Ein Abenteuer, dass wohl jeder Motorradreisende erlebt, ist ein platter Reifen irgendwo in der Pampa nach Ladenschluss fernab von ADAC und Fachwerkstatt. Weise, wer sich vor Fahrtantritt mit Reparaturmöglichkeiten auseinandergesetzt hat und das nötige Flickwerkzeug dabei hat.
Unsere Erfahrung ist, dass einen Reifen zu reparieren nicht wirklich schwierig ist, wenn man weiß, wie es geht. Das nötige Reparaturkit gibt es bei allen einschlägigen Motorradausstattern und Weltreise und die Wochenendspritztur sind gerettet.
1. Schlauch oder kein Schlauch, das ist hier die Frage
1.1 Motorräder mit Speichenfelgen
1.2 Motorräder mit Gussfelgen
2. Schlauchlosreifen mit Mushroom-Plugs reparieren
3. Pannenspray
4. CO2-Patrone, Luftpumpe oder Kompressor
Schlauch oder kein Schlauch, das ist hier die Frage
Während der Vorbereitung auf die Reise habe ich viel gelesen und überlegt, ob wir die Reifen unsere V-Stroms mit Schläuchen ausstatten sollen. Einen Schlauch zu reparieren kennt jeder vom Fahrradflicken, zum Moped gibt’s nicht wirklich einen Unterschied. Klarer Vorteil: Egal, was man sich in den Reifen gefahren hat, hat man einen Schlauch kriegt man alles wieder dicht. Zur Not kommt einfach einer neuer rein.
Motorräder mit Speichenfelgen
Die Herausforderung beginnt in dem Moment, wenn man versucht, den platten Reifen von der Felge zu bekommen. Bei den meisten Enduros mit Speichenrädern lässt sich das mit Körpereinsatz und speziellen Montiereisen auf der Straße bewerkstelligen. Speichenräder sind im Allgemeinen eh standardmäßig mit Schlauchreifen ausgestattet.
Motorräder mit Gussfelgen
Bei Motorrädern mit Schlauchlosreifen, also praktisch alle Motorräder mit Gussfelgen, ist das allerdings nur mit grober Gewalt möglich.
Beim Versuch, den Mantel von der V-Strom Hinterradfelge zu bekommen, habe ich nach eineinhalb Stunden aufgegeben, nachdem sogar das Motorradgewicht dazu nicht ausreichte. Dabei stand die V-Strom auf dem Hauptständer und das ausgebaute Hinterrad habe ich unter den ausgeklappten Seitenständer gehebelt, bevor wir dann mit zwei Personen das Fahrzeug auf diese Seite geneigt haben. Außer, dass ich fast unter der Maschine gelegen hätte, ist nichts passiert.
Wir haben uns daher aus mehreren Gründen gegen Schläuche in unseren Schlauchlosreifen für unsere Weltreise entschieden:
- Das Rad muss zur Reparatur ausgebaut werden
- Es ist schweres Werkzeug und schweißtreibender Körpereinsatz nötig, um den Mantel von der Felge zu bekommen
- Die Reparatur ist daher sehr zeitaufwändig
- Die meisten Plattfüße sind eingefahrene Schrauben und Nägel, die den Vorteil eines Schlauches, der ja grundsätzlich immer, egal bei welcher Beschädigung, repariert werden kann, für uns nicht rechtfertigen.
Schlauchlosreifen mit Mushroom-Plugs reparieren
Was für Schlauchlosreifen nach unserer Erfahrung hingegen sehr gut funktioniert, sind die sogenannten Mushroom-Plugs. Diese Gummipilze werden im kompaktem Kit mit speziellem Werkzeug geliefert. Einfach den eingefahrenen Nagel mit einer Zange (nicht im Lieferumfang, gehört zum Bordwerkzeug) ziehen, mit dem Reibwerkzeug das Loch auf die nötige Größe aufbohren, mit dem Einführwerkzeug den Pilz einführen, strammziehen, aufpumpen, das überschüssige Gummi am Pilzschaft abschneiden, fertig. Das Rad braucht dazu nicht ausgebaut zu werden. In 15 min sind wir wieder startklar.
Tipp: Mushroom-Plugs sind per se nicht unbedingt perfekt dicht. Wir mussten etwa alle drei Tage den Luftdruck anheben.
Deshalb haben wir unser Pannenset um eine Tube Rubber-Cement bzw. Vulkanisiermittel für’s Fahrrad erweitert. Bevor der Gummipilz in den aufgebohrten Reifen eingesetzt wird, spritzen wir jetzt großzügig von dem Reifenflickzeug in das Loch und lassen den Kleber trocknen. Wenn dann der Gummipilz eingesetzt wird, verschweißt er luftdicht mit dem Reifen.
Achtung: nicht den Gummipilz mit Kleber bestreichen oder vorher reinigen a la dann-klebt-er-besser-denn-viel-hilft-viel! Er ist mit einem speziellen Öl beschichtet, damit er die Strapazen des Einführens überlebt. Das Öl hat unserer Erfahrung nach keinen negativen Einfluss auf das Vulkanisierergebnis.
Diese Reparaturmethode ist ohne Gewähr. Von den meisten Reifenherstellern wird sie nur zur Bergung des Fahrzeugs empfohlen, weil ja die Stahlarmierung des Reifens beschädigt ist.
Auf einer Weltreise relativiert sich diese Sorge unserer Meinung nach jedoch erheblich. Schließlich ist die Stahlarmierung bei geflickten Schlauchreifen auch beschädigt und die fahren auch tausende von Kilometern. Bei unserem Gezockelt von maximal 120 km/h mit Fokus auf wer-kommt-am-weitesten-mit-einer-Tankfüllung-ohne-zu-bremsen sehen wir kein erhöhtes Risiko. Wer damit seine 200 Ps Rennsemmel wieder flott macht und danach durch die Alpen ballert, muss das Risiko selbst bewerten.
Pannenspray
Alternative Pannensprays sind eine ziemliche Sauerei und unserer Meinung nach für eine Weltreise nicht geeignet.
CO2-Patrone, Luftpumpe oder Kompressor
Der Reifen wäre also dicht. Stellt sich die Frage, wie der Luftdruck wieder hergerichtet werden kann. Der Zubehörhandel bietet für jeden Geschmack eine passende Lösung. Unser Fazit:
Wochenendtourer kommen wohl am besten mit CO2-Patronen hin. Sie sind klein und leicht und bringen einen auf jeden Fall sicher zur nächsten Tanke, um den genauen Luftdruck einzustellen.
Puristen und Extremreisende, die dreißig Jahre durch die Mongolei gondeln, setzen auf mechanische Luftpumpen. Sie sind unverwüstlich, allerdings auch sperrig und schwerer als kompakte Luftkompressoren. Einen Hinterreifen aufzupumpen kann eine anstrengende Angelegenheit werden.
Für die moderate Weltreisepraxis sind wir mit einem elektrische Luftkompressoren, dem Airman, sehr zufrieden. Er ist preiswert und im Vergleich zu den mechanischen Pumpen kompakt. Die paar Plattfüße hält er qualitätsmäßig sicher aus. So kann man sich die schweißtreibende Arbeit des Hinterreifen-Aufpumpens sparen. Wer dauernd zwischen Asphalt und Wüstensand wechselt und den Reifendruck komfortabel anpassen will, wählt ein höherwertiges Modell oder greift alternativ zur mechanischen Pumpe.
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Ein Freund von mir ist Motorradfahrer und hat gesagt, dass er immer Angst davor hat, einen platten Reifen zu haben. Gerade wenn man unterwegs ist, gestaltet es sich oft schwer eine Werkstatt für Reifenreparatur zu finden. Daher hat mein Freund er gesagt, dass er die Reifen schon immer vor der Reise überprüfen lässt, um dann nicht währenddessen in Probleme zu geraten!