Abgebrochene Fußraste reparieren – Teil 1

Bei der anspruchsvollen off-road Fahrt zum Vulkan Telica bin ich mitten im Nirgendwo mit meiner V-Strom gestürzt. Unglücklicher Weise in einem unwegsamen Hang, sodass die umgekippte Maschine ein Stück rückwärts wieder runter gerutscht ist. Dabei ist meine rechte SW-Motech ION Fußraste gebrochen.

In diesem Tutorial beschreibe ich kurz, wie ich die Fußraste in der Pampa mit Bordmitteln repariert habe.

Schadensbild

Die SW-Motech Fußrasten sind hochwertig verarbeitet. Das modellspezifische Adapterstück ist aus hochfestem Aluminium CNC gefräst, also kein billiger Druckguss. Trotzdem kann es vorkommen, dass es bricht, z.B. wenn die Maschine rückwärts rutscht und hängen bleibt. In meinem Fall ist der Formschluss zur Fußraste bündig abgebrochen.

abgebrochene Fußraste, DL650, Nicaragua, offroad, SW-Motech, V-Strom, Vulkan Telica_DSCF9069_1180.jpg

Das Gewinde für die Befestigungsschraube ist ausgerissen, aber es sind noch zwei unbenutzte Gewindegänge im Sackloch intakt, siehe Bild. Wenn ich die Befestigungsschraube also ohne Unterlegscheibe verwende, kann ich diese beiden Gewindegänge nutzen.

Den abgebrochenen Vierkant kann ich leider nicht gewinnbringend verwerten, weil ich dann die Fußraste nicht fest an das Adapterstück schrauben kann. Ich werde ihn also weglassen.

Benötigtes Bordwerkzeug

Auf einer großen Reise ist es unbedingt notwendig, fernab von Internet, Amazon und dem Freundlichen die kritischen Funktionen des Motorrads wiederherstellen zu können. Dazu habe ich immer mein persönliches Bordwerkzeug und meine Bastelausrüstung dabei. Um die Fußraste zu reparieren brauchen wir:

  • 13er Maulschlüssel
  • Leatherman
  • Knetmetall

Reparatur der abgebrochenen Fußraste mit Knetmetall

Zum Glück sind die SW-Motech Fußrasten großflächig gestaltet, sodass ich eine Verklebung in Betracht ziehen kann. Die Kontaktflächen zwischen Adapterstück und Fußraste sind allerdings durch Streusalz und Schmutz korrodiert. Mit der Feile des Leathermans schmirgele ich die Oxydschicht ab, bis auf beiden Flächen glänzendes Aluminium zu sehen ist. Merke: Nach Möglichkeit nie korrodierte Flächen verkleben, die Hafteigenschaften leiden deutlich!

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Mit der Feile des Leathermans wird die Klebefläche von Korrosion, Schmutz und Graten befreit, bis sich Adapterstück und Fußraste ohne Verkanten zusammenfügen lassen.

Abschließend prüfe ich noch einmal die geplante Montage: Fußraste und Adapterstück passen jetzt flächig und ohne zu verkanten aufeinander. Die Befestigungsschraube lässt sich ohne den abgebrochenen Formschluss und ohne Unterlegscheibe zwei Gewindegänge festziehen und gewährleistet eine Grundfixierung für die Verklebung. Dann alles wieder auseinanderschrauben, jetzt wird es ernst, alles muss jetzt schnell gehen. Die Verarbeitungszeit von Knetmetall beträgt lediglich ca. vier Minuten inklusive Knetzeit!

Mit der Klinge des Leathermans schneide ich ca. 2 cm Knetmetall ab und knete es mit den Fingern, bis sich die beiden Komponenten zu einer gleichmäßigen grauen Masse vermischt haben. Dann drücke ich es auf die Klebfläche des Adapterstücks zu einem ca. 2 mm dicken „Kaugummi“.

Achtung: Keinen Kleber in das Gewindeloch drücken um die Schraube zu fixieren! Habe ich wohlmeinend probiert, die Schraube packt dann aber nicht, weil Knetmetall zu viskos ist. Dadurch habe ich wichtige Montagezeit verloren.

Dann die Fußraste andrücken und die Schraube gefühlvoll anziehen. Sie greift jetzt nur auf etwa einem Gewindegang!

Den überquellenden Kleber zu einer großzügigen Kehlnat drücken. Leider habe ich zu viel Zeit mit dem Kleber im Gewinde verloren, sodass meine Kehlnaht schon hart wurde, als ich sie festdrücken wollte. Schön ist anders, aber sie macht trotzdem einen robusten Eindruck.

Jetzt alles noch mindestens eine Stunde im Sonnenlicht aushärten lassen. Ich habe außerdem noch das erste Stück meinen rechten Fuß auf den Sturzbügel gestellt, um die Klebung nicht zu früh zu belasten.

Am nächsten Tag ist alles komplett ausgehärtet und kann wieder normal belastet werden. Ob sich diese Reparatur als Dauerlösung bewährt, werde ich später dazuschreiben.

Eventuelle Alternative: die Beifahrerfußraste

Meine erste Idee war es, die Beifahrerfußraste nach vorne zu montieren. Leider hat sie bei der V-Strom aber andere Maße. Sie ist schmaler und hat auch einen anderen Gelenkdurchmesser. Eventuell ist das aber bei deinem Motorrad eine Lösungsmöglichkeit, die es auf jeden Fall zu prüfen lohnt!

Tipp: Zelt Footprint als Arbeitsfläche

Und abschließend noch ein Schraubertipp nicht nur für die Wildnis: Bereits bei den Arbeiten zu Hause im Hof und der Garage ist mir schon so manches Kleinteil auf dem unübersichtlichen Steinuntergrund abhanden gekommen. Zuletzt ist mir bei der Reparatur von Felicitas‘ Starterschalter in Sedona, Arizona, die Schalterfeder unwiederbringlich weggeflogen.

Auf der Weltreise lege ich seitdem daher immer unser weißes Footprint vom Zelt unter die Maschine. Was auch immer runterfällt verschwindet so nicht im Sand sondern lässt sich leicht wiederfinden.

Herzliche Schraubergrüße,

Andreas


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0 Gedanken zu „Abgebrochene Fußraste reparieren – Teil 1

  1. Christian sagt:

    Hallo Andreas,
    ich verwende auch immer wieder Knetmetall, aber an der Fussraste wäre mir das zu gefährlich.
    Wenn du in der Raste stehst und die Verklebung bricht kann das böse ins Auge gehen.
    Ich würde das Loch aufbohren und eine Senkkopfschrsube verkehrt herum einreden und mit einer Mutter fixieren.

    Allzeit gute Fahrt – Eier Blog ist Spitze!

    • Weltenstromer sagt:

      Hallo Christian,

      Danke für deine Rückmeldung! Die Idee hatte ich auch schon und steht auf der Todo-Liste für die nächste Werkstatt. In dem Artikel wollte ich vielmehr den Improvisationsalltag einer Weltreise skizzieren. Als ich mich für die Tour vorbereitet habe, habe ich nicht viele Berichte über das Reparieren auf Weltreisen gefunden. Wenn auf einer Website überhaupt irgendwas zu Ersatzteilen und Werkzeug zu lesen war, handelte es sich meistens eher um die „Vollausstattung“, von der ich persönlich nicht viel halte und viel zu schwer finde. Aber das ist auf jeden Fall Geschmackssache und hängt auch stark von der Reiseroute ab. Mein Fokus liegt ganz klar auf mit-so-wenig-wie-möglich-so-viel-wie-möglich-reparieren. Und dazu soll der Artikel inspirieren und motivieren! Wie du schon geschrieben hast, wenn dann geeignetes Werkzeug zu Verfügung steht, soll man es auch nutzen!

      Herzliche Grüße, Andreas

      >

  2. meintoefftoeffumerle sagt:

    Männer, fällt mir dabei ein. Im positiven Sinn. Warum abschleppen, wenn man kreativ denken und handeln kann.Tipps kann man immer gebrauchen. In diesem Fall rede ich nicht mit.
    Nur an dummen Zwischenfällen, sollte eine Weltreise ( Abenteuerreise) nicht scheitern.
    So ein Zweirad muss schon einiges aushalten.
    Letztendlich ist es die Kalkulation, die sich zu Beginn einer Reise, im Kopf abspielt. Die negativen Möglichkeiten müssen immer wieder bedacht werden. Leider verdrängt man es gern.

    Was ich für mich ganz toll finde ist, obwohl so einige Situationen nicht gerade immer befriedend für Dich sind, Du es wunderbar trägst. So scheint es. Ich folge Dir gern auf Deinem Weg. Es ist ein wunderbares Gefühl eine Weltreise aus dem Sessel zu machen.
    Lass es Dir gut gehen. Erreiche Deine Ziele. Hilde

  3. CodeParc sagt:

    Hallo Weltenstromer,

    daß man im Falle der geschilderten Situation improvisiert liegt sicher in der Natur der Sache, aber die Aussage zur angeblich so „guten“ Verarbeitung der Fußraste halte ich hier mit Verlaub für kompletten Quatsch! Wäre die Fußraste tatsächlich aus hochwertigem Material gefertigt, dann hätte sie so nicht brechen dürfen. Es gibt eben Aluminium und Aluminium, nicht jede Legierung ist gleich gut! Abgesehen davon halte ich die Fußraste auch für statisch falsch konstruiert.

    Über die Sturzursache kann ich zwar nicht urteilen, ich war schließlich nicht dabei, aber wer sich in so anspruchsvollem Gelände weit abseits jeder Infrastruktur bewegt, der sollte neben dem genannten Werkzeug auch die wichtigsten Verschleißteile mitführen. Nicht umsonst haben fast alle Hersteller die Fußrasten speziell bei Enduros mit einem Klappgelenk versehen, was glauben Sie warum wohl?!! Über Gewicht und Packmaß müssen wir dabei sicher nicht weiter nachdenken. Abgesehen davon halte ich die „Reparatur“ mit Knetmetall und einer abgerissenen Schraube für in jeder Hinsicht suboptimal. Ich bin überzeugt, daß sie aus dieser leidigen Erfahrung heraus inzwischen selbst zu der Erkenntnis gelangt sind, daß es auch anders geht!

    Grüße!

    • Weltenstromer sagt:

      Hallo CodeParc,

      Vielen Dank für dein Interesse an unserer Reparaturanleitung! Die SW-Motech Fußrasten sind aus 7075 Aluminium gefertigt und verfügen über das von dir erwähnte Gelenk. Bei dem Sturz ist meine Maschine leider rückwärts den Hang hinabgerutscht, also in der Richtung, in der das Gelenk nicht nachgeben kann. Die Fußraste ist dann an einem Stein hängen geblieben – und gebrochen.

      Eine Internet-Recherche zu dem Thema zeigt, dass so ein Schaden im Gelände durchaus vorkommen kann, auch mit anderen Marken. Für eine Weltreise würde ich daher beim nächsten Mal auf Stahlfußrasten setzen.

      Viele Grüße aus den Anden, Andreas

      >

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