Authentische Entscheidungen – eine Dreijährige macht es vor

Neulich hat eine knapp Dreijährigen vorgeführt, dass es eigentlich ganz einfach ist, klar und authentisch in Entscheidungen zu sein. Sie sagt nämlich z.B. sehr konsequent an, wer in ihr Zimmer darf, wer nicht und setzt ungebetene Gäste direkt vor die Tür. Dabei ist es egal, ob es sich um den Kindergartenfreund oder die Großeltern handelt. Sie grübelt nicht lange, ob die Leute wiederkommen, sie noch mögen oder sich darüber beschweren, sondern gibt ihre Meinung kund. Das tolle dabei ist, dass ihre Eltern sie darin unterstützen, ihre eigenen Grenzen zu setzen und zu halten.

Nachdem ich das miterlebt habe, frage ich mich nun: Was laden wir als Erwachsene in unser Leben ein? Und wem oder was schließen wir die Tür vor der Nase zu? Trauen wir uns, unserer Intuition, unseren Wünschen oder Überzeugungen dabei zu folgen? Oder geschieht es manchmal, dass wir Situationen, Konstellationen oder wiederkehrende Begegnungen mit Menschen aushalten, obwohl es nicht (mehr) stimmig ist? Wenn wir immer wieder ja sagen und gleichzeitig nein meinen, haben wir bald keinen Platz und keine Kapazität mehr für das, was uns wirklich wichtig ist. Wir treten auf der Stelle, kommen nicht weiter, engen uns ein.

Ob wir es früher auch gelernt und dann später verlernt haben oder es uns gerade erarbeiten, wünsche ich uns das nötige Feingefühl zu erkennen, was uns gut tut und unser Leben bereichert. Kraft und Mut, entsprechend zu handeln. Und das Vertrauen darin, dass alles gut wird und wir Freiheit gewinnen, wenn wir klar in unseren Entscheidungen sind.

Felicitas



Eigene Grenzen überwinden – so geht’s!

Auf unserer Reise haben wir nun schon zum zweiten Mal mit einem Phänomen zu kämpfen, dass scheinbar immer dann auftritt, wenn wir eine Grenze überqueren wollen. Aus unerklärlichen Gründen gerät unsere Reise ins Stocken, wir bleiben plötzlich ganz dringend für mehrere Wochen an einem Ort – und werden sogar krank.

Jeder hat wohl schon mal so eine ähnliche Erfahrung gemacht, wenn man eine super wichtige Abschlussarbeit oder die Steuererklärung schreiben sollte. Siedend heiß fällt einem ein, dass noch ganz dringend eingekauft und das Bad geputzt werden muss. Den Keller wollte man ja auch schon immer mal aufräumen, dafür wäre doch auch genau jetzt der richtige Zeitpunkt, schließlich kann man das ja nicht ewig aufschieben.

Als wir von den USA nach Mexiko reisen wollten, bekommen wir in Kalifornien einen Durchhänger, bleiben noch drei Wochen in Glen Eden und erkälten uns. Gleiches Spiel nun auch in Mexiko an der Grenze zu Guatemala. Zwei Wochen bleiben wir in San Cristóbal, davon liegen wir obligatorisch wieder eine Woche mit Erkältung im Bett.

Mühsam raffen wir uns schließlich auf und reisen nach Palenque, wo wir eigentlich nur einen Tag die Mayapyramiden auf unserem Weg nach Tikal bestaunen wollen. Auf unserer Anreise durch den Regenwald geraten wir in zwei Straßensperren von demonstrierenden und ziemlich schlecht gelaunten Einheimischen, die den kompletten Straßenverkehr mit Geröllinstallationen lahmgelegt haben. Nach einer Weile können wir uns freikaufen und doch weiterfahren – mit den Motorrädern passen wir so grade noch zwischen den Felsbrocken durch.

Aus unserem Tag in Palenque wird dann allerdings auch noch mal eine Woche, weil sich Felicitas ganz übel Magen-Darm gefangen hat. Diesmal sogar so schlimm, dass ich mich mitten in der Nacht auf die Suche nach einem Krankenhaus mache. Eine Krankenschwester empfängt mich freundlich und sie will mit dem Arzt sprechen. Manchmal ist es auch ein Vorteil, offensichtlich Tourist zu sein. Im Flur und vor dem Krankenhaus sitzen bestimmt dreißig Mexikaner und warten auf ihre Behandlung. Der Arzt erklärt mir, dass er Felicitas sehen will und dass ich sie herbringen soll. Ich versuche im klarzumachen, dass das gerade nicht so gut ginge und ob er mir nicht ein Medikament geben könne. Aber er ist beharrlich und ich mache mich auf den Rückweg zum Hotel. Wenigstens haben wir doch nicht im Regenwald bei den Ruinen gezeltet, was eigentlich unsere erste Idee gewesen war. Wegen schlechtem Wetter hatten wir uns abends kurzfristig für ein Zimmer in der Stadt entschieden. Welch ein Glück.

Wieder im Hotel sammle ich Felicitas und alles Nötige ein und wir machen uns schwankend auf den Weg in die Nacht. Heute ist Blut-Mond. Ich kenne mich zwar mit Astrologie nicht aus, scheint aber kein gutes Omen zu sein. Etappenweise arbeiten wir uns von Blumenkübel zu Blumenkübel vor, bis wir schließlich am Krankenhaus ankommen. Wir dürfen gleich den Lieferanten-Eingang benutzen. Felicitas will schon erschöpft auf die Liege sinken, aber es muss erst noch Blutdruck und Gewicht gemessen werden. Ist aber nicht mehr viel da zum Messen. Die Krankenschwester misst nochmal, davon werden die Werte aber auch nicht besser. Der Arzt schreibt ein Rezept und erklärt mir, wie ich zur Apotheke komme. Gekleckert wird hier nicht, es gibt zwei Liter Infusion mit diversen Additiven. Froh, wieder an der frischen Luft zu sein, laufe ich los, um die Medikamente zu kaufen.

Aber die Arme ist noch nicht über den Berg. Als ich zurück bin, will die Schwester die Infusion legen. Auf der Suche nach einer Vene wird erst der eine Arm mit einem Gummischlauch abgeklemmt, dann der andere. Dann wieder der eine. Mir wird etwas teigig zumute, nur bei dem Anblick der Prozedur. Eine andere Schwester kommt hinzu und probiert auch ihr Glück, leider auch erfolglos. Klarer Fall für die Oberschwester, eine gestandene Frau. Ärmel hochgekrempelt und schweres Gerät geholt. Diesmal werden Felicitas‘ Arme mit Gummihandschuhen abgeknotet. Sie findet nur leider auch nichts. Sie verschwindet nach einer Weile und holt den Chirurgen. Ich leide mit und danke dem Herrn, dass ich Venen für Blinde habe.

Der Chirurg geht das ganze routiniert aus dem Blickwinkel seines Handwerks an. Man ist hier schließlich im Urwald und wir können froh sein, dass es überhaupt ein Krankenhaus gibt. Großzügig wird Felicitas‘ Arm desinfiziert und frohgemut macht er sich mit der Infusionsnadel auf die Suche nach der Vene. Die muss ja irgendwo sein. Und als Chirurg weiß er wohl, wo man so ungefähr suchen muss. Seine Strategie: Wenn er sie trifft, kommt Blut raus. Mir wird übel. Er stochert also in Felicitas‘ Arm herum und tatsächlich kommt bereits nach nur ein paar Minuten Arbeit Blut raus. Tadaa! Infusion anschließen, fertig.

Die ganze Zeit habe ich mein Bestes gegeben, um für meine Frau da zu sein und sie zu unterstützen. Aber das ist dann eindeutig zu viel für mich. Ich torkle aus dem Raum auf die Straße und hocke mich hin. Alles dreht sich. Gott sei Dank ist das jetzt fertig. Ich merke, wie ein Stein von mir abfällt und ich weine Tränen der Erleichterung. Ich bin stolz, dass ich das ganze Spektakel bis zu Ende durchgestanden habe. Früher bin ich schon bei dem Geruch eines Krankenhauses aus den Latschen gekippt.

Ein paar Stunden später sind die Infusionen fertig, Felicitas hat wieder Gesichtsfarbe und wir werden entlassen. Hotelurlaub ist angesagt.

Aber warum ist es eigentlich so schwer, Grenzen zu überwinden? Eine interessante Frage, mit der wir uns nun doch mal bewusst auseinander setzen wollen. Schließlich kann das bei unserer anstehenden Länderliste so nicht weitergehen.

Wieso existieren Grenzen?

Insgesamt stellt die Welt, der Kosmos, alles Leben ein Gesamtes dar. Aus der Perspektive des Welt-Alls ist ALLES Teil von ALLEM. Wenn man dieses ALLES greifen kann, sprechen wir von Einheitsbewusstsein. Es existiert keine Trennung, keine Unterscheidung, kein Gut und Böse – und somit auch keine Grenze.

Leider kann sich unser Bewusstsein dieses ALLES nur schwerlich vorstellen. Wir können uns ja noch nicht mal ausmalen, dass wir bereits vollständig in der Liebe und im Überfluss sein könnten. Und weil wir uns dieses Vollständige mit unserem Bewusstsein kaum vorstellen können, sich unsere Seele aber an das Eins-Sein zurückerinnert, erleben wir ein Gefühl von Mangel.

Damit wir in der Trennung von der Quelle, von der Einheit,  von der Liebe, überleben können, brauchen wir so dringend das Ego. Das Ego beschützt uns sozusagen und tut sein Möglichstes, damit wir in dieser Trennung überleben können. Bereits als Kind schließen wir Verträge mit uns selbst, unseren Eltern und vielen weiteren Menschen ab: Ich tue dieses oder jenes für dich, dafür hast du mich lieb. Durch diese Handels-Beziehungen versuchen wir unsere mangelnde Selbstliebe im Außen zu flicken.

Wir erschaffen uns also einen sicheren Lebensraum, in dem wir nach Möglichkeit nicht mit dem Schmerz der Trennung konfrontiert werden. Sozusagen eine Bewusstseinsblase oder -Sphäre. Einen Raum, der so bequem wie möglich ist. Dieser Raum heißt Alltag, Ablenkung, Komfortzone. Es ist sehr wichtig, das zu verstehen.

Warum ist es so schwer, Grenzen zu überwinden?

Insgeheim wissen wir aber auch, dass diese Hilfskonstruktion unseres Egos nicht wasserdicht ist. Kann sie ja nicht, weil sie die ursprüngliche Erfahrung des Getrennt-Sein nicht löst. Mittelfristig stellt sich also immer wieder Traurigkeit, Perspektivenlosigkeit, Sinnlosigkeit ein. Der Wunsch kommt auf, sein Leben zu ändern. Aber das erscheint den meisten Menschen unmöglich.

Der Wunsch ist tatsächlich unmöglich, wenn er aus dem Ego kommt! Denn das Grundprinzip des Egos basiert auf Trennung. Die Aufgabe des Egos ist ja gerade, uns in der dualen Wahrnehmung der Welt überleben zu lassen. Es wird um jeden Preis diese begrenzende Sphäre um uns aufrechterhalten, weil es davon ausgeht, dass wir außerhalb nicht überleben können. 

Kommt man den Grenzen seiner Vorstellungskraft zu nahe, erlebt man die Situation als reale Bedrohung, man erlebt Angst. Diese persönlichen mentalen Grenzen resonieren übrigens auch mit den Grenzen des Globalbewusstseins. Wenn uns also 90% der Amerikaner ein halbes Jahr lang erzählen, dass wir um Gottes Willen nicht nach Mexiko fahren sollen, müssen wir uns wohl auch mit dieser globalen Bewusstseins-Grenze auseinandersetzen.

Wie überwindet man dann eine Grenze?

Genaugenommen kann man Grenzen aus einem dreidimensionalen Bewusstsein nicht überwinden. Man kann sie nur verschieben. Ein beliebiger Geschwindigkeits-Weltrekord ist ein Beispiel dafür.

Damit gibt es aber ein Problem: Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, in einer dualen Weltwahrnehmung kann ich so viele Erfahrungen machen, wie ich will, ich kann die Einheit nie erreichen, weil ich die Grenzen meines Bewusstseins nur verschieben kann.

Es muss also ein Entwicklungssprung in eine höhere Dimension stattfinden. Der ist aber zum Glück in unserer Zeit bereits für viele Menschen möglich. Um wahrhaftig alle Grenzen zu überwinden, ist es nötig, sich vollständig an die Einheit zu erinnern. Du weißt, dass du in der Einheit angekommen bist, wenn du ausnahmslos Liebe für alles und jeden empfindest.

Die Heilung der Trennung

Mit dem Prozess der Heilung beschäftigen wir uns nun schon einige Jahre. Die Welt zu bereisen ist für uns ein gutes Werkzeug, in kürzerer Zeit die Grenzen unseres Bewusstseins und unsere Verletzungen kennenzulernen, sie zu verstehen und ein weiteres Puzzle-Stück in die Einheit zurückzuführen.

1. Das Ego einladen, nach Hause zu kommen

Der erste und vielleicht wichtigste Schritt zur Heilung ist wohl, nicht mehr gegen das Ego zu kämpfen. Diesen Kampf kann niemand gewinnen, weil wir das Ego selbst erschaffen haben. Der erste Schritt ist die Annahme des Egos, das schon unser ganzes Leben sein Möglichstes getan hat, damit wir in einer dualen Weltwahrnehmung überleben können. Wir laden das Ego ein, nach Hause in unser Herz zu kommen.

Dieser Schritt kann sehr schwer, schmerzvoll und langwierig sein. Wenn wir das Ego einladen, nach Hause in unser Herz zu kommen, dürfen wir alle verdrängten  Verletzungen und Erlebnisse der Trennung, der Handelsbeziehungen für ein bisschen Liebe und Geborgenheit, noch einmal durchleben. Aber das ist unsere große Chance! Wenn du wahrhaftig und authentisch sein willst, ist das dein Weg. Wäre es nicht ein erhebendes Gefühl, wahre und vollständige Dankbarkeit und Liebe für sich zu empfinden? Mit welch einer Güte und Liebe könnte man dann den Beschränkungen aller anderen Menschen begegnen?

Diesen Schritt der Selbstannahme ehrlich abzuschließen kann schon eine ganze Weile dauern. Ein wichtiges Hilfsmittel kann die Arbeit mit dem inneren Kind sein.

2. Nimm deine Verantwortung zurück

Als zweites müssen wir unbedingt verstehen, dass wir die komplette sogenannte Realität im Außen und Innen selbst erschaffen haben durch unsere Gedanken. Das gesamte Täter-Opfer-Helfer Karussell haben wir selbst erschaffen. Wir müssen erkennen, dass wir niemandem die Schuld für irgendwas geben können. Es gibt keine Freisprechung wegen schwerer Kindheit. Wir selbst haben nämlich alles, sogar unsere Kindheit erschaffen. Wie geht das?

Der Mensch wurde mit freiem Willen in der Einheit erschaffen. Sinnbildlich entspricht das dem Apfel im Paradies. Das Paradies repräsentiert die Einheit, in der es alles im Überfluss gibt. Es gibt alles, weil es keine Trennung gibt. Aber auch hier im Paradies gibt den freien Willen – den Apfel – wonach der Mensch selbst entscheiden kann, ob er in der Einheit oder der Dualität leben will. Essen wir den Apfel, wechseln wir von der einheitlichen Wahrnehmung in die duale.

Auf dieser Erde leben die meisten Menschen zur Zeit in der Version „duale Welt“. Gut gegen Böse, Schwarz gegen Weiß. Entscheiden wir uns für das Einheitsbewusstsein, gibt es keine Bewertung mehr. Aus dem Blickwinkel des Einheitsbewusstseins ist eine „gute“ und eine „schlechte“ Erfahrung das selbe – nämlich eine Erfahrung. Und wir haben unser ganzes Leben selbst erschaffen, um das zu erkennen. Wenn du ehrlich bist, wirst du feststellen, dass du dich bei absolut jedem deiner Lebensereignisse auch hättest anders entscheiden können, egal wie alt du warst. Die sogenannte Realität im außen ist immer nur ein Spiegel von deiner Realität in deinem Innern. Viele spirituelle Schulen gehen auch davon aus, dass wir uns sogar unsere Eltern und unsere Seelenfamilie vor der Geburt ausgesucht haben, um entscheidende Erfahrungen für die Entwicklung unserer Seele zu machen.

Wenn es dir möglich ist, zu erkennen, dass du alle und zwar wirklich ALLE Entscheidungen selbst getroffen hast, sie auch hättest anders treffen können und das Außen immer nur ein Spiegelbild deiner inneren Welt ist, dann ist es dir möglich, vollständig deine Verantwortung für dein Leben zurückzunehmen. Wenn dir dieser Schritt vollständig gelungen ist, wirst du dich nie wieder als Opfer von irgendwas oder irgendwem fühlen. Du selbst bist der 100%-ige Schöpfer deines Lebens geworden! Du schreibst deine Geschichte. Jeden Tag.

Die Überwindung aller Grenzen

Dieses Kapitel ist eigentlich überflüssig. Wenn du Schritt 1 und 2 vollständig abgeschlossen hast, existieren für dich bereits keine Grenzen mehr.

Aber: Wer ist schon vollkommen? 🙂

1. Feiern

Deshalb: Jedes Mal, wenn du eine Grenze deines Bewusstseins erkennst (und du dafür hoffentlich nicht krank werden musst!) gratuliere dir und freue dich! Du hast eine Gelegenheit gefunden, dich etwas mehr zu lieben, etwas vollständiger und etwas freier zu werden.

2. Nimm dir eine Auszeit

Nimm dir Zeit und meditiere, schreibe oder erzähle einem guten Freund davon. Finde die Verletzung und die Angst, für die diese Grenze steht. Sprich mit der Verletzung und der Angst und lerne sie kennen. Wovor will sie dich beschützen und was braucht sie?

3. Bedanke dich bei deinem Beschützer

Bedanke dich bei deinem Ego, dass es dich all die Jahre so gut behütet hat. Sage ihm, dass du jetzt bereit bist, diesen Teil von dir liebevoll anzunehmen und dass er nicht mehr von dir getrennt zu sein braucht. Und dann liebe diesen Teil von dir, so sehr du nur kannst. Umarme ihn, erzähle ihm, wie sehr du ihn liebst.

4. Drücke deine Gefühle aus

Lache, weine, schreie, tanze, springe oder alles gleichzeitig. Finde eine Form, deine Emotionen auszudrücken und die Energie wieder ins Fließen zu bringen. Unterschätze diesen Schritt nicht, egal, wie bekloppt er dir vorkommt und wie dumm du dich dabei findest. Der Kopf allein mag vieles verstehen, wenn du aber den Körper und deine Emotionen nicht mitnimmst, ist deine Erkenntnis reine Theorie. Erst der emotionale Ausdruck löst die Blockade auf energetischer Ebene!

Und dann schau, wie sich dein Leben mit diesem neuen Teil von dir verändert!

Das war unsere Angst vor der Grenze

Was kam also bei uns raus, nachdem wir diese Schritte auf unsere „Grenzdurchhänger“ angewendet haben?

Nun, nachdem uns alle möglichen Menschen über so lange Zeit erzählt haben, wie furchtbar es südlich der USA wird, haben wir ihnen immer geantwortet, dass es doch ganz viele andere Reisende gibt, die auch die Panamerikana befahren und offensichtlich dieses Abenteuer überlebt haben. Das war die Ansicht unseres Verstandes.(Unbedeutendes Details: 99% der wohlmeinenden Ratgeber hat nie einen Fuß in eines dieser Länder gesetzt.)

Bei der Meditation und Emotionalarbeit kam dann aber raus, dass unser Unterbewusstsein von unserer doch so überzeugenden Faktenlage mit Verweis auf andere Reisende gar nicht so überzeugt war. In unserem Energiekörper lautete die Information ganz klar: Wenn wir da hinfahren, wird es ganz furchtbar.

Und da sich das Unterbewusstsein doch um viel mehr kümmert, als man so denkt, hat es uns kurzerhand ins Bett gesteckt. Jetzt vor dem Grenzgang nach Guatemala so richtig und nicht so seicht wie zuvor. Das lag zum einen daran, dass wir die ersten leichten Signale nicht als solche verstanden haben und wir zum anderen immer weiter in den Süden vordringen (in den Ländern, die jetzt kommen, sollen ja alles weiterhin oder sogar noch furchtbarer sein).

Wir haben jetzt die oben aufgeführten Schritte durchlaufen und hatten eine fantastische Zeit in Guatemala. Ganz ohne Angst. Und was war? Wir haben wieder die tollsten Menschen getroffen und die spektakulärsten Kultur- und Naturhighlights gesehen. Morgen fahren wir nach El Salvador – und freuen uns!

Also: Nutz die Chance, wenn dein Körper dir eine Mitteilung macht! Es gibt viel zu gewinnen.

Grenzenlose Grüße,
Andreas


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Du selbst schreibst deine Geschichte

Weißt du noch, wie du als Kind spieltest? Du spieltest in deine Geschichten Prinzessin, Feuerwehr, Astronaut (oder wahlweise Kosmonaut), Zauberin, Cowboy, Indianer, Vater, Mutter, Kind oder Superheld. Nein, du spieltest es nicht nur, du warst es in dem Moment! Da gab es keine Einschränkung. Du warst Herrscherin eines gesamten Reiches, hattest magische Kräfte, konntest zum Mond und in entfernte Galaxien fliegen oder jedes Ziel aus einem Kilometer Entfernung mit verbundenen Augen mit dem Pfeil ins Schwarze treffen. Es gab keinen Zweifel. Du wusstest, konntest und hattest alles, was du brauchtest, um genau das sei sein, was du wolltest.

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Wer willst du sein?

Und dann? Was ist dann passiert? Dann wurdest du erwachsen. Dann ging das alles auf einmal nämlich nicht mehr. Für die Prinzessin fehlte das Schloss, für den Astronauten die Rakete und die romantischen Indianer aus den Westernfilmen gibt es so heute auch nicht mehr. Schade eigentlich. Geschichte vergessen, Träume begraben, Fähigkeiten auch gleich mit. Und obwohl du immer größer wurdest, wurdest du gleichzeitig immer kleiner.

Deine Geschichte, die von deinen Abenteuern und Freuden erzählt, beschreibt nun nur noch wie du alles daran setzt, deinen Job zu behalten, wie du deine Steuererklärung machst oder das Haus putzt und dich im Hamsterrad drehst.

Und was wäre, wenn du diese, deine Geschichte wieder in die des Cowboys und der Zauberin umschreiben könntest? Geht nicht? Zu spät? Zug schon abgefahren? Dann habe ich hier ein Beispiel von historischer Bedeutung, das das Gegenteil zeigt! Erzählt hat uns dieses unser neuer Freund Leo als wir mit ihm Tempelruinen in Mexico City besuchen.

Wie die Azteken ihre Geschichte schreiben

Also begeben wir uns zurück in das 14. Jahrhundert und zwar nach Mexiko zu den Azteken. Diese zählten zu einem der wüstesten Stämme, die im heutigen Raum Mexikos lebten. Sie waren sogar so wüst, dass die anderen Stämme nichts mit ihnen zu tun haben wollten – sogar dann nicht, als die Azteken hungernd nach Hilfe suchten wurden sie fortgejagt. So zogen sie rund um den See herum, der heute Mexiko Stadt ist, und waren irgendwann vermutlich ziemlich verzweifelt. Aber weg gingen sie offenbar davon auch nicht.

Also sannen die anderen nach einer neuen Möglichkeit, die Azteken loszuwerden. Schließlich überlegten sie sich, den gemeinsamen Feind einfach auf die Insel inmitten des Sees zu schicken. Diese wurde nämlich nur von überaus giftigen Schlangen bevölkert und die sollten dann den unliebsamen neuen Nachbarn endlich den Garaus machen.

Doch es kam irgendwie ganz anders als gedacht: Die Azteken fingen die zahlreichen Kriechtiere und aßen sie einfach auf. Dann entwässerten sie den Boden, gruben Kanäle und bauten Gemüse an – teilweise sogar in Booten. Sie wurden richtig sesshaft und fingen auch alsbald an, ihren Göttern zu huldigen. Die Hauptgötter waren Tlalok, der Gott des Regens, und Huitzilopochtli, der Gott des Krieges. Beide nahmen ausschließlich Menschenopfer als Gabe an. Du kannst dir vorstellen, wie es weiterging. Die Azteken überfielen mit ihren berüchtigten Truppen die Nachbarstämme, machten Sklaven und ließen das Blut in Strömen fließen.

Vom geächteten Stamm zum Erschaffer einer Nation

Ihre Götter wünschten sich offenbar alle 52 Jahre eine neue Schicht um den ihnen geweihten Tempel. Das hatte nebst eines vergrößerten Bauwerks allerdings eine Einweihungszeremonie zur Folge, in der das But nur so strömte. Natürlich primär das Blut von Nicht-Azteken. Die umliegenden Nachbarn bekamen es entsprechend ziemlich intensiv mit der Angst zu tun und versuchten es mit Tributzahlungen bzw. wurden zu diesen angehalten. Die wurden selbstverständlich gerne angenommen, doch die Götter forderten weiterhin ihren Blutzoll. Also schauten die Azteken immer mal wieder bei ihren Nachbarn vorbei und nahmen welche mit.

Nach und nach entwickelten sich die Azteken zum mächtigsten Stamm in Mittelamerika. Da sollte die Geschichte des vertriebene Volksstammes nicht als Makel an ihnen haften bleiben. Sie entschlossen sich also, einen kleinen Kunstgriff zu tätigen und schrieben die Geschichte einfach neu: Die Azteken waren auf der Suche nach einem Ort, um sesshaft zu werden. Es erschien ihnen dabei ein Adler über einer Insel. Er flog auf diese herab und fing eine Schlange, um sie zu verspeisen. So wussten sie, dass dort die ihnen von den Göttern angedachte Heimat sei. Jetzt brauchst du nur zu wissen, dass die Azteken den Adler als einen besonderen Vogel verehrten, um zu verstehen, warum er ihnen so eindrücklich den Weg aufzeigte.

Tja, und weil die Azteken so bedeutend waren, ein Imperium und die heutige Hauptstadt Mexikos gründeten, bekam ihre Adler-Vision das Wahrzeichen auf der Nationalflagge. Wer es ganz genau wissen will, kann ja noch ein bisschen weiter recherchieren.

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Pyramid of the Sun in Teotihuacán

Die Geschichte verändern, darf man das denn?

Tja, aus psychologischer Sicht handelt sich dabei sogar um ein probates Therapiemittel. Denn, es gibt einen interessanten Fakt: Unser Gehirn kann zwischen Realität, was das objektiv auch immer betrachtet sein mag, und Fiktion nicht differenzieren. Das kennst du ja schon von deine Spielen als Kind. Du warst ganz real ein Indianer oder Astronaut. Eine Geschichte ist also genau dasselbe für unser Denkorgan wie etwas tatsächlich Erlebtes. Vielleicht haben die Azteken das auch schon herausgefunden? Sie haben sich vielleicht auch gedacht, warum als Vertriebener, unliebsamer Stamm durch die Epoche schleichen, wenn man auch als Superstamm Weltgeschichte schreiben kann? Sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär, wenn du verstehst, was ich meine.

Doch derartige Pläne, Millionär, Superheld, Bezwinger von Herausforderungen, kann man eben nicht umsetzen, wenn man von sich das Bild eines Kriechwurms hat. So haben die Azteken es sogar als ganzes Volk geschafft, ein Bild von sich und ihrem Ziel zu entwerfen und ihre Geschichte entsprechend zu schreiben – und zwar rückwärtig und zukünftig. Und diesen Fakt finde ich spannend. Sie hätten ja auch einfach in der Stunde ihrer Not aufgeben und verhungern oder sich den Reptilien zum Fraß vorwerfen können. Wollten sie aber nicht und so haben sie für sich gekämpft. Sie hatten von sich das Bild eines prosperierenden Stammes mit Kultur und offenbar auch weitreichendem Einfluss.

Ach ja, nur um eines sicherzustellen, ich meine jetzt nicht, dass man einzeln oder als komplettes Volk die eigene Geschichte verleugnen oder bei der Verwirklichung seiner Träume über Leichen gehen soll. Die eigene Geschichte zu kennen, ist wichtig. Denn wenn man weiß, wo man herkommt, löst das einige Fragen in der Findung der eigenen Identität. Die Azteken haben sich so verhalten, wie es in ihrer Zeit üblich war. Da standen eben noch Menschenopfer und das gegenseitige Überfallen hoch im Kurs. Heute ist das glücklicherweise aus der Mode gekommen. Ich finde es jedenfalls faszinierend, wie ein ausgestoßener, fast dem Ende geweihter, zugegebenermaßen sehr kriegerischer Stamm, sich einen Lebensraum schafft, eine Kultur aufbaut und über Jahrhunderte die Weltgeschichte prägt.

Experiment: Die eigene Geschichte entwerfen!

Und wie ist das bei uns selbst? Haben wir eine Vision von und für uns? Kämpfen wir immer für das, was uns wichtig ist? In vielen Fällen lautet die Antwort vermutlich: Nein, tun wir nicht. Weil, ja weil, weil wir gerade müde sind, weil der Gegenüber uns dann vielleicht nicht mehr so mag, weil uns Gegenwind erwartet, weil morgen auch noch ein Tag ist, weil unsere Geschichte nun mal die des braven Bürgers, Arbeiters, Nachbarn ist. Gründe gibt es derer viele. Ich glaube, das oft der Hauptgrund ist, dass wir uns einfach nicht vorstellen können, dass unsere Geschichte, unser Leben anders sein könnte als es das gerade ist. Lassen andere oder die Umstände für uns entscheiden und leben irgendein Leben, aber nicht das eigene.

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Wer bist du: Einsamer Steppenwolf, wildes Raubtier, flauschiger Kuschelwolf?

Ist doch ein interessantes Experiment: Ich male mir meine Lebensgeschichte mit mir als Hauptdarsteller aus. Vielleicht auch erst einmal für den nächsten Monat oder die nächste Woche – und zwar mit allen Raffinessen! Wie bin ich? Was zeichnet mich aus? Was erlebe ich? Wie fühle ich mich? Und dann verhalte ich mich eben einfach entsprechend meiner Geschichte. Denn, ich bin ja ihr Autor, ich kann schreiben, was passiert. Und wenn es mal unangenehm ist, überlege ich eben, wie sich der Held der Geschichte verhalten soll und tue es eben. Beim Spielen als Kind kannte ich als Zauberin beispielsweise alle, aber wirklich alle Zauberformeln auswendig und konnte sie in jedweder Situation anwenden und diese in meinem Sinne anpassen. Also warum nicht einfach als Erwachsene dasselbe tun?

Das Ganze klingt zu abstrakt? Ein Beispiel: Vor drei Jahren haben wir uns entschlossen, mit den Motorrädern um die Welt zu knattern. Entsprechend haben wir unsere Geschichte so ausgemalt, dass wir eine tolle Reise erleben werden, Menschen begegnen werden, Herausforderungen meistern, unsere Wohnung erfolgreich untervermieten, unseren Chefs unsere Pläne unterbreiten und insgesamt einer Zukunft entgegen sehen, die nur bedingt planbar ist. Ich habe mir fürderhin vorgestellt, dass ich so lässig und überzeugend zu meinem Chef ins Mitarbeitergespräch gehe, dass ich noch meinen Anschlussvertrag für ein weiteres Jahr unterschreiben und weiterhin tolle Aufgaben haben werde, obwohl ich im selben Atemzug kündige. Hat funktioniert. Musste meinem Chef nur versprechen, eine Postkarte aus Patagonien zu schicken.

Fake it until you make it!

Das ist ebenfalls eine alte Psychologenweisheit. Also einfach so tun, als hätte man die neuen Verhaltensweisen schon verinnerlicht und integriert. Das klappt. Denn, Fiktion und Realität sind dasselbe! Und wenn es nicht beim ersten Versuch funktioniert, dann beim nächsten – auch Superhelden haben ihre Lernkurve.

Die Azteken haben sich bestimmt auf ihrer Schlangeninsel ebenfalls vorgestellt, wie toll es und heimelig es dort einmal werden wird und wie sie dort in schicken Häusern wohnen und Ruhe vor ihren Nachbarn haben werden. Tja, und heute ist die Schlangeninsel sogar die Hauptstadt eines Landes, der Adler aus der Vision ist auf der Nationalflagge. Und es gibt fürderhin sogar diverse Spiele mit den Azteken zum Thema Schätzebergen, vom Brettspiel bis hin zum Online-Game, und Montezumas Rache ist uns auch allen geläufig.

Mehr zum Thema von Amy Cuddy

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=6cnldCAR710?rel=0&w=560&h=315]

Wie geht deine Geschichte?

Das Ganze Geschichteschreiben ist schön und gut, es gibt nur eine Sache zu beachten: Es funktioniert nur, wenn die Geschichte von meinen eigenen Herzenswünschen handelt. Wenn ich mir erzähle, dass ich der nächste Cocodile Dundee werde, weil Paul Hogan im Fernsehen so cool und lässig rüberkam, ich aber insgeheim nichts mit den Großechsen zu schaffen haben möchte, dann werde ich höchstens mit dem Stoffalligator beim Filmegucken glückliche Zeiten haben, das Flugticket ins Caiman-Paradies Florida aber nie bezahlen können.

Also kommen wir zurück zum Anfang: Was begeistert mich? Was macht mich glücklich? Was ist etwas, das mir entspricht? Wie soll mein Leben in den schönsten Farben gezeichnet sein? Bei welchen Tätigkeiten lache ich wieder wie ein Kind und vergesse die Welt um mich herum? Welches Verhalten inspiriert mich, lässt mich wachsen, mein Potential entfalten? Wie soll meine Lebensgeschichte lauten, wenn ich sie meinen Enkeln einmal erzähle?

Von diesen Dingen soll meine Geschichte handeln! Denn so wird es keine 0815-Kino-Story, sondern meine ganz eigene. Und das geht nur, wenn sie von meinen Herzenswünschen erzählt. Denn für diese lohnt es sich zu kämpfen, zu arbeiten und Herausforderungen zu bezwingen. Und für die Umsetzung von Herzenswünschen sehen plötzlich alle erforderlichen Ressourcen zur Verfügung.

Also, den mentalen Stift gezückt, die eigene Herzensgeschichte schreiben und sich so erfinden, wie man es sich schon immer vorgestellt hat! Viel Vergnügen dabei, denn das soll das Ganze ja ebenfalls bringen. Zur Inspiration gibt es noch passend zum Thema einen Song der Indie-Band Madsen aus dem Jahre 2006. Den find ich persönlich inspirierend, weil hier die Konfrontation mit uns allen bekannten Herausforderungen in den Kontext der Ewigkeit gesetzt wird und die Quintessenz für mich lautet, dass wir eben mehr sind als nur ein kleiner Augenblick im Getriebe der Zeit. So wie die Azteken.

Madsen – Du schreibst Geschichte

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=d9KcHGm1Qog?rel=0&w=560&h=315]

Weil die Welt sich so schnell dreht
Weil die Zeit so schnell vergeht
Kommst du nicht hinterher
Weil die Hektik sich nicht legt
Und du in der Masse untergehst
Bist du ein Tropfen im Meer

Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das womit alles begann
Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
Mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr

Weil ein Monster vor dir steht
Und dir bedrohlich in die Augen sieht
Bist du lieber still
Weil jeder dir erzählt
Wer du bist und was dir fehlt
Vergisst du, was Du sagen willst

Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das womit alles begann
Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
Mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr

Weil du nur einmal lebst
Willst du, dass sich was bewegt
Bevor du gehst
Bevor du gehst

Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das womit alles begann
Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
Mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr

Felicitas


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Alles ist gut

Zu jeder guten Motorradweltreise gehört es, einmal irgendwo derartig im Schlamassel zu stecken, dass es aus eigener Kraft nicht möglich ist weiterzufahren und nur mit fremder Hilfe ein Vorwärtskommen sichergestellt ist. Das weiß jeder, der eine solche Himmelfahrt einmal angetreten ist aus eigener Erfahrung. Und natürlich machen wir zwei da auch keine Ausnahme – warum auch, wir wollen ja das ganz große Abenteuer erleben.

Seelisch und moralisch haben wir uns also schon vorab vorbereitet und darauf gesetzt, dass im Fall des Falles alles gut wird. Genau so wie in all den schönen Geschichten anderer Reisenden, oder so, wie wir es schon erlebt haben. Doch als es dann so weit ist, ist es kurzzeitig echt ganz schön mies und wir müssen uns schleunigst an unsere guten Vorsätze erinnern. Ja ja, Vertrauen ist schon so eine Sache, ne?!

Daheim haben wir einen guten Freund, Thomas, und der sagt uns immer, ja wirklich immer, dass alles gut ist. Egal, wie herausfordernd eine Situation auch gerade für uns sein mag. Er ist immer super gelassen und extrem entspannt, sich seiner Aussage gewiss. Alles ist gut. Wir zwei wollen das meistens nicht hören und Haare in der Suppe finden. Doch Thomas lässt sich von sowas natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Er bleibt dabei: Habt Vertrauen, alles ist gut.

Einfach von der Straße geweht

Unser Weg führt uns nach San Cristobal, einem wirklich wundervollen Ort, zu Liliana, unserer nächsten Gastgeberin (sie ist übrigens die Schwester von Rennprofi Nicolas, den wir unterwegs kennen gelernt haben). Also ein sehr erstrebenswertes Ziel, da sie uns fürderhin als begnadete Köchin angepriesen wurde.

Bei Reisestart am Morgen ist alles normal. Es weht ein zugiges Lüftchen, das nervt jetzt nur ein bisschen. Also tun wir das, was getan werden muss: Gegen das Gebläse lehnen, aufs Moped ducken und weiterfahren. Doch irgendwie will es nicht dabei bleiben. Der Wind pustet immer heftiger. Ich rufe sicherheitshalber die ersten Schutzheiligen an. Das hilft vorerst für die nächste Distanz. Doch dann kommt eine orkanartige Sturmböe – und weht mich einfach um. Glücklicherweise fuhr ich nur langsam. Und dennoch. Irgendwie gibt es Schöneres im Leben als von der Straße geweht zu werden. Auf der Haben-Seite: Es regnet wenigstens nicht.

Palmen, Sturm_DSCF7793_1180

Der Sturm versucht sogar die Palmen auf den Boden zu drücken.

Jetzt fluche ich erstmal fürchterlich, denn die Fußraste hat sich unangenehm in meine Wade gebohrt, und schicke gleichzeitig Stoßgebete gen Himmel. Hoffentlich gelangen die durch die Turbulenzen doch ans rechte Ziel. Hilfe naht auch schon prompt in Form von Andreas. Nur mit vereinten Kräften schaffen wir es, das Moped gegen den Wind, den Orkan, das Tosen, die unsichtbare Naturgewalt wieder aufzurichten. Jetzt legt sich das Treiben so richtig ins Zeug und ich kann das Moped noch nicht mal alleine gegen den Sturm halten. Andreas hat sein Moped vorausschauend in Windrichtung abgestellt. Also drehen wir mein Moped ebenfalls schleunigst, damit wir nicht noch alle drei die Böschung runtersegeln.

Wie gehts weiter? – Nerven liegen blank im Nirgendwo

Und dann tun wir das, was Paare in dieser Situation meistens sehr gerne tun: Wir brüllen uns ordentlich an. Zum Teil auch, weil wir uns anders einfach nicht hören würden. Aber auch, um Wut, Frust und Angst loszuwerden und irgendwie einen Konsens zu finden. Ganz im Sinne, wer lauter brüllt, hat mehr recht. Vor uns eine Straße ungewisser Länge durch einen wütenden Tornado. Hinter uns eine Tankstelle. Sonst nichts. Ach ja, und konträre Ansichten, wie wir weiterverfahren wollen, haben wir auch. Also eine optimale Ausgangslage für Produktivität und die Anwendung paarlich erprobter Problemlösestrategien.

Letztendlich entscheiden wir uns, die Option Tankstelle zu wählen und dort weiter zu überlegen. Glücklicherweise fährt Andreas mein Moped bis dahin zurück. Ist mir ein Rätsel, wie er auf der Straße bleibt, ich komme kaum zu Fuß ans Ziel. Im Windschatten der Tankstelle angekommen, heißt es erstmal die schlotternden Knie zu beruhigen und darauf zu vertrauen, dass sich hier das erhoffte Wunder einstellt.

Wo bleibt die Rettung?

Wir werden prompt begrüßt und zwar von einem Typen mit Maschinengewehr. Besteht die Rettung jetzt in einer vorzeitigen Erlösung irdischen Leids durch ihn? Teilweise. Er gibt erst mal darüber Auskunft, dass die Straße berüchtigt für die stürmischen Turbulenzen sei und das auch insbesondere für die nächsten hundert Kilometer. Käse. Und dann haben wir dieselbe Idee, dass es sehr, ja wirklich sehr großartig wäre, wenn uns einfach ein LKW, Transporter oder Camionetta – wie es hier heißt – mitnähme. Schließlich gehen die Geschichten anderer Reisenden auch immer so: Aus dem Nichts materialisiert sich einfach die Hilfe.

Bei uns ist das noch nicht ganz der Fall. Also erst mal tanken, wenn wir schon mal da sind. Der Tankwart gibt Streckentipps und Alternativrouten zum Besten. Ist das jetzt die Lösung? Einfach woanders langfahren? Dableiben geht jedenfalls nicht. So richtig behaglich erscheint mir das Ganze aber auch nicht. Immerhin müssen wir dann wieder raus aus dem Windschatten und wer da auf uns wartet, wissen wir ja schon. Und nun?

Dann, plötzlich, ein roter Kleintransporter taucht auf. Magisch zieht er unsere Blicke auf sich. Wir sind uns einig, der muss es sein! Unser Ausweg! Sicherheitshalber fragen wir unseren Maschinengewehrmann, der sich übrigens als Polizist ausgibt, ob er für uns eine Mitfahrt anfragt, da unser Spanisch in der Not nicht unbedingt besser wird. Klar, will er tun. Also, er stiefelt zum Fahrer. Nach einem kurzen Plausch mit einer 1,50 m langen Waffe in der Hand seines Gegenüber findet der Fahrer offenbar auch Gefallen an einer Rettungsaktion. Zufällig muss er nämlich in genau dieselbe Richtung wie wir und zufällig ist seine Ladefläche leer.

Mit vereinten Kräften Mopeds aufladen

Tja, und dann wird es interessant. Wir müssen jetzt nämlich irgendwie die Vehikel aufladen. Und das knapp einen Meter hoch. Anlauf nehmen und springen geht nicht. Ne Rampe gibt es auch nicht. Mittlerweile ist das gesamte Tankstellenpersonal mit unserer Weiterfahrt beschäftigt. Während der Camionetta rückwärts an eine kleine Erhöhung gefahren wird, schafft nämlich einer der Männer ein fettes Brett heran. Fertig ist die Auffahrt. Man muss nur noch hochbrettern. Klingt in der Theorie einfach, ist es in der Praxis auch. Jedenfalls sagt das Andreas immer so. Also getreu seines Mottos fällt ihm der Part zu, die 200-Kilo-Maschinen herumzumanövrieren und den schmalen Steg raufzufahren.

Die Herren der Tankstelle packen mit an und mit vereinten Kräften stehen nach einer halben Stunde zwei Mopeds und vier Koffer festgezurrt auf dem roten Transporter. Weiter geht die Reise.

Die Hilfe kommt von Herzen

Zu zweit quetschen wir uns dann auf den Beifahrersitz und sind erstaunt, wie mühelos der Transporter dem Sturm standhält. Neben uns fliegen fast die Palmen aus der Bodenverankerung. Auf den Mopeds hätten wir keine Chance gehabt. Was für ein Glück, dass wir im Auto sitzen!

Unser Fahrer Hilarion ist ein wahrer Glückstreffer. Er kennt die Strecke und den dazugehörigen Wind, da er hier täglich Mangos transportiert. Außerdem ist er Besitzer einer grandiosen Autoinneneinrichtung und eines USB-betriebenen Radios. Bei mexikanischer Volksmusik erholen wir uns also für die nächsten zwei Stunden. Passenderweise ist Hilarions Zielort der Zugang zu der von uns benötigten Autobahn.

Als wir uns überlegen, wie wir uns erkenntlich zeigen können und ob sich unser Helfer eine Prämie erhofft hat und wenn ja wie hoch, sagt Hilarion, dass seine Unterstützung von Herzen – de corazon – kam. Er freut sich einfach, dass es uns gut geht. Das angebotene Geld lehnt er ab.

Kleiner Stunt zum Mopedabladen

Nun kommt irgendwie doch das Thema auf, wie wir die Mopeds wieder abladen. Und auch hier fügt sich wieder alles famos. Wir steuern auf eine Bauruine zu, die Wunder o Wunder, genau auf der Abladehöhe des Transporters liegt. Hilarion verabschiedet sich mit Handschlag und wir sind wieder auf uns gestellt.

An dieser Stelle möchte ich sagen, dass es neben all den wirklich schönen Gründen mit Andreas zusammenzufahren ein wahres Glück ist, dass der Mann schon von Kindesbeinen an auf Zweirädern unterwegs ist und auf Geländefahrten steht. Er baut sich, ganz der Ingenieur, aus herumliegendem Schutt eine Steintreppe, die von der Empore herabführt. Weil er seine Abfahrt von oben nicht sehen kann, markiert er diese mit zwei „Torsteinchen“, sodass er auch an der richtigen Stelle über die Mauer fährt. Dann bringt sich Andreas locker in Position, visiert sein Ziel an – und fährt da mal eben eine wackelige Zielgelkonstruktion runter. Ziemlich cool. Das ist sogar so cool, dass er gleich beide Mopeds auf sicheres Gelände bringt.

Letzte Hürden

Nachdem wir wieder auf der Straße sind, stellen wir fest, dass in einer Stunde die Sonne untergeht. Und es sind noch mindestens drei zu fahren. Also rangehalten. Wir brettern, was das Zeug hält. Die Landschaft nehmen wir kaum wahr, teilweise, weil wir uns so beeilen, es immer dunkler wird und teilweise, weil unser alter bekannter Freund Supersturm wieder am Start ist. Diesmal mit dicken Regenwolken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir aber doch endlich im Stockdunkeln und durchgefroren bei Liliana an. Obwohl wir uns zum ersten Mal sehen, nimmt sie uns herzlich in Empfang wie alte Bekannte und lecker Essen gibt es auch. Wir sind fix und fertig und gleichzeitig sehr dankbar für all die Hilfe und auch dafür, noch am Leben zu sein.

Ende gut, alles gut

Heute haben wir wahrlich eine eindrucksvolle Lektion in Sachen Alles ist gut und Hab Vertrauen gelernt. Sich gewiss zu sein, dass die richtige Hilfe genau dann erscheint, wenn wir sie brauchen, dass wildfremde Menschen mitanpacken und einfach da sind. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, Hürden zu meistern, es zu schaffen.

Als Resumé unseres Abenteuer-Tages denken wir also an Thomas und seine Worte. Auch wenn wir zwischendurch ehrlich gesagt unsere Zweifel haben, die Grundgewissheit bleibt trotzdem immer irgendwo im Hinterkopf: Irgendwie wird es eine Lösung geben. So gesehen, war sogar das Vom-Moped-geweht-Werden im Nirgendwo gut. Denn sonst hätten wir nicht an eben dieser Tankstelle haltgemacht und unseren Rettungsfahrer Hilarion getroffen.

Also Thomas, wir sehen es ja ein: Alles ist gut!

Felicitas

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Willst du mit mir gehen? Teil 2: Gastfreundliche Erfahrungen.

Vier unserer Erlebnisse in Kanada zum Thema Gastfreundschaft

An dieser Stelle möchten wir euch, werten Gastgebern, herzlich für Unterkunft, Zeit, Gespräche danken!

I. Die erste Nacht in Kanada und Familienbande

Heute soll es zu Emily und Nathan gehen, Freunden von der Enkelin von Doris. Wir reisen also nach Kanada ein, geben am Zoll und in äußerst holperigem Französisch bei einem einreiseerprobten Beamten ganz ordnungsgemäß unsere fünf Kartoffeln und zwei Tomaten an (wir müssen solche Mindermengen dann aber doch glücklicherweise nicht verzollen). Beschwingt ob unseres Glückes brettern wir begeistert in den Sonnenuntergang und rasen fast ins nächstgelegene Gebüsch. Irgendwie haben wir wohl den Schotterweg, der nahtlos an die Asphaltstraße anschließt, übersehen. Gut, dass unsere Reifen das aushalten.

Bei Emily und Nathan werden wir von drei Kindern, drei Hunden, neun Katzen und mehreren Kühen – zweien übrigens im Garten hinterm Haus – mit Lasagne mit der Kuh Padma als Hauptingridienz und heiteren, therpeutisch wertvollen Gesprächen begrüßt – wir wollen schließlich für unser seelisches Gleichgewicht nach unseren Happy Farmstay sorgen. Jetzt können wir endlich wieder ruhig schlafen und nach einer regendurchweichten Vornacht trocknen. Unsere nächste Unterkunft ist auch schnell klar: Emilys Schwester nämlich.

Der Weg zu Meghan und Nick ist geprägt von sechs Stunden Dauerregen. Doch auch hier werden wir zur späten Abendstunde herzlich und sogar mit einem Schuhtrockner empfangen. Luxus.

Na super. Jetzt haben wir schon allen erzählt, dass wir drei Sommer hintereinander haben werden und nun so was. Aber das mit dem Regen erzählen wir einfach nicht, Fotos machen wir dann auch keine und so wird nie jemand von knapp zwei Wochen Dauerregen erfahren. So einfach geht das.

II. Ein Fremder sammelt uns in einer Kirche ein

Wir sind halbwegs trocken wieder on the road. Es regnet allerdings schon wieder und irgendwo am Straßenrand machen wir kurz in einer wunderschönen Kirche Halt, um nicht vollends durchzuweichen und das Bauwerk zu bewundern. In den Reihen ist gerade ein Fotograf an der Arbeit. Wir kommen mit ihm über Motivauswahl und Reisen ins Gespräch und er fragt Wisst ihr schon, wo ihr heute schlaft? Als wir verneinen, sagt er Dann kommt doch zu mir.

Wir verbringen drei tolle Tage bei Patrick, Caroline und ihren drei Kindern. Beide sind selbst schon viel gereist, waren sogar zwei Jahre am Stück unterwegs. Wir bestaunen Patricks Fotos und werden von ihm sogar als Komparsen für einen Informations-Film, den er für die Stadt dreht, gefilmt. Wow! (Hier kannst du die Reise der zwei Québecer und hier die Firmenhompage von Patrick Nadeau ansehen.)

III. Einladung aufgrund der fünf Kartoffeln

Uns zieht es weiter gen Niagara Fälle. Wundervolle und völlig überteuerte Aussicht dort. Zur Nachtruhe wurde uns ein Campingplatz mit Seeblick angepriesen. Wir fahren also recht spät von den Fällen los – das Navi kennt ja den Weg. Dachten wir. Das Navi hielt offenbar eine kleine hüttenartige Aussichtsstelle für den Zeltplatz. Na super. Zelten darf man hier jedenfalls nicht. Es ist mittlerweile zehn Uhr und dunkel. Wir suchen bei der Tankstelle Nervennahrung und Rat. Der Kassierer an der Tankstelle kennt keinen Zeltplatz und guckt uns irgendwie mitleidig an. Er empfiehlt uns, irgendwo unter der Brücke oder in den Weinbergen zu campieren. Fabelhaft.

Doch unser Glück ist uns hold. Nach fast zwei Stunden Rumgegurke in der Nacht finden wir dann doch einen Premium- Campingplatz. Der hat allerdings trotz Premiumstatus‘ um Mitternacht geschlossen. Wir lassen uns von der Schranke, die Unbefugte von den Urlaubern fernhalten soll, nicht aufhalten. Mit den Mopeds ist die Schranke fluxs umfahren und in einiger Entfernung von Wohnwagenmutterschiffen klammheimlich das Zelt aufgebaut. Gut, dass es tarnfarben ist.

Am nächsten Tag fährt ein Original-VW-Käfer vor. Oldtimer-Fan Michael steigt aus, unterhält sich mit uns übers Reisen und dann sagt er, dass er einen Freund hat, der auch mit dem Motorrad reist und sogar deutsch spricht. Er will ihn mal anrufen.

Zwischenzeitlich verabreden wir uns mit Michael zum Bier am Lagerfeuer. Wir werden noch gefragt, ob wir was aus dem Supermarkt brauchen und verneinen das. Wir haben schließlich noch Haferflocken und die nach Kanada überführten Kartoffeln im Gepäck. Als Michael uns abends mit dem Kocher und fünf Mini German-Balls (so heißt wirklich diese Kartoffelsorte) sitzen sieht, bekommt er Mitleid mit uns oder er zweifelt an unseren Kochkünsten. Das haben wir ihn aber nicht gefragt. Sofort werden wir zu Pizza und Bier bei ihm eingeladen.

Am Feuer angelangt, schwelgen wir in viel zu süßen Marshmallows und s’more (Keks, Schoko, Marshmallow über dem Feuer gebraten). Erwachsene vertragen eigentlich nur höchstens zwei Marshmallos, doch für ein Foto tut man ja so einiges. Danach ist uns schlecht und wir müssen uns erst mal legen.

IV. Grüße aus der Heimat

Der Freund von Michael – er heißt auch Michael – kommt am nächsten Morgen auf seiner KLR vorbei, zeigt uns seine Reisemaschine und lädt uns direkt zu sich und seiner Frau Heather nach Hause ein. Hier verbringen wir tolle Tage, werden bekocht, schlafen in einem barocken Zimmer und genießen den Erie-See. Hier haben wir auch Heimatfeeling, da Michael fließend deutsch spricht und im Besitzt von eines VW-Bully und eines VW-Käfer aus den 60ern ist! Hinzu kommt eine antike Sammlung von Radios inklusive des praktischen Volksempfängers.

Tja, da siehst du mal, wie schnell und einfach das geht, von der Straße aus eingesammelt zu werden. Gerade erleben wir übrigens wieder etwas Ähnliches…

Felicitas


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Willst du mit mir gehen?

Na gut, meistens heißt es eher: Wenn ihr mögt, kommt doch vorbei! Ihr könnt gerne bei mir für ein paar Tage bleiben. Ach was, bleibt so lange ihr wollt. Und obwohl wir von unseren Eltern gelernt haben, nicht mit Fremden mitzugehen – auch nicht, wenn sie etwas Verheißungsvolles wie ein Mittagessen oder sogar einen Platz zum Ausruhen anbieten – folgen wir den verlockenden Angeboten. Es war immer die richtige Entscheidung.

So kommt es, dass wir in knapp sechs Wochen Reise ungefähr zwei Drittel der Zeit bei uns völlig Unbekannten waren, die uns teilweise sogar von der Straße aufgesammelt haben. Es ist tatsächlich so, wir, zwei dahergelaufene Hempel aus Deutschland, werden von Menschen spontan eingeladen, bei sich zuhause zu schlafen, gemeinsam zu essen. Wir sind dann nicht mehr die ganz doofen Touristen, die von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzten, sondern Gäste.

Bei den Besuchen stellt sich oft sogar direkt die Vertrautheit eines Besuches wie bei Freunden und Bekannten ein. Nebenbei schwelgen wir im Luxus, da wir in einem richtigen Bett schlafen, eine zumeist mit diversen Shampoos ausgestattete Dusche und  die Waschmaschine nutzen können, bei Regen ein festes Dach überm Kopf haben.

Wo schlafe ich? Was esse ich? Wo dusche ich? Wo wasche ich die Wäsche? Wo fahre ich als nächstes hin? Das sind nämlich die Fragen, die sich jeder Reisende täglich stellt. Das wissen auch unsere Spontangastgeber, da sie selbst durch die Lande gezogen sind, ähnliche Gastfreundschaft erlebt haben oder die Tagesthemen einer Reise kennen. Oft freuen sie sich auch einfach über Besuch.

Und jetzt einmal Hand aufs Herz:

Hast du schon einmal zwei völlig Fremde aus einem ganz anderen Land, die du irgendwo triffst, zu dir in dein Refugium eingeladen und beherbergt?

Wenn ich ehrlich bin, ich noch nicht. Klar haben schon mal Freunde von Freunden, die ich nicht kenne, bei mir übernachtet. Aber so ganz Unbekannte? Mh.

Warum eigentlich nicht? Wenn ich davon ausgehe, dass sich der andere so verhält wie ich mich als Gast verhalten würde, dann trinke ich vielleicht zu viel Kaffee oder blockiere zu lange die Dusche. Ansonsten freue ich mich an Gesprächen, esse fast alles, helfe beim Spülen, mache zumeist nix kaputt und ärgere auch nicht den Hund. Also eigentlich ganz okay, oder?

Was hält also davon ab, jemand Fremdes zum Übernachten einzuladen? In Deutschland, Skandinavien, Belgien haben Andreas und ich schon mehrmals Touren unternommen und wurden nicht direkt von der Straße weg eingesammelt.

Um die Sache zu ergründen, kommen gepflegte Vorurteile ins Spiel und die Sprache wird zu Rate gezogen. Im Englischen ist es eigentlich ganz plakativ:

stranger = Fremder, Unbekannter

strange = seltsam, komisch

daraus müsste also folgen: stangers are strange = Fremde sind seltsam

Das scheinen sich die Englischsprachigen so jedoch nicht zu denken und laden uns ein. Vielleicht handelt es sich also um ein deutsches oder europäisches Phänomen á la my home ist my castle und mir soll bloß nicht so ein Trojanisches Pferd, das da so harmlos in Form einer V-Strom im Vorgarten parkt, ans Hause kommen…? Motorradfahrer sind eh irgendwie komisch. Da sieht man beim Fahren auch kein Gesicht von denen. Nee, die machen bestimmt nur Dreck und außerdem kenne ich die ja gar nicht. Sollen die doch lieber  irgendwo zelten – aber nicht bei mir, erst recht nicht, wenn es regnet, dann machen die ja noch mehr Dreck.

Hat man hier, in der schönen neuen Welt, vielleicht einfach mehr Lust auf ein Abenteuer? Oder stecken das Reisen und das Entdecken von Unbekanntem noch im Blute? Denn sowohl Kanada als auch die USA sind im Vergleich zu Europa doch recht jung. Ist man in der Jugend nicht häufiger etwas wagemutiger als im gesetzten Alter?

Um der Sache weiter auf den Grund zu gehen und weil ich neugierig bin, bitte ich dich, deine Erfahrungen zum Thema Gastfreundschaft zu teilen und im Kommentar davon zu berichten. Wo wurdest du schon einmal unbekannterweise beherbergt? Wen hast du schon einmal eingeladen? Was hat dich gefreut?

Beispiele der von uns erlebten Gastfreundschaft folgen in den nächsten Tagen als Sammelwerk mit Fotos.

Ich freue mich auf deine Geschichten.

Felicitas


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Über Fähigkeiten und Furcht

ÜBER FÄHIGKEITEN UND FURCHT

Zurzeit sind wir in Disraeli im francophonen Teil Kanadas und kramen unsere Französischkenntnisse aus uralten Zeiten wieder hoch. Manchmal haben wir Glück und wir verstehen unseren Gegenüber und er uns im Idealfall auch.

Während einer längeren Fahrt auf gerader Strecke gen Québec ist mir dabei etwas aufgefallen: Au francais klingt

je peux quelque chose (ich kann etwas) fast genau so wie

j’ai peur de quelque chose (ich habe Angst vor etwas).

Lediglich ein Buchstabe, ein X und ein R entscheiden also, ob mir ein Vorhaben, eine Herausforderung, eine Tat gelingt oder ich erstarre, flüchte, alles den Bach heruntergeht.

Außerdem erinnert avor peur de quelque chose mich ans Bestellen und Einkaufen, denn es wird im Französischen – so weit ich mich an den Französischunterricht in der Schule entsinne – immer ein Teil von der Gesamtmenge geordert. Zum Beispiel sage ich dann je voudrais des fraises. Ich bestelle also lediglich ein paar Erdbeeren von allen Erdbeeren dieser Welt. Auf die Angst übertragen hieße das ja, dass ich nur einen Bruchteil der Angst habe, die es insgesamt auf dieser Welt gibt.

Im Deutschen sieht das schon wieder anders aus. Hier heißt es ich habe Angst vor etwas, vor dem Umfallen mit dem Motorrad im Wald zum Beispiel. Hier gibt es keine Einschränkung und ich habe also global alle Angst, die es in dieser Welt gibt vor einer bestimmten Sache und nicht nur einen Teil der gesamt möglichen Ängste. Das ist ganz schön viel Angst auf einmal, die geschultert wird.

Zusätzlich kommt noch hinzu, dass es Angst vor etwas haben heißt. Das gefürchtete Ereignis ist zeitlich gar nicht eingetroffen, ich antizipiere es nur. Es handelt sich also um eine Fantasie, etwas Erdachtes. Und doch steuere ich durch meine Gedanken direkt darauf zu.

Hinzu kommt, dass unser Gehirn nicht zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden kann. Angst als solche ist also nicht real, sondern ein Szenario, das ich sogar lenken kann.

Um bei dem Motorrad-im-Wald-Umfall-Beispiel zu bleiben: Ich habe darüber häufiger sinniert, weil wir ja von Zeit zu Zeit im Wald oder unebenen Farmgelände zelten und es hier heißt, tapfer über holperigen Untergrund zu fahren. Mein Hirn ersann sich sehr spannende Szenarien, das kann ich dir sagen. Die Sorge des Umfalles stieg also beträchtlich an und wuchs bei jedem Kiesel. Eines Tages bin ich tatsächlich beim Umsetzen im Moos stecken geblieben und das Motorrad kippte zur Seite. Es geschah also laut meinem Gehirn das Schlimmstmögliche, was passieren kann.

Und was war? …. Nix. Genau. Also einfach entspannt ablegen. Ein Motorrad mit 250 kg kann ich eben nicht immer auf rutschigem Untergrund halten. Die Kisten und Sturzbügel sind ja da und betten die Maschine weich im Moos.

Und dann? … Motor aus, absteigen, mit dem Rücken gegen die Sitzbank lehnen, eine Hand an den Lenker, die andere an den Griff neben der Sitzbank gelegt und dann heißt es lediglich dagegenstemmen.

Und tadaa, das Moped steht wieder und ich auch. Helm richten, aufsetzen, weiterfahren. Also alles ganz einfach.

Die Angst vor dem Ereignis ist groß, zieht es also an, währenddessen und danach ist sie weg, weil ich ja erst beschäftigt bin und anschließend gemerkt habe, dass sich mein Hirn nur irgendwelche Fantasien ausgedacht hat.

Außerdem habe ich mir beim Aufstellen gesagt ich kann das. Und dann ging das Motorradaufstellen auch – übrigens war das eine Premiere.

Hier hat es also gut funktioniert, das Fürchten gegen das Können auszutauschen und, um bei je peux und j’ai peur zu bleiben, das X anstelle des R zu wählen.

Felicitas


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Unsere Vision

Während vieler Gespräche mit Menschen zu unserer Weltreise fällt uns immer wieder auf, dass die meisten gar nicht so genau wissen, was ihnen eigentlich am Herzen liegt oder wenn sie es wissen, zählen sie ihre Gründe auf, warum gerade sie eben nicht zum Abenteuer ihres Lebens aufbrechen können.

Das hat uns nachdenklich gemacht. Daher möchten wir mit unserer Reise und unserem Blog dich, werten Leser und uns selbst auch, inspirieren, eigene Herzenswünsche und Visionen herauszufinden und gerade trotz eventueller Umstände umzusetzen.

Wir wollen dir und uns zeigen und ermutigen, dass es immer einen Weg, eine Möglichkeit, eine Hilfestellung gibt.


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