Mit dem Motorrad im Winter über die Lagunas Route von Uyuni nach San Pedro de Atacama

Bolivien, du bist so wunderbar! Im Sommer tust du gut, im Winter tut’s weh. Ratzifatzi entwickelt sich Bolivien zu dem Land mit der höchten Abenteuerdichte unserer Reise.

  1. Wir überleben die Death Road trotz ihres Namens.
  2. Die Kupplung von Sir Bumblebee geht in der Pampa inmitten von Sanddünen in die Fritten.
  3. Wir schleppen uns 100 km durch Salzmatsch über den Salar de Uyuni ab.
  4. In Bolivien gibt es keine V-Strom. Ersatzteile müssen aufwenig gefunden & importiert werden frei nach dem bolivianischen Motto „Alles ist möglich. Nichts ist sicher.“
  5. Wir fahren die Lagunenroute entlang und bleiben im Schnee stecken.
  6. An der bolivianischen Grenze nach Chile gibt es keinen Zoll zur Mopedausfuhr. Wir haben die Wahl: Wegegeld zahlen oder 80 km durch den Matsch zurück.
  7. Der Grenzposten nach Chile will uns nicht passieren lassen und uns durch den Matsch in die Wildnis zurückschicken.
  8. Es ist Winter & entsprechend kalt. Trotzdem gibt es nirgendwo eine Heizung.
  9. Es gibt, sofern überhaupt fließendes Wasser die Leitung verlässt, nur eiskaltes. Duschen wird zur Mutprobe.
  10. Wir schlafen mit Mütze.

So, und nun, werter Freund, komm mit zu unserem finalen Bolivien-Abenteuer: Die Lagunenroute im Schnee mit Passüberquerung nach Chile. Wir beginnen in Uyuni (Bolivien) und kommen nach drei Tagen des Nervenkitzels in San Pedro (Chile) an.

Von Uyuni nach Villa Mar

Wer Bolivien kennen lernen möchte, für den führt kein Weg an der berühmten Lagunenroute vorbei. Sie schlängelt sich im Westen Boliviens durch die menschenleere Wildnis des Altiplanos entlang farbprächtiger Lagunen mit Flamingos (!!!). Dieses Spektakel wollen wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Neben ihrer einmaligen Schönheit ist die Lagunenroute aber auch für ihre anspruchsvollen offroad-Passagen berüchtigt. Die Meinungen über deren Passierbarkeit auf Motorrädern reichen von der „gar-kein-Problem-Lagerfeuerbier-Einschätzung“ bis zum „unfahrbar-seid-ihr-irre-Killerweg-Statement“. Wir dürfen also gespannt sein.

Da wir der neuen Kupplung mit den alten Federn bei Sir Bumblebee nicht ganz vertrauen und keinesfalls wieder im Nirgendwo stecken bleiben wollen, suchen wir nach einer passierbaren Strecke für uns. Das Wetter ist zum Glück seit einigen Tagen trocken, mit Schlamm brauchen wir also nicht zu rechnen. Der Pass nach Chile soll auch frei sein. So sagen unsere Freunde in Uyuni. Also los.

Um das Altiplano rund um die Lagunen zu besichtigen, gibt es unzählige Routenmöglichkeiten, die an unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen – und auch unterschiedlich schwer zu fahren sind. Um das Risiko für uns und die Motorräder so gering wie möglich zu halten, entscheiden wir uns schlussendlich für die östliche Route. Von Uyuni wollen wir über die gut ausgebaute Piste 701 zunächst bis zur letzten Tankstelle vor Chile in San Cristobal und dann weiter bis Alota fahren. Hinter Alota geht es links auf den Camino a Villa Mar y Laguna Colorada, eine knapp 200 km lange, sandige Wellblechpiste. Auch wenn wir so einige Lagunen und den berühmten Arbol de Piedra nicht sehen werden, führt uns die Strecke trotzdem zu einigen großen Heighlights, darunter die berühmte Laguna Colorada, heiße Quellen und ein weiterer Salzsee.

[googlemaps https://www.google.com/maps/d/embed?mid=1_Zx6dbE7RppKOQd0qUO7fBM4eZiTmvNx&w=640&h=480]

Von Uyuni bis Alota würden wir die Hauptstraße 701 als angenehm zu bereisen beschreiben. Doch danach fängt der große Fahrspaß an. Auf Google Maps kann man sich ab hier gar nicht verlassen, der Weg, der zu den Lagunen führen soll, ist hier nämlich unbekannt. Maps Me ist da schon besser informiert und gibt auf der Offlinekarte darüber Auskunft, dass es noch 49 km von Alota bis Villa Mar und dem Hostal Piedrita sind, wo wir die erste Nacht verbringen wollen.

Bolivien, DL650 V-Strom, Laguna Route, Motorradweltreise, offroad, San Pedro de Atacama, Sand, TKC70, Touratech, Uyuni_S10C0031_1180

Noch reist es sich mi über 70 km/h hervorragend: die Piste 701 ist frisch gewalzt.

Fahrt durch den Tiefsand mit dem TKC70

Doch anstelle der von Maps Me veranschlagten 45 Minuten plagen wir uns gute drei Stunden durch den tiefen Sand. Der hindert allerdings weder Jeeps noch LKW daran, in Highspeed an uns vorbeizufahren und mit Staubwolken unsere Sicht schwinden zu lassen. Wenn die wenigstens alle in Reihe fahren würden, würden sie eine Fahrspur für uns plätten, aber so…

Wir lassen den Reifendruck ab. Anstelle der 2,6 bar vorne und 3,0 hinten sind die TKC70 nun mit 1,5 bar vorne und 1,8 bar hinten befüllt. Die größere Auflagefläche hilft wirklich im Tiefsand. Und wir sind wieder einmal von unseren Reifen beeindruckt, weil sie sogar in diesem Gelände super Traktion haben.

Hostels in Bolivien

Wir zählen die Kilometer runter und kämpfen nun direkt mit zwei Endgegnern: der miesen Strecke und der Zeit, denn gleich geht die Sonne unter und sobald die weg ist, wird es empfindlich kalt, um nicht zu sagen eisig. Brr.

Als wir irgendwann im Dunkeln schlotternd das Hostel erreichen, sind wir durchgefroren – und bleiben es auch. Es gibt nämlich prinzipiell keine Heizung, dafür aber ein paar dünne Decken. Her also mit der plüschigen Alpaka-Mütze und dem Handwärmer mit Kohlestäben.

Mit der V-Strom und dem TKC70 über die Wellblechpiste

Am nächsten Morgen ziehen wir Bilanz. Unser Resume des Vortages: 49 km durch den Sand in 3 Stunden. Prognose für den heutigen Tag: 201 km inklusive Pass- und Grenzüberquerung = ein nahezu unmögliches Unterfangen. Doch was wäre die Reise ohne diesen gewissen Nervenkitzel?

Also ab die Post. Es wird echt mühselig, denn weitere tiefe, sandige Passagen wechseln sich mit fetten Steinen und Geröll auf dem Pfad ab. Doch auch auf diesem anspruchsvollen Untergrund können wir uns auf den Grip des TKC70 von Conti voll verlassen! Nur gut, dass die Landschaft so unglaublich schön ist. Das hebt die Laune.

Die Laguna Colorada

Die Lagunenroute führt durch den Nationalpark Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa. Um die ganze Pracht bestaunen zu können, müssen wir saftige 150 BOL (ca. 18€) pro Person Eintritt an einem Pförtnerhäuschen bezahlen. Der Wächter händigt die Tickets aus und lässt uns die Schranke passieren. Er betont dabei, wie wichtig es sei, das Ticket griffbereit zu haben. Was er hingegen verschweigt, sind die kommenden Streckenverhältnisse…

Wir holpern also weiter durchs Gelände und visualisieren zur Motivationssteigerung die rosa Flamingos an der Laguna Colorada. Die soll besonders schön sein und in einem strahlenden Rot leuchten. Mit diesem Ziel vor Augen fährt es sich deutlich leichter.

Die Strecke besticht unverändert durch ein Wechselspiel aus Wellblech, Tiefsand und Geröll. Parallel zieht sich immer mehr der Himmel zu. Als wir endlich die sagenumwobene Laguna Colorada erreichen, ist es lausig kalt und grau. Von Flamingos keine Spur. Von anderen Lebewesen auch nicht. Die Lagune ist momentan so farbprächtig wie ein heimischer Sumpf im November. Ganz zauberhaft!

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Nix mit tollen Farben der Laguna Colorada und Flamingos: Alles steckt in usseligen Wolken.

Wetterumschwung im bolivianischen Hochpleateau

Aufgrund des Wetters- und der Wegverhältnisse beschließen wir, dass wir doch keine Pause an der Lagune brauchen und halten uns weiter ran. Unseren Plan, heute bis nach Chile zu fahren, haben wir über Bord geworfen. Wir wollen einzig und allein den bevorstehenden Pass überqueren und es bis zum Hostel in Termas de Boleques an den heißen Quellen der Laguna Chalviri schaffen. Trotzdem sind es nach einem halben Tag Gequäle immer noch 60 km to go und wir haben nur noch 4 Stunden bis die Sonne untergeht. Au Backe. Hatten wir gestern das Gefühl von Zeitdruck, wird es jetzt noch schlimmer, denn bei nächtlichen Temperaturen von -25 °C fällt notzelten auf dem Pass als Plan B flach.

Weiter geht es also. Wir sehen schon das Hochplateau und dahinter soll der Pass auf 5.000 Meter N.N. sein. Über unser Sena 10c Headset sprechen wir uns gegenseitig Mut zu. Denn jetzt zieht es sich abeneuergeschichtsmäßig richtig zu, vereinzelte Schneeflocken wehen uns drohend um die Nase und verkünden das nahende Ende unseres noch so jungen Lebens.

Allein bei zugeschneitem Weg auf dem bolivianischen Hochpleateau

Ich spüre meine Finger schon jetzt kaum noch. Es kann also nur noch besser werden, denke ich. – Und dann verschwindet plötzlich die Piste unter Schneebergen. Da kommen wir mit den Mopeds auf gar keinen Fall durch! Mist. Und jetzt?

Jetzt kostet es wirklich Anstrenung, die Gedanken auf das Erreichen des Hostals zu fokussieren und sich trotz der etwas unangenehmen Lage nicht mit Endzeitstories zu verlieren.

Wir lassen das Theme von Indiana Jones in unserem Kopf erklingen, senden Stoßgebete gen Himmel, verlassen die Straße – und brettern bergauf drauf los. Wenn ich vorher dachte, ich fahre über Steine, kann ich jetzt nur sagen: weit gefehlt. Hier liegen fette Brocken rum umgeben von Matsch und Schnee.

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Spurenlesen

Mittlerweile haben wir die Streinbrocken überlebt, pflügen uns durch einen Acker und halten uns an Reifenspuren, die Einheimische mit ihren Karren einmal hinterlassen haben als sie hier langfuhren. Nur leider enden die Spuren oft einfach irgendwo im Schnee. Langsam wird es echt nervenaufreibend. Hier oben würde es eigentlich einen normalen Weg geben – sogar einen laut Navi besser ausgebauten – und genau dieser ist einfach zugeschneit.

Doch irgendwie geht es immer weiter. Muss es. Jeder Meter zählt!

Bolivien, DL650 V-Strom, Laguna Route, Motorradweltreise, offroad, San Pedro de Atacama, Sand, Sena 10c, TKC70, Touratech, Uyuni_S10C0168_1180

Aus dem Regen in die Traufe: Durch den Schnee über den Hubbel geht es in die nächste Spurrille – und das Moped kippt um. Wann kommen wir endlich an??

Irgendwann stehen wir inmitten überfrorenen Gesteinfeldes und haben keine Ahnung, wo es langgehen könnte, weil um uns herum nur noch Schnee zu sehen ist. Als die Moral der Truppe den Tiefpunkt erreicht, taucht plötzlich – wie in jedem guten Abenteuerfilm im kritischen Moment – eine Reihe von fünf Jeeps aus dem Nichts auf. Die Fahrer halten und wollen wissen, ob alles okay ist. Gleichzeitig schauen Touristen neugierig aus den vollgepackt es Geländewagen auf uns und versuchen herauszufinden, was wir denn hier so treiben.

Über den Pass zwischen Bolivien und Chile im Schnee

Die Fahrer wollen vorfahren, wir sollen als Korso folgen. Doch leider sind die fünf mal so schnell wie wir. Sie brettern also weiter, doch glücklicherweise hinterlassen sie eine Spur, der wir in der Hoffnung folgen, die Schneewehen zu umfahren und irgendwann auf die Straße zu gelangen.

Zwischenstand: Noch 30 km. Immer noch Schnee. Eine Stunde bis es ganz dunkel wird.

Während wir uns das Mantra „Ich kann es! Ich will es! Ich tue es!“ aufsagen, mobilisieren wir die letzten Kräfte.

Jetzt gilt es, die Piste zu erreichen, bevor wir nichts mehr sehen können und uns heillos verfahren. Schnell noch ein paar Stoßgebete gen Himmel geschickt. Und dann: Unser Wunsch wird erhört. Bei dem unglaublichsten Sonnenuntergang, den wir jemals gesehen haben, stoßen wir auf eine Staubpiste. Erleichterung macht sich breit. Nur noch 25 km und wir sind am Ziel.

 

Jetzt gilt es, die Piste zu erreichen, bevor wir nichts mehr sehen können und uns heillos verfahren. Schnell noch ein paar Stoßgebete gen Himmel geschickt. Und dann: Unser Wunsch wird erhört. Bei dem unglaublichsten Sonnenuntergang, den wir jemals gesehen haben, stoßen wir auf eine Staubpiste. Erleichterung macht sich breit. Nur noch 25 km und wir sind am Ziel.

Bolivien, DL650 V-Strom, Laguna Route, offroad, Sena 10c, Shoei, Stadler, Sunset, TKC70, Touratech_DSCF1769_1180

Unsere Passüberquerung erreicht ihren Höhepunkt.

Rettung durch die Guides von Red Planet Expedition

Die Piste ist schneefrei und auch in der Nacht ohne Probleme befahrbar. Doch jetzt stellen wir fest, dass wir beide einen Platten haben. Fix packen wir den Airman aus, pumpen die Reifen auf und weiter gehts.

Plötzlich taucht ein Licht vor uns auf. Das Licht am Ende des Tunnels? Fast. Ein fetter Jeep hält vor uns. Die Guides und Fahrer von Red Planet Expedition, die wir vor drei Stunden in den Bergen getroffen haben, steigen aus. Sie sind zurückgekommen um zu sehen, wo wir  bleiben und uns retten kommen. Sie haben sogar heißen Tee mit.

Herzliches Willkommen im Hostal

Für uns ist es schon eine wahre Erleichterung, dem Auto mit den Helfern einfach zum Hostal hinterherzufahren. Sie lotsen uns in einen erwärmten Raum, in dem ihre Touristen gerade zu Abend essen. Sobald wir eintreten, klatschen diese wild los! Stell dir das mal vor. Alle erkundigen sich nach unserem Wohlbefinden, reichen warme Handschuhe und wollen wissen, ob sie noch was für uns tun können.

 

Für uns ist es schon eine wahre Erleichterung, dem Auto mit den Helfern einfach zum Hostal hinterherzufahren. Sie lotsen uns in einen erwärmten Raum, in dem ihre Touristen gerade zu Abend essen. Sobald wir eintreten, klatschen diese wild los! Stell dir das mal vor. Alle erkundigen sich nach unserem Wohlbefinden, reichen warme Handschuhe und wollen wissen, ob sie noch was für uns tun können.

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Wir alle strahlen – unsere einheimischen Retter Francisco und Carlitos strahlen für ihre Kollegen  Marcial, Jasmari, Ivan und Israel von der Red Planet Expedition mit.

Die Guides organisieren uns einen Tisch während unsere Hände am Heizpilz langsam auftauen. Wir werden umsorgt mit heißem Tee, der besten Suppe, die wir jemals probiert haben, und Pasta mit Hühnerbein.

Fix und fertig und gleichzeitig dankbar dafür, das Abenteuer Passüberquerung im Schnee überlebt zu haben, gehen wir direkt schlafen. Natürlich wieder ohne Heizung. Nur gut, dass wir gen Atacamawüste fahren, da wird es hoffentlich wärmer.

Schlauchlose Reifen wechseln on the Road

Am nächsten Morgen starten wir frohen Mutes. Nur noch 100 km bis San Pedro de Atacama. Doch wir haben die Rechnung ohne die Vorderreifen gemacht – die sind nämlich beide komplett platt. Beide sind mit vielen kleinen Löchern durchsiebt. Na super. Im Ort (also den zwei Häusern) gibt es keine Werkstatt, also müssen wir wohl oder übel es mit den Reifen bis nach San Pedro schaffen.

Andreas‘ Reifen beherbergt dazu noch ein fettes Loch, das er mit Pilzen flickt. Die haben bisher immer gute Dienste getan. Doch nach nur 200 Metern fahren stellen wir fest, dass diese Erste Hilfe Maßname nicht ausreicht. Und nun? So kommen wir nicht weit.

Glücklicherweise sind wir an den heißen Quellen, einem beliebten Tourziel. Und glücklicherweise treffen wir hier eine lange Reihe von Tourjeeps an. Alle bis an die Zähne mit Werkzeug ausgerüstet. Schließlich will keiner mit einer Horde Touristen im Anhänger hilflos in der Pampa stecken bleiben.

Auch diese Tourguides entpuppen sich als äußerst hilfbereit – sie leihen Werkzeug, reichen einen riesigen Flicken für den Reifen und helfen mit, den Schlauchlosreifen von der Felge zu bekommen. Drei starke Männer braucht es hierfür. Das geht bei Reifen mit Schlauch deutlich einfacher. Egal. In Rekordzeit ist der Reifen geflickt und wird wieder anmontiert – da alles sehr schnell gehen muss, leider entgegen der Laufrichtung. Na ja, Hauptsache, wir können fahren.

Bolivianische Grenzbeamte ganz entspannt

Obwohl das schlimmste Loch jetzt geflickt ist, müssen wir trotzdem alle 20 km anhalten, um Andreas‘ Reifen wieder aufzupumpen. Ehrensache, dass die Straße wieder nur aus Sand, Geröll und Wellblech besteht. Jetzt kommt noch neu hinzu: Matsch. Wenigstens ist jetzt ein platter Reifen von Vorteil. Noch nie sind wir so entspannt durch den Modder gelangt. Wir können sogar die Fahrt entlang der wunderschönen Laguna Blanca genießen.

Als wir uns bis zur Bolivianischen Grenze (bestehend aus einer Bruchbude) gekämpft haben teilen uns die Grenzbeamten mit, dass es hier keinen Zoll gäbe und wir 80 km zurück müssten, um unsere V-Stroms ausführen zu können. Ähm. Nee. Keine Option für uns. Haben sich die Bolivianer auch gedacht und bieten an, für uns die Papiere für 20 USD rüberzufahren. Faires Angebot.

Fünf Minuten später heißt es ein letztes Mal ab durch den Matsch. Und dann, sobald wir Chilenischen Boden erreichen, befinden wir uns seit Wochen auf der ersten, asphaltierten Straße. Sie ist sogar geräumt! Wahnsinn.

Chilenisches Grenzspektakel

Die Asphaltstraße führt zu einem modernen Riesengebäude mit großer Toreinfahrt. Drinnen erwarten uns mehrere Busse voller Touristen, die auch nach Chile einreisen wollen, und fließend warmes Wasser. Alles wirkt organisiert und sturkturiert. Das ist seltsam. Seit Mittelamerika haben wir an jeder Grenze Geldwechsler angetroffen, Frauen mit Ständen, die leckere Düfte vertströmten, und ein buntes Treiben aus Menschen mit traditioneller Kleidung. So nicht hier.

Der Interpol-Beamte erklärt rundheraus: Er habe jetzt Mittagspause. Wir können nicht rüber. Nach seiner Mittagspause überlegte er sich, dass er doch jetzt die Grenze für heute komplett schließen wolle und wir nach Bolivien zurück müssten. Als wir uns davon nicht abschrecken lassen, versucht er es mit der Ausrede, dass die Straße nach Chile voller Eis und Schnee wäre. Schlimmer als unsere Passeskapade kann es auf asphaltierter Straße nicht werden. Andreas nervt ihn weiter. Langsam dämmert es dem Grenzbeamten wohl, dass wir hier nicht weggehen. Es hilft, dass die 30 anderen sich auch nicht zurückschicken lassen wollen.

Er lässt sich also erweichen und lässt uns „auf eigenen Gefahr“ einreisen.

San Pedro

Als wir das Grenzgebäude verlassen, suchen wir vergeblich die katastrophalen Straßenbedingungen. Der Asphalt ist frei, die breite Fahrbahn führt in angenehmer Streckenführung den Berg herunter.

Es ist ein seltsames Gefühl, ohne genauer auf die Straßenbeschaffenheit achten zu müssen, bei 80 km/h ganz entspannt fahren zu können. Wir wissen nicht, wann wir das zum letzten Mal erlebt haben. Vermutlich in den USA.

Chile, DL650 V-Strom, Laguna Route, Sena 10c, Shoei, Stadler, TKC70, Touratech_S10C0022_1180

Nix mit gesperrtem Pass: Warum uns der Grenzbeamte nicht nach Chile einreisen lassen wollte, wird für immer ein Rätsel bleiben.

San Pedro begrüßt uns mit Wärme, Wüste und Ruhe. Wir erholen uns jetzt erst mal und werden einen Schlauch in den Vorderreifen einziehen lassen, damit wir bis nach Valparaiso zum Verschiffen kommen.

Tatonca, San Pedro de Atacama, Zelte_DSCF1821_1180

Nach drei Tagen Dauerstrapaze dürfen wir endlich unser Zelt in San Pedro de Atacama aufstellen – und wie die anderen Zelte vermuten lassen: Es ist warm!!

Fazit: Abenteuer in Filmen oder Büchern mitzuerleben und mit den Helden mitzufiebern, ist etwas ganz anderes, als selbst in einem zu stecken. Doch sowohl in Fiktion und Realität gibt es eine Gemeinsamkeit: Es gibt ein gutes Ende!

Felicitas


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Mit dem Motorrad auf den Vulkan Telica

Die Vulkane in Zentral-Amerika haben es uns angetan. Nach dem wir schon den Atitlán in Guatemala bestaunt und den San Cristóbal in Nicaragua erklommen haben, steht Telica als nächstes auf unserer Liste. Hier soll man sogar mit etwas Glück Lava sehen können.

Telica ist ein recht aktiver Vulkan und wegen seiner mühseligen Anreise gleichzeitig touristisch nicht überlaufen. Ganz im Sinne des deutschen Sicherheitsempfindens kann man auch diesen Krater besteigen, sich oben auf allen Vieren über die vertrauenseinflößende Kante beugen und seine Lungen mit den nach einer antiken Heilquelle duftenden und mindestens ebenso gesunden Gasen und Dämpfen füllen. Mit  etwas Glück soll man sogar zwischen den Schwaden glühende Lava erspähen können. Außerdem soll es eine tolle Aussicht auf die umliegende Vulkanlandschaft inklusive San Cristóbal im Sonnenuntergang geben. Damit aber noch nicht genug: Für den letzten Adrenalin-Kick schnürt eine Übernachtung im Zelt am Krater noch einen Sonnenaufgang auf das Paket. Wer kann da noch widerstehen? Klingt nach einem Highlight unserer Reise!

Anreise zum Vulcan Telica

Diverse organisierte Touren karren den gut situierten Backpacker von Welt im Allradfahrzeug oder per zwei Tage Hike in den Park. Als eingefleischte Motorrad-Weltreisende wollen wir aber natürlich das ganz große Abenteuer (und uns die Kohle sparen) und planen unsere Anreise mit den Mopeten. Schließlich wollen wir (ich) den wahren offroad-Fähigkeiten unserer V-Stroms auf den Zahn fühlen!

Es braucht dann allerdings doch zwei Anläufe, um das Projekt erfolgreich in die Tat umzusetzen. Unsere erste Anreise auf unseren beiden Motorrädern müssen wir leider schon nach zwei Kilometern abbrechen, weil die Sandpiste ab Las Mercedes für unsere vollbepackten Schiffe auch mit abgelassenem Reifenluftdruck nicht fahrbar ist. Enttäuscht müssen umdisponieren.

Wir fahren in das benachbarte Léon und kehren die Nacht im Blue Hat Hostel ein. Diese Expedition braucht offensichtlich eine ernstere Vorbereitung, da sie mit Abstand die schwierigste Etappe unserer bisherigen Weltumrundung darstellt. Wir beschließen, mit nur einem Motorrad zu fahren und Gepäck im Hostel zwischenzulagern. Werkzeug, Ersatzteile, Campingausrüstung und acht Liter Wasser müssen aber trotzdem mit. Wir können hoffentlich Kraft sparen, weil wir zu zweit nur eine Maschine durch die schwierigen Passagen baggern müssen. Auch die Route arbeiten wir detailliert aus, um alles zeitlich zu schaffen. Die Touri-Jeeps fahren um zwei Uhr los, also starten wir um elf. Das sollte uns hoffentlich genug Reserve geben.

Zweiter Anlauf zum Krater

Am nächsten Tag steht meine V-Strom abfahrbereit vor dem Hostel, während Felicitas ihr Töff auf einem Parqueo zur Bewachung abgibt. Vorsorglich erhöhe ich die Federvorspannung an meinem Touratech-Fahrwerk. Mit der geringen Bodenfreiheit der V-Strom werden wir jeden Millimeter zwischen Geröll und Unterfahrschutz brauchen.

DL650, Gepäck, Nicaragua, TKC70, Touratech, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9055_1180

Fertig gepackt steht meine V-Strom vor dem Hostel, bereit, Vulkan Telica zu bezwingen!

Dann geht es los. Wieder in Las Mercedes lassen wir den Reifenluftdruck aus unseren TKC70 ab. Vorne 1,4 bar, hinten 1,6 bar. Ich bin immer wieder fasziniert, dass diese kleine Maßnahme darüber entscheidet, ob man über Sand fahren kann oder sich hoffnungslos eingräbt. Die ersten zwei Kilometer kennen wir ja bereits, ein gewisser Lerneffekt hat sich auch schon eingestellt. Gutmütig und stoisch arbeitet sich die DL650 mit zwei Personen und Gepäck durch wechselnde Böden zwischen Sand und Geröll. Doch dann kommt eine Passage mit sehr tiefem Sand. Ich fahre sie zu schnell an, das Vorderrad schwimmt zur Seite weg und wir stürzen in Zeitlupe. Nix passiert, ist ja alles puderweich hier. Als sich die Staubwolke legt, halten zwei Locals auf ihrem Moped und helfen uns auf. Kein Wunder, dass hier alle höchstens auf 150 kg und 200 ccm³ unterwegs sind. Mit einer großen Reisenduro sind diese Straßen bei über dreißig Grad das reinste Fatburn-Workout. Anschieben müssen sie dann aber auch noch. Stehenbleiben auf Sand ist einfach nicht gut. Ist wie Skifahren im Tiefschnee, wenn es nicht runter geht…

Reserva Natural Complejo Volcánico Telica Rota

Nach einer Stunde erreichen wir schwitzend Cristo Rey. Seit einer ganzen Weile begegnen uns nur noch Menschen entweder zu Fuß oder zu Pferd. Es leuchtet uns absolut ein, dass kein Fahrzeug der Welt an die Agilität der zahmen Vierbeiner herankommt, die trittsicher Wasserkanister, Maissäcke und alles mögliche andere durch die Wildnis tragen.

Hier in Cristo Rey geht es rechts ab in den Vulkan Park. Es gibt sogar ein offizielles Schild vom Tourismusverein. Wahrscheinlich, damit die verrückten Reisenden wenigstens nur auf dieser Strecke stecken bleiben und nicht die anderen Pfade mit liegengebliebenen Fahrzeugen verstopfen. Ab hier geht es richtig ans Eingemachte. War die Fahrt bis hierher einfach nur anstrengend, geht es ab jetzt auch richtig technisch zur Sache. Die neuen Etappengegner heißen Steigung (wir wollen ja auf den Vulkan RAUF) und Lavabrocken. Ich muss jetzt im Stehen fahren, anders komme ich nicht durch den Parkour gezirkelt. Definitiv eine Strecke für ausgewachsene Geländefahrzeuge – oder Pferde. Ein Glück durften wir vor ein paar Monaten mit dem Motocross-Champion Nicolás España in Mexiko auf seiner Hausstrecke trainieren. Die gelernten Skills sind hier Gold wert.

Der Anstieg zieht sich schier endlos. Auch wenn die ganze Offroad-Etappe nur knapp zwanzig Kilometer bis zum Basiscamp ist, sind wir schon zwei Stunden unterwegs. Immer wieder setzen wir knirschend mit dem Unterfahrschutz auf. Wenn Suzuki doch endlich mal den Auspuff verlegen würde. Aber auch in der vierten V-Strom-Generation verläuft das Geröhre unter dem Motor lang und kostet mindestens fünf Zentimeter Geländetauglichkeit.

Langsam aber sicher verlassen mich Konzentration und Kraft. In einem schwierigen Hang stürzen wir erneut, weil mir die Traktion am Hinterrad auf losem Geröll verloren geht. Unser Schwung reicht nicht, um über den rutschigen Bereich hinwegzukommen und gehalten kriege ich die V-Strom auf dem unebenen Untergrund auch nicht mehr. Wieder nichts passiert, aber es ist so steil hier, dass wir das Motorrad zu zweit ohne Weiteres nicht mehr gegen den Hang aufrichten können. Fluchend müssen wir das Gepäck abladen, dann geht es. Felicitas gibt Anschiebehilfe und ich fahre den restlichen Hang mit keilendem Heck alleine nach oben. Jetzt ist definitiv Zeit für eine Pause – es gibt Wasser und Kuchen von einem französischen Bäcker aus Léon.

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In einer steilen Passage stürzen wir erneut als das Hinterrad auf losem Untergrund wegrutscht.

Etappe zum Parkplatz

Wieder bei Kräften satteln wir auf und gehen das letzte Stück bis zum „Parkplatz“ an. Man kann sich kaum vorstellen, dass am Ende dieser „Straße“ ein „Parkplatz“ sein soll, doch so ist es. Der örtliche Tourismusverein steht offenbar im engen internationalen Austausch und hat aus sicherer Quelle in Erfahrung gebracht, dass ein Tourist der nördlichen Hemisphäre einen Parkplatz vor einer Sehenswürdigkeit erwartet. Zehn mal zehn Meter sind von Lavabrocken freigeräumt, es gibt ein Plumpsklo und einen einheimischen Ranger, der im Schatten eines Wellblechunterstands sitzt. Sein Pferd knabbert in der Mittagsglut an der spärlichen Vegetation. Wir stellen das Motorrad ab und reißen uns die durchgeschwitzte Schutzkleidung vom Laib.

Und dann stehen wir vor ihm: Vulkan Telica! Seine gedrungene Erscheinung sieht von hier aus wie ein intergalaktischer Maulwurfshügel. An seiner Aktivität besteht offensichtlich kein Zweifel. Aus dem Sand quellen schweflige Dämpfe wie aus einem Druckkessel. Der Geruch lässt allerdings an den Absichten des Kochs zweifeln. Wenn dieses Gericht mal serviert wird, wird heiß gegessen. Wir setzen uns in den Schatten eines Baumes und begutachten aus sicherer Entfernung das Naturschauspiel. Viel Zeit zum Staunen haben wir allerdings nicht, denn gleich rollen schon die Touri-Jeeps an. Wir müssen noch ein Stückchen weiter zum Grundstück eines Vulkanforschers, wo wir unser Nachtlager aufschlagen werden.

Letzte Auffahrt

Ab jetzt fahre ich alleine, Felicitas läuft das letzte Stück. Technisch sauber fahre ich nicht mehr, dafür ist meine Konzentration zu erschöpft. Mit Körperkraft wuchte ich die V-Strom durch die Kurven und die Hänge hinauf. Wieder stürze ich in einem steilen und gerölligen Abschnitt. In mir existiert nur noch ein einziger Gedanke – irgendwie ankommen, ich schaffe das. Ich bin der erste V-Strom-Fahrer, der den Telica bezwingt (unrecherchierte Behauptung, freue mich auf Zuschriften). In mir werden ungeahnte Kräfte frei. Alleine stemme ich mein vollbepacktes Motorrad wieder in die Senkrechte – und fluche. Beim Sturz ist meine Maschine ein Stück den Hang hinabgerutscht. Dabei ist meine rechte Fußraste abgebrochen. Scheiße! Egal, muss ich halt sitzend und einbeinig bis zum Basislager kommen. Fußbremse geht noch. So fräse ich mich mit heulendem Motor, glühender Kupplung, rutschendem Vorderreifen und durchdrehendem Hinterrad den letzten Kilometer zum Ziel – geschafft!

Felicitas kommt fast zeitgleich mit mir an. Der Vulkanforscher empfängt uns zwischen seinen Hühnern und Hunden und zeigt uns, wo wir übernachten können. Alles sicher heute, die gemessenen Temperaturen liegen absolut im Normbereich. Jetzt heißt es erstmal: Raus aus der Mopedmontur, rein in die Wanderschuhe und auf zum Gipfel! In einer Stunde geht die Sonne unter.

Sonnenuntergang auf dem Vulcan Telica

Zum Glück ist der Trail im Vergleich zur zwölfstündigen Besteigung von San Cristóbal ein Spaziergang. Und dann stehen wir auf dem Kraterrand und spähen in die Tiefe. Ein steifer Wind pfeift uns um die Ohren, die Gase brennen in den Lungen. Lava gibt es heute wohl nicht zu sehen, dafür sind die Schwaden zu dicht. Aber schon ein irres Gefühl, so unmittelbar auf einem aktiven Vulkan zu stehen. Der Sand ist ganz warm und in der Tiefe gibt es absonderliche Geräusche. Hustend treten wir zurück und wandern noch ein Stück um den Schlund herum, um den Sonnenuntergang und San Cristóbal zu bestaunen. Die Backpacker-Flotte ist auch eingelaufen und hat sich mit Selfi-Sticks bewaffnet am Westhang aufgereiht. Der Wind ist so stark, dass man kaum stehen kann und peitscht Vulkansand in unsere Augen. Eine Bö erfasst meine Kamera und sie stürzt samt Tripod auf die Felsen. Glück im Unglück hatte ich einen Filter auf dem Objektiv – der ist allerdings komplett hinüber. Aber wenigstens ist der Kamera nix passiert.

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Von Telica aus hat man eine epische Aussicht im Sonnenuntergang auf San Cristóbal.

Erschöpft treten wir den Rückweg zum Basecamp an. Uns steht eine kurze Nacht bevor, morgen früh wollen wir um vier noch einmal zum Kraterrand klettern, in der Hoffnung, in der mondlosen Finsternis der Nacht einen Blick auf die rote Glut erhaschen zu können. Um die abgebrochene Fußraste zu reparieren bin ich heute zu müde. Aber ich bin zuversichtlich, dass mir nach einer Mütze Schlaf schon etwas einfallen wird. Ich arbeite schließlich in der Vorentwicklung, da gibt es immer eine Lösung. Felicitas kocht ein deliziöses Abendessen auf unserem Campingkocher. Dann fallen wir in unsere Schlafsäcke.

Telica im Sternenlicht

Um 3:45 Uhr klingelt der Wecker. Was für eine Uhrzeit. Kommt uns nach dem Start um 2:45 Uhr zum San Cristóbal vor ein paar Tagen aber richtig erholsam vor. Eine sternenklare Nacht erwartet uns. Der Wind hat sich etwas gelegt und wir stapfen zum zweiten Mal den Pfad zum Kraterrand empor. Gestern haben wir uns alles genau eingeprägt, damit wir uns in der Finsternis nicht verlaufen. Telica schmaucht unverändert vor sich hin – und wieder können wir in der Tiefe nichts erkennen. Ich stelle die Kamera auf den Tripod und mache eine Langzeitbelichtung. Wenn dort unten irgendetwas glüht, wird die Kamera es aufnehmen. Und siehe da: Nur weil man etwas mit bloßem Auge nicht sieht heißt es nicht, dass es nicht existiert! Dieses Foto war die Strapazen wert und wird uns immer an ein hartes Abenteuer erinnern.

Krater, Lava, Nacht, Nicaragua, Starlight, Vulkan Telica_DSCF9134_1180.jpg

Telicas Lava im Sternenlicht

Der Sonnenaufgang ist dagegen schon eher Kür. Ungeduldig scharre ich mit den Füßen. Ich habe ausgeknobelt, wie ich meine Fußraste reparieren kann. Zum Glück haben wir bei der Gepäckauswahl nicht auf Werkzeug und Bastelkram verzichtet. Eine Stunde später ist mit Gefeile, Geschraube und dank der Kraft von Knetmetall – extra stark (lieber unbekannter Erfinder, ich preise dich) die Fußauflage wieder hergestellt.

Die Abfahrt hat sie tatsächlich auch gehalten. Mal sehen, wie viele Länder sie noch übersteht…

Andreas

GPS Track – How to drive Volcano Telica on a Motorcycle

[googlemaps https://www.google.com/maps/d/u/0/embed?mid=11OaOI8w-WEybSvS0Qea2CpuKYfRTnlsD&w=640&h=480]


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Off-road-Training beim Motocross Champion Nicolás España

Wer mit seinem Motorrad unterwegs ist, ist gut beraten mit seiner Maschine ein Fahrtraining zu absolvieren, verschiedene Fahruntergründe kennen zu lernen und sich überhaupt auf alles einzustellen, was einem so  unterwegs begegnen kann. Verlängert ganz pragmatisch betrachtet die Lebensdauer.

Fahrsicherheit hatten wir darum schon mit unseren Vorgängermopeds daheim erprobt, Andreas war auch schon außerhalb asphaltierter Wege eine Menge unterwegs, doch der krönende Höhepunkt unser Fahrerentwicklung war dann das Off-road-Training beim Motocross Champion Nicolás España in Rosarito, Mexiko.

Eine Woche daheim beim Meister

In Rosarito sind wir eine Woche zu Gast bei Nicolás España, dem mexikansichen Motocross-Rennfahrer. Seit 20 Jahren ist er schon im Business und bietet außerdem noch Fahrtrainings in allen Gewichtsklassen an. Zu Beginn war uns ehrlich gesagt noch nicht klar, dass unser neuer Host ein Rennstar ist.

Ein paar Wochen zuvor sagt Jorgé, Mechaniker bei Corona Motorsports beim Reifenwechseln in Corona, nämlich nur ganz banal, dass er bei seinem Freund Nicolás in Rosarito mal anfragt, ob wir ihn für ein paar Tage besuchen können. Wir freuen uns über die Anlaufstelle in Mexiko und dass uns ein Einheimischer mit dem Land vertraut macht, das wir jetzt bereisen wollen. Diese Erfahrung haben wir bereits in den USA gemacht.

Dann staunen wir nicht schlecht, wo wir eingelandet sind. Es winkt uns eine abwechslungsreiche Zeit, denn Nicolás und dessen Sohn Nicolás Junior üben mit uns die ersten spanischen Wörter und stimmen uns kulinarisch auf Mexiko ein. Ein wahres Highlight, denn Nicolás Junior möchte Koch werden. Nicolás Senior zeigt uns nebenbei noch schöne Ecken in der Umgebung, gibt uns Reiseempfehlungen für Baja.

Tja, und dann kommen wir ans Eingemachte:

Off-road Training mit den V-Stroms beim Motocross Champion höchst selbst

Nicolás steht direkt in der Nachbarschaft ein Motocross-Parcours zur Verfügung. Also ab auf den Acker und losgefahren. Was bei Nicolas verblüffend einfach aussieht, will einstudiert werden, damit es im Gefühl ist, wie er sagt, und man nicht beim Fahren nachzudenken braucht.

Zu Beginn erklärt uns Nicolás die Grundlagen des off-road-Fahrens. Erste Lektion also im Stehen auf festem Dreck fahren:

  • Fußballen auf die Rasten
  • Knie an das Motorrad, um mit der Maschine verwurzelt zu sein (Catch your bike!)
  • Gewicht auf den Vorderreifen
  • Arme sind enstpannt und nicht durchgedrückt (gilt immer)
  • Hände greifen von oben locker an die Griffe
  • vor dem Beschleunigen leicht nach vorne beugen, um Geruckel am Gasgriff zu vermeiden
  • Gelenkt wird über Gewichtsverlagerung
  • Blick auf das Ziel gerichtet – keinesfalls vor den Vorderreifen!

Wenn man diese Hinweise beherzigt, funktioniert off-road Fahren schon ganz gut. Also geht es ab zur nächsten Lektion, die da heißt im Stehen Achten fahren und den Radius immer weiter verkleinern bis der Lenker irgendwann voll eingeschlagen ist. Nun werden Blickführung und voller Körpereinsatz noch essentieller, da sich der Körper in die Richtung zu drehen hat, in die man zu fahren gedenkt.

Als auch das hinreichend funktioniert, steht Lektion Nummer drei bevor: Weiche Erdpiste mit Kurven und Hügeln meistern. Nicolás macht es vor – sieht bei ihm natürlich mega einfach aus – Andreas ist mehr damit beschäftigt, das Bild von sich aufrechtzuerhalten, wie er das Hindernis gut bewältigt. Dieses Bild vor Augen zu haben, ist übrigens extrem wichtig, sagt der Profi. Man muss von sich und dem Gelingen überzeugt sein, sonst klappt es nicht. Also auf gar keinen Fall Szenen vom Umfallen, Stürzen und dergleichen visualisieren!

Allein auf der Piste im Nirgendwo

Dass es sich bei unseren Übungen um das Training für einen Ernstfall 1:1 handelt, ahnen wir nicht, doch wir werden ein paar Wochen später bei unserer Reise durch Baja direkt eines Besseren belehrt. Wir sind Nicolás direkt noch dankbarer als zuvor. Wenn ich vom Ernstfall rede, spreche ich jetzt nicht von Gravelroad, sondern von einem Sandberg im Nirgendwo, den es mit voller Montur und Gepäck zu überfahren gilt.

Auf der Suche nach einem schicken Platz zum Zelten, fahren wir also von der ausnahmsweise guten Straße über einen zwanzig Zentimeter hohen Bordstein eine fette Sandrampe ab und steuern auf eine vielverpsrechende Hügellandschaft zu. Da es sich um ausnahmslos super sandigen Untergrund handelt, wird die Fahrt zur Prüfung. Nichteinsehbare Plätze für eine erholsame Nachtruhe gibt es auch nicht. Also bleibt uns nur noch der geordnete Rückzug übrig.

Pech nur, dass die Mopeds zu schwer sind, um geschmeidig die Sandrampe wieder hochzuballern und beschwingt über den Bordstein zurück auf die Straße zu schweben. Der Hinterreifen gräbt sich ein, das Gefährt bleibt erst mal gepflegt stecken und liegt mit dem Unterfahrschutz auf. Um die Dramatik der Situation noch zu erhöhen: Es wird in einer Stunde schon dunkel!

Und nu? Wir finden Betonklötze, die zufälligerweise am Straßenrand herumliegen, und bauen einen schmalen Steg, den es bei der Anfahrt über den Berg auf dem letzten Meter vor dem Bordstein zu treffen gilt. Sobald das Vorderrad es mittels Betonbaustein über das Hindernis geschafft hat, wird der Klotz umdisponiert und vor der Hinterrad gerückt und das Moped mit Anschieben und Gasgeben auf die Straße zurückverfrachtet. Echt schweißtreibend! Mit der zweiten Maschine dann das gleiche Spiel.

Glücklicherweise treffen wir kurz darauf auf einen geschützten, ziemlich geheimen Zeltplatz direkt am Meer. Uff.

Training und Reisefreude mit Nicolás España

Danke, werter Nicolás, für deine Fahrstunden und Gastfreundschaft. Es war der perfekte Start in unsere nächste Reiseetappe! Wir sind froh, dass wir bei dir so viel dazulernen konnten.

Wer jetzt oder schon immer auf den Geschmack eines off-road Trainings  gekommen ist und gerne Nicolás persönlich kennen lernen will, braucht sich nur vertrauensvoll an ihn zu wenden. Er bietet Kurse und Coachings in Mexiko und Californien an, ob off-road oder auf Asphalt, es geht um Fahrskills und -sicherheit.

Sein Angebot gilt übrigens auch als Reiseführer mit dem Motorrad durch Mexiko. Und das Gute ist, Nicolas spricht nebst natürlich Spanisch auch Englisch. Doch seht selbst.

Viele Grüße von Felicitas


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Continental sponsert uns weiter mit TKC70 Enduroreifen

Nach nun fast 18.000 km sehen unsere TKC70 Dualsport Reifen doch recht mitgenommen aus. Der Hinterreifen hat im Mittenbereich kaum noch Profil und der Vorderreifen hat einen starken Sägezahn. Zeit für neue Sohlen!

Der TKC70 glänzt auf unserer Weltreise mit hoher Laufleistung

Im Vergleich zu anderen Reifentests (Laufleistung teilweise nur 10.000 km Quelle) haben die Gummis bei uns mit Abstand am längsten gehalten. Woran das genau liegt, ist spekulativ.

Sicherlich fahren wir auf einer Weltreise keine sportliche Linie, aber das tun andere Weltreisende wahrscheinlich auch nicht.

Die im Vergleich zu anderen Reiseenduros á la Honda Transalp oder Yamaha XT660 relativ breiten Reifen der V-Strom könnten sich positiv auswirken, weil einfach mehr Material vorhanden ist.

Außerdem reisen wir relativ leicht, weil wir nur das nötigste Werkzeug und an Ersatzteilen lediglich Zündkerzen und Bastelkram dabei haben. Auf ein Topcase haben wir von vornherein verzichtet.

Reifenluftdruck anheben

Als die Reifen bei Reisebeginn in sommerlicher Hitze auf Asphalt nur so dahinschmolzen, haben wir uns sehr schnell von dem vorgeschrieben Reifenluftdruck von 2,25 bar vorne und 2,8 bar hinten verabschiedet.

Für uns hat sich 2,8 bar vorne und 3,2 bar hinten für Temperaturen über 25 °C bewährt. Damit ist der Luftdruck allerdings höher als die maximale Hersteller-Vorgabe von 2,9 bar und daher ohne Gewähr.

Vollbeladen fährt die V-Strom mit diesem hohen Druck auf dem Highway noch ohne Pendelneigung. Die Reifen walken weniger, werden nicht mehr so heiß und verschleißen nicht mehr so schnell.

Continental sponsort uns  für Südamerika

Wir haben im Weltreisealltag durchweg gute Erfahrungen mit dem TKC70 gemacht. Egal ob Autobahn, Geröllpiste, Sonnenschein, Regen und Schnee, dieser Korbacher ist in allen Lebenslagen ein treuer Begleiter.


Um so mehr freuen wir uns, dass sich Continental bereit erklärt hat, weiterhin unser Sponsor ist. Wir fühlen uns sehr geehrt, weil es nicht selbstverständlich ist, eine komplette Reise mit Reifen ausgestattet zu werden.

Unser besonderer Dank gilt Christina Kurlbaum aus Korbach und ihrem internationalen Team, die uns die Reifen um die halbe Welt organisiert haben. Vielen herzlichen Dank!

Reifenwechsel bei Corona Motorsports


Corona Motorsports, California, hat uns die Reifen kostenlos aufgezogen, uns neue Hinterrad-Bremsbeläge spendiert und die Töffs auf Hochglanz poliert. Neben dem super netten Empfang und der Rundumversorgung durch das Team hat uns der mexikanische Mechaniker Jorge auch noch unseren ersten Kontakt in Mexiko klargemacht. Nächste Woche können wir seinen Freund Nicolas in Rosarito besuchen.

Central America, wir kommen!

Andreas


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TKC70 erster Eindruck nach 2000 km on the road

Für unsere Reise hat uns Conti mit zwei Sätzen TKC70 Enduroreifen ausgestattet. Es ist zwar schon ein paar Tage her, dass wir die ersten 2000 km bis Quebec vollgemacht haben, um so dringender wird es, endlich über unseren Eindruck dieser Reifen zu schreiben.

Straße

Die TKC70 harmonieren sehr gut mit der V-Strom. Sie liegen neutral in der Kurve und geben ein angenehm sattes Gefühl bei Schräglage, sodass sie schnell Vertrauen aufbauen. Der Geradeauslaufen ist auch bei 130 km/h mit Koffern und Reisegepäck ohne Pendelneigung. Bei 70 km/h ist vom Vorderreifen ein markantes, grobstoliges Laufgeräusch zu vernehmen, das bei höheren Geschwindigkeiten in den übrigen Fahrgeräuschen untergeht. Der Hinterreifen ist mit seiner durchgängigen Profilierung im Mittenbereich unauffällig leise.

Die Regenperformance ist ebenfalls für unsere Zwecke sehr gut. Wir sind bis heute etwa 1000 km bei milden Temperaturen im Dauerregrn gefahren und hatten Mühe, in den ABS Regelbereich zu bremsen.

Wie sich die Reifen im Grenzbereich verhalten, können wir nicht bewerten, da wir mit unseren Reisedampfern doch eher auf der konservativen Linie unterwegs sind.

Off-road

Die TKC70 haben für Enduroreifen relativ wenig Negativ-Profilanteil, vergleicht man sie zum Beispiel mit einem Heidenau Scout. Dafür haben sie eine relativ weiche Gummimischung, die sich auf losem Untergrund mit Steinen und Split verzahnt. Das Ergebnis ist auch ohne große Stollen ein überraschend stabiler Kontakt abseits befestigter Straßen. Wie bei der Regenperformance scheint auch im Off-road-Bereich weniger das Profil als mehr die Gummimischung über die Höhe der Mundwinkel zu entscheiden. Auf Pisten, wo wir in Norwegen mit den Anakee II wie auf Erbsen gefahren sind, brettern wir nun die Landschaft genießend entlang.

Reisetauglichkeit

Neben all den Vorzügen gibt es aber meistens auch eine Kehrseite der Medallie.

Die Vorteile der relativ weichen Gummimischung führen mit Reisegepäck und sommerlich erhitzten Straßen selbst bei einem Luftdruck von 2.9 bar am Hinterreifen zu hohen Walgtemperaturen. Während der Vorderreifen nach 2000 km einen guten Eindruck macht, sieht man dem Hinterreifen trotz durchgehendem Profilsteg die Strapazen schon an.

Auch wird das Fahrgefühl bei großer Hitze etwas teigig.

Fazit

Der TKC70 gefällt uns auf der V-Strom von allen bisher getesteten Reifen durch Handling, Regen- und Off-road-Performance am besten. Wir sind gespannt, wie sich die Reifen weiter schlagen werden. Spaß machen sie auf jeden Fall und ein sicheres Gefühl vermitteln sie auch. Hoffentlich ist der Hinterreifen nicht zu schnell fällig.

Andreas


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Sponsoring: TKC70 von Conti

Auf letztem Meter vor der Abfahrt sind unsere neuen TKC70 Enduroreifen eingetroffen, die uns von Conti für die erste Etappe unsere Weltreise zu Verfügung gestellt werden. Reifendepot Rduch in Jülich Koslar hat sie uns kostenlos aufgezogen, vielen Dank!

Wir werden testen, wie sich der Dualsportreifen aus Korbach auf einer Weltreise schlägt und hier über unsere Erfahrungen berichten.


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