolade bebröselt und während du schon langsam das Getränk schlürfst, wartest du auf die Käseschmelze. Denn zum krönenden Abschluss heißt es, verflüssigten Käse mit langziehenden Fäden aus der Tasse auszulöffen.

Viel Vergnügen beim Probieren und Schnabulieren!

Felicitas


Dir gefällt unser Blog und du willst unsere Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns, wenn du unseren Amazon-Partnerlink benutzen möchtest oder schau bei Hilf Uns! vorbei.