Tikal Sunrise Tour – auf zu Tempel IV!

Nachdem Felicitas wieder einigermaßen hergestellt ist, wollen wir Mexiko nach rund zwei Monaten Reisezeit an der Grenze El Ceibo nach Guatemala verlassen. Auf den letzten Meter verfahren wir uns allerdings prächtig. Eine in Google und Open Street Map angepriesene Straße ist leider mit einem massiven Zaun zugenagelt worden. Also heißt es nochmal umkehren und einen anderen Weg finden.

Eine halbe Stunde vor Ladenschluss erreichen wir El Ceibo und hasten durch die Grenzbüros. Hier bekommen wir einen ersten Eindruck der berüchtigten zentralamerikanischen Grenzbürokratie. In einem Büro das eine, im anderen das andere, dann irgendwo Dollar in örtliche Währung tauschen, im dritten was bezahlen, Fotokopien von Papieren und Einfuhrstempeln machen und wieder im zweiten abgeben. Da in El Ceibo aber tote Hose ist, sind wir heute wohl die Letzten, die noch abgefertigt werden. Entsprechend motiviert sind alle Grenzbeamten und wir dürfen tatsächlich um fünf vor sechs nach der obligatorischen Moped-Desinfizierung einreisen. Hinter uns wird dann ein schweres Eisentor geschlossen.

Geschafft! Wir sind in Guatemala! Hundert Meter weiter beziehen wir für zehn Dollar ein Hotel und werfen uns für die Nacht unter den surrenden Ventilator.

El Ceibo, Felicitas, Guatemala, V-Strom_DSCF7957_1180.jpg

Anderntags reisen wir unspektakulär über eine gut ausgebaute Straße nach El Remate. Ab hier wollen wir morgen früh an einer Sonnenaufgangs-Tour zur Maya Tempelanlage Tikal teilnehmen. Voller Vorfreude mache ich dann aber die ganze Nacht kein Auge zu und als ich dann doch endlich einschlafe, klingelt auch schon der Wecker.

Busfahrt nach Tikal

Mies gelaunt werfen wir uns in Schale, Wanderschuhe, Trekkinghose und Fliesjacke. Fotoausrüstung und Frühstück in den Rucksack und dann raus auf die Straße, wo uns eines der typischen Minibüsschen einsammelt. Der Fahrer trägt uns auf seiner Liste ein und dann braust er auch schon los. Mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit rasen wir durch den Urwald. Das quietschende Vehikel hat vielleicht 60 PS. Im Klartext heißt das: wer bergab, vor einer Kurve oder einem Schlagloch bremst, hat verloren. Von Scheinwerfern kann eigentlich auch keine Rede sein. Vielmehr handelt es sich um funzlige Fluoreszenzerscheinungen, die aber wohl eher durch Photonenverdichtung vor der Frontscheibe entstehen.

In Guatemala ist der Beruf des Busfahrers bestimmt der höchst angesehenste. Betend sitzen wir mit anderen Backpackern wie die Sardinen zwischen den Bänken und starren nach vorn dem nahenden Tod entgegen. Haben wir gedacht. Mühelos lässt unser einheimischer Pilot das Geschoss mit durchgetretenem Gaspedal durch die Finsternis gleiten. Er kennt offensichtlich jeden Nanometer der Strecke in und auswendig.

Wanderung zu Tempel IV

Schon bald erreichen wir den Startpunkt unserer Wanderung durch die Maya Ruinen, wo uns der englischsprachige Führer in Empfang nimmt. Wir stapfen schweigend durch die Nacht, bedacht, nicht über eine der zahlreichen Wurzeln zu stolpern.

Im Urwald regen sich schon die ersten Tiere. Irgendwo hört man Brüllaffen durch den Dschungel schreien. Ein beeindruckender Lärm. Ohne unseren Führer würden wir uns sicherlich nicht so wohl fühlen, so tief in der Wildnis.

Sonnenaufgang

Dann erreichen wir Tempel IV und steigen die lange Holztreppe empor, die für die Touristen angelegt wurde. Sehen kann man immer noch nichts. Oben angekommen, setzen wir uns auf die Stufen des beeindruckend hohen Bauwerks und warten auf den Sonnenaufgang.

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Oben auf Tempel IV sitzend erwarten wir die Sonnenaufgang über Tikal

Eine ganze Weile passiert nichts, dann ist ein erstes Dämmern zu sehen. Jetzt erwachen auch die anderen Bewohner des Waldes. Unterschiedlichster Krach von nicht zu identifizierenden Tierarten ist zu vernehmen. Nur der epische Sonnenaufgang, den ich mir als Trophäe meiner Reisefotos gewünscht hatte, der bleibt leider aus.

In der Nacht hatte es wohl geregnet, der Himmel ist komplett wolkenverhangen und die Landschaft ist in Nebel gehüllt. Statt strahlender Farben nur grau in grau. Ich bin enttäuscht. Die ganze Nacht habe ich mir um die Ohren gehauen für ein graues Foto? Felicitas ist da deutlich begeisterter. All die verschiedenen Tiergeräusche haben es ihr angetan und sie sitzt strahlend mit Voicerecorder neben mir. Hab halt doch das falsche Hobby gewählt…

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Besichtigung der Tempelanlage

Um halb sieben ist der Zauber auch schon wieder vorbei und der Tag ist angebrochen. Unser Guide stapft mit uns zwischen den Pyramiden herum und erklärt uns mehr über die imposante Stadt. Wie sie einst als Metropole ausgesehen hat und wie man sie auf der Suche nach Gummibäumen wiederentdeckt hat. Kaum vorstellbar, dass hier vor über tausend Jahren 200.000 Menschen gelebt haben könnten und dieser Ort einer der einflussreichsten Herrschaftssitze Zentral-Amerikas war. Aber irgendwer muss die Abermilliarden Steine zu so beeindruckenden Bauwerken aufgetürmt haben.

Nach Ende der Tour wandern wir noch auf eigene Faust durch die Ruinen und entdecken weitere kleinere Bauwerke im Gestrüpp. Das Wetter hat aufgeklart und eine subtile Urwaldhitze macht sich breit. Abschließend wollen wir aber noch einmal auf Tempel IV klettern um einen letzten Blick gen Osten über die Stadt zu werfen, bevor wie eins der Kamikaze-Büsschen zurück zum Hostel nehmen.

Als wir oben ankommen haben wir eine fantastische Aussicht und endlich kann ich mein Foto machen. Zwar leider nicht im Sonnenaufgang, aber die dramatischen Wolken unterstreichen die Atmosphäre der grauen Steinpyramiden.

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Blick von Tempel IV nach Osten auf Tempel I & II in Tikal

Andreas


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0 Gedanken zu „Tikal Sunrise Tour – auf zu Tempel IV!

  1. Olaf sagt:

    Da werden Erinnerungen wach. Und ihr habt in El Ceiba viel Glück gehabt. Wir haben dort 6 Std an der Grenze gestanden.
    Tikal ist eins der großartigsten Erlebnisse überhaupt!
    Weiterhin eine tolle Reise!

    • Weltenstromer sagt:

      Hallo Olaf,

      bei den Vorbereitungen zu den Grenzen Zentralamerikas haben wir viel abenteuerliches gelesen. Bis jetzt ging es immer glatt, toi toi toi! Heute geht‘s nach Costa Rica.

      Viele Grüße, Andreas

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