Spiritual Coaches & Ayahuasca Retreat im Cusco Healing Tree Center

„Kind, nimm keine Drogen!“ In dieser pädagogischen Linie waren sich meine Eltern ziemlich einig. Bewusstseinserweiternde Mittel einwerfen? Bloß nicht! Das macht was mit deinem Gehirn und deiner Wahrnehmung! Und am Ende bleibst du in so einem Zustand der geistigen Umnachtung. Du lebst in einer völlig anderen Realität. Dein Leben geht bergab und überhaupt ist alles vorbei. Na ja, letzteres stand unausgesprochen irgendwie im Raum.

Doch irgendwie übt die Möglichkeit, das Bewusstsein zu erweitern und so das Leben auf unterschiedlichen Ebenen wahrzunehmen, einen ziemlichen Reiz aus. So habe ich festgestellt, dass es verschiedene Dinge in meinem Leben gibt, die ganz ohne chemische oder pflanzliche Mittel einiges mit meiner Wahrnehmung anstellen, Bewusstsein erweitern und eine veränderte Lebensrealität erzeugen – und nebenbei zusätzlich noch Freude bringen:

  • Meditation – bringt schöpferische Kraft
  • bewusstes Atmen – entspannt
  • Licht – hellt die Laune auf
  • Geschichten – erweitern das Bewusstsein
  • Gefühle – färben Erlebtes, bringen Höhenflüge oder lähmen
  • Musik – beeinflusst die Stimmung
  • Bilder – erwecken Emotionen vom Lachen bis zum Weinen
  • Natur – verändert die Selbstwahrnehmung
  • Schönheit – schafft Ehrfurcht und Staunen
  • Reisen – vermeintliche Risiken werden geringer bewertet
  • inspirierender Austausch – beeinflusst die Weltanschauung
  • Coaching – verändert die Persönlichkeit nachhaltig
  • Düfte – beruhigen, putschen auf, verführen
  • Delikatessen – entführen in eine andere Welt

Und weil sich diese Erlebnisse gut mit Reisen verbinden lassen, steht unser Abenteuer seit Beginn unter dem Stern, Welten zu erkunden – materielle, emotionale, spirituelle und unser Bewusstsein zu erweitern. Daher rührt übrigens u.a. unser Name Weltenstromer.

Zeremonien im Healing Tree Center

Folgerichtig suchen wir in Peru nach einem geeigneten Ort, weitere Erfahrung in Sachen Bewusstseinserweiterung und Auseinandersetzung mit uns selbst zu sammeln. Schnell werden wir fündig und sind uns einig, dass das Healing Tree Center für uns die richtige Anlaufstelle ist.

Italo, Juanita und ihr Team haben ein kleines Zentrum in den Bergen Cuscos aufgebaut. Die Nachbarschaft besteht aus Schafen, Lamas und Eseln, die in herrlicher Landschaft beim Grasen von Hirten beaufsichtigt werden. Internet gibt es nicht oder nur manchmal, wenn der Wind gut steht. Die perfekte Umgebung also zur Selbstfindung.

Cusco, Fuji XT20, Lama, Peru_DSCF1107_1180

Unser haariger Nachbar.

Das Healing Tree Center hat es sich zur Bestimmung gemacht, Suchenden mit San Pedro und Ayauhasca Zeremonien Hilfestellung bei der Heilung von Vergangenheit, Traumabewältigung bis hin zur Visionsfindung für die Zukunft zu geben.

Wir beginnen mit dem als sanften Einstieg in die spirituelle Welt und Andenschamanismus bekannten San Pedro Kaktus. Ziel ist es, einen Tag im Einklang mit der Natur zu erleben und die Verbindung von Erde und Kosmos im Körper bewusst zu spüren. Wie es uns dabei ergangen ist, kannst du hier lesen.

Nach dem Retreat ist uns irgendwie klar, dass es noch nicht alles gewesen sein kann und zu einem vollständigen Erlebnis des peruanischen Schamanisus‘ die Begegnung mit der Mutter aller Pflanzen, der Doctorcita und visionsbringenden Ayahuasca gehört.

Vorbereitung auf die Ayahuasca Zeremonie

Die Pflanze aller Pflanzen wächst im Urwald und ist mehrere tausende von Jahren alt. Man sagt ihr ein eigenes Bewusstsein und in der traditionellen Medizin verabreicht eine tiefgreifende Heilung und Reinigung sogar von karmischen Verbindungen nach. Klar, dass wir neugierig sind. Bewusst setzen wir uns mit diesen Themen seit einigen Jahren durch dem Baum des Lebens nach Arkadij Petrov auseinander. Jetzt wollen wir wissen, wie dies die Super-Pflanze unterbewusst mit uns anstellt.

Vor der Zeremonie lernen wir den Shipibo Schamanen Maestro Lucio Mahua Ahuanari kennen. Obwohl er erst 25 Jahre alt ist, besitzt er bereits 14 Jahre Erfahrung mit Ayahuasca Zeremonin. Das liegt daran, dass er in eine Familie geboren wurde, die komplett aus Schamanen besteht. Er wird den Raum energetisch vorbereiten, die Medizin segnen und die traditionellen Heilungsgesänge, die Icaros, singen und unsere Visionsreise begleiten. Das übersetzt uns Juanita, die für uns während der Zeremonie da sein wird.

Hier kannst du ein Icaro hören, gesungen von Maestro Lucios Eltern: Maestro Benjamin und Maestra Antonia Mauyi 

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Fürderhin besprechen wir im Zuge der Vorbereitung die sogenannte Vomitting-Position (ich finde, das klingt deutlich besser als Kotzstellung). Diese ist übrigens ganz entspannt im Vierfüßlerstand, weil das die Zielsicherheit erhöht und den Prozess als solchen vereinfacht da beschleunigt. Das Vorabbesprechen der besagten Körperhaltung ist essentiell, da wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit später benebelt sein werden und dann genau wissen sollten, was zu tun ist, und zum anderen eine tiefgreifende Reinigung erleben werden. Und da lautet das Motto eindeutig „Alles muss raus!“ und zwar in den bereitgestellten Eimer.

Und dann gibt es noch einen weiteren, essentiellen Aspekt: die sechs Grundpfeiler. Diese sollen wir verinnerlichen, um gut durch die Zeremonie zu gelangen. Schließlich wissen wir nicht, wie unsere Erfahrung aussehen wird. Reisen zu entlegenen Planeten, Zukunftsvisionen, gefräßige Schlangen, Schmerzen alter Inkarnationen, Emotionen. Alles ist möglich. Da brauchen wir einen verlässlichen Halt.

  1. Courage (Mut): Mut, um durch alles durchzugehen, was wir erleben werden.
  2. Faith (Glauben): Glaube in die Medizin, dass sie das richtige zeigen wird.
  3. Confidence (Vertrauen): Vertrauen in die Medizin, den Schamanen, die Helfer und uns selbst.
  4. Respect (Respekt): Respekt vor der Medizin, d.h., wir folgen ihrer Führung und sagen nicht „Nö, ich will aber nicht“.
  5. Humility (Demut): in Demut und Dankbarkeit nehmen wir das Gezeigte, Gefühlte, Erlebte als Geschenk an.
  6. Control (Steuerung): Steuerung im Sinne von eigener Zentrierung und Fokussierung.

Als meine persönliche Vorbereitung für die nächtliche Zeremonie meditiere ich und sortiere meine Anliegen, denn es soll sogar möglich sein, mit Ayahuasca zu kommunizieren. Nun schreibe ich also mehrere Seiten Themen nieder, die ich gerne bearbeiten und auflösen möchte. Es steht fest, das Tagebuch muss in die Zeremonie mit – schließlich soll ja alles, was darin steht, harmonisiert werden. Ob das vielleicht etwas ambitioniert für sechs Stunden ist?

Die Zeremonie

Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich nervös, als ich mich in so ziemlich alle Kleidungsstücke hülle, die ich mit habe. Ein Hoch auf das flauschige Merino-Schaf, aus dem meine Sachen sind.

Wir treffen in der Halle ein und setzen uns auf unsere Lager für die Nacht. Maestro Lucio singt in seiner Muttersprache, betet und schon geht es los. Glücklicherweise brauche ich nur ein gutes Viertelglas der Medizin zu trinken (im Gegensatz zu Andreas, der mit drei vollen Bechern während der gesamten Nacht beglückt wird – ich habe keine Ahnung, wie er das geschafft hat). Wer schon einmal Aronia-Saft und super starken Espresso gemischt getrunken hat, der bekommt in etwa eine Vorstellung sowohl von Farbe, Konsistenz als auch Geschmack der Medizin (bisher hab ich besagte Getränke nur in Einzelteilen genossen, ich nehme aber an, dass die Kombination Ayahuasca-Aroma hervorbringt).

Dann geht das Licht aus. Und es passiert: Nüscht. Ich verlege mich aufs Atmen und darauf, keine Erwartungen haben. Irgendwann fragt mich Juanita, ob ich denn was sähe oder mir schwindelig sei. Ich sag mal nein, doch so ganz locker geht mir das nicht mehr von der Zunge. Und dann fängt Lucio plötzlich an zu singen. Und ein Schalter wird umgelegt. Himmel, so etwas habe ich weder zuvor erlebt noch mir die Zeremonie so vorgestellt.

Was ich sehe? Bunte Mandalas! In den wildesten Farben. Hui. Und die drehen sich so schnell. Dann stoppt der Gesang für eine Weile und ich dämmere wieder vor mich hin und friere. Mittlerweile gehen vor meinem geistigen Auge wüsteste Bilder vorbei und ineinander über. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich mein Hirn so was fließend und pausenlos ausdenken kann. Dann zückt Maestro Lucio meinen Endgegner, eine Flöte, die ein Mundstück besitzt, aber zwei Röhren. Das Ende vom Lied sind zwei Töne, die in meinem Ohr nicht unbedingt harmonisch klingen und das Kopfkino in ungeahnt schaurige Bahnen lenkt.

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Maestro Lucio spielt meinen persönlichen Endgegener: die Doppelflöte.

Und nun wird mir mulmig und ich bekomme echt Angst. Bei San Pedro habe ich ja schon gelernt, dass die Nacht zur Ewigkeit wird, wenn ich nicht tief atme und mich komplett in die Erfahrung fallenlasse. Wer gegen die Medizin so wie offenbar ich kämpft, verlängert seine Leidensgeschichte drastisch (Zum Vergleich: Üblicherweise dauert eine San Pedro Zeremonie sechs Stunden. Ich war 14 in einem ziemlich unangenehmen Zustand zu Gange.) Auf so eine Erfahrung bin ich nun wirklich nicht noch einmal scharf, zumal mir jetzt kalt und schwindelig ist und mein Kopfkino echt abgefahren weiterdreht.

Mist, und jetzt? Das ganze wächst sich gerade zu einem Horrtrip aus und ich denke noch, hätte ich mal auf meine Eltern gehört. Von wegen bewusstseinserweiternde Mittel und so.

Doch dann taucht meine Rettung auf in Form von Juanita. Sie kniet sich sanft an mein Kopfende und sagt schlicht und ergreifend „Remember your courage!“. Das klingt irgendwas zwischen banal und einfach, doch wenn du das Gefühl hast, eine Nacht lang voller Panik vor dir zu haben und du am ganzen Körper anfängst zu zittern, wird es etwas herausfordernd. Doch genau diese Worte sind es, die mich wieder zu mir und fort von der aufkeimenden Panik führen. Ich stürze mich also wagemutig in die Woge aus Visionen und schmerzhaften Gefühlen und murmele Ayahuasca zu, sie möge doch bitte „gentle“ mit mir sein.

Das hilft.

Dann fühle ich mich irgendwann umgeben von Schlangen, Leoparden, Adlern. Ich bin im Urwald. Eine Schlange verschlingt zwischendurch sogar meinen Kopf. Elchgeweihe fliegen durch die Gegend. Die Farben bleiben spektakulär bunt. Ui.

Ayahuaska Zeremonie, Cusco, Healing Tree Center, Marakas, Peru, Schamane_DSCF1096_1180

Die Icaros werden tradtionell von Maracas begleitet.

Maestro Lucio singt gnädigerweise wieder und lässt von dieser grässlichen Flöte ab – und das ist echt schön. Doch leider währt dieses Glück nicht für lange, denn erneut wird das Blasinstrument gezückt. Das bringt mich schlagartig in die Vomitting-Position und einen ordentlichen Schwall in den gut platzierten Eimer. Bäh. Ich überlege noch, ob mir es jetzt peinlich sein sollte, vor gleich vier Personen mein Inneres nach außen zu kehren oder ob ich mit der Geräuschkulisse die beiden anderen Zereremonieteilnehmer Andreas und Irina störe, doch für ernsthafte Skrupel diesbezüglich ist mir einfach zu schlecht. Erstaunlich eigentlich, dass sogar in Situationen der Not, sich einstudierte Muster einschalten und das in diesem Moment richtige Verhalten zu unterdrücken versuchen. Irgendwann habe ich offenbar einstudiert, dass man sich besser bei Übelkeit zurückzieht und auf keinen Fall sich vor anderen erleichtert, weil das nicht schicklich ist.

Glücklicherweise ist Juanita wieder an meiner Seite, um mir auch durch diese Phase der Ayahuasca-Zeremonie zu helfen. Das Besondere dabei ist für mich, dass sie mit ihrer vollen Aufmerksamkeit neben mir kniet, Wasser reicht, aufmunternde Worte bereithält. Diese volle Konzentration und Anteilnahme ohne zu bemitleiden ist wohltuend. Ich glaube, gerade in den heilenden und helfenden Berufen ist es eine Herausforderung, empathischen den Patienten zu unterstützen ohne sich selbst persönlich darin zu verlieren.

Diese Erfahrung ist im späteren Verlauf hilfreich als plötzlich die Kübel in den zwei Nachbarlagern in Anspruch genommen werden. Es erfordert eine enorme Konzentration, in meinem eigenen anstrengenden Prozess zu bleiben und mich nicht von den Geräuschen um mich herum davon ablenken zu lassen. Gar nicht so einfach, weil mir jetzt schlecht zu werden beginnt. Nicht unbedingt weil mir so übel ist, sondern weil ich mich automatisch mit den Gefühlen der anderen verbinde. Dieser Effekt wird um so stärker, als ich Andreas höre. Gleichzeitig ist mir auch bewusst, dass ich weder meinem geliebten Mann noch Irina in meinem Zustand beistehen kann (dafür ist Juanita da), noch dass es meine Aufgabe ist. Diese besteht einzig und allein darin, durch meine Nacht zu gehen.

Erst nach der Reinigung erlebe ich die eigentliche Freude an Ayahuasca: Mit neuem Mut, Vertrauen und dem Glauben daran, dass alles gut wird, geht es ans Eingemachte. Madrecito geht tatsächlich jeden einzelnen niedergeschriebenen Glaubenssatz aus meinem Tagebuch mit mir durch und ich kann sie so auflösen und gegen schöne, freudvolle, leuchtende austauschte. Die Sätze höre ich und sehe sie geschrieben vor mir.

Wow! Das ist echt der Hammer. Doch leider kann ich mich heute an keinen Wortlaut mehr erinnern. Und trotzdem weiß ich, das es passiert ist.

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Das sind wir, glücklich und inspiriert am Morgen nach der Ayahuasca-Zerermonie: Wir, Chico Rico, Juanita, Maestro Lucio, Irina und Maestro Julio.

Die Moral von der Geschicht‘

Die Ayahuasca Zeremonie hat mir gezeigt, dass mit Mut, Vertrauen und Fokussierung Herausforderungen, auch die dunkelsten Nächte, gemeistert werden können – egal wie lang diese zu werden gedenken. Fokus heißt in diesem Zusammenhang zentriert sein, sich mit der eigenen Atmung, dem Herzen, Geiste und der Seele zu verbinden.

Und wenn man Angst hat – kein Problem. Denn, nur wer überhaupt Angst zu empfinden vermag, kann mutig sein und über sich hinauswachsen. Manchmal besteht der Mut darin, sich in die Herausforderung hineinfallen zu lassen und ihr mit offenen Armen zu begegnen.

Das hilft auch dabei, Erlebnisse als Erfahrungen wahrzunehmen und nicht als gut oder schlecht zu bewerten.

Eine weitere Erfahrung aus dieser Zeremonie ist, dass man manchmal alleine durch seinen Prozess gehen muss – und das auch, wenn der eigene Partner im Raum ist und eine spektakuläre, herausfordernde oder intensive Zeit hat. Es hilft nämlich keinem weiter, wenn man mit dem anderen mitleidet oder aus seiner Arbeit aussteigt und eine halsbrecherische, vermeintliche Rettungsaktion startet.

Im Gegenteil, sobald man seine Hilfe jemandem anbietet, sollte das aus voller Kraft, mit der gesamten Aufmerksamkeit und ohne emotionale Verquickung geschehen.

Auch wenn wir auf Hilfestellung von außen treffen, liegt letztendlich der Schlüssel in uns selbst, denn andere können uns zwar in Zeiten der Not stützen, doch nicht durch sie hindurchtragen oder für uns übernehmen.

Spiritual Coaches

Für uns beide waren die schamanischen Zeremonien bewegende Erfahrungen, in denen wir viel über uns selbst gelernt haben. Gleichzeitig hat es wie ein spiritueller Shortcut gewirkt, denn unsere Meditationen und Visualisierungen laufen jetzt viel einfacher.

Das macht uns neugierig auf mehr und wir beginnen eine Kooperation mit dem Healing Tree Center als Spiritual Coaches. In Deutschland arbeiten und meditieren wir seit nunmehr sieben Jahren mit dem Baum des Lebens nach Arkadij Petrov und seit einiger Zeit unterrichten wir Basiskurse für den Einstieg. Unser Wissen bringen wir jetzt hier im Center ein. Wir stellen nämlich fest, dass die Patienten in ihren Zeremonien mit der Pflanzenmedizin Visionen, intensive emotionale oder körperliche Erfahrungen machen, doch dann nicht wissen, wie sie diese integrieren oder wie sie mit den gewonnenen Erkenntnissen fortfahren sollen. Und hier beginnt unser Coaching. Mit den Visualisierungs- und Meditationstechniken aus dem Baum des Lebens gehen wir individuell auf die Anliegen und Bedürfnisse der Patienten ein. Das, was in den Zeremonien unterbewusst geschehen ist, bearbeiten wir jetzt bewusst in Einzelcoachings und bieten zur Wissensvermittlung Basiskurse an.

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Hier, inmitten dieser Berge, coachen und unterrichten wir. Herrlich!

Die Patienten haben durch ihre Ayahuasca-Zeremonien bereits ein geöffnetes Bewusstsein und können sich so leicht und intuitiv auf Visualisierungen und Energiearbeit einstellen. In Deutschland brauchen wir, bis es dazu kommt, meistens ein bisschen mehr Zeit, da die wohlstrukturierten deutschen Gehirne vorerst überzeugt werden wollen.

Ein weiterer Aspekt unserer Tätigkeit hier ist eine Lichtmeditation in Anlehnung an den Baum des Lebens direkt vor den Ayahuasca-Zeremonien. Das ist nebst Coaching ebenfalls ein Novum für das Healing Tree Center. Viele Patienten sind nervös, aufgeregt oder haben Angst vor der Einnahme der Medizin, was leicht zu einer äußerst unangenehmen Erfahrung und zu Kontrollverlust während der Zeremonie führen kann. Darum ist es wichtig, sich zuvor zu zentrieren und mit positiven Emotionen zu verbinden. So haben wir speziell auf die nächtliche Zeremonie abgestimmt eine Meditation entwickelt. Andreas spielt die Ukulele und ich leite die Patienten an, Licht durch ihren Körper zu senden, sich selbst zu spüren und mit sich zu verbinden. Nach der Meditation sind sie zentriert, erfüllt von goldenem Licht, Liebe und mit ihrer Atmung im Kontakt.

Nun neigt sich unser Aufenthalt in Cusco und Peru dem Ende entgegen. Über die erkenntnisreiche Zeit hier freuen wir uns ebenso wie darauf, die gewonnenen Erfahrungen mit nach Deutschland zu bringen.

Felicitas


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Live in Kolumbien

Nachdem die erste Woche in Bogotá mit jeder Menge Arbeit rund um unsere Motorräder, Suzuki und unseren Blog vorbei ist, habe ich ein bisschen einen Durchhänger. Die Reise durch Zentralamerika und die aufwändige Logistik, um unsere Motorräder über den Darian Gap nach Kolumbien zu verfliegen, war ziemlich anstrengend und jetzt, wo sich die Anspannung langsam löst, merke ich, wie ausgepustet ich bin.

Lustlos und unmotiviert sitze ich ein paar Tage im Chocolate Hostel und daddel auf meinem iPad herum. Auf das Dach trommelt monoton die kolumbianische Regenzeit und der wolkenverhangene Himmel hüllt die Stadt in ein graues Licht. Ich bin wenig motiviert einen Blick in die umliegenden Gässchen zu werfen. Als wir dann doch an einer Stadtführung teilnehmen, endet diese bereits nach einer Stunde in einem Café. Der nächste Wolkenbruch schüttet vor dem Fenster das Kopfsteinpflaster hinunter.

Die kolumbianische Regenzeit ist nicht zimperlich: Wasser marsch!

Ob es letztendlich das Wetter ist, weiß ich nicht. Jedenfalls füllt sich der Wohnbereich unseres Hostels von Abend zu Abend mit mehr Straßenmusikern. Fast alle stammen aus Venezuela und sind aus politischen Gründen in die große weite Welt gezogen, um ihr Glück anderswo zu suchen. Für die meisten ist Kolumbiens Hauptstadt Bogotá die erste Anlaufstelle für den internationalen Durchbruch.

Eines Abends höre ich sie unten wieder jammen. Klingt richtig gut, wie sie mit Lateinamerikanischem Feeling das Wohnzimmer rocken. Ich bekomme Lust, endlich mal wieder meine Ukulele aus den zehn Müllsäcken zu wickeln, in die ich sie zwecks Staub-, Regen-, Hitze- und Rappelpisten-Schutz gewickelt auf einem Motorradkoffer transportiere. Ich packe mein Instrument aus, stimme die Saiten und klettere die schmale Wendeltreppe nach unten. Eine weitreichende Entscheidung, wie sich knapp eine Woche später herausstellen wird.

Unten treffe ich auf Hostelvater Raymond, der mit den Brüdern Victor und Kevin gerade einen Reggae-Song aus eigener Feder einstudiert. Raymond hat irgendwoher einen Elektrobass aufgetrieben, Victor und Kevin haben ihre Klampfen dabei. Mit authentisch rauchiger Stimme grooven die drei Venezueler, dass es Bob Marley persönlich den Joint entzündet hätte.

Etwas unsicher stelle ich mich als doch sehr weißer Deutscher mit Trekkinghose und Fleece-Pulli den Rastazöpfen vor. Ob ich vielleicht ein bisschen mitspielen dürfte. Ich darf. Die venezuelanische Herzlichkeit und Offenheit macht auch vor anerkanntem Kulturgut nicht halt. Nachdem ich meine Ukulele dann noch fast einen ganzen Ton tiefer gestimmt habe, schwinge ich mich auf die Truppe ein. Wir finden schnell zueinander. Obwohl ich noch nie in meinem Leben Reggae gespielt habe, mit den dreien hier passt es einfach.

Victor, Kevin und Raymond bereiten sich auf ein Konzert am kommenden Samstag vor. Wir spielen mehrere Stücke ohne Noten, Notizen, Akkorde oder Text. Das sollte man mal in einer deutschen Probe erleben! Als wir uns nach fast zwei Stunden feiner Musik zum Abschied die Hände schütteln, fragen sie mich, ob ich nicht mit ihnen zusammen am Samstag auftreten will. Äh, was? Vanilla auf einem Reggae-Konzert in Bogotá? Mh. Warum eigentlich nicht!

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Die nächsten beiden Tage regnet es nicht nur tagsüber sondern auch abends, sodass zu vereinbarten Probenterminen niemand erscheint. Auch zum alternativ am darauffolgenden Morgen vereinbarten Treffen, zu dem ich vorsorglich extra eine Stunde zu spät aufschlage, bin ich allein. Ich habe erfahren, dass noch weitere Musiker mit konzertieren werden. Als strukturliebender Deutscher, der ja doch morgen Abend einen großen Auftritt haben soll mit Leuten, die er noch nie gesehen, geschweige denn mit ihnen geprobt hat und der noch nicht mal die Hälfte der Stücke je angespielt hat – nun ja. Was soll ich sagen. Ich muss einfach noch viel relaxter werden. Zehn Monate Weltreise reichen jedenfalls noch nicht, um mich voll und ganz auf die Entspanntheit der Reggae-Szene einzulassen.

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Im Kreise unserer neuen venezolanischen Freunde

Als ich später auf der Suche nach Kevin in seinem Hostel stehe, wird er von einer Mitbewohnerin durch Geklopfe an der Tür unsanft aus seinem Künstlerschlaf gerissen. Kevin hat Migräne, die er mit einer Reggae-gemäßen Kräuterzigarette auszutreiben versucht. Wir sitzen im „Raucherzimmer“ seines Hostels, wo sich auch andere Bewohner zum Paffen einfinden. Mir wird schon vom bloßen Dasitzen ganz schummrig. Ich stimme meine Ukulele wieder fast einen ganzen Ton tiefer und Kevin und ich spielen ein paar Stücke an. Nach einer Stunde erscheint noch Solo-Gitarrist Brayan, die restlichen Bandmitglieder lassen sich entschuldigen. Man würde auf die Fünfuhr-Probe morgen vor dem Konzert setzen.

Wen wundert’s, die Fünfuhr-Probe findet natürlich auch nicht statt. Auch zum Soundcheck im L`Aldea Cultural Nicho sind nie alle Musiker zeitgleich da. Nebenbei erfahre ich, dass wir der Topact des Abends sein werden. Klar. Mittlerweile bin auch ich entspannt. Ich habe mir an der Bar vor einer halben Stunde meinen ersten Tee bestellt. Coca-Tee.

Zusammengepfercht sitze ich kurz darauf, meine Ukulele auf dem Schoß und meinen Tee in der Hand, mit den anderen Künstlern im Warteraum. So muss sich die Nationalelf vor einem großen Spiel vorkommen. Nur hat die wohl nicht so rote Augen… Dann werden auch wir angekündigt: „Raices Naturales!“. Applaus brandet auf. Tür auf, raus auf die Bühne. Der Saal ist gut gefüllt. Mal sehen, wer heute mitspielt: Neben den Bandleadern Victor und Kevin sind Raymond mit Bass und Maracas, Brayan an der Sologitarre, Jaser an der Cajon und ich an der Ukulele am Start. Kevin ergreift das Mikrofon. Wir fangen an.

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Und dann geht es los, als hätten wir schon immer zusammengespielt.

Auf mystische Art ergreift uns der Geist von Bob Marley. Wir legen los, als hätten wir nie etwas anderes in unserem Leben getan. Meine Musikerkollegen und ich improvisieren uns durch die Playlist. Eigentlich ne coole Sache. Sollten wir in Deutschland auch mehr machen.

„Ey was geht ab, Alter?“
„Jou, Alter, haste nich Bock am Samstag ma die Johannespassion von Bach aufzuführen?“
„Jou, Alter, lass mal treffen! Ich besorg die anderen dreißig Bratschen!“
„Jou, Alter, vergiss den Weihrauch nich!“

Schade eigentlich, dass es dann doch so schnell vorbei war. Um halb eins in der Nacht liege ich erschöpft aber zufrieden in meiner Koje. Schlafen kann ich dann aber doch nicht so schnell. Ich habe noch einen Ohrwurm…

Andreas

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=071MlQAiAGI?rel=0&controls=0&showinfo=0&w=560&h=315]


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Wie ich zu meiner Ukulele gekommen bin

Nach ein paar schönen Tagen entlang des Mississippi sind wir wieder einmal auf der obligatorischen Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Hinter Red Wings biegen wir nach Südwesten ab, in Richtung der Badlands, die uns als nächstes großes Reiseziel vorschweben. Wir fahren durch ein malerisches Tal, das nach beiden Seiten mit Hügeln gesäumt ist, als wir eine große Scheune mit irischen Buchstaben und eine riesige Wiese mit alten Bäumen und einem Weinberg erblicken.

In der Einfahrt treffen wir auf den weißbärtigen Gary, der uns ohne Umschweife gestattet, oben auf der Wiese unser Zelt für die Nacht aufzustellen. Wir tun wie geheißen und genießen den weiten Ausblick und den Sonnenuntergang beim Abendessen vor unserem Campingkocher.

Als es dunkel wird, werden wir noch zu Kuchen und Wein von Gary und seiner Frau Eve ans Lagerfeuer unter Sternenhimmel geladen. Es sind noch weitere Gäste da und wir unterhalten uns prächtig. Auf die Frage nach den irischen Buchstaben auf der Scheune stellt sich heraus, das Gary und Eve einen Instrumentenladen Namens Hobgoblin Music betreiben und ihre Spezialität der Bau von Harfen ist. Natürlich wollen wir sofort, dass uns jemand am Lagerfeuer auf einer Harfe vorspielt.

Als wir die Intrumente holen, habe ich Gelegenheit einen Blick in das Geschäft zu werfen und darf mir für das Lagerfeuer noch eine Ukulele aussuchen. Ich zupfe an den Saiten der ausgestellten Instrumente und probiere mit ein paar Ackorden die Bundreinheit, bis ich eine Ashbury T80 in mein Herz schließe. Welch ein wunderbares Instrument! Ich habe noch nie auf so einer edlen Ukulele gespielt. Ich habe das Gefühl, dass sie es ist, die mich ausgesucht hat. Wieder am Lagerfeuer beginnt eine sphärische Jamsession mit Harfen – und einer Ukulele.

Am nächsten Tag besichtigen wir die Instrumentenwerkstatt. Gary und Eve erklären uns die Harfen und wir dürfen bei der Arbeit zusehen. Im Verkaufsraum probieren wir verschieden Harfen aus. Es ist beeindruckend, wie viele verschieden Instrumente hier hergestellt werden.

Später werden wir noch zum Abendessen mit Familie und Freunden eingeladen. Wir lernen Marian kenne, eine redselige ältere Dame mit Hut, die zwar laut eigenen Angaben nicht viel sieht und sich auf die Augen-OP nächste Woche freut, dafür aber leidenschaftlich zeichnet (unter viel kritischem Protest hat sie uns beide portraitiert!). Als wir später alle zusammen am Lagerfeuer sitzen, drückt mir Gary die Ukulele wieder in die Hand und bittet mich, zu spielen.

Marian ist sichtlich angetan und erzählt von ihrer Instrumentensammlung und ihren Gitarren, dass sie aber mit ihren alten Knochen die Griffe nicht gut hinkriegt. Ich frage sie, ob sie schonmal Ukulele gespielt hat. Schließlich sind die Griffe im Vergleich zur Gitarre viel einfacher. Ich reiche ihr das Instrument. Mehr aus Juks beginne ich ein Verkaufsgespräch. Da ich die Ukulele wirklich mag, fällt es mir nicht schwer ihre Vorzüge zu preisen. Und da sie gleichzeitig in der deutlich gehobenen Preisklasse spielt, amüsiert das Verkaufsgespräch um so mehr.

Etwas überrascht und gleichzeitig bestürzt liege ich nachts im Schlafsack, als Marian das gute Stück am Ende des Abends tatsächlich gekauft hat. Ich könnte stolz sein, aus dem Stand ein so edles Instrument verkauft zu haben. Tatsächlich fühle ich mich irgendwie leer. Als hätte ich einen Freund verhökert. Aus Spaß.

Das Gefühl wird noch verworrener, als Gary und Eve am nächsten Morgen zu unserer Abfahrt vor unserem Zelt stehen und mir mit den besten Wünschen einen schwarzen Plastiksack überreichen. Als ich auspacke, bin ich schier sprachlos. Es ist eine zweite Ukulele aus der gleichen Baureihe. Ich hatte sie im Geschäft hängen sehen. Sie wollen Sie mir schenken als Erinnerung. Gary und Eve verabschieden sich, weil sie in die Stadt müssen.

Ich sitze in meinem Campinghocker vor dem Zelt und zimble hin- und hergerissen auf dem Instrument. Ich habe mir immer eine Ukulele gewünscht für die Reise, weil sie im Vergleich zur Gitarre so schön klein ist und gut auf einem Motorrad transportiert werden kann. Vor Reiseantritt habe ich manche Stunde in Musikgeschäften zugebracht und alle möglichen ausprobiert. Nur hatte ich bisher keine gefunden, die mir wirklich gefiel. Bis auf die, die ich gestern Marian verkauft habe. Ich komme mir vor wie ein Teenager, der die Liebe seines Lebens mit einem anderen davonziehen sieht.

Heute gibt es noch einen Ukulelenworkshop bei Hobgoblin Music. Da wir nichts besonderes vorhaben, gehen wir hin. Felicitas leiht sich noch schnell ein Instrument aus dem Geschäft aus und lernt mal eben die Grundakkorde. Wir klampfen mit einer Gruppe Enthusiasten aus einem Liederbuch einschlägige Gassenhauer auf vier Saiten. Während sich alle wie die Schneekönige freuen, zupfe ich unmotiviert an den Saiten herum. Lust mitzusingen habe ich auch nicht.

Dann taucht plötzlich Marian auf, ihre Ukulele in der Hand. Sie will sie heute bezahlen, weil gestern Nacht das Geschäft schon geschlossen war. Schlagartig fährt Leben in mich. Ich bitte Marian, ob ich nicht noch einmal auf ihrer Ukulele spielen dürfte. Und obwohl es das gleiche Instrument ist wie das, welches ich heute morgen geschenkt bekommen habe, ist für mich klar, dass es diese Ukulele ist, die ich unbedingt spielen möchte. Ich flehe Marian an, ob sie nicht vielleicht doch die andere Ukuele kaufen könnte. Sie zögert und mustert kritisch das zweite Instrument. Dann sagt sie, dass sie wahrscheinlich eh nie so gut spielen könne wie ich und dass sie fände, dass ich die bessere Ukulele haben solle.

Völlig aufgeregt und voller Freude und Dankbarkeit falle ich der alten Dame um den Hals. Jetzt habe ich „meine“ Ukulele wieder!

Andreas


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