Du selbst schreibst deine Geschichte

Weißt du noch, wie du als Kind spieltest? Du spieltest in deine Geschichten Prinzessin, Feuerwehr, Astronaut (oder wahlweise Kosmonaut), Zauberin, Cowboy, Indianer, Vater, Mutter, Kind oder Superheld. Nein, du spieltest es nicht nur, du warst es in dem Moment! Da gab es keine Einschränkung. Du warst Herrscherin eines gesamten Reiches, hattest magische Kräfte, konntest zum Mond und in entfernte Galaxien fliegen oder jedes Ziel aus einem Kilometer Entfernung mit verbundenen Augen mit dem Pfeil ins Schwarze treffen. Es gab keinen Zweifel. Du wusstest, konntest und hattest alles, was du brauchtest, um genau das sei sein, was du wolltest.

Kea, Neuseeland, spielendes Kind_P1030674_1180

Wer willst du sein?

Und dann? Was ist dann passiert? Dann wurdest du erwachsen. Dann ging das alles auf einmal nämlich nicht mehr. Für die Prinzessin fehlte das Schloss, für den Astronauten die Rakete und die romantischen Indianer aus den Westernfilmen gibt es so heute auch nicht mehr. Schade eigentlich. Geschichte vergessen, Träume begraben, Fähigkeiten auch gleich mit. Und obwohl du immer größer wurdest, wurdest du gleichzeitig immer kleiner.

Deine Geschichte, die von deinen Abenteuern und Freuden erzählt, beschreibt nun nur noch wie du alles daran setzt, deinen Job zu behalten, wie du deine Steuererklärung machst oder das Haus putzt und dich im Hamsterrad drehst.

Und was wäre, wenn du diese, deine Geschichte wieder in die des Cowboys und der Zauberin umschreiben könntest? Geht nicht? Zu spät? Zug schon abgefahren? Dann habe ich hier ein Beispiel von historischer Bedeutung, das das Gegenteil zeigt! Erzählt hat uns dieses unser neuer Freund Leo als wir mit ihm Tempelruinen in Mexico City besuchen.

Wie die Azteken ihre Geschichte schreiben

Also begeben wir uns zurück in das 14. Jahrhundert und zwar nach Mexiko zu den Azteken. Diese zählten zu einem der wüstesten Stämme, die im heutigen Raum Mexikos lebten. Sie waren sogar so wüst, dass die anderen Stämme nichts mit ihnen zu tun haben wollten – sogar dann nicht, als die Azteken hungernd nach Hilfe suchten wurden sie fortgejagt. So zogen sie rund um den See herum, der heute Mexiko Stadt ist, und waren irgendwann vermutlich ziemlich verzweifelt. Aber weg gingen sie offenbar davon auch nicht.

Also sannen die anderen nach einer neuen Möglichkeit, die Azteken loszuwerden. Schließlich überlegten sie sich, den gemeinsamen Feind einfach auf die Insel inmitten des Sees zu schicken. Diese wurde nämlich nur von überaus giftigen Schlangen bevölkert und die sollten dann den unliebsamen neuen Nachbarn endlich den Garaus machen.

Doch es kam irgendwie ganz anders als gedacht: Die Azteken fingen die zahlreichen Kriechtiere und aßen sie einfach auf. Dann entwässerten sie den Boden, gruben Kanäle und bauten Gemüse an – teilweise sogar in Booten. Sie wurden richtig sesshaft und fingen auch alsbald an, ihren Göttern zu huldigen. Die Hauptgötter waren Tlalok, der Gott des Regens, und Huitzilopochtli, der Gott des Krieges. Beide nahmen ausschließlich Menschenopfer als Gabe an. Du kannst dir vorstellen, wie es weiterging. Die Azteken überfielen mit ihren berüchtigten Truppen die Nachbarstämme, machten Sklaven und ließen das Blut in Strömen fließen.

Vom geächteten Stamm zum Erschaffer einer Nation

Ihre Götter wünschten sich offenbar alle 52 Jahre eine neue Schicht um den ihnen geweihten Tempel. Das hatte nebst eines vergrößerten Bauwerks allerdings eine Einweihungszeremonie zur Folge, in der das But nur so strömte. Natürlich primär das Blut von Nicht-Azteken. Die umliegenden Nachbarn bekamen es entsprechend ziemlich intensiv mit der Angst zu tun und versuchten es mit Tributzahlungen bzw. wurden zu diesen angehalten. Die wurden selbstverständlich gerne angenommen, doch die Götter forderten weiterhin ihren Blutzoll. Also schauten die Azteken immer mal wieder bei ihren Nachbarn vorbei und nahmen welche mit.

Nach und nach entwickelten sich die Azteken zum mächtigsten Stamm in Mittelamerika. Da sollte die Geschichte des vertriebene Volksstammes nicht als Makel an ihnen haften bleiben. Sie entschlossen sich also, einen kleinen Kunstgriff zu tätigen und schrieben die Geschichte einfach neu: Die Azteken waren auf der Suche nach einem Ort, um sesshaft zu werden. Es erschien ihnen dabei ein Adler über einer Insel. Er flog auf diese herab und fing eine Schlange, um sie zu verspeisen. So wussten sie, dass dort die ihnen von den Göttern angedachte Heimat sei. Jetzt brauchst du nur zu wissen, dass die Azteken den Adler als einen besonderen Vogel verehrten, um zu verstehen, warum er ihnen so eindrücklich den Weg aufzeigte.

Tja, und weil die Azteken so bedeutend waren, ein Imperium und die heutige Hauptstadt Mexikos gründeten, bekam ihre Adler-Vision das Wahrzeichen auf der Nationalflagge. Wer es ganz genau wissen will, kann ja noch ein bisschen weiter recherchieren.

Mexiko, Pyramid of the Sun, Teotihuacán_DSCF7551_1180

Pyramid of the Sun in Teotihuacán

Die Geschichte verändern, darf man das denn?

Tja, aus psychologischer Sicht handelt sich dabei sogar um ein probates Therapiemittel. Denn, es gibt einen interessanten Fakt: Unser Gehirn kann zwischen Realität, was das objektiv auch immer betrachtet sein mag, und Fiktion nicht differenzieren. Das kennst du ja schon von deine Spielen als Kind. Du warst ganz real ein Indianer oder Astronaut. Eine Geschichte ist also genau dasselbe für unser Denkorgan wie etwas tatsächlich Erlebtes. Vielleicht haben die Azteken das auch schon herausgefunden? Sie haben sich vielleicht auch gedacht, warum als Vertriebener, unliebsamer Stamm durch die Epoche schleichen, wenn man auch als Superstamm Weltgeschichte schreiben kann? Sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär, wenn du verstehst, was ich meine.

Doch derartige Pläne, Millionär, Superheld, Bezwinger von Herausforderungen, kann man eben nicht umsetzen, wenn man von sich das Bild eines Kriechwurms hat. So haben die Azteken es sogar als ganzes Volk geschafft, ein Bild von sich und ihrem Ziel zu entwerfen und ihre Geschichte entsprechend zu schreiben – und zwar rückwärtig und zukünftig. Und diesen Fakt finde ich spannend. Sie hätten ja auch einfach in der Stunde ihrer Not aufgeben und verhungern oder sich den Reptilien zum Fraß vorwerfen können. Wollten sie aber nicht und so haben sie für sich gekämpft. Sie hatten von sich das Bild eines prosperierenden Stammes mit Kultur und offenbar auch weitreichendem Einfluss.

Ach ja, nur um eines sicherzustellen, ich meine jetzt nicht, dass man einzeln oder als komplettes Volk die eigene Geschichte verleugnen oder bei der Verwirklichung seiner Träume über Leichen gehen soll. Die eigene Geschichte zu kennen, ist wichtig. Denn wenn man weiß, wo man herkommt, löst das einige Fragen in der Findung der eigenen Identität. Die Azteken haben sich so verhalten, wie es in ihrer Zeit üblich war. Da standen eben noch Menschenopfer und das gegenseitige Überfallen hoch im Kurs. Heute ist das glücklicherweise aus der Mode gekommen. Ich finde es jedenfalls faszinierend, wie ein ausgestoßener, fast dem Ende geweihter, zugegebenermaßen sehr kriegerischer Stamm, sich einen Lebensraum schafft, eine Kultur aufbaut und über Jahrhunderte die Weltgeschichte prägt.

Experiment: Die eigene Geschichte entwerfen!

Und wie ist das bei uns selbst? Haben wir eine Vision von und für uns? Kämpfen wir immer für das, was uns wichtig ist? In vielen Fällen lautet die Antwort vermutlich: Nein, tun wir nicht. Weil, ja weil, weil wir gerade müde sind, weil der Gegenüber uns dann vielleicht nicht mehr so mag, weil uns Gegenwind erwartet, weil morgen auch noch ein Tag ist, weil unsere Geschichte nun mal die des braven Bürgers, Arbeiters, Nachbarn ist. Gründe gibt es derer viele. Ich glaube, das oft der Hauptgrund ist, dass wir uns einfach nicht vorstellen können, dass unsere Geschichte, unser Leben anders sein könnte als es das gerade ist. Lassen andere oder die Umstände für uns entscheiden und leben irgendein Leben, aber nicht das eigene.

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Wer bist du: Einsamer Steppenwolf, wildes Raubtier, flauschiger Kuschelwolf?

Ist doch ein interessantes Experiment: Ich male mir meine Lebensgeschichte mit mir als Hauptdarsteller aus. Vielleicht auch erst einmal für den nächsten Monat oder die nächste Woche – und zwar mit allen Raffinessen! Wie bin ich? Was zeichnet mich aus? Was erlebe ich? Wie fühle ich mich? Und dann verhalte ich mich eben einfach entsprechend meiner Geschichte. Denn, ich bin ja ihr Autor, ich kann schreiben, was passiert. Und wenn es mal unangenehm ist, überlege ich eben, wie sich der Held der Geschichte verhalten soll und tue es eben. Beim Spielen als Kind kannte ich als Zauberin beispielsweise alle, aber wirklich alle Zauberformeln auswendig und konnte sie in jedweder Situation anwenden und diese in meinem Sinne anpassen. Also warum nicht einfach als Erwachsene dasselbe tun?

Das Ganze klingt zu abstrakt? Ein Beispiel: Vor drei Jahren haben wir uns entschlossen, mit den Motorrädern um die Welt zu knattern. Entsprechend haben wir unsere Geschichte so ausgemalt, dass wir eine tolle Reise erleben werden, Menschen begegnen werden, Herausforderungen meistern, unsere Wohnung erfolgreich untervermieten, unseren Chefs unsere Pläne unterbreiten und insgesamt einer Zukunft entgegen sehen, die nur bedingt planbar ist. Ich habe mir fürderhin vorgestellt, dass ich so lässig und überzeugend zu meinem Chef ins Mitarbeitergespräch gehe, dass ich noch meinen Anschlussvertrag für ein weiteres Jahr unterschreiben und weiterhin tolle Aufgaben haben werde, obwohl ich im selben Atemzug kündige. Hat funktioniert. Musste meinem Chef nur versprechen, eine Postkarte aus Patagonien zu schicken.

Fake it until you make it!

Das ist ebenfalls eine alte Psychologenweisheit. Also einfach so tun, als hätte man die neuen Verhaltensweisen schon verinnerlicht und integriert. Das klappt. Denn, Fiktion und Realität sind dasselbe! Und wenn es nicht beim ersten Versuch funktioniert, dann beim nächsten – auch Superhelden haben ihre Lernkurve.

Die Azteken haben sich bestimmt auf ihrer Schlangeninsel ebenfalls vorgestellt, wie toll es und heimelig es dort einmal werden wird und wie sie dort in schicken Häusern wohnen und Ruhe vor ihren Nachbarn haben werden. Tja, und heute ist die Schlangeninsel sogar die Hauptstadt eines Landes, der Adler aus der Vision ist auf der Nationalflagge. Und es gibt fürderhin sogar diverse Spiele mit den Azteken zum Thema Schätzebergen, vom Brettspiel bis hin zum Online-Game, und Montezumas Rache ist uns auch allen geläufig.

Mehr zum Thema von Amy Cuddy

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=6cnldCAR710?rel=0&w=560&h=315]

Wie geht deine Geschichte?

Das Ganze Geschichteschreiben ist schön und gut, es gibt nur eine Sache zu beachten: Es funktioniert nur, wenn die Geschichte von meinen eigenen Herzenswünschen handelt. Wenn ich mir erzähle, dass ich der nächste Cocodile Dundee werde, weil Paul Hogan im Fernsehen so cool und lässig rüberkam, ich aber insgeheim nichts mit den Großechsen zu schaffen haben möchte, dann werde ich höchstens mit dem Stoffalligator beim Filmegucken glückliche Zeiten haben, das Flugticket ins Caiman-Paradies Florida aber nie bezahlen können.

Also kommen wir zurück zum Anfang: Was begeistert mich? Was macht mich glücklich? Was ist etwas, das mir entspricht? Wie soll mein Leben in den schönsten Farben gezeichnet sein? Bei welchen Tätigkeiten lache ich wieder wie ein Kind und vergesse die Welt um mich herum? Welches Verhalten inspiriert mich, lässt mich wachsen, mein Potential entfalten? Wie soll meine Lebensgeschichte lauten, wenn ich sie meinen Enkeln einmal erzähle?

Von diesen Dingen soll meine Geschichte handeln! Denn so wird es keine 0815-Kino-Story, sondern meine ganz eigene. Und das geht nur, wenn sie von meinen Herzenswünschen erzählt. Denn für diese lohnt es sich zu kämpfen, zu arbeiten und Herausforderungen zu bezwingen. Und für die Umsetzung von Herzenswünschen sehen plötzlich alle erforderlichen Ressourcen zur Verfügung.

Also, den mentalen Stift gezückt, die eigene Herzensgeschichte schreiben und sich so erfinden, wie man es sich schon immer vorgestellt hat! Viel Vergnügen dabei, denn das soll das Ganze ja ebenfalls bringen. Zur Inspiration gibt es noch passend zum Thema einen Song der Indie-Band Madsen aus dem Jahre 2006. Den find ich persönlich inspirierend, weil hier die Konfrontation mit uns allen bekannten Herausforderungen in den Kontext der Ewigkeit gesetzt wird und die Quintessenz für mich lautet, dass wir eben mehr sind als nur ein kleiner Augenblick im Getriebe der Zeit. So wie die Azteken.

Madsen – Du schreibst Geschichte

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=d9KcHGm1Qog?rel=0&w=560&h=315]

Weil die Welt sich so schnell dreht
Weil die Zeit so schnell vergeht
Kommst du nicht hinterher
Weil die Hektik sich nicht legt
Und du in der Masse untergehst
Bist du ein Tropfen im Meer

Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das womit alles begann
Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
Mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr

Weil ein Monster vor dir steht
Und dir bedrohlich in die Augen sieht
Bist du lieber still
Weil jeder dir erzählt
Wer du bist und was dir fehlt
Vergisst du, was Du sagen willst

Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das womit alles begann
Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
Mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr

Weil du nur einmal lebst
Willst du, dass sich was bewegt
Bevor du gehst
Bevor du gehst

Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das womit alles begann
Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
Mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr

Felicitas


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Happy new year!

Seit nunmehr einem halben Jahr sind wir unterwegs – auf einer Reise im Außen und Innen und haben bereits so viel Wundervolles erlebt. Wir sind froh über all die Begegnungen mit herzlichen Menschen und Erfahrungen, die wir auf dem Wege gesammelt haben. Meistens entstehen sie unverhofft und scheinbar zufällig. Auf jeden Fall können wir sie nie im Voraus planen. Silvester verbringen wir zum Beispiel im Kreise einer tollen Familie – mit Karaoke traditioneller mexikanischer Musik, lecker Schmauserei und Tanz. Grandios.

Wenn wir jetzt zurückblicken, waren wir vor genau zwölf Monaten noch damit beschäftigt, unseren Aufbruch vorzubereiten und unseren Wunsch entgegen aller Widerstände umzusetzen. Es war gar nicht immer so leicht, konträr zu einem System und Umfeld zu handeln, dass von einem Aufbruch ins Ungewisse abriet – zu gefährlich, Karriereknick, kein Geld, endloser Papierkram. Und dennoch haben wir es getan. Und es hat sich gelohnt.

Erfüllung von Herzenswünschen

Für Herzenswünsche muss man sich eben ins Zeug legen, um sie wahr werden zu lassen. So sagte schon Erich Kästner

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

In diesem Sinne wünschen wir dir ein frohes, neues Jahr, auf dass es dir Freude, Zuversicht und Mut bei der Umsetzung deiner Herzenswünsche bringen möge!

Deine zwei Weltenstromer


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Wer unterstützt dich bei deinen Träumen?

Vor ein paar Tagen komme ich völlig übernächtig von einem einwöchigen Fotografiekurs im Yosemite Nationalpark mit Sony Artisan Gary Hart.

Beim Abendessen unterhalten ich mich mit Felicitas über meine neue Leidenschaft – das Fotografieren. Dabei wird mir bewusst, dass ich heute ohne meine Frau niemals so fotografieren würde, vielleicht gar nichts von dieser, meiner Leidenschaft wüsste.

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Wer unterstützt dich bei deinen Träumen und hilft dir, über dich hinauszuwachsen?

Ohne meine Frau wäre ich heute nicht Fotograf

Ich würde irgendwas anderes machen, aber ich hätte etwas sehr Wichtiges in meinem Leben verpasst: etwas, das mir sehr viel Freude macht.

Als wir uns vor gut acht Jahren kennen lernten, stand ich kurz vor dem Aufbruch zu meiner ersten großen Weltreise. Für fünf Monate sollte es von China über Australien bis Neuseeland gehen.

Es war Felicitas, die mich dazu ermutigte, eine neue Kamera für diese Reise zu kaufen. Irgendwie ahnte sie wohl schon, dass mir Fotografieren Spaß machen würde. Viele Jahre später unterstütze sie mich auch dabei, für unser Weltenstromer-Projekt eine neue Fotoausrüstung zuzulegen.

Ich stand dem Schritt zu einer Systemkamera mit Wechselobjektiven zunächst nicht nur aus finanziellen Gesichtspunkten skeptisch gegenüber. Das neue Equipment würde auch ein Vielfaches größer und schwerer als meine bisherigen Kompaktkameras sein. 3000 neue Funktionen, bewaffnet wie ein japanischer Tourist, und was ist, wenn mir das Bilderknipsen am Ende doch keinen Spaß macht?

Seit wir unterwegs sind kamen dann noch Weitwinkelobjektiv, Tripod, diverse Filter, Programme zur Bildbearbeitung und zwei Fotokurse hinzu.

Du strahlst so, wenn du davon erzählst

Auf die Frage, warum sie mich immer dazu ermutigt hat, den nächsten Schritt zu tun, egal wie teuer dieser war und wie skeptisch ich ihm gegenüber stand, sagt sie nur: „Du strahlst immer so, wenn du davon erzählst.“

Wow.

Weibliche Logik kann bestechend einfach sein

Bist du dir deiner Freude bewusst?

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Wer holt dein volles Potential aus dir heraus?

Egal, ob wir gut im Kontakt mit unserem Herzen stehen oder nicht, die meisten Menschen strahlen Freude aus, wenn sie von ihrer Leidenschaften erzählen.

Interessanterweise scheint aber gerade das etwas zu sein, was uns nicht unbedingt bewusst ist. Mir war es jedenfalls in Bezug auf Fotografieren nicht klar.

Im Gegensatz dazu sind den meisten Menschen die Schwierigkeiten, ihren Herzenswunsch umzusetzen, SEHR wohl bewusst.

An dieser Stell der wöchentliche O-Ton zur Weltreise: „Oh, das ist so toll, was ihr macht, ich will das auch – aber: Arbeit, Kinder, keine Zeit, Haus, Katze, zu alt….“

Wer unterstützt dich bei deinen Träumen?

Also: Wer ist in deinem Leben, der die leise Freude deines Herzens hört und dich dabei unterstützt, „es einfach zu tun“? Auf all die Gründe zu scheißen und es einfach zu machen, weil es DICH glücklich macht? Wer spornt dich an, es anzugehen, wer motiviert dich, wenn du einen Durchhänger hast? Wer hilft dir, deine Widerstände zu überwinden?

Wer träumt mit dir und sieht dich bereits DORT?

Nun, wenn du DEIN volles Potential und DEINE Herzenswünsche leben willst, dann sprich mal öfter mit dieser Person!

Ich wünsche dir von Herzen den Mut, alle nötigen Schritte bis zur Umsetzung zu gehen.

Andreas


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Über Beruf und Berufung

Zur Freude und Erholung besuchen wir in Madison Thomas, Andreas‘ Freund aus Schulzeiten, mit dessen Familie. Es ist ein bisschen skurril, die Heimat in der Fremde anzutreffen und gleichwohl ist es sehr schön.

Thomas ist Physiker und erforscht Teilchen in der kosmischen Strahlung mit ziemlich krassen Teleskopen. pSCT ist das eine Teleskop, was in Arizona gebaut wird. Damit sucht er nach hochenergetischer Gamma-Strahlung. Das andere heißt ARA und ist ein Teleskop am Südpol. Damit möchte er hochenergetischen Neutrinos finden. (Jetzt muss ich wohl zugeben, dass mir Thomas das so gemailt hat. Ich hab mir nur gemerkt, dass er blaue Blitze erforscht und ins Packeis in der Antarktis  guckt…. Sieh dir lieber die Seiten für genaue Details an.)

Auf mich wirkt er insgesamt so, als hätte er seine Berufung gefunden. Mal ehrlich, warum wollte man denn sonst versuchen, blaue Blitze zu fotografieren, die sonst nicht ohne weiteres sichtbar sind, und Monate lang am Südpol in Eiseskälte und Dunkelheit mit nur Pinguinen als Gesellschaft verbringen? Das war der erste Impuls in Madison zum Thema Beruf und Berufung.

Der zweite folgt bei Elspeth und Bruce, den Nachbarn von Thomas. Hier verbringen wir nämlich zwei volle Wochen, da Andreas einen Fotokurs besuchen will, Thomas und dessen Familie aber in den Urlaub fährt und deren Vermieterin keine Fremden im Haus haben will.
DSCF2632_1024Diese Konstellation stellt sich wahrlich als glückliche Fügung heraus. Das Motorrad kann hier von seinem Wasserschaden repariert werden und wir kommen in den Genuss von Elspeths Kochkunst. In ihrem Berufsleben war sie nämlich professionelle Köchin und hat eine hungrige Meute in einer Studentenverbindung für gut 20 Jahre durchgängig verpflegt.

Zwei Wochen lang bekochen wir uns nun allabendlich gegenseitig – selbstverständlich DSCF2766_1024stets mit mindestens drei Gängen – und philosophieren beim Dinner im Garten. Mal eben so kredenzt Elspeth Artischocken in Zitronenbutter, Lammrippchen vom Grill, krosse Kartoffeln aus dem eigenen Garten, Schweinebraten mit Juice oder selbstgebackenes Sauerteigbrot und Müsliecken zum Frühstück.

Tagtäglich steht sie in der Küche und komponiert köstliche Menüs mit Leidenschaft, Freude und Liebe. Dazu serviert sie in goldenen Tassen Espresso. Ich fühle mich wie im kulinarischen Himmel. Das ist der Impuls Nummer zwei zum Thema Berufung. Die Fragen drängen sich förmlich auf:

Was habe ich für Fähigkeiten?
Was mache ich gerne?
Und wie gestalte ich daraus einen Beruf, der Berufung zugleich ist? Also etwas, dass nicht nur mir, sondern auch anderen zugute kommt? Etwas, dass die Welt ein bisschen freudvoller, schöner und besser macht?

Wie oft quält man sich durch den Arbeitsalltag, steuert konstant auf den Feierabend und das Wochenende zu, nur um sich von der Woche erholen zu können. Doch von Weiterentwicklung oder Mehrwert für den nächsten ist hier selten die Rede. Kann das schon alles gewesen sein? Arbeit, Fernsehen, Schlafengehen. Und morgen wieder dasselbe?

Nein, nicht auf Dauer. Zwischenzeitlich ist das völlig in Ordnung, um Rechnungen zu begleichen oder sein Butterbrot zu finanzieren. Doch gleichwohl bin ich mir sicher, dass wir Menschen nicht auf der Erde sind, um nur herumzudümpeln, um irgendetwas zu tun.

Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass wir hier sind, weil es einen Sinn gibt und jeder die Aufgabe hat, diesen für sich herauszufinden und nach dessen Erfüllung zu streben. Im Idealfall treffen hier Beruf und Berufung aufeinander.

Felicitas


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Wie ich zu meiner Ukulele gekommen bin

Nach ein paar schönen Tagen entlang des Mississippi sind wir wieder einmal auf der obligatorischen Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Hinter Red Wings biegen wir nach Südwesten ab, in Richtung der Badlands, die uns als nächstes großes Reiseziel vorschweben. Wir fahren durch ein malerisches Tal, das nach beiden Seiten mit Hügeln gesäumt ist, als wir eine große Scheune mit irischen Buchstaben und eine riesige Wiese mit alten Bäumen und einem Weinberg erblicken.

In der Einfahrt treffen wir auf den weißbärtigen Gary, der uns ohne Umschweife gestattet, oben auf der Wiese unser Zelt für die Nacht aufzustellen. Wir tun wie geheißen und genießen den weiten Ausblick und den Sonnenuntergang beim Abendessen vor unserem Campingkocher.

Als es dunkel wird, werden wir noch zu Kuchen und Wein von Gary und seiner Frau Eve ans Lagerfeuer unter Sternenhimmel geladen. Es sind noch weitere Gäste da und wir unterhalten uns prächtig. Auf die Frage nach den irischen Buchstaben auf der Scheune stellt sich heraus, das Gary und Eve einen Instrumentenladen Namens Hobgoblin Music betreiben und ihre Spezialität der Bau von Harfen ist. Natürlich wollen wir sofort, dass uns jemand am Lagerfeuer auf einer Harfe vorspielt.

Als wir die Intrumente holen, habe ich Gelegenheit einen Blick in das Geschäft zu werfen und darf mir für das Lagerfeuer noch eine Ukulele aussuchen. Ich zupfe an den Saiten der ausgestellten Instrumente und probiere mit ein paar Ackorden die Bundreinheit, bis ich eine Ashbury T80 in mein Herz schließe. Welch ein wunderbares Instrument! Ich habe noch nie auf so einer edlen Ukulele gespielt. Ich habe das Gefühl, dass sie es ist, die mich ausgesucht hat. Wieder am Lagerfeuer beginnt eine sphärische Jamsession mit Harfen – und einer Ukulele.

Am nächsten Tag besichtigen wir die Instrumentenwerkstatt. Gary und Eve erklären uns die Harfen und wir dürfen bei der Arbeit zusehen. Im Verkaufsraum probieren wir verschieden Harfen aus. Es ist beeindruckend, wie viele verschieden Instrumente hier hergestellt werden.

Später werden wir noch zum Abendessen mit Familie und Freunden eingeladen. Wir lernen Marian kenne, eine redselige ältere Dame mit Hut, die zwar laut eigenen Angaben nicht viel sieht und sich auf die Augen-OP nächste Woche freut, dafür aber leidenschaftlich zeichnet (unter viel kritischem Protest hat sie uns beide portraitiert!). Als wir später alle zusammen am Lagerfeuer sitzen, drückt mir Gary die Ukulele wieder in die Hand und bittet mich, zu spielen.

Marian ist sichtlich angetan und erzählt von ihrer Instrumentensammlung und ihren Gitarren, dass sie aber mit ihren alten Knochen die Griffe nicht gut hinkriegt. Ich frage sie, ob sie schonmal Ukulele gespielt hat. Schließlich sind die Griffe im Vergleich zur Gitarre viel einfacher. Ich reiche ihr das Instrument. Mehr aus Juks beginne ich ein Verkaufsgespräch. Da ich die Ukulele wirklich mag, fällt es mir nicht schwer ihre Vorzüge zu preisen. Und da sie gleichzeitig in der deutlich gehobenen Preisklasse spielt, amüsiert das Verkaufsgespräch um so mehr.

Etwas überrascht und gleichzeitig bestürzt liege ich nachts im Schlafsack, als Marian das gute Stück am Ende des Abends tatsächlich gekauft hat. Ich könnte stolz sein, aus dem Stand ein so edles Instrument verkauft zu haben. Tatsächlich fühle ich mich irgendwie leer. Als hätte ich einen Freund verhökert. Aus Spaß.

Das Gefühl wird noch verworrener, als Gary und Eve am nächsten Morgen zu unserer Abfahrt vor unserem Zelt stehen und mir mit den besten Wünschen einen schwarzen Plastiksack überreichen. Als ich auspacke, bin ich schier sprachlos. Es ist eine zweite Ukulele aus der gleichen Baureihe. Ich hatte sie im Geschäft hängen sehen. Sie wollen Sie mir schenken als Erinnerung. Gary und Eve verabschieden sich, weil sie in die Stadt müssen.

Ich sitze in meinem Campinghocker vor dem Zelt und zimble hin- und hergerissen auf dem Instrument. Ich habe mir immer eine Ukulele gewünscht für die Reise, weil sie im Vergleich zur Gitarre so schön klein ist und gut auf einem Motorrad transportiert werden kann. Vor Reiseantritt habe ich manche Stunde in Musikgeschäften zugebracht und alle möglichen ausprobiert. Nur hatte ich bisher keine gefunden, die mir wirklich gefiel. Bis auf die, die ich gestern Marian verkauft habe. Ich komme mir vor wie ein Teenager, der die Liebe seines Lebens mit einem anderen davonziehen sieht.

Heute gibt es noch einen Ukulelenworkshop bei Hobgoblin Music. Da wir nichts besonderes vorhaben, gehen wir hin. Felicitas leiht sich noch schnell ein Instrument aus dem Geschäft aus und lernt mal eben die Grundakkorde. Wir klampfen mit einer Gruppe Enthusiasten aus einem Liederbuch einschlägige Gassenhauer auf vier Saiten. Während sich alle wie die Schneekönige freuen, zupfe ich unmotiviert an den Saiten herum. Lust mitzusingen habe ich auch nicht.

Dann taucht plötzlich Marian auf, ihre Ukulele in der Hand. Sie will sie heute bezahlen, weil gestern Nacht das Geschäft schon geschlossen war. Schlagartig fährt Leben in mich. Ich bitte Marian, ob ich nicht noch einmal auf ihrer Ukulele spielen dürfte. Und obwohl es das gleiche Instrument ist wie das, welches ich heute morgen geschenkt bekommen habe, ist für mich klar, dass es diese Ukulele ist, die ich unbedingt spielen möchte. Ich flehe Marian an, ob sie nicht vielleicht doch die andere Ukuele kaufen könnte. Sie zögert und mustert kritisch das zweite Instrument. Dann sagt sie, dass sie wahrscheinlich eh nie so gut spielen könne wie ich und dass sie fände, dass ich die bessere Ukulele haben solle.

Völlig aufgeregt und voller Freude und Dankbarkeit falle ich der alten Dame um den Hals. Jetzt habe ich „meine“ Ukulele wieder!

Andreas


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Was im Leben zählt – zu Gast bei den Amish People (#1)

Stippvisite in eine andere Welt

Knapp eine Woche sind wir von Strom, Internet, Hektik abgekoppelt. Eine unglaubliche Ruhe und Freude erfüllt uns. Für Amish People ist das keine Besonderheit, sondern Alltag. Ihr Leben dreht sich um ganz andere Themen nämlich Glaube, Gemeinschaft und Familie und das scheint glücklich zu machen.

Wir sind zu Gast bei Wayne, Mary und ihrer Familie. In Mary finden wir die gute Seele des Heims und in Wayne jemanden, der Dingen auf den Grund geht. Oft müssen wir wirklich überlegen, was wir auf seine Fragen antworten können. Gleichzeitig dürfen wir ihn mit unseren löchern. Glücklicherweise ist Wayne ein geduldiger und vor allem sehr guter Erklärer.

Nun versuchen wir ein bisschen von dem zu vermitteln, was er uns mitgeteilt hat. Allerdings möchte ich direkt anmerken, dass ich während des Schreibens des Abends Tolstoi gelesen habe. Das hatte vermutlich einen Einfluss auf Artikellänge, Inhalt, Ausschmückungen.

Die drei C’s

Die Amish People folgen einem Leben, das nur ansatzweise etwas mit dem zu tun hat, was wir damals in der Schule im Englischunterricht gehört haben. Amish zu sein, heißt zwar tatsächlich ohne Strom auszukommen (Haus und Hof werden mittels Gaslicht oder batteriebetriebenen, tragbaren Leuchten erhellt, ein Kühlschrank läuft ebenfalls mit Gas), traditionelle Tracht zu tragen und in vielen Fällen als Farmer zu arbeiten. Doch wir dürfen erfahren, dass es vielmehr bedeutet, seinen Fokus auf das Miteinander und die Gemeinschaft zu richten, das, was der Gemeinschaft nicht gut tut, zu unterlassen und füreinander da zu sein.

Insgesamt fußt das Leben der Amishen Gemeinde auf den drei C’s: Church, Community und Children (eigentlich family). Das erinnert mich ein bisschen an die drei K’s der Deutschen: Kirche, Küche, Kinder. Nur mit dem Unterschied, dass sich die K-Aufzählung auf das 50er Jahre Rollenbild deutscher Frauen bezieht und die C-Aufstellung für alle Amsihen gilt. Traditionsorientiert sind jedoch beide gleichermaßen.

Doch schauen wir uns die Church (Kirche), Community (Gemeinschaft) und Children bzw. family (Kinder und Familie) etwas genauer an! In diesem Artikel geht es um das erste C, die Kirche.

Erstes C: Church

Glaube und Historie

Im Zentrum des Lebens der Amish People steht schlicht und ergreifend der Glaube an Gott und Jesus. All ihr Streben, ihr Alltag, die Frage nach dem Warum findet hier ein Ziel, eine Antwort.

Unser Gastvater Wayne erklärt uns: Es gibt zwei Reiche – das des Himmels und das der Erde. In den Himmel will man gelangen und versucht darum, sein irdisches Sein an den Grundlagen der Bibel, des Leben Jesu‘ Christi auszurichten und entsprechend zu handeln. So entsteht eine sehr friedliche, wertschätzende Welt.

Für die Amish People stellt sich im Alter von 18 die Frage, ob sie ihr Leben in der Gemeinde verbringen wollen, ihren Glauben leben und das Gedankengut weitertragen möchten. Bevor also irgendwelche anderen Dinge im Leben wie Ehe oder Beruf entschieden werden, ist die Beziehung zu Gott zu klären. Es folgt die Taufe und die Aufnahme in die Gemeinschaft.

In Europa wurde der Gedanke der Erwachsenentaufe übrigens nicht toleriert. Die Amishe Gemeinde durchlief Jahrhunderte Verfolgung und Vertreibung, obwohl ihre Werte auf Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe beruhen (das geht sogar so weit, dass sie nicht einmal gegen jemanden gerichtlich vorgehen, wenn sie übervorteilt wurden).

Da die Wurzeln in Deutschland und der Schweiz liegen, wird in der Kirche auf Deutsch gesungen und gebetet, die Texte sind in Altgotischen Lettern niedergeschrieben. Als amerikanische Staatsbürger sprechen die Amish People Englisch und als Muttersprache einen Dialekt. Bei unseren Gastgebern ist das Pennsylvanian Dutch. Das verstehen wir sogar manchmal – es klingt ein bisschen wie Schwäbisch.

Schutzwall

Der Priester, der nebenbei einen ganz normalen Beruf ausübt, ist in der Amishen Gemeinde für seine Schäfchen verantwortlich. Ziel ist es, der Bibel und damit Gottes Wort so genau wie möglich zu folgen. Also gilt es in regelmäßigen Abständen zu prüfen, welche (technischen) Neuerungen mit der Bibel konform sind und der bewussten Lebensführung der Gemeinde dienen. Gutes wird integriert, Schlechtes nicht. Auf diese Weise wird ein Schutzwall gebildet, der alles Üble fernhalten soll.

Zum Üblen zählen beispielsweise Alkohol, technische Fahrzeuge, Handys und das Internet. Zwar ist es praktisch oft auch nützlich, an jegliche Informationen jederzeit zu gelangen. Doch hat sich bei uns der Trend entwickelt, dass häufig Kommunikation nur noch mittels Smartphone von statten zu gehen scheint: Obwohl sich Gruppen real treffen, tippen sie wild in ihrem Smartphone herum, kein Wort fällt, doch nach einer bestimmten Daumenbewegung erklingt ein Kichern. Kommunikation ohne wirklich miteinander zu sprechen. Bei den Amishen gibt es das nicht, da sie sich voll und ganz beim Austausch auf ihren Gegenüber einstellen.

Was lasse ich in mein Leben?

Ein Leben in Frieden und gefüllt mit Menschen, Handlungen und Dingen, die mir wirklich wichtig sind, die zur Weiterentwicklung hinführen, das wünsche ich mir. Für die jeweilige Amishe Gemeinde entscheidet der Priester, was gut und richtig ist, was der Schutzwall fernhalten soll, um eben dieses Ziel zu erreichen. Das hat zweifelsohne den Vorteil, dass jedem ziemlich klar ist, was hilfreich und was zu unterlassen ist.

Ich darf für mich selber entscheiden, was ich in mein Leben lasse und was nicht. So bin ich in mancher Hinsicht vielleicht freier und kann Dinge tun, die den Amish People untersagt sind. Z.B. darf ich ein Instrument spielen, ein Handy nutzen, Fotos von meinen Lieben aufnehmen, technische Mittel der Fortbewegung nutzen, eine Motorradreise mit meinem Mann machen. Und gleichzeitig kostet es im Alltag mehr Kraft und Konsequenz, mir selbst eine Richtschnur aus Werten zu spannen und mich daran zu orientieren. Den Amish People hilft hier die Gemeinschaft bei der Einhaltung des eingeschlagenen Weges. Mehr dazu im nächsten Artikel 2. C: Community.

Und was heißt das jetzt für mich?

Der Aspekt des Schutzwalls und der bewussten Lebensausrichtung bzw. -führung hat mich nachdenklich gemacht:

Was bereichert mein Leben und macht mich glücklich?
Was sind meine Werte und Ideale?
Was lenkt von deren Einhaltung ab?

Felicitas


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Unsere Vision

Während vieler Gespräche mit Menschen zu unserer Weltreise fällt uns immer wieder auf, dass die meisten gar nicht so genau wissen, was ihnen eigentlich am Herzen liegt oder wenn sie es wissen, zählen sie ihre Gründe auf, warum gerade sie eben nicht zum Abenteuer ihres Lebens aufbrechen können.

Das hat uns nachdenklich gemacht. Daher möchten wir mit unserer Reise und unserem Blog dich, werten Leser und uns selbst auch, inspirieren, eigene Herzenswünsche und Visionen herauszufinden und gerade trotz eventueller Umstände umzusetzen.

Wir wollen dir und uns zeigen und ermutigen, dass es immer einen Weg, eine Möglichkeit, eine Hilfestellung gibt.


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